Die Göttlichkeit Jesu Christi. /
Erklärung F. Weber 00, 2001-02-01
Die geleugnete, die falsche katholische und die echte biblische
Dreieinigkeit. – Diskurs 107
Ist die Dreieinigkeit nur ein Handeln Gottes in drei Personen? – Diskurs 1072
Frage: Ich habe in dem Zusammenhang (die Einheit von Vater, Sohn und
Heiliger Geist in einer Person / Anm. FH) eine Schwierigkeit, die mir zu schaffen macht. Ich
gebe zwar zu, daß es viele Aussagen in der Bibel gibt, aus denen man sehr deutlich die
Göttlichkeit Jesu erkennt, sei es direkt, daß Jesus als Herr und Gott angesprochen wird, sei
es indirekt, daß er verehrt und angebetet wird oder ihm göttliche Eigenschaften wie Ewigkeit
oder Macht der Sündenvergebung zugesprochen werden. Es gibt jedoch auch Verse wie Markus 13,32,
6,6 oder 11,13, die das Gegenteil zu zeigen scheinen, nämlich seine Begrenztheit. – Wie komme
ich damit zurecht?
Antwort: Nun, wir müssen eben auch erkennen, daß Jesus in den Tagen seiner
Selbsterniedrigung die unabhängige Ausübung seiner göttlichen Eigenschaften auslieferte und
sich in eine freiwillige Beschränkung und Abhängigkeit vom Vater begab. So hat der Vater in
diesen zitierten Fällen dem Sohn nicht den Gebrauch seiner Allwissenheit zugelassen. Zweifellos
weiß der Herr Jesus nun – nach seiner Rückkehr in die Himmelswelt – das Datum der Wiederkunft!
Überdies gibt es nur ganz wenige solcher Stellen, die bezeichnenderweise vor allem im
Markus-Evangelium genannt werden, also in dem Evangelium, in welchem Jesus in besonderer Weise
als der Dienende, der gehorsame Knecht, der sich selbst erniedrigt (10,45), dargestellt wird.
+) Der Auszug ist den Glaubensgrundsätzen der Evangelikal-Freikirchlichen Gemeinde Tulpengasse,
Wien entnommen.
(F. Weber, Erklärungen zur Dreieinigkeit Gottes, Glaubensgrundsätze der TUGA, https://www.tuga.or.at/
)
Die obige Frage scheint in der Erklärung von F. Weber eine befriedigende Antwort
gefunden zu haben. An der Göttlichkeit Jesu Christi lässt sich – nicht zuletzt aus den oben
erwähnten Gründen – nicht zweifeln.
(Siehe auch den Diskurs 26: "Die Dreieinigkeit: ein
unbiblisches Denkschema?")
Wenn man sich nun die zitierten Schriftstellen ansieht, ergibt sich für den aufmerksamen Leser allerdings eine ganz andere Fragestellung. In Mk 6,1-6 wird berichtet, dass der Herr in Nazareth – seiner Vaterstadt – deshalb keine Wunder wirken konnte, weil die Menschen nicht an ihn glaubten.
Und er konnte dort kein Wunderwerk tun.
Mk 6,1 Und er ging von dort weg und kommt in seine Vaterstadt, und
seine Jünger folgen ihm nach. 6,2 Und als es Sabbat geworden war, fing er an, in der Synagoge zu
lehren; und viele, die zuhörten, erstaunten und sagten: Woher hat der das? Und was ist das für
eine Weisheit, die dem gegeben ist, und solche Wunderwerke geschehen durch seine Hände? 6,3 Ist
dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder des Jakobus und Joses und Judas und
Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. 6,4 Und
Jesus sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und unter seinen
Verwandten und in seinem Haus. 6,5 Und er konnte dort kein Wunderwerk tun, außer dass er
wenigen Schwachen die Hände auflegte und sie heilte. 6,6 Und er wunderte sich über ihren
Unglauben. Und er zog durch die Dörfer ringsum und lehrte. Mk 6, 1- 6;
Der Grund für diesen Unglauben war der Umstand, dass sie ihn alle von Kindesbeinen
auf kannten. "Ist das nicht der Sohn der Maria?" fragten sie und meinten damit "wie kann
dieser, den wir seit Jahren kennen, plötzlich Weisheit reden und Wunder tun?". Und selbst der
Herr wunderte sich über ihren Unglauben und ging aus der Stadt fort.
