Israel und die Gemeinde. / Vortrag Jost
Müller-Bohn 00, CS-CD1
Die katholische Kirche und das Zölibat.
Israel wird als der Erstgeborene in diesem Gleichnis (Das Gleichnis vom
verlorenen Sohn, Lk 15,11-32 / Anm. FH) genannt. (...) Gott stellt sich als der Vater zweier
Söhne vor, die sehr unterschiedlicher Qualität sind. Der ältere Sohn – gemeint ist Israel
– lebt eindeutig unter dem Gesetz. (...)
Jesus kannte das Herz seines Volkes, dass es stolz, hart und sehr selbstgerecht war. Der ältere
Sohn tut äußerlich nichts unrechtes. Er ist strebsam, sehr ordentlich aber eben blind für die
Sache seines Herzens. Wir bemerken es in seinen Worten: "Ich habe noch nie dein Gebot
übertreten". Er ist ein guter Verwalter, ein ehrgeiziger Streber, ein gnadenloser Aufseher
für die Knechte, man könnte sagen: ein rechtschaffenes Arbeitstier. Sein Leben bestand aus
Mühen und Lasten und dies hält er sehr verbittert seinem Vater vor: So viele Jahre diene ich
dir. Er war alles andere aber eben kein Sohn und auch kein Bruder. Er stellt sich außerhalb der
Familie. Seine Fragen richtet er an einen seiner Diener anstatt gleich zum Vater zu gehen. Die
Freude über den wiedergefundenen jüngeren Bruder kann er nicht empfinden. Mit Verachtung und
Hochmut sieht er auf ihn herab. Er nennt ihn nicht einmal Bruder, sondern sagt: "Dieser, dein
Sohn, der sein Gut mit Dirnen durchgebracht hat. Diesem Hans Liederlich machst du ein Fest".
Er ist widerspenstig und selbstgerecht. Er will nicht in das Haus gehen. Kurz gesagt: bei aller
äußerlicher Rechtschaffenheit ist er genauso verloren, wie es der Andere in seinem sündhaften
Leben war. Darüber hinaus beharrt er in dieser Verlorenheit und bleibt ein liebloser Tadler.
Jesus schildert also in diesem Gleichnis einen Sohn, der sich auf das Gesetz beruft, aber die
Gnade und Liebe verachtet. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass das Gesetz den Anspruch
erhob, dass der, der es nur in einem Punkt übertreten würde, gleich des ganzen Gesetzes
schuldig wäre. Der jüngere Sohn hat zunächst gesetzlos gelebt, zuchtlos und wild. Er kehrte
aber um und empfing die uneingeschränkte Gnade seines Vaters. Gott lässt in der Regel alles
ausreifen. Darüber wird der ältere Sohn zornig und sogar hasserfüllt. Der Zorn bringt es bei
diesem Sohn an den Tag: seine innere Verfassung und damit seinen geistlichen Zustand. Der
rechtschaffene Sohn schleudert dem Vater unverblümt alles entgegen, was in seinem Herzen
nistet: Hass, Neid, Selbstgerechtigkeit, Unversöhnlichkeit. Er geht sogar so weit, seinen Vater
zu erpressen, indem er diesen durch sein Verhalten zwingt, von der Feier weg und zu ihm hinaus
zu gehen.
Der jüngere Sohn ist ein Bild auf die Gemeinde, die aus den heidnischen Nationen zu Gott
zurückfindet. Jesus erklärt uns, wenn die Gemeinde in dieser Weise aus Buße und Gnade lebt,
kann sie feiern, singen und sich über die Güte Gottes und seine Barmherzigkeit freuen.
Vielleicht wäre das ein Anlass für den älteren Sohn aufzuwachen und seine Eifersucht zu
überwinden.
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Um einen objektiven Überblick zu ermöglichen, wollen wir uns dieses Gleichnis vom verlorenen Sohn hier im Original ansehen:
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Lk 15,11 Er sprach aber: Ein Mensch hatte zwei Söhne; 15,12 und der
jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt!
Und er teilte ihnen die Habe. 15,13 Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles
zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er
verschwenderisch lebte. 15,14 Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über
jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden.
15,15 Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seine
Äcker, Schweine zu hüten. 15,16 Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die
Schweine fraßen; und niemand gab ihm. 15,17 Als er aber in sich ging, sprach er: Wie viele
Tagelöhner meines Vaters haben Überfluß an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. 15,18 Ich
will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt
gegen den Himmel und vor dir, 15,19 ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen! Mach mich wie
einen deiner Tagelöhner! 15,20 Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch
fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und
küßte ihn.
