Diskurs 19 – Das Völkergericht: Ein Ereignis vor oder nach dem Millennium?




Das Völkergericht: Ein Ereignis vor oder nach dem Millennium? / Replik Arno Farina 00, 2000-12-02


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(Das Völkergericht: Ein Ereignis vor oder nach dem Millennium? / Replik AF00, 2000-12-02)

Das Völkergericht, das Jesus ankündigt (Matthäusevangelium), setzt m E. überhaupt keine Auferstehung voraus. Wenn Jesus auf die Erde wiederkommt, wird er zwangsläufig die richten müssen, die er auf der Erde antrifft. Diese haben den Tod nie durchlebt. M.E. bezieht sich deswegen das Völkergericht auf die Wiederkunft Jesu vor dem Millennium. Denn es muss ja ein Gericht stattfinden, um zu entscheiden, wer von den (noch) Lebenden ins Millennium darf und wer nicht. Wenn auch die Bösewichter dorthin dürften wäre das den Gerechten gegenüber zutiefst ungerecht. Die sogenannte erste Auferstehung ist unabhängig vom Völkergericht zu sehen. Sie betrifft nur die Gerechten. Alle die an der ersten Auferstehung teilnehmen sind automatisch gerettet. Alle ungerechten Toten müssen bis zur 2. Auferstehung zum Jüngsten Gericht warten. Sie haben keine Chance ins Millennium zu kommen. Allerdings werden die Gerechten der 1. Auferstehung auch gerichtet (das ist der Richterstuhl Christi).

Arno Farina AFarina@t-online.de



Hier einmal jene Schriftstelle aus dem Matthäusevangelium, auf welche sich A. Farina oben bezieht:

Alle Völker werden vor dem Menschensohn versammelt werden.

Mt 25,31 Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, 25,32 und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, 25,33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.

25,34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Mt 25,31-34;


Es tritt hier die seltene Situation ein, dass den meisten der obigen Aussagen – prima vista – eindeutig zuzustimmen ist und dennoch der starke Verdacht aufkeimt, dass eine genauere Analyse doch grundsätzliche Unterschiede in der Auffassung zu Tage bringen wird.

Sehen wir uns das einmal näher an:

"Die sogenannte erste Auferstehung ist unabhängig vom Völkergericht zu sehen."


Keine Frage! Es muss nur geklärt werden, wo man das Völkergericht sieht: vor oder nach dem Millennium.

"Alle die an der ersten Auferstehung teilnehmen sind automatisch gerettet."


So ist es! Es wäre nur zu konkretisieren, wer an dieser Ersten Auferstehung teilnimmt: Nur die Enthaupteten (Märtyrer), wie es Off 20,4 besagt oder die ganze Gemeinde aller Zeiten, wie es manche sehen wollen und wie es in diesem Diskussionsforum schon sehr ausführlich behandelt wurde?

"Alle ungerechten Toten müssen bis zur 2. Auferstehung zum Jüngsten Gericht warten."

(Siehe auch den Diskurs 07: Entrückung und Erste Auferstehung: ein einziges Ereignis?)


Dieser Aussage kann man nur uneingeschränkt zustimmen.

"Allerdings werden die Gerechten der 1. Auferstehung auch gerichtet (das ist der Richterstuhl Christi)."


Auch das ist richtig! (Nur so nebenbei: es gibt nur diesen einen Richtstuhl, das ist der Thron auf dem Christus sitzen und auch beim Letzten Gericht die Menschheit richten wird. Mt 19,28). Doch müsste auch hier für eine eindeutige Beurteilung die Frage geklärt werden, welcher Zusammenhang bzw. Unterschied zu sehen ist zwischen der Ersten Auferstehung der Märtyrer in Off 20,4 und der Auferweckung der Toten in Christo in 1The 4,15-17 und 1Kor 15,50-55.

Beginnen wir also mit der Analyse jener Aussage, welche am ehesten die unterschiedlichen Sichtweisen zu Tage fördern könnte:

"Wenn Jesus auf die Erde wiederkommt, wird er zwangsläufig die richten müssen, die er auf der Erde antrifft. Diese haben den Tod nie durchlebt.


Auch dem letzten Satz hier muss man zustimmen! Jene die bei der Wiederkunft des Herrn vor dem Millennium auf der Erde leben, haben tatsächlich den Tod nie durchlebt – sie sind ja nicht gestorben. Und genau dieser Umstand ist auch gleichzeitig das erste Argument gegen ein Gericht an lebenden Völkern.

Es ist den Menschen bestimmt einmal zu sterben, danach aber das Gericht.

Hbr 9,27 Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht: 9,28 so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil. Hbr 9,27-28;


Im Hebräerbrief 9,27 erfahren wir, dass der Mensch einmal sterben muss, danach aber das Gericht kommt. Es wird also hier sichtlich ausgeschlossen, dass der Mensch – und somit auch der Ungerechte – zu Lebzeiten in dieses Gericht kommen könnte.

Aber die eingangs zitierte Matthäusstelle spricht ja nicht nur von den Ungerechten, also von den "Böcken", sondern auch von den "Schafen", den Gerechten, die bei diesem Anlass gerichtet werden. Und hier sagt uns der nächste Vers, oben in Hbr 9,28, dass Christus zum zweiten Mal – also bei seiner Wiederkunft – nicht der Sünde wegen (Kreuzesopfer) erscheinen wird, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil.

Das heißt doch, dass es beim zweiten Kommen des Herrn kein Gericht über "Sünde", also Ungerechte, sondern nur eines für die Gerechten geben wird. Und das ist das "Lohngericht" für die toten Märtyrer aus der Auferweckung und Entrückung und nicht das "Völkergericht" an allen lebenden Menschen.

Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben.

1Kor 15,50 Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. 1Kor 15,50;


Auch in seinem ersten Brief an die Korinther argumentiert Paulus, dass Fleisch und Blut – also lebende Menschen – das Reich Gottes nicht erben können. Das "Reich Gottes" ist das ewige Leben. In dieses ewige Leben kann der Mensch nur kommen, wenn er vorher durch das Gericht gegangen ist.

Und in das Gericht kommt er nur – wie wir oben gesehen haben – wenn er gestorben (und wieder auferstanden) ist. Nach der Theorie eines "Völkergerichts" wären aber die Menschen, welche hier gerichtet werden, lebende Menschen und keine Toten! Daher kann sich der von A. Farina zitierte Text – u. a. Mt 25,46: "Und sie werden hingehen … die Gerechten in das ewige Leben" – nicht auf ein Völkergericht an lebenden Menschen, sondern muss sich auf das Endgericht, das Weltgericht am Letzten Tag beziehen. Daher auch hier: kein Gericht an lebenden Menschen oder Völkern.

Die nächste Aussage des Autors bringt nun ganz konkret die Meinung zum Ausdruck, dass bei der Wiederkunft des Herrn, unmittelbar vor dem Millennium, die lebenden Völker – Gerechte und Ungerechte – gerichtet werden.

"M.E. bezieht sich deswegen das Völkergericht auf die Wiederkunft Jesu vor dem Millennium."


Nun ist es ja so, dass die Vertreter eines "Völkergerichtes" das Endgericht keinesfalls in Frage stellen. Dies können sie auch nicht, denn dieses Weltgericht nach der Allgemeinen Auferstehung am Ende der Tage, ist ganz eindeutig in der Schrift dokumentiert.

Damit haben diese Leute aber ein weiteres Problem. Gäbe es nämlich ein Gericht an den lebenden Völkern vor dem Millennium, dann wären diese ja schon gerichtet und dürften – speziell auch die Ungerechten – nicht mehr vor das Endgericht kommen.

Und das widerspräche nicht nur ganz eindeutig der Aussage von Hbr 9,27, dass es "den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht" – sie würden ja vor ihrem Tod gerichtet werden – , es ergäbe sich auch das Problem zu erklären, was mit jenen Menschen geschieht, welche bis zum Tage vor diesem Gericht an lebenden Völkern gestorben sind.

Sie würden ja an diesem Gericht nicht teilnehmen und unabhängig davon, ob es sich dann dabei um tote Gerechte handelt, welche nicht in das Reich eingehen können, oder um Verfluchte, welche noch nicht ins ewige Feuer müssen: wie sollte das nun erklärt werden und wo wäre da die Gerechtigkeit dieses Gerichts?