Der unvoreingenommene Leser wird hier natürlich die Frage stellen: Wenn Jesus Christus
Göttlichkeit besaß, wieso konnte er dies diesen Menschen in Nazareth nicht vermitteln? Um jedoch
die Objektivität zu wahren muss man hier hinzufügen: Konnte er es nicht oder wollte er es nicht?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, sehen wir uns den nächsten, oben zitierten Text an:
Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter, denn es war nicht die Zeit der Feigen.
Mk 11,12 Und als sie am folgenden Tag von Betanien weggegangen waren,
hungerte ihn. 11,13 Und er sah von weitem einen Feigenbaum, der Blätter hatte, und er
ging hin, ob er wohl etwas an ihm fände, und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter, denn
es war nicht die Zeit der Feigen. 11,14 Und er begann und sprach zu ihm: Nie mehr in Ewigkeit
soll jemand Frucht von dir essen! Und seine Jünger hörten es. Mk 11,12-14;
Es ist dies die bekannte Geschichte vom Feigenbaum, der keine Frucht trägt und vom
Herrn verflucht wird. Diese Stelle wird auch immer wieder sehr gerne symbolisch ausgelegt, wobei in
dem Feigenbaum einmal Israel gesehen wird, das verworfen wurde, dann wieder der einzelne Gläubige,
der keine Frucht bringt. Doch hier wollen wir dieses Ereignis so sehen, wie es geschildert wird. Der
Feigenbaum ist ganz einfach ein Feigenbaum, die Blätter sind Blätter usw..
Und nun kann man natürlich auch hier fragen, wieso es dem Herrn nicht möglich war, wenn er hungrig
war und etwas zu essen suchte, auf dem Feigenbaum einfach Feigen wachsen zu lassen. Wenn wir uns
allerdings den Bericht über die Speisung der 5000 ansehen, erkennen wir ein ganz anderes Bild.
Und sie aßen alle und wurden gesättigt.
Mt 14,15 Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm
und sprachen: Der Ort ist öde, und die Zeit ist schon vergangen. Entlass die Volksmengen, dass sie
hingehen in die Dörfer und sich Speise kaufen! 14,16 Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht
nötig wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! 14,17 Sie aber sagen zu ihm: Wir haben nichts hier als
nur fünf Brote und zwei Fische. 14,18 Er aber sprach: Bringt sie mir her! 14,19 Und er befahl den
Volksmengen, sich auf das Gras zu lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf
zum Himmel und dankte, und er brach die Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie
den Volksmengen. 14,20 Und sie aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf, was an
Brocken übrigblieb: zwölf Handkörbe voll. 14,21 Die aber aßen, waren ungefähr fünftausend
Männer, ohne Frauen und Kinder. Mt 14,15-21;
Es waren etwa 5000 Leute, welche dem Herrn aus der Stadt und von überall her
gefolgt waren. Er hatte den ganzen Tag unter ihnen Kranke geheilt und am Abend waren sie alle
hungrig, hatten aber nichts zu essen. Und hier nahm der Herr fünf Brote und zwei Fische und
verwandelte sie in Tausende von Broten und Tausende von Fischen, sodass sogar noch zwölf Handkörbe
voll mit Brot und Fisch übrig blieben.
In einem zweiten derartigen Bericht wird von 4000 Männern – ohne Frauen und Kinder – gesprochen,
welche der Herr mit sieben Broten und wenigen kleinen Fischen gespeist hatte, wobei auch hier noch
sieben Körbe voll übrig blieben.
Die aber aßen, waren viertausend Männer, ohne Frauen und Kinder.
