Die christliche Verantwortung. /
Detlev Löhde, Pfarrdiakon Hannover – Laatzen 00, 2010 – 12‒28
Wie haben wir uns als Christen in der Flüchtlingsfrage zu verhalten? In der persönlichen Begegnung haben wir Flüchtlingen freundlich und hilfsbereit entgegen zu kommen. Die Nächstenliebe dürfen wir nicht nur auf Angehörige unseres Volkes beschränken wollen. Jesus lehrt uns das eindrücklich mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter. Das heißt, der einzelne Christ und die Kirche handelt an Fremden und Flüchtlingen immer nach dem Gebot der Liebe und keiner wird abgewiesen. Materielle geistliche Hilfe mit dem Evangelium ist angesagt. Jede gewalttätige Aggression gegen Flüchtlinge ist zutiefst
unchristlich.
Quelle: Biblisch
Glauben, Denken, Leben
Dieses Gleichnis vom barmherzigen Samariter wird gerade in unserer Zeit, im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise, immer wieder zitiert und – falsch – interpretiert. Gerade rechtgläubige Christen sehen sich mit dieser Art der falschen Interpretation zu Recht überfordert und zweifeln an deren Richtigkeit. Wenn nun diese Zweifel nicht ausgeräumt werden, besteht die begründete Gefahr, dass diese Geschwister nicht nur an der Auslegung dieses Gleichnisses, sondern vielleicht sogar an ihrem Glauben zu zweifeln beginnen.
Daher soll hier der Nachweis erbracht werden, dass diese falsche Art der Auslegung ein alter Trick der katholischen Kirche ist, um die finanziellen Kosten der Missionierung durch Hilfe an die "Armen dieser Welt" dem Kirchenvolk aufzuhalsen. Jenen dieser Armen weltweit (Asien, Afrika,
Südamerika), welche dann aus Dankbarkeit in die katholische Kirche eingetretenen sind, hat man dann in der Vergangenheit durch die Kirchensteuer und andere "Beiträge" – z.B. Verkauf von "Ablasszetteln" zur einstigen Finanzierung des Petersdomes – selbst das Geld abgenommen und damit ein Vermögen von heute rd. 200 Milliarden Euro zusammengerafft. Der Papst ist damit der reichste Mann der Welt geworden.
Beginnen wir also zuerst einmal mit der biblischen Nächstenliebe, welche auch im obigen Kommentar angesprochen und von der katholischen Kirche seit Jahrhunderten den Menschen
im völligen Widerspruch zu den tatsächlichen Aussagen des Herrn eingetrichtert wird.
Die Nächstenliebe.Der die Barmherzigkeit an ihm tat, das ist sein Nächster, den er lieben soll wie sich selbst. Lk 10,25 Und siehe, da stand ein
Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun,
dass ich das ewige Leben ererbe? 10,26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im
Gesetz geschrieben? Was liest du? 10,27 Er antwortete und sprach: «Du
sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele,
von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie
dich selbst» 10,28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht
geantwortet; tu das, so wirst du leben. Ähnlich, wie die falsche Interpretation der "geringsten meiner
Brüder" aus Mt 25,40, ist die völlige
Sinnumkehr des biblischen Begriffes der "Nächstenliebe" durch Kirchen, Prediger und
Hilfsorganisationen, eine der größten Betrügereien, um bei leichtgläubigen Zeitgenossen Mitleid
zu erregen und ohne viel Aufwand Spendengelder zu scheffeln. "Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem,
der unter die Räuber gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an
ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!" Der Samariter ist also der "Nächste" dieses Verletzten. Und deshalb muss auch
dieser Verletzte den Samariter – den Nächsten (Mt 22,39)
– lieben, weil der ihm geholfen und ihn versorgt hat. Daher lautet also das Gebot der
Nächstenliebe: Liebe jene Menschen, welche dir geholfen haben und zeige ihnen ebenso deine
Liebe wie sie dir ihre Liebe gezeigt haben, indem sie dir behilflich waren. Die "Nächstenliebe" ist daher keine Kategorie des Mitleids sondern eine solche der
Dankbarkeit. Das ist es also, was dieses Gleichnis des Herrn Jesus besagt. Und es sagt auch:
wenn jemand persönlich zu dir kommt oder du ihm persönlich begegnest und er
dich persönlich um deine Hilfe bittet oder du siehst, dass er persönlich
hilfsbedürftig ist, dann sollst du ihm, als rechtgläubiger Christ, persönlich
helfen. Und er sollte dich dann, als rechtgläubiger Christ – nach
Mt 22,39 –,
aus Dankbarkeit persönlich lieben, wie er sich selbst liebt. Wer das nicht bedenkt, unterstützt Gottlose, Götzendiener, Betrügern und
Verbrecher! Das ist nun etwas ganz Anderes, als diese Spendenaktionen für Flüchtlinge, welche
wir nie kennen lernen und die gar nicht wissen, wer ihnen geholfen hat. Dabei wird das
meiste Geld nicht für die Flüchtlinge, sondern für Gehälter, Logistik und andere
Aufwendungen dieser "Hilfsorganisationen" ausgegeben. |
Das ist also das tatsächliche, richtige Gebot der biblischen Nächstenliebe und nicht das "Spenden für die Armen in der ganzen Welt". Doch diese Fälschung der katholischen Kirche wird auch weiterhin durch alle mögliche NGOs und andere "Hilfsorganisationen" verbreitet werden. Zum einen, weil diese Leute keine Ahnung von der Bibel haben und andererseits es noch nie so leicht war, mit ein paar "mahnenden Worten" massenweise Geld zu kassieren.