Zudem würde jenes Prinzip verletzt, welches sich durch das ganze NT zieht und sinngemäß verheißt, dass jeder Mensch bis zur letzten Sekunde seines Lebens die Möglichkeit hat sich zu Gott zu bekehren. Wie sollte der absolut gerechte Richter beim Weltgericht der Verteidigung jener widersprechen können, die da sagen, sie hätten sich schon noch bekehrt, wenn er sie hätte ihr Leben zu Ende leben lassen.

Doch wie wir hier unten, in Mt 13,25-30 erkennen können, hat der Herr überhaupt nicht die Absicht, die Ungerechten früher als beim Endgericht zu richten.

Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; dann sammelt zuerst das Unkraut.

Mt 13,25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 13,26 Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. 13,27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 13,28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten?

13,29 Er sprach: Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. 13,30 Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune. Mt 13,25-30;


Eben und gerade die Ungerechten sollen nach Mt 13,29 erst bei der "Ernte", also am Ende der Welt gerichtet werden, um allen Menschen bis zum letzten Tag die Möglichkeit zu bieten, die Seiten zu wechseln und vom Unkraut zum Weizen zu "mutieren". Der Herr will also ein früheres Gericht über jene, die sich von ihm abgekehrt haben vermeiden, um damit nicht vielleicht auch jene zu verurteilen, welche sich in der Zwischenzeit möglicherweise noch bekehren werden.

In der Erklärung dieses Gleichnisses durch den Herrn, erkennen wir dann auch diesen Zusammenhang.

Die Engel werden zusammenlesen, die Gesetzloses tun und sie in den Feuerofen werfen.

Mt 13,37 Er aber antwortete und sprach: Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen, 13,38 der Acker aber ist die Welt; der gute Same aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; 13,39 der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel. 13,40 Wie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird, so wird es in der Vollendung des Zeitalters sein. 13,41 Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Ärgernisse zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun; 13,42 und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. 13,43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reich ihres Vaters. Wer Ohren hat, der höre. Mt 13,37-43;


Hier sagt der Herr "aus meinem Reich" und dies meint eindeutig das Friedensreich des Friedefürsten, das Millennium. Das Ende dieses letzten Reiches auf Erden ist zugleich auch das Ende der Welt. Und dies ist der Zeitpunkt der Allgemeinen Auferstehung und des Weltgerichts. Ein "Völkergericht" müsste jedoch vor dem Millennium stattfinden, wo – wie die Vertreter dieser Sicht postulieren – nur die Bösen vor das Gericht kommen.

Dass in diesem Gericht sowohl Gerechte als auch Ungerechte gerichtet werden, dass es also zur gleichen Zeit – und zwar am Ende der Welt – stattfindet, bestätigen uns auch andere Aussagen des Herrn:

Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

Mt 7,19 Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 7,20 Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. 7,21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. 7,22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? 7,23 Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter! Mt 7,19-23;

Die Engel werden hinausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern.

Mt 13,47 Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische von jeder Art zusammenbrachte, 13,48 das sie dann, als es voll war, ans Ufer heraufzogen; und sie setzten sich nieder und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die faulen warfen sie hinaus. 13,49 So wird es auch am Ende der Welt sein: die Engel werden hinausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern 13,50 und sie in den Feuerofen werfen: da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. 13,51 Habt ihr dies alles verstanden? Sie sagen zu ihm: Ja. Mt 13,47-51;


Wenn also die Engel die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern, müssen beide – Gerechte und Böse – gleichzeitig "verfügbar" sein. Dies ist also die Allgemeine Auferstehung am Ende der Welt. Auch die Aussage, dass die Bösen in den Feuerofen geworfen werden, ist ein eindeutiger Hinweis auf das Weltgericht, wie wir dem folgenden Text aus der Offenbarung entnehmen können, welcher ohne Zweifel auf das Ende der Welt und nicht auf die Zeit vor dem Millennium hinweist:

Der Teil der Bösen ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod.

Off 21,8 Aber den Feigen und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Unzüchtigen und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod. Off 21, 8;

Schicke deine scharfe Sichel und lies die Trauben des Weinstocks der Erde! Denn seine Beeren sind reif geworden.

Off 14,14 Und ich sah: und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich einem Menschensohn, der auf seinem Haupt einen goldenen Siegeskranz und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte. 14,15 Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schicke deine Sichel und ernte! Denn die Stunde des Erntens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden. 14,16 Und der auf der Wolke saß, warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde abgeerntet. 14,17 Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel im Himmel hervor, und auch er hatte eine scharfe Sichel. 14,18 Und ein anderer Engel, der Macht über das Feuer hatte, kam aus dem Altar hervor, und er rief dem, der die scharfe Sichel hatte, mit lauter Stimme zu und sprach: Schicke deine scharfe Sichel und lies die Trauben des Weinstocks der Erde! Denn seine Beeren sind reif geworden. 14,19 Und der Engel warf seine Sichel auf die Erde und las den Weinstock der Erde ab und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes. 14,20 Und die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und Blut ging aus der Kelter hervor bis an die Zügel der Pferde, 1600 Stadien weit. (etwa 300 km) Off 14,14-20;

(Siehe auch die Tabelle 13: "Das Gericht über die auferstandenen Völker am Ende der Welt".)


In der Apostelgeschichte haben wir ebenfalls einen Hinweis auf diesen Tag des Gerichts:

Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will.

Apg 17,30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber, gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. 17,31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat. Apg 17,30-31;

(Siehe auch Kapitel 13: "Das Weltgericht".)


Es ist also ein einziger Tag festgesetzt um die ganze Welt zu richten. Und dass dies nicht der Tag eines vermeintlichen "Völkergerichts" vor dem Millennium, sondern jener des Jüngsten (Letzten) Gerichts ist, erkennen wir auch aus den folgenden Aussagen des Herrn:

Wer an den Sohn glaubt, hat des ewige leben und wird auferweckt am Letzten Tag.

Jh 6,38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 6,39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich es auferwecke am Letzten Tage. 6,40 Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tage. Jh 6,38-40;


Wie wir sehen, gibt es nach der Schrift nur einen Gerichtstag für den "Erdkreis", an dem – neben den Gerechten, die in das ewige Leben eingehen – die Ungerechten in das ewige Feuer geworfen werden, und das ist der "Letzte Tag", der Tag des End‒ oder Weltgerichts.

(Siehe auch den Exkurs 04: "Gibt es ein Völkergericht?")


Die letzte Aussage dieses Abschnitts im Kommentar von A. Farina lässt nun ein grundsätzliches Missverständnis über die Gegebenheiten im Millennium erkennen.

"Denn es muss ja ein Gericht stattfinden, um zu entscheiden, wer von den (noch) Lebenden ins Millennium darf und wer nicht. Wenn auch die Bösewichter dorthin dürften wäre das den Gerechten gegenüber zutiefst ungerecht."


Man bekommt hier den Eindruck, dass der Verfasser der Meinung ist, das Millennium sei schon eine Art "Paradies", wo Ungerechte und "Bösewichter" nichts mehr zu suchen hätten. Dass dies nach der Schrift keinesfalls so ist, soll hier anschließend nachgewiesen werden.

Zuerst müssen wir erkennen, dass die in der Schrift immer wieder erwähnten paradiesischen Zustände im Millennium wie

–  Fruchtbarkeit: "zugleich ackern und ernten, zugleich keltern und säen" (Amos 9,13)

–  Lebensalter: "Als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt" (Jes 65,18-20)

–  Friedfertigkeit: "Wolf und Lamm werden zusammen weiden" (Jes 65,25)

–  Ausgießung des Heiligen Geistes: "Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen" (Jes 44,3)

–  Vergebung der Sünden: "Und das Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünden haben" ( Jes 33,24)


nicht für die ganze Welt Geltung haben sondern nur für das Land Israel und seine weitere Umgebung. Drei Beispiele sein hier für viele andere aufgezeigt:

Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen, meinen Segen auf deine Nachkommen.