Mt 15,29 Und Jesus ging von dort weg und kam an den See von Galiläa;
und als er auf den Berg gestiegen war, setzte er sich dort. 15,30 Und große Volksmengen kamen zu
ihm, die Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und viele andere bei sich hatten, und sie warfen sich ihm
zu Füßen; und er heilte sie, 15,31 so dass die Volksmenge sich wunderte, als sie sahen, dass
Stumme redeten, Krüppel gesund wurden, Lahme gingen und Blinde sahen; und sie verherrlichten den
Gott Israels. 15,32 Als Jesus aber seine Jünger herangerufen hatte, sprach er: Ich bin innerlich
bewegt über die Volksmenge, denn schon drei Tage harren sie bei mir aus und haben nichts zu essen;
und ich will sie nicht hungrig entlassen, damit sie nicht etwa auf dem Weg verschmachten. 15,33 Und
seine Jünger sagen zu ihm: Woher nehmen wir in der Einöde so viele Brote, um eine so große
Volksmenge zu sättigen? 15,34 Und Jesus spricht zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie aber
sagen: Sieben und wenige kleine Fische. 15,35 Und er gebot den Volksmengen, sich auf die Erde zu
lagern. 15,36 Er nahm die sieben Brote und die Fische, dankte und brach und gab sie den Jüngern,
die Jünger aber gaben sie den Volksmengen. 15,37 Und sie aßen alle und wurden gesättigt; und sie
hoben auf, was an Brocken übrigblieb, sieben Körbe voll. 15,38 Die aber aßen, waren
viertausend Männer, ohne Frauen und Kinder. Mt 15,29-38;
Diese beiden Beispiele zeigen uns nun, dass der Herr im obigen Bericht über den Feigenbaum durchaus ebenso hätte verfahren können. Die Frage, warum er es nicht tat, ergibt sich in der Fortsetzung der Geschichte aus Mk 11,12-14, welche etwas später erzählt wird.
Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.
Mk 11,20 Und als sie frühmorgens vorbeigingen, sahen sie den
Feigenbaum verdorrt von den Wurzeln an. 11,21 Und Petrus erinnerte sich und spricht zu ihm: Rabbi,
siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Mk 11,20-21;
Als die Jünger dann am nächsten Tag frühmorgens wieder an dem Feigenbaum
vorbeikamen waren sie nicht wenig erstaunt, als sie sahen, dass er tatsächlich verdorrt war. Dieses
Ereignis allein beantwortet schon die Frage, ob der Herr dem Feigenbaum nicht hätte befehlen
können, Früchte zu haben. Natürlich hätte er das gekonnt, sonst hätte er ja diesen Baum auch
nicht verdorren lassen können. Aber er wollte es nicht.
Und hier kann man nun fragen warum er das nicht wollte. Die Antwort finden wir am Ende dieses
Berichts, in Mk 11,22-25.
Alles, um was ihr auch betet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.
Mk 11,22 Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an
Gott! 11,23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich
ins Meer! und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, dass geschieht, was er sagt,
dem wird es werden. 11,24 Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt,
dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden. 11,25 Und wenn ihr steht und betet, so
vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure
Übertretungen vergebe. Mk 11,22-25;
Der Herr wollte also den Jüngern mit diesem Ereignis des verdorrten Feigenbaums vor
Augen führen, dass alles, um was sie auch beten und bitten werden, geschehen wird, wenn sie nur
glaubten, dass sie es empfangen hätten. Und hier scheint es wichtig darauf hinzuweisen, dass es
nicht heißt. "dass ihr es empfangen werdet", sondern "dass ihr es (bereits)
empfangen habt".
Es gibt in den Evangelien mehrere derartiger Berichte von Ereignissen, mit welchen der Herr den
Jüngern zeigen wollte, dass dem Glauben keine Grenzen gesetzt sind. Die beiden oben erwähnten
Speisungen gehören ebenso dazu, wie auch der Bericht unten, in Jh 11,40-44, von der Auferweckung
des Lazarus.
Doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt.
Jh 11,40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du
glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen? 11,41 Sie nahmen nun den Stein weg. Jesus
aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 11,42 Ich
aber wusste, dass du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich
es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 11,43 Und als er dies gesagt hatte,
rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 11,44 Und der Verstorbene kam heraus, an Füßen
und Händen mit Grabtüchern umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden. Jesus
spricht zu ihnen: Macht ihn frei und lasst ihn gehen! Jh 11,40-44;
Hier können wir wahrscheinlich davon ausgehen, dass das gesamte Ereignis – und
damit auch und insbesondere der Tod des Lazarus – nur deshalb stattgefunden hatte, um den Jüngern
und auch dem Lazarus mit seinen beiden Schwestern zu zeigen, was der Glaube bewirken kann.
Wie wir sehen können, hatte der Herr auch hier das Problem, dass ihm die beiden Schwestern, welche
ihn doch kannten und wie ein Familienmitglied liebten, anfangs mit Unglauben begegnet sind, als er
ihnen sagte, er werde ihren Bruder wieder auferwecken. Dies war dann auch der Grund, warum er dem
Vater im Himmel laut dankte, sodass es alle Umstehenden hören und glauben konnten, dass er von Gott
gesandt war. Wir erkennen also auch hier, dass selbst der Herr nur dort Wunder wirken konnte, wo er
auch Glauben fand.
Diesen Zusammenhang finden wir noch in anderen Texten. So hat der Herr auch immer wieder darauf
hingewiesen, dass es nicht allein seine Kraft war, welche die Heilungen bewirkte, sondern dass es
der Glaube der Geheilten war, welcher diese Wunder erst ermöglichte.
Sei guten Mutes, Tochter! Dein Glaube hat dich geheilt.
Mt 9,20 Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre blutflüssig war, trat von hinten heran und rührte die Quaste seines Gewandes an; 9,21 denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Gewand anrühre, so werde ich geheilt werden. 9,22 Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sprach er: Sei guten Mutes, Tochter! Dein Glaube hat dich geheilt. Und die Frau war geheilt von jener Stunde an. Mt 9,20-22;
Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!
Mt 15,21 Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück; 15,22 und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet herkam, schrie und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen. 15,23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten hinzu und baten ihn und sprachen: Entlass sie! Denn sie schreit hinter uns her. 15,24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 15,25 Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 15,26 Er antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen. 15,27 Sie aber sprach: Ja, Herr; doch es essen ja auch die Hunde von den Krumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen. 15,28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an. Mt 15,21-28;
Und er sprach zu ihm: Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet.
Lk 17,12 Und als er in ein Dorf einzog, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von fern standen. 17,13 Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, Meister, erbarme dich unser! 17,14 Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie gereinigt. 17,15 Einer aber von ihnen kehrte zurück, als er sah, dass er geheilt war, und verherrlichte Gott mit lauter Stimme; 17,16 und er fiel aufs Angesicht zu seinen Füßen und dankte ihm; und das war ein Samariter. 17,17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die Zehn gereinigt worden? Wo sind die Neun? 17,18 Haben sich sonst keine gefunden, die zurückkehrten, um Gott Ehre zu geben, außer diesem Fremdling? 17,19 Und er sprach zu ihm: Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet. Lk 17,12-19;
Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dich geheilt.
Lk 18,35 Es geschah aber, als er sich Jericho näherte, saß ein
Blinder bettelnd am Weg. 18,36 Und als er eine Volksmenge vorbeiziehen hörte, erkundigte er sich,
was das sei. 18,37 Sie verkündeten ihm aber, dass Jesus, der Nazaräer, vorübergehe. 18,38 Und er
rief und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner! 18,39 Und die Vorangehenden bedrohten ihn,
dass er schweigen sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner! 18,40 Jesus
aber blieb stehen und befahl, dass er zu ihm gebracht werde. Als er sich aber näherte, fragte er
ihn: 18,41 Was willst du, dass ich dir tun soll? Er aber sprach: Herr, dass ich sehend werde! 18,42 Und
Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dich geheilt. 18,43 Und sofort wurde er sehend,
folgte ihm nach und verherrlichte Gott. Und das ganze Volk, das es sah, gab Gott Lob. Lk 18,35-43;
All diese Beispiele bestätigen die Aussage des Herrn, oben in Mk 11,24: "Alles,
um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden".
(Siehe auch den Diskurs 44: "Kann der Glaube Berge
versetzen?".)
Und wenn wir diesen Hintergrund berücksichtigen, erkennen wir, dass es nicht die
"Begrenztheit" des Herrn war, welche verhinderte, dass er etwa in Nazareth keine Wunder wirken
konnte. Es ist vielmehr die Liebe und Gerechtigkeit des dreieinigen Gottes, welcher jedem Menschen
die Freiheit lässt, zu glauben oder nicht zu glauben. Ebenso wie die Liebe eines Menschen, lässt
sich auch der Glaube nicht erzwingen.
Doch dass selbst die Apostel diesen Glauben – der nach den Worten des Herrn nur so groß sein
musste, wie ein Senfkorn – nicht immer aufbringen konnten, zeigen uns die nachfolgenden Texte:
Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!
Mt 14,25 Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, indem er auf dem See einherging. 14,26 Und als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrien vor Furcht. 14,27 Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes! Ich bin es. Fürchtet euch nicht! 14,28 Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen! 14,29 Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. 14,30 Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! 14,31 Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du? Mt 14,25-31;
Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so wird euch nichts unmöglich sein.