Und wie wir im eingangs zitierten Beitrag von Pfarrdiakon Detlef Löhde sehen, werden diese "mahnenden Worte"
nicht nur vom Klerus der katholischen Kirche ausgesprochen. Doch gemeint sind damit immer die anderen. Die katholische Kirche selbst achtet wohl darauf, dass ihre Katholiken die Kirchensteuer pünktlich einzahlen, beim selbst-Spenden sieht sie sich eher nicht in der Pflicht.
Und das, obwohl allein die katholische Kirche in Deutschland ein Vermögen von 270 Milliarden(!) Euro besitzt (Der geheime Milliardenschatz des Klerus). Da könnte man diesen Pfarrdiakon und alle seine Berufskollegen, welche europaweit den Zeigefinger erheben und die Hilfe der Bevölkerung für die Flüchtlinge einmahnen, doch einmal fragen, warum die katholische Kirche
im ökumenischen Gleichklang nicht selbst zumindest eine einzige ihrer 270 Milliarden Euro für die Flüchtlinge spendet?
Übrigens stammt dieser Beitrag des Pfarrdiakons von der Website "Bibelbund e.V.", der von seinen Mitgliedern u.a. folgendes Bekenntnis veröffentlicht:
"Sie halten an der völligen Zuverlässigkeit und sachlichen Richtigkeit aller biblischen Aussagen – auch in geschichtlicher und naturkundlicher Hinsicht – sowie ihrer uneingeschränkten Geltung in ihrem heilsgeschichtlichen Zusammenhang fest."
ja, da sollte man doch meinen, dass sich diese Leute die Bibel durchgelesen haben und die richtige Bedeutung der Nächstenliebe kennen. Doch dass diese Annahme leider nicht richtig ist, zeigt auch eine weitere Aussage auf dieser Website. Dort wird der zweite Brief des
Apostels Paulus an Timotheus zitiert:
"Die ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt. Ihr Nutzen ist entsprechend: Sie lehrt uns, die Wahrheit zu erkennen, überführt uns von Sünde, bringt uns auf den richtigen Weg und erzieht uns zu einem Leben wie es Gott gefällt. Mit der Schrift ist der Mensch, der Gott gehört und ihm dient, allen seinen Aufgaben gewachsen und zu jedem guten Werk gerüstet." 2Tim 3,16-17(NEÜ)
Dies ist die "Neue evangelistische Übersetzung (NEÜ)" der Bibel, welche den selben Übersetzungsfehler enthält, wie manche alten Übersetzungen. Und zwar geht es hier ausschließlich um den ersten Satz: "Die
ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt." Um den Hintergrund besser zu verstehen, hier einmal dieser Text in der Lutherübersetzung:
Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
2Tim 3,16 Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 3,17 dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. 2Tim 3,16-17;
(Luther 2017)
Abgesehen von den völlig überflüssigen Texteinschüben in dieser "Neuen evangelischen Übersetzung" (z.B. "Ihr Nutzen ist entsprechend" anstatt, wie es im griechischen Originaltext einfach heißt: "nützlich") sehen wir auch gleich in den ersten Worten einen Unterschied: Die NEÜ schreibt "ganze Schrift", während Luther "alle Schrift" übersetzt. Dies ist zwar nur ein Wort, doch in der Auswirkung kommen dann leider solche "Bekenntnisse" zustande, welche die Bibel in ihrer Gesamtheit als "unfehlbar" bezeichnen.
Wenn wir uns nun den griechischen Originaltext ansehen, haben wir dort den folgenden Text:
pasa grafh deopneustoz kai vyelimoz proz didaskalian – (griechischer Originaltext des Neuen Testamentes – Nestle-Aland)
Jedes von Gott eingegebene Schriftwerk ist auch nützlich zur Lehre.
2Tim 3,16 Jedes von Gott eingegebene (theopneustos)
Schriftwerk (graphe) ist auch nützlich (ophelimos) zur Lehre, zur Überführung, zur Besserung, zu der Erziehung in Gerechtigkeit 3,17 damit voll ausgebildet sei der Mensch‒Gottes, zu jedem guten Werk ausgerüstet. 2Tim 3,16-17;
Zu dieser falschen Übersetzung: "ganze Schrift" anstatt "jede Schrift/jedes Schriftwerk", gesellt sich – wie könnte es anders sein – auch noch eine falsche Exegese. Man interpretiert diese Aussage so, dass Paulus hier von der ganzen Bibel spricht und man verkündet, dass die ganze Bibel – Wort für Wort – vom Heiligen Geist inspiriert sei. Doch dem aufmerksamen Leser wird bereits aufgefallen sein, dass hier gar nichts von der "Bibel" steht. Paulus spricht hier von einer Schrift/einem Schriftwerk (griechisch: graphe). Und zwar, wie Nestle‒Aland den griechischen Text korrekt formuliert: "Jede von Gottes Geist eingegebene Schrift" oder eben "jedes Schriftwerk von Gottes Geist eingegeben, ist auch nützlich
zur Lehre (…)" .