15,21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin
nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. 15,22 Der Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt
schnell das beste Gewand heraus und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an
seine Füße; 15,23 und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es, und laßt uns essen und
fröhlich sein! 15,24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren
und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. 15,24 Denn dieser mein Sohn war tot
und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich
zu sein. 15,25 Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam und sich dem Haus näherte,
hörte er Musik und Reigen. 15,26 Und er rief einen der Sklaven herbei und erkundigte sich, was das
sei. 15,27 Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb
geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. 15,28 Er aber wurde zornig und wollte nicht
hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu. 15,29 Er aber antwortete und sprach
zu dem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir
übertreten; und mir hast du niemals ein Böckchen gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich
gewesen wäre; 15,30 da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren
durchgebracht hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
15,31 Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein.
15,32 Aber man mußte doch jetzt fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und
ist wieder lebendig geworden und verloren und ist gefunden worden. Lk 15,11-32;
Um es vorweg zu nehmen: die obige Auslegung dieses Gleichnisses ist ganz ausgezeichnet und es ist von der Aussage her tatsächlich nichts daran auszusetzen. Der ältere Sohn steht für Israel, der jüngere für die Gemeinde. Der Umstand, dass die Israeliten den Sohn Gottes – unseren Herrn Jesus Christus – bei seinem ersten Erscheinen auf dieser Welt nicht als ihren Messias annehmen wollten, hat den Heidenvölkern, welche bis dahin keinen Zugang zu dem Gott der Israeliten hatten, die Möglichkeit eröffnet, auch den Glauben an den einen und einzigen Gott, den Allmächtigen anzunehmen. Dies geht auch aus dem folgenden Gleichnis sehr deutlich hervor.
Das Gleichnis vom Hochzeitsmahl.
Mt 22,1 Und Jesus begann und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen und
sprach: 22,2 Mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit
bereitete.
22,3 Und er sandte seine Knechte aus, um die Eingeladenen zur Hochzeit zu rufen; und sie wollten
nicht kommen. 22,4 Wiederum sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Eingeladenen: Siehe,
mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit.
Kommt zur Hochzeit! 22,5 Sie aber kümmerten sich nicht darum und gingen weg, der eine auf seinen
Acker, der andere an seinen Handel. 22,6 Die übrigen aber ergriffen seine Knechte, mißhandelten
und töteten sie. 22,7 Der König aber wurde zornig und sandte seine Truppen aus, brachte jene
Mörder um und steckte ihre Stadt in Brand.
22,8 Dann sagt er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Eingeladenen waren
nicht würdig. 22,9 So geht nun hin auf die Kreuzwege der Landstraßen, und so viele immer ihr
finden werdet, ladet zur Hochzeit ein.
22,10 Und jene Knechte gingen aus auf die Landstraßen und brachten alle zusammen, so viele sie
fanden, Böse wie Gute. Und der Hochzeitssaal wurde voll von Gästen. 22,11 Als aber der König
hereinkam, die Gäste zu besehen, sah er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitskleid
bekleidet war. 22,12 Und er spricht zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein
Hochzeitskleid hast? Er aber verstummte.
22,13 Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füße und Hände, und werft ihn hinaus in die
äußere Finsternis: da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. 22,14 Denn viele sind
Berufene, wenige aber Auserwählte. Mt 22, 1-14;
In diesem Gleichnis wird das Himmelreich – also Gott – mit einem König
verglichen, der für seinen Sohn die Hochzeit bereitete. Doch die Gäste, welche eingeladen waren
(das Volk Israel) wollten nicht kommen. Ja ärger noch, am Ende töteten sie sogar die Knechte
(Propheten), welche der König gesandt hatte, um sie einzuladen. Daraufhin ließ der König ihre
Stadt in Brand stecken (Jerusalem durch Titus im Jahre 70 n. Chr.) und diese Mörder umbringen.
Sodann sandte der König neuerlich Knechte aus (Prediger des Evangeliums von Jesus Christus), welche
nun alle Menschen einladen sollten, die bereit waren zu kommen (aus allen Völkern).
Israel hat durch seine Starrköpfigkeit seine Stellung als einzig auserwähltes Volk verloren. War
vorher die Zugehörigkeit zu einem der zwölf Stämme Israels, dem Volk Gottes, die Bedingung für
die Auswahl, haben nunmehr die Kriterien gewechselt. Nicht mehr die physische Zugehörigkeit zu
einem Volk ist ausschlaggebend, sondern die innere, geistige Bereitschaft, den Glauben an diesen
Gott anzunehmen (mit einem Hochzeitskleid bekleidet) – unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Herkunft
oder Stellung.
Soweit also die Fakten und Zusammenhänge, welche auch im ersten Gleichnis vom verlorenen Sohn zum
Ausdruck kommen. Die charakterliche Beurteilung dieses älteren der beiden Söhne durch den eingangs
zitierten Autor, ist durchaus richtig:
"Er ist ein guter Verwalter, ein ehrgeiziger Streber, ein gnadenloser
Aufseher für die Knechte, man könnte sagen: ein rechtschaffenes Arbeitstier".