Jes 44,1 So höre nun, mein Knecht Jakob, und Israel, den ich erwählt habe! 44,2 So spricht der HERR, der dich gemacht und bereitet hat und der dir beisteht von Mutterleibe an: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und du, Jeschurun, den ich erwählt habe!

44,3 Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen, 44,4 dass sie wachsen sollen wie Gras zwischen Wassern, wie die Weiden an den Wasserbächen.

44,5 Dieser wird sagen »Ich bin des HERRN«, und jener wird genannt werden mit dem Namen »Jakob«. Und wieder ein anderer wird in seine Hand schreiben »Dem HERRN eigen« und wird mit dem Namen »Israel« genannt werden. Jes 44,1-5;


Die Ausgießung des Geistes Gottes ist hier eindeutig nur für Israel und nicht für die ganze Welt verheißen. Und auch mit dem "Volk" hier unten, in Jes 33,20-24, ist nicht die ganze Weltbevölkerung, sondern nur das Volk Gottes in Israel gemeint.

Denn das Volk, das in Jerusalem wohnt, wird Vergebung der Sünde haben.

Jes 33,20 Schaue auf Zion, die Stadt unsrer Feiern! Deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sichere Wohnung, ein Zelt, das nicht mehr abgebrochen wird. Seine Pflöcke sollen nie mehr herausgezogen und keines seiner Seile zerrissen werden. 33,21 Denn der HERR wird dort bei uns mächtig sein, und weite Wassergräben wird es geben, auf denen kein Schiff mehr fahren, kein stolzes Schiff mehr dahinziehen kann.

33,22 Denn der HERR ist unser Richter, der HERR ist unser Meister, der HERR ist unser König; der hilft uns! – 33,23 Seine Taue hängen lose, sie halten den Mastbaum nicht fest, und die Segel spannen sich nicht. Dann wird viel Beute ausgeteilt werden, und auch die Lahmen werden plündern.

33,24 Und kein Bewohner wird sagen: »Ich bin schwach«; denn das Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünde haben. Jes 33,20-24;


Die Ausgießung des Geistes Gottes und die Vergebung der Sünden in Israel und für das Volk das darin wohnt, bewirkt aber noch viel mehr. Es ist dies der eigentliche Grund, wieso in dieser Zeit, im Millennium, auf diesem Volk und   n u r   auf diesem Volk – einschließlich der bekehrten Heiden welche nach Israel kommen – ein solcher Segen liegt.

Nicht nur, dass dann das Land "voll der Erkenntnis des Herrn" sein wird, man wird auch nirgends Sünde tun, wie wir hier unten, in Jes 11,1-10 lesen können.

Man wird nirgends Sünde tun, denn das Land wird voll Erkenntnis des HERRN sein.

Jes 11,1 Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. 11,2 Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.

11,3 Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, 11,4 sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.

11,5 Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften. 11,6 Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. 11,7 Kühe und Bären werden zusammen weiden, dass ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh fressen wie die Rinder.

11,8 Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter. 11,9 Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird voll Erkenntnis des HERRN sein, wie Wasser das Meer bedeckt.

11,10 Und es wird geschehen zu der Zeit, dass das Reis aus der Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Heiden fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein. Jes 11,1-10;

(Siehe auch Kapitel 10: "Das Millennium".)


Doch auch viele unter den Heiden werden sich in dieser Zeit zu dem Gott Israels bekehren. Schon bei der Sammlung der Israeliten spielen die Heiden eine "tragende" Rolle:

Die Völker werden Israel nehmen und es an seinen Ort bringen.

Jes 14,1 Denn der HERR wird sich über Jakob erbarmen und Israel noch einmal erwählen und sie in ihr Land setzen. Und Fremdlinge werden sich zu ihnen gesellen und dem Hause Jakob anhangen. 14,2 Und die Völker werden Israel nehmen und an seinen Ort bringen, und dann wird das Haus Israel sie als Knechte und Mägde besitzen im Lande des HERRN. Und sie werden gefangen halten die, von denen sie gefangen waren, und werden herrschen über ihre Bedränger. Jes 14,1-2;

Ihre Söhne kommen von ferne und ihre Töchter werden auf den Armen hergetragen.