Mt 17,14 Und als sie zu der Volksmenge kamen, trat ein Mensch zu ihm und fiel vor ihm auf die Knie 17,15 und sprach: Herr, erbarme dich meines Sohnes! Denn er ist mondsüchtig und leidet arg; denn oft fällt er ins Feuer und oft ins Wasser. 17,16 Und ich brachte ihn zu deinen Jüngern, doch sie konnten ihn nicht heilen. 17,17 Jesus aber antwortete und sprach: O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Bringt ihn mir her! 17,18 Und Jesus bedrohte ihn, und der Dämon fuhr von ihm aus; und von jener Stunde an war der Junge geheilt. 17,19 Da traten die Jünger für sich allein zu Jesus und sprachen: Warum haben wir ihn nicht austreiben können? 17,20 Er aber spricht zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens; denn wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin! und er wird sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein. Mt 17,14-20;
Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, würde euch dieser Maulbeerfeigenbaum gehorchen.
Lk 17,5 Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den
Glauben! 17,6 Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu
diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch
gehorchen. Lk 17, 5- 6;
Nun kann man sich natürlich fragen, wieso es – wenn es nur des Glaubens wie ein
Senfkorn bedarf – in den letzten fast zweitausend Jahren keinem Menschen gelungen ist "Berge zu
versetzen"?
Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig. Einerseits hat es – angefangen bei den Aposteln -
unter manchen unserer Glaubensväter ganz gewiss einen derartigen Glauben gegeben. Es wäre
allerdings nicht der wahre Glaube gewesen, wenn sie damit geprahlt hätten. Und so sind jene Wunder,
die manche von ihnen wirken konnten, nicht weiter bekannt geworden.
Andererseits erkennen wir an den obigen Beispielen, dass wohl die Jünger Schwierigkeiten hatten zu
glauben, nicht aber die Kranken, welche vom Herrn geheilt wurden. Und dies erklärt sich aus dem
Umstand, dass diese Kranken einen schwerwiegenden Grund hatten zu glauben: sie wollten wieder gesund
werden. Die Jünger hingegen waren nicht selbst betroffen. Sie waren mit dem Mondsüchtigen, oben in
Mt 17,15, nicht verwandt und auch sonst waren sie nicht emotionell davon tangiert.
Wie uns der Herr oben, in Mk 11,24 sagt, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein
Glaubensgebet, dass der Mensch "betet und bittet und glaubt dass er es empfangen habe". Und dies
ist nun ein Kriterium, das keine falsche "Heiligkeit" zulässt. Es ist ungefähr so, wie wenn
jemandem mitgeteilt wird, dass er im Lotto den Haupttreffer gewonnen hätte. Nicht dass dies
unmöglich wäre, aber er hat halt noch nie im Lotto gespielt und daher kann er auch nicht glauben,
dass er etwas gewonnen haben könnte. Wir sehen also, ihm fehlt ganz einfach der persönliche Bezug
um zu glauben.
Und ganz ähnlich ist es auch im christlichen Glauben. Wenn wir uns nie um Gott gekümmert haben,
wenn wir uns nie für Gott eingesetzt haben, wenn wir noch nie von Gott gebraucht wurden, dann fehlt
auch uns der persönliche Bezug. Wir können nicht glauben, dass nun Gott etwas für uns tun
könnte. Und das hindert uns daran Glauben zu haben – und sei es auch nur wie ein Senfkorn.
Dabei scheinen diese Bedenken des Menschen in Bezug auf den Glauben völlig irrelevant zu sein. Wir
sehen es an den obigen Beispielen von den Kranken, die geheilt wurden. Sie brachten wahrscheinlich
keine einzige dieser Voraussetzungen mit und wurden dennoch geheilt, weil sie glaubten, dass es
geschehen würde.
Wie es scheint, verlangt nicht Gott von uns irgendwelche Vorleistungen, sondern wir selbst bringen
nicht die Fähigkeit auf, in unserem Herzen daran zu glauben, dass wir ohne "Leistung"
angenommen werden. Dabei kann uns die Erkenntnis durchaus hilfreich sein, dass es ja nicht wir sind,
welche Wunder wirken, sondern es ist Gott, der auf unsere Gebete reagiert.