Es geht hier also nicht ausschließlich um die Bibel und schon gar nicht um jedes Wort in der Bibel, ondernnum jedesum jedes Schriftwerk, dessen Autor der Geist Gottes inspiriert hat, seine Gedanken niederzuschreiben. Das
griechische Wort, welches Paulus hier benutzt, nämlich "graphe", meint im Deutschen eben "Schrift" oder "Abhandlung" und ist somit keinesfalls ausschließlich auf die Aussagen der Bibel bezogen.
Wir müssen also davon ausgehen, dass einerseits nicht jedes Wort in der Bibel auch Gottes Wort ist – z.B. die Begrüßungs‒ und Abschlusspassagen in den Briefen des NT – und es andererseits auch Schriftwerke außerhalb der Bibel geben kann, welche der Geist Gottes dem Autor eingegeben hat. Und hier erkennen wir auch einen der Gründe, warum man sich – trotz offensichtlich gegenteiliger Beweise – so auf eine Interpretation dieses Paulustextes auf die "ganze Bibel" kapriziert hat.
Mit dieser falschen Interpretation sind deren Vertreter in der Exegese "fein aus
dem Schneider": sie müssen nicht mehr prüfen, forschen, studieren und vor allem
denken, sondern sie behaupten ganz einfach, dass jedes Wort der Bibel vom Geist
Gottes inspiriert ist. Und wer das bezweifelt, wird unter Berufung auf den
obigen Bibeltext – 2Tim 3,16 – mit jenem Argument abgeschmettert, welches auch
ein Kommentator bei Immanuel.at in seinem Mail zitiert hat:
"Ich habe schon mit vielen "Christen" über die Unfehlbarkeit der
Bibel diskutiert, aber stets kommen nur dieselben klischeehaften Argumente, zum Beispiel
die berühmte Kreislogik: ‘Die Bibel ist das Wort Gottes, weil sie sagt, daß sie das Wort
Gottes ist. Und da sie ja das Wort Gottes ist, kann sie ja nicht falsch liegen.’"
Die Bibel und auch andere Schriftwerke können wohl das Wort Gottes enthalten, sind aber nicht zwangsläufig in ihrer Gesamtheit vom Heiligen Geist inspiriert. Das haben sich nur bequeme Theologen, Ausleger und Prediger so zurechtgelegt, damit sie Kritiker mundtot machen können ohne viel argumentieren zu müssen. Damit ersparen sie sich selbst das aufwendige Denken, Studieren und Nachforschen in der Bibel. Leider denken heutzutage alle möglichen und unmöglichen Leute ohne tiefere Bibelkenntnis in ihren Reden und Predigten die Bibel auslegen zu müssen. Wer da nicht den Geist prüft, der hinter solchen Aussagen steht, läuft auch hier Gefahr, skrupellosen Betrügern auf den Leim zu gehen.
(Siehe auch Diskurs 99: "Wer sind "die geringsten meiner Brüder" in Mt 25,40?")
(Siehe auch Diskurs 1013: "Die "Israelbewegung" in den christlichen Gemeinden.")
Die Frage schließlich, wie man denn nun wissen könnte, was in der Bibel Wort Gottes und was nicht Wort Gottes ist, ist relativ leicht zu beantworten. Jeder rechtgläubige Christ, der sich für die Bibel aufrichtig interessiert, den Aufwand nicht scheut und den offenen Fragen mit Ernst und Eifer nachgeht, kann damit rechnen, dass der Heilige Geist auch ihn – ähnlich wie es oben Paulus in 2Tim 3,16 für die Autoren dieser Schriften bezeugt – unterstützt (Lk 11,13) und durch Hinweise auf andere Bibelstellen zum selben Thema zeigt, wie diese Aussagen zu verstehen sind und ob sie themenrelevant sind oder nicht. Nach dem alten Prinzip: "Die Schrift legt sich selbst aus" bekommt man so entweder Schriftbeweise für die Richtigkeit einer Interpretation oder für deren Irrelevanz.
Beispiele dafür, was in der Bibel nicht Wort Gottes ist, sind u.a. Textstellen in den Briefen, in welchen es um Grüße, Mitteilungen, Ermahnungen, Lob, Tadel und andere zwischenmenschliche Informationen geht (z. B. Röm 15,1-33;
1Kor 16,19-24;
2Kor 13,11-13;
Phil 4,21-23;
Kol 4,7-18;
1The 5,23-28;
2Tim 4,9-22; usw., usw.). Hier den Heiligen Geist hinein zu reklamieren, hieße ihn völlig falsch zu beurteilen.