Dennoch wird es wahrscheinlich keinen Leser dieses Bibeltextes geben, der nicht ein
gewisses Verständnis für die Verbitterung dieses Sohnes hätte. Und auch in der Diskussion erhebt
sich immer wieder die Frage: "Wo bleibt da die Gerechtigkeit Gottes?".
Die Lösung, welche dann der obige Autor anbietet, indem er meint:
"Kurz gesagt: bei aller äußerlicher Rechtschaffenheit ist er genauso
verloren, wie es der Andere in seinem sündhaften Leben war. Darüber hinaus beharrt er in dieser
Verlorenheit und bleibt ein liebloser Tadler"
ist aber – wenn wir es recht betrachten – weder in Bezug auf den älteren Sohn
dieses Gleichnisses noch auf Israel nicht wirklich eine zufriedenstellende Antwort. Sie sagt uns
zwar wieder etwas über die charakterlichen Eigenschaften dieses Menschen, dennoch befinden wir uns
mit dieser Beurteilung noch immer an der Oberfläche des Geschehens und kennen nicht den
eigentlichen Grund, weshalb der Erstgeborene so gehandelt hat. Und solange wir das nicht verstehen,
haben wir weder die Möglichkeit aus diesem Gleichnis etwas für unser eigenes Leben, unseren
Glauben zu lernen, noch können wir beurteilen, wieso Israel eine – aus heutiger Sicht – derart
unverständliche Verhaltensweise an den Tag gelegt hat.
Dazu müssen wir etwas tiefer in die Analyse einsteigen und den Text nach etwaigen indirekten
Hinweisen untersuchen. Und da werden wir am Ende des Textes, im Vers Lk 15,31 möglicherweise
fündig. Dort heißt es: "Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was
mein ist, ist dein". Es ist der Vater, der hier zu diesem verbitterten Erstgeborenen spricht. Und
er macht in diesem Satz eine Aussage, welche oft nicht besonders beachtet wird. Dabei kommt nämlich
das Verhältnis zwischen dem Vater und dem ältesten Sohn zutage – zumindest aus der Sicht des
Vaters.
Doch auch dem Sohn kann diese Einstellung des Vaters: "was mein ist, ist auch dein" im Laufe der
Jahre nicht verborgen geblieben sein. Im Zusammenhang mit der Vorhaltung des Sohnes an den Vater:
"niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten" erkennen wir daher, dass es ein derartiges
Gebot – dass nämlich der Sohn nicht einmal ein Böckchen für seine Freunde haben durfte –
nicht gegeben haben kann. Tatsächlich hätte sich der Sohn nur ein Böckchen nehmen und seine
Freunde zu einem Festmahl einladen müssen. Der Vater hätte – aufgrund seiner eigenen Aussage -
sicher nichts dagegen gehabt.
Alle Argumente, welche nun hier vielleicht die Aussage des Vaters als unehrlich in Frage stellen
wollen, scheitern an dem Umstand, dass dieses Gleichnis vom Sohn Gottes als Lehrstück gebracht wird
und der Vater im Gleichnis für Gott den Allmächtigen steht und daher alle Aussagen als absolut
korrekt zu betrachten sind.
Es erhebt sich also die Frage: warum hat dieser Sohn im Laufe all der Jahre nicht agiert um sich
etwas von dem Seinen, das auch des Vaters war, zu nehmen. Man könnte nun vermuten, dass es ein
tyrannischer Vater war, welcher den Sohn so eingeschüchtert hatte, dass dieser Angst hatte, sich
etwas zu nehmen. Doch dagegen spricht der ganze Kontext dieses Gleichnisses. Die Art wie der Vater
den verlorenen Sohn empfangen hat ebenso wie der Umstand, dass es dann der Vater war, der zu dem
wartenden, zornigen älteren Sohn hinausgegangen ist, um ihn zum Fest hinein zu bitten. So verhält
sich ein herrschsüchtiger Vater sicherlich nicht. Was war es aber dann?
Wie nun nicht unschwer zu erkennen, lag es an dem älteren Sohn selbst. Es war nicht Angst, die ihn
daran hinderte, sich seiner Güter zu erfreuen, sondern fehlgeleiteter Ehrgeiz. Er wusste, dass er
sich jederzeit nehmen konnte, was er wollte. Doch er wollte zusätzlich zu den Geboten seines Vaters
– die es ja nach seiner Aussage auch gab – ein weiteres Gebot aufstellen. Er wollte besser sein,
als sein Vater es ihm vorgeschrieben hatte. Und er ließ daher u. a. auch lieber seine Freunde
darben, als ihnen ein Festmahl zu bereiten.
Und hier kommen wir nun übergangