Woher kommen die lebenden Gläubigen für die
Entrückung? / Kommentar H. Dietewich 00, 2001-04-08
In Ihrem Kapitel 06 (062: Die Entrückung) beschreiben Sie am Ende die Zeit der
Regierung des Antichristen und daß keiner, der sich dessen Anbetung entzieht, überleben kann.
Da stellt sich nun natürlich die Frage, wo denn die Gläubigen herkommen sollen, die bis zum
Wiederkommen Jesu noch am Leben sein werden und somit die Entrückung erleben werden. Das kann
ja dann nur so interpretiert werden, daß es einen weiteren Herrschaftsbereich geben muß, in
dem der Antichrist nicht die uneingeschränkte Herrschaft hat. Wie sehen Sie das?
(Harald Dietewich Harald@Dietewich.de / www.Dietewich.de
Nachträglicher Hinweis: Die Erklärungen in diesem Diskurs basieren noch auf der bis dahin gängigen Interpretation der Großen Trübsal auf Off 13 (Herrschaft des dämonischen Antichrist), anstatt auf Off 6,1-8 (Siegelgerichte, Herrschaft des menschlichen Antichrist). Eine Auslegung aufgrund von neueren Erkenntnissen findet sich in: (Siehe auch Diskurs 86: "Der
erste und der zweite Antichrist – Woher kommen die lebenden Gläubigen für die
Entrückung?") |
Wir haben hier einerseits die Aussage des Paulus in 1The 4,17 und 1Kor 15,51:
Danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden.
1The 4,16 Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei dem Schall der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; 4,17 danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. 1The 4,16-17;
Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.
1Kor 15,51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle
entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, 15,52 in einem Nu, in einem Augenblick, bei
der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden, unvergänglich
sein, und wir werden verwandelt werden. 15,53 Denn dieses Vergängliche muss
Unvergänglichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen. 1Kor 15,51-53;
Demnach gibt es keinen Zweifel daran, dass bei der Wiederkunft des Herrn lebende
Gläubige übrig sein werden, welche gemeinsam mit den auferweckten Toten in Christus zum Herrn in
die Luft entrückt werden.
Andererseits heißt es in Off 13,15 vom zweiten Tier aus der Erde, dem falschen Propheten, dass er
dem Bild des Tieres Odem gab, dass es redete und alle tötete, die es nicht anbeteten.
Es bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten.
Off 13,15 Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben,
so dass das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild
des Tieres nicht anbeteten. Off 13,15;
Diese Anbeter des Tierbildes sind es dann auch, welche in Off 16,2 und 19,20 genannt werden:
Es entstand ein böses und schlimmes Geschwür an den Menschen, die sein Bild anbeteten.
Off 16,2 Und der erste ging hin und goss seine Schale aus auf die Erde;
und es entstand ein böses und schlimmes Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres
hatten und sein Bild anbeteten. Off 16, 2;
Im obigen Text wird ausdrücklich konkretisiert, dass nur die Tieranbeter von dem bösen und schlimmen Geschwür befallen wurden. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber, dass zumindest zu diesem Zeitpunkt noch solche auf Erden leben, die das Malzeichen noch nicht angenommen haben und die dann folgerichtig auch nicht von dem Geschwür befallen werden.
Durch die er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten.
Off 19,20 Und es wurde ergriffen das Tier und der falsche Prophet – der
mit ihm war und die Zeichen vor ihm tat, durch die er die verführte, die das Malzeichen des
Tieres annahmen und sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der
mit Schwefel brennt. Off 19,20;
Und in Off 13,8 können wir die Gegenprobe machen: Hier wird darauf hingewiesen, dass alle, die das Tier anbeten nicht im Buch des Lebens stehen.
Alle die ihn anbeten, deren Namen sind nicht geschrieben im Buch des Lebens.
Off 13,8 Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten,
jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von
Grundlegung der Welt an. Off 13, 8;
(Siehe auch Diskurs 62: "Wann werden die Namen der
Gerechten in das Buch des Lebens eingetragen?")
Die Gläubigen, welche sich weigerten das Bild des Tieres anzubeten, finden wir dann nur mehr nach ihrem Tod, in Off 20,4, bei der Ersten Auferstehung, wo sie gemeinsam mit allen anderen Märtyrern wieder lebendig werden, um mit dem Herrn im Millennium zu regieren.