Jes 60,4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. Jes 60, 4;

(Siehe auch Kapitel 09: "Die Heimkehr der Übriggebliebenen aus Israel und den Nationen".)


Es werden daher nicht nur Israeliten sein, welche nach Jerusalem strömen. Auch die "Entronnenen der Heiden", jene Menschen aus allen Völkern der Welt, welche die Katastrophen am Tag des Herrn überlebt haben und zum Glauben an den einen und einzigen Gott gekommen sind, wollen in das dann tatsächlich "gelobte Land".

(Siehe auch Kapitel 08: "Die Umgestaltung von Himmel und Erde".)


Und sie sagen: "nur Lüge haben unsere Väter gehabt, nichtige Götter, die uns nicht helfen konnten." Und sie folgen dem Angebot Gottes, der sie auffordert, sich zu versammeln und nach Israel zu kommen und ihnen zuruft: "wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr."

Kommt herzu, ihr entronnenen Heiden, wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr.

Jes 45,20 Versammelt euch und kommt miteinander herzu, ihr Entronnenen der Heiden. Keine Erkenntnis haben, die sich abschleppen mit den Klötzen ihrer Götzen und zu einem Gott flehen, der nicht helfen kann. 45,21 Tut es kund, bringt es vor, beratet miteinander: Wer hat dies hören lassen von alters her und vorzeiten verkündigt? Hab ich es nicht getan, der HERR? Es ist sonst kein Gott außer mir, ein gerechter Gott und Heiland, und es ist keiner außer mir. 45,22 Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr. Jes 45,20-22;

Sie kommen vom Ende der Erde und sagen: Nur Lüge haben unsere Väter gehabt.

Jer 16,19 HERR, du bist meine Stärke und Kraft und meine Zuflucht in der Not! Die Heiden werden zu dir kommen von den Enden der Erde und sagen: Nur Lüge haben unsere Väter gehabt, nichtige Götter, die nicht helfen können. 16,20 Wie kann ein Mensch sich Götter machen? Das sind doch keine Götter! Jer 16,19-20;

Die Heiden sagen zu den Juden: wir gehen mit euch, denn Gott ist mit euch.

Sach 8,20 So spricht der HERR Zebaoth: Es werden noch viele Völker kommen und Bürger vieler Städte, 8,21 und die Bürger einer Stadt werden zur andern gehen und sagen: Lasst uns gehen, den HERRN anzuflehen und zu suchen den HERRN Zebaoth; wir selber wollen hingehen.

8,22 So werden viele Völker, Heiden in Scharen, kommen, den HERRN Zebaoth in Jerusalem zu suchen und den HERRN anzuflehen. 8,23 So spricht der HERR Zebaoth: Zu der Zeit werden zehn Männer aus allen Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann beim Zipfel seines Gewandes ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist. Sach 8,20-23;


Dass sich jedoch nicht alle Menschen zu Gott bekehren und nach Israel kommen werden, beweist eine Aussage aus der Offenbarung:

Er wird die Völker der Erde verführen und sie zum Kampf zu versammeln.

Off 20,7 Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis 20,8 und wird ausziehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, Gog und Magog, und sie zum Kampf zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Off 20,7-8;


Hier geht es um den letzten Kampf, welchen Satan gegen Gott führt. Er findet am Ende des Millenniums, vor dem Ende der Welt statt. Und wie wir lesen, wird der Teufel hier Menschen finden, "deren Zahl ist wie der Sand am Meer", welche sich zu ihm bekennen und mit ihm in den Kampf gegen Gott und seinen Sohn Jesus Christus ziehen, welcher diese tausend Jahre davor regiert hat.

Diese geistige Wende so vieler Menschen kann nicht innerhalb kürzester Zeit geschehen sein. Und nachdem nicht anzunehmen ist, dass Satan nach seinem Loswerden aus dem Gefängnis noch Jahrhunderte Zeit hätte, um einen solchen Umschwung herbeizuführen, bleibt nur die Erkenntnis, dass viele Menschen auch im Millennium, im Angesicht des lebendigen Gottes auf Erden, nicht bereit sind, diesen Gott anzuerkennen, sondern sich von ihm abwenden und auf den satanischen "Befreier" warten.