Und nun kommt immer wieder das Argument, dass heute keine Wunder mehr geschehen würden. Diese
Behauptung mag insofern richtig sein, als offensichtlich keine Totenauferweckungen und keine
Brotvermehrungen mehr erfolgen. Wenn wir allerdings die Situation damals, bei der Speisung der
Fünftausend, genauer betrachten, erkennen wir, dass auch damals wahrscheinlich nur den Jüngern,
die das Brot verteilten, bewusst war, dass dort ein Wunder geschehen ist. Der Herr hat ja nicht
plötzlich einen Berg von fünftausend Broten und Fischen "herbeigezaubert", sondern er nahm die
Brote und die Fische, gab sie den Jüngern und diese verteilten sie an die Volksmenge. Dass der Herr
aus diesem Korb immer wieder Brote und Fische herausnahm, obwohl schon längst mehr als fünf Brote
und zwei Fische verteilt worden waren, war der Volksmenge, die ja etwas weiter von dem Geschehen
entfernt war, sicherlich nicht bewusst.
Und ähnlich ist es auch heute. Eine Kellnerin, die nach Dienstschluss, um Mitternacht, die letzte
Straßenbahn versäumt hat, ärgert sich, weil sie sich nun ein Taxi nehmen muss. Sie weiß nicht,
dass sie bei ihrer Heimfahrt mit der Straßenbahn möglicherweise von einem Bösewicht verfolgt und
ausgeraubt worden wäre. Ein Autofahrer ärgert sich auf der Autobahn, weil der Vordermann zu
langsam fährt und er aufgrund des starken Verkehrs nicht überholen kann. Zwei Kilometer später
erblickt er einen Polizeiwagen mit einer Geschwindigkeitskontrolle. Hätte er überholen können,
wäre er garantiert gestoppt und bestraft worden. Viele werden hier natürlich davon sprechen, dass
sie "Glück" oder "Schwein" gehabt hätten. Aber war es das wirklich? Oder war es die
Führung Gottes?
Jene Leute, welche nicht an diese Führung Gottes glauben, glauben auch nicht an diesen Gott. Und
wenn sie nicht an Gott glauben, werden sie auch nie diesen Gott um irgend etwas gebeten haben. Sie
werden daher auch noch nie diese Erfahrung in ihrem Leben gemacht haben. Es ist ungefähr so, wie
wenn ein Mensch, der noch nie im Wasser war, behaupten würde, man könnte sich durch Schwimmen
nicht über Wasser halten. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass er dies nur sagt, um nicht
zugeben zu müssen, dass er selbst Nichtschwimmer ist.
Wir haben mehrere Zusagen des Herrn, dass unsere Bitten erfüllt werden.
Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.
Jh 14,13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun,
damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. 14,14 Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem
Namen, so werde ich es tun. Jh 14,13-14;
Dies ist hier eine jener Aussagen des Herrn, welche bestätigen, dass ihm vom Vater alle Macht übergeben ist. Der Sohn ist gekommen, nicht um seinen Willen zu tun, sondern den Willen des Vaters, der ihn gesandt hat (Jh 6,38). Es ist wohl Gott, der alles in allem wirkt, aber es hat dem Vater gefallen, die Herrschaft dem Sohn zu übergeben (Mt 28,18). Wir sollen daher unsere Bitten dem Sohn vortragen und in seinem Namen werden sie auch erhört werden.
Damit, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe.
Jh 15,16 Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe. Jh 15,16;
An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen.
Jh 16,25 Dies habe ich in Bildreden zu euch geredet; es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildreden zu euch sprechen, sondern euch offen von dem Vater verkündigen werde. 16,26 An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; 16,27 denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Jh 16,25-27;
Bittet, und es wird euch gegeben werden, denn jeder Bittende empfängt.
Mt 7,7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr
werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden! 7,8 Denn jeder Bittende empfängt,
und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden. 7,9 Oder welcher Mensch ist
unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? 7,10 Und wenn er
um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? 7,11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren
Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist,
Gutes geben denen, die ihn bitten. Mt 7, 7-11;
Hier oben, in Mt 7,7 heißt es "Bittet, und es wird euch gegeben werden". Es ist
hier keine Rede davon, dass wir vorher irgend eine Leistung zu erbringen hätten. Und anschließend
in Mt 7,8 sagt der Herr: "Denn jeder Bittende empfängt". Und solange Worte einen Sinn ergeben,
heißt "jeder" eben jeder Mensch. Ohne jeden Vorbehalt. Denn wie der Herr in Mt 5,45 sagt,
lässt unser Vater auch seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und lässt regnen über Gerechte
und Ungerechte.