Die das Tier nicht angebetet und das Malzeichen nicht angenommen hatten, wurden lebendig.
Off 20,4 Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das
Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des
Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, welche das Tier und sein Bild nicht
angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn und an ihre Hand angenommen hatten, und sie
wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre. 20,5 Die übrigen der Toten wurden
nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Off 20, 4-
5;
(Siehe auch Kapitel 062: "Die Wiederkunft des
Herrn – 2. Teil")
Daraus ist abzuleiten, dass alle Menschen, welche sich zur Anbetung des Tieres
verführen ließen – soferne sie gläubig waren – dadurch von ihrem Glauben abgefallen sind und
daher auch bei der Wiederkunft des Herrn nicht zu jenen gehören können, welche gemeinsam mit
den toten Gläubigen entrückt werden.
Nach diesen Schriftstellen werden also in der Trübsalszeit jene Menschen, welche sich aus
Glaubensgründen weigern das Tierbild anzubeten, getötet und die Überlebenden, welche sich zu
einer Anbetung verführen ließen, sind nicht (mehr) als Gläubige zu bezeichnen.
Wer sind nun also diese Gläubigen, die noch "übrigbleiben" wie Paulus sagt und lebendig
entrückt werden?
Manche Ausleger versuchen dieses Problem dadurch zu lösen, indem sie einfach die Entrückung vor
diese Trübsalszeit vorverlegen. Der Antichrist hätte dann noch nicht seine Herrschaft aufgerichtet
und der Zwang zur Anbetung des Tierbildes bei sonstiger Todesstrafe wäre noch nicht gegeben.
Doch gegen diese Ansicht gibt es unwiderlegbare Schriftzeugnisse:
Der Tag der Entrückung kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Antichrist gekommen ist.
2The 2,1 Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres
Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, 2,2 dass ihr euch nicht schnell in
eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken lasst, weder durch Geist noch durch Wort, noch durch
Brief, als seien sie von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre. 2,3 Dass niemand euch auf
irgendeine Weise verführe! Denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall
gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden ist, der Sohn des Verderbens; 2,4
der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung
ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, dass er Gott sei. 2,5 Erinnert
ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war? 2The 2, 1- 5;
Hier spricht Paulus zweifellos von der Entrückung beim Kommen des Herrn. Und Paulus
sagt hier, dass dieser Tag nicht kommen wird, bevor der Abfall, der Mensch des Verderbens gekommen
sei. Aufgrund dieser Schriftstelle können wir davon ausgehen, dass die Trübsal der Entrückung
vorausgeht und nicht umgekehrt! Obwohl dies natürlich unser hier behandeltes Auslegungsproblem
erschwert und nicht erleichtert.
Noch dazu wo wir einen zweiten Hinweis auf diesen Zusammenhang im Evangelium des Matthäus finden:
Nach der Bedrängnis wird der Sohn des Menschen kommen und die Auserwählten versammeln.
Mt 24,29 Aber gleich nach der Bedrängnis jener Tage wird
die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom
Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. 24,30 Und dann wird das
Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stämme des
Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit
großer Macht und Herrlichkeit. 24,31 Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall,
und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der
Himmel bis zu ihrem anderen Ende. Mt 24,29-31;
Auch der Herr spricht hier davon, dass er erst nach der Bedrängnis kommen wird, um
seine Auserwählten – die noch lebenden Gläubigen – zu versammeln. Auch damit kann nur die
Entrückung gemeint sein.
Schließlich haben wir auch noch bei Markus einen Hinweis auf diese Zeit:
Um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt.
Mk 13,19 Denn jene Tage werden eine Bedrängnis sein, wie sie von
Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, bis jetzt nicht gewesen ist und nicht sein wird.
13,20 Und wenn nicht der Herr die Tage verkürzt hätte, würde kein Fleisch gerettet werden; aber
um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt. 13,21 Und wenn
dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus! Siehe dort! so glaubt nicht! 13,22 Es werden
aber falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden Zeichen und Wunder tun, um,
wenn möglich, die Auserwählten zu verführen. 13,23 Ihr aber, seht zu! Ich habe euch alles
vorhergesagt. Mk 13,19-23;
Der Herr wird demnach um der Auserwählten willen diese Tage der Bedrängnis
verkürzen, damit letztlich nicht auch sie noch verführt werden könnten. Diese Zeit der
Bedrängnis bräuchte aber nicht verkürzt werden, wenn es – wie es der Prätribulationismus lehrt
– alle Gläubigen zu diesem Zeitpunkt bereits entrückt worden wären.