Aber auch die nachfolgenden Schriftstellen, welche sich auf das Millennium beziehen, bestätigen, dass es auch schon im Millennium Menschen gibt, welche sich gegen Gott und die Herrschaft seines Sohnes wenden werden.

Das Volk unter den Heiden, das nicht hören will, wird der Herr vernichten.

Jer 12,16 Und es soll geschehen, wenn sie von meinem Volk lernen werden, bei meinem Namen zu schwören: So wahr der HERR lebt!, wie sie mein Volk gelehrt haben, beim Baal zu schwören, so sollen sie inmitten meines Volks wohnen. 12,17 Wenn sie aber nicht hören wollen, so will ich solch ein Volk ausreißen und vernichten, spricht der HERR. Jer 12,16-17;

Und die Völker, die dir nicht dienen wollen, sie sollen verwüstet werden.

Jes 60,12 Denn welche Völker oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen umkommen und die Völker verwüstet werden. Jes 60,12;

Das Geschlecht, das nicht nach Zion kommt anzubeten, über das wird es nicht regnen.

Sach 14,16 Und alle, die übriggeblieben sind von allen Heiden, die gegen Jerusalem zogen, werden jährlich heraufkommen, um anzubeten den König, den HERRN Zebaoth, und um das Laubhüttenfest zu halten. 14,17 Aber über das Geschlecht auf Erden, das nicht heraufziehen wird nach Jerusalem, um anzubeten den König, den HERRN Zebaoth, über das wird es nicht regnen.

14,18 Und wenn das Geschlecht der Ägypter nicht heraufzöge und käme, so wird auch über sie die Plage kommen, mit der der HERR alle Heiden schlagen wird, wenn sie nicht heraufkommen, um das Laubhüttenfest zu halten. 14,19 Darin besteht die Sünde der Ägypter und aller Heiden, dass sie nicht heraufkommen, um das Laubhüttenfest zu halten. Sach 14,16-19;


Auch zeigen diese Texte, dass für die anderen Völker der Welt, außerhalb Israels, die Lebensumstände durchaus normal sein werden. Aufgrund des speziellen Klimas werden auch sie vermutlich mehrere Ernten im Jahr einbringen können. Allerdings ist auch hier die Auffassung mancher Ausleger, dass der Herr dann "seinen Untertanen Wohlstand, Glanz und Glück verleihen wird, wie es die Menschheit bis dahin vergeblich gesucht", insofern falsch, als sich – wie bereits oben dargelegt – diese Verheißungen nur auf Israel und die durch den massenhaften Zustrom bevölkerten Gebiete der weiteren Umgebung beziehen.

Und wenn sich eines dieser Außenvölker weigert, jährlich zum Laubhüttenfest nach Jerusalem zu pilgern, wird es mit Entzug des Regens bestraft. Dies wird dann eine Hungersnot mit all ihren Konsequenzen in diesem Land zur Folge haben. Auch werden diese Völker keine Vergebung der Sünde und somit auch keine Ausgießung des Geistes Gottes erleben. Ihre Lebenszeit wird daher weiterhin auf maximal hundertundzwanzig Jahre beschränkt sein und auch alle anderen geistgewirkten Umstände werden in diesen Ländern fehlen.

Damit zeigt sich aber, dass den obigen Bedenken von A. Farina

"Wenn auch die Bösewichter dorthin (ins Millennium / Anm. FH) dürften, wäre das den Gerechten gegenüber zutiefst ungerecht"


ihre Grundlage entzogen ist. Diese Bösewichter wird es zwar geben, aber sie werden keinesfalls die paradiesischen Lebensumstände des Volkes Gottes aus bekehrten Israeliten und bekehrten Heiden in Israel teilen können.

Nachdem es nun aufgrund dieser Schriftaussagen sowohl im Millennium als auch am Ende des Millenniums jede Menge Ungläubige und Ungerechte auf dieser Welt geben wird, macht es daher auch aus diesem Grunde keinen Sinn, jene wenigen Bösewichter, welche nach den großen Katastrophen vor dem Millennium noch leben werden, als lebende Menschen zu richten um sie dann – ja was? – sterben zu lassen?