Allerdings liegt die Betonung in dieser Aussage: "Denn jeder Bittende empfängt" eher nicht auf
"jeder", sonder auf "Bittende". Nur der, der Gott um etwas bittet, wird etwas empfangen. Und
nur der, der an diesen Gott glaubt, wird ihn um etwas bitten. Und damit ist jeder Bittende in dem
Augenblick, in dem er diese Bitte ausspricht, ein Glaubender – ob er es nun selbst wahrhaben will
oder nicht. Dabei mag dieses Bitten in manchen Fällen auch nur ein unverständliches Stammeln in
verzweifelter Not sein. Doch wie uns Paulus in Röm 8,26 sagt, wird sich in einer derartigen
Situation der Heilige Geist selbst für uns bei Gott verwenden.
Der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern.
Röm 8,26 Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an;
denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst
verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern. 8,27 Der aber die Herzen erforscht,
weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß. Röm 8,26-27;
Und so ist es dann auch. Die meisten Menschen – auch und gerade Ungläubige –
wissen gar nicht, wie oft ihnen schon aufrichtige Bitten, welche ihr Herz im Innersten ausgesprochen
hat, erfüllt wurden oder sie aus gefährlichen Situationen durch das Gebet von gläubigen Menschen
errettet worden sind. Sie schreiben sich dann dieses Verdienst selbst zu, ihrer Tüchtigkeit, ihrer
Cleverness, ihrem Organisationstalent. Bestenfalls wird noch das "Glück" oder das "Schicksal"
dafür verantwortlich gemacht. An Gott denkt da niemand.
Beim gläubigen Menschen ist das natürlich anders. Er erkennt das Handeln Gottes in seinem Leben.
Wenngleich oft erst Jahre später, wenn er rückblickend sein Leben betrachtet und feststellt, dass
lange bevor er nach Gott gefragt hat, Gott ihn bereits geführt und in seinem Leben Weichen gestellt
hat.
Aber auch vor der Erfüllung seiner Bitte kann der Gläubige – gemäß der Verheißung aus Mk
11,24: "glaubt, dass ihr empfangen habt, und es wird euch werden" – erkennen, dass sein
Gebet erhört worden ist. Es ist der Heilige Geist in uns, der uns die Sicherheit gibt, dass die
Dinge, die wir von Gott erbeten haben auch geschehen werden.
Ob das nun z. B. der Ausgang einer Operation bei unseren Lieben oder bei uns selbst ist, die
Klärung eines familiären oder beruflichen Problems oder auch die Hilfe in einer finanziellen
Notlage. Wenn wir darüber gebetet haben, wissen wir, dass wir es erhalten werden. Allerdings
möglicherweise zu einer Zeit und in einer Art, welche nicht unbedingt genau jener Vorstellung
entspricht, welche wir erbeten haben. Dennoch können wir sicher sein, dass dies jene Zeit und jene
Art ist, welche für unsere Bedürfnisse die geeignetste ist.
Und hier haben wir dann nicht mehr das Problem, zu glauben, dass wir empfangen haben um was wir
beteten, sondern viel öfter die Schwierigkeit, unsere Mitmenschen in Beruf und Familie davon zu
überzeugen, dass wir – obwohl äußerlich und innerlich ruhig und ohne Angst – uns der
Problematik der Situation durchaus bewusst sind.
Ein gutes Beispiel für eine solche Situation finden wir in Apg 12,1-8.
Als aber Herodes ihn vorführen wollte, schlief Petrus in jener Nacht.
Apg 12,1 Um jene Zeit aber legte Herodes, der König, Hand an einige
von der Gemeinde, sie zu misshandeln; 12,2 er tötete aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit
dem Schwert. 12,3 Und als er sah, dass es den Juden gefiel, ließ er weiterhin auch Petrus
festnehmen – es waren aber die Tage der ungesäuerten Brote -. 12,4 Den setzte er auch, nachdem er
ihn ergriffen hatte, ins Gefängnis und übergab ihn an vier Abteilungen von je vier Soldaten zur
Bewachung, wobei er beabsichtigte, ihn nach dem Passa dem Volk vorzuführen. 12,5 Petrus nun wurde
im Gefängnis verwahrt; aber von der Gemeinde geschah ein anhaltendes Gebet für ihn zu Gott.