Damit haben wir nun folgendes Ergebnis:
- Die Entrückung findet eindeutig nicht vor sondern unmittelbar nach der
Bedrängnis statt
- es werden gläubige Menschen diese Zeit überleben können und beim
Kommen des Herrn gemeinsam mit den auferweckten Toten in Christus entrückt werden.
Diese sind es, die aus der großen Trübsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht im Blut des Lammes.
Off 7,13 Und einer von den Ältesten begann und
sprach zu mir: Diese, die mit weißen Gewändern bekleidet sind – wer sind sie,
und woher sind sie gekommen? 7,14 Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt
es. Und er sprach zu mir: Diese sind es, die aus der großen Trübsal kommen,
und sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht im Blut des Lammes.
7,15 Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in
seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Off
7,13-15;
Dies sind einmal Hinweise darauf DASS gläubige Menschen diese
Trübsalszeit überleben werden, sie beantworten jedoch noch nicht unsere Frage, WIE sie das
tun werden.
Nun gibt es die Ansicht, dass der Antichrist ja nicht die ganze Welt überwachen wird können und es
daher in vielen Ländern möglich sein wird, auch ohne Anbetung des Tierbildes zu überleben. Dazu
müssen wir uns jedoch objektiverweise auch die entsprechenden Schriftstellen ansehen.
Es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation.
Off 13,7 Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen
und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und
jede Sprache und jede Nation. 13,8 Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder,
dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der
Welt an. Off 13, 7- 8;
Es ist hier natürlich sehr schwierig, diese apodiktische Aussage: "jedes Volk und
jede Sprache und jede Nation" zu relativieren. Es scheint im Gegenteil gerade die Absicht dieses
Textes zu sein, eine andere als die absolute Herrschaft des Antichrists über die Welt
auszuschließen.
Damit sind wir aber in unserer Analyse von allen Seiten eingekreist. Soferne wir den Grundsatz
der Schriftkonformität nicht aufgeben wollen – und das sollten wir sicherlich nicht -
scheint es nach heutigem Wissensstand keinen widerspruchsfreien Ausweg zu geben.
Einen denkbaren Ausweg bietet die – zugegebenermaßen nicht bestechende aber durchaus auch nicht
abwegige – Ansicht, dass der Antichrist wohl Macht über die ganze Welt erlangen wird, jedoch die
Herrschaft über ein Land – wie wir aus der Vergangenheit wissen – nicht gleichbedeutend ist mit
der völligen Kontrolle über alle seine Einwohner. Wenn man davon ausgeht, dass sich der
eigentliche antichristliche Herrschaftsbereich auf den Mittelmeerraum konzentrieren wird, wäre es
durchaus denkbar, dass sich in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten, viele Gläubige dieser
Kontrolle entziehen können. Ähnlich wie es unter Hitlers Zeiten z. B. in Frankreich der
Résistance (der französischen Widerstandsbewegung) durchaus möglich war, die Nazis weitgehend
unerkannt zu sabotieren, könnte es auch den Gläubigen in der antichristlichen Herrschaft gelingen,
sich vor der "GESTAPO" dieses Reiches in Sicherheit zu bringen.
Diese Sicht der Dinge hat den Vorteil, dass sie einmal überhaupt einen Ansatz für eine
widerspruchsfreie Lösungsmöglichkeit anbietet und andererseits auch den Schriftaussagen nicht
widerspricht, sondern jenen Freiraum in der Interpretation nutzt, welcher es ermöglicht, praktische
Lebenserfahrung bei der Lösung theologischer Probleme mit einzubringen.
Eine klare Lösung dieses Problems konnte nach neueren Erkenntnissen, 5 Jahre später, im Diskurs 86
"Der erste und der zweite Antichrist" gefunden werden.
(Siehe auch Diskurs 69: "Die Prädestination und
die Auserwählten.")
(Siehe auch Diskurs 100: "Die echte und die
falsche Prädestination.")