12,6 Als aber Herodes ihn vorführen wollte, schlief Petrus in jener Nacht zwischen zwei
Soldaten, gebunden mit zwei Ketten, und Wächter vor der Tür verwahrten das Gefängnis. 12,7
Und siehe, ein Engel des Herrn stand da, und ein Licht leuchtete im Kerker; und er schlug Petrus an
die Seite, weckte ihn und sagte: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von den Händen. 12,8
Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und binde deine Sandalen unter! Er aber tat es. Und er
spricht zu ihm: Wirf dein Oberkleid um und folge mir! Apg 12, 1- 8;
Hier wird berichtet, dass König Herodes – um den Juden zu gefallen – die Gemeinde
und die Jünger verfolgte. Jakobus, den Bruder des Johannes, hatte er schon mit dem Schwert töten
lassen und nun hatte er auch Petrus gefangen genommen. Der Umstand, dass Petrus von vier Abteilungen
zu je vier – also insgesamt sechszehn Soldaten abgeführt wurde, ist schon sehr erstaunlich. Doch
dann wurde er im Gefängnis nicht nur angekettet und Soldaten als Wache die ganze Nacht vor die
Gefängnistür gestellt, sondern es mussten sogar zwei Soldaten mit Petrus in der Zelle – rechts und
links von ihm – schlafen. Dies zeigt, dass Herodes die Absicht hatte, auch ihn zu töten und sich
diese weitere Gelegenheit, den Juden einen Gefallen zu erweisen, nicht entgehen lassen wollte.
Dieser Zusammenhang musste natürlich auch dem Petrus aufgefallen sein und er wusste sicherlich was
ihm bevorstand. Dessen ungeachtet heißt es aber im obigen Bericht, dass der Engel den Petrus in die
Seite schlagen musste um ihn aufzuwecken, weil er sichtlich so tief und fest geschlafen hatte. Wir
sehen daher auch hier, dass Petrus den Ernst der Situation durchaus erkannt hatte, aber der Heilige
Geist gab ihm die Sicherheit, dass Gott bereits gehandelt hatte.
Doch es ist natürlich nicht verwunderlich, dass die Umwelt – hier z. B. die Wächter vor der
Zellentür, unter uns Heutigen die Mitmenschen in Familie und Beruf – sich ein derartiges
Verhalten nicht erklären kann. Sie können nicht wissen, dass unser Problem von unserem Vater im
Himmel bereits gelöst wurde, ehe wir noch darum gebeten haben, wie uns der Herr in Mt 6,8 sagt.
Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.
Mt 6,5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn
sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den
Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.6,6 Wenn du aber
betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater,
der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 6,7 Wenn
ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen, dass sie um
ihres vielen Redens willen erhört werden 6,8 Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater
weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet. Mt 6, 5- 8;
Im obigen Text gibt uns der Herr auch einen guten Rat für unser Beten. Wir sollen
nicht "plappern wie die von den Nationen", wir sollen keine auswendig gelernten Gebete
herunterratschen, wobei die Hände noch den Rock glatt streifen und die Gedanken schon beim
Mittagessen sind. Jeder dieser "Betenden" würde erbost reagieren, wenn man im Gespräch mit ihm
ein derartiges Verhalten an den Tag legen würde. Um wie viel mehr wird Gott ein solches Gebet
verwerfen.
Wir sollen auch nicht beten wie die Heuchler, welche am liebsten in der Kirche oder in der Gemeinde
vor allen Leuten und recht laut ihre Gebete aufsagen, damit sie von allen gesehen und gehört
werden. Sie haben damit erreicht, was sie erreichen wollten: sie empfangen Ehre und Hochschätzung
von den Menschen und haben damit ihren Lohn bekommen. Vor Gott hat ein solches Gebet weder Wert noch
Wirkung.
Wenn wir beten, sollen wir in unser Zimmer gehen, die Tür hinter uns verschließen und dann zu
unserem Vater im Himmel sprechen. Unser Gott ist Geist und er ist daher auch nur im Geist des
Menschen ansprechbar. Wir müssen uns daher auch nicht an irgendwelche "geheiligte" Orte
begeben, um "gottgefällig" beten zu können. Gott ist immer und überall im Geist dort
ansprechbar, wo wir mit uns und ihm alleine sind. Wo immer wir uns auch befinden mögen!
Solche Gebete sind vor Gott angenehm und er wird uns zuhören und erhören. Denn wie uns der Herr
oben, in Mt 6,8 sagt, weiß unser Vater im Himmel schon längst was wir benötigen, lange bevor wir
es von ihm erbitten. Es ist daher nicht so, dass wir Gott erst überzeugen müssten, für uns Wunder
zu tun. Wir müssen nur selbst davon überzeugt sein, dass er es bereits getan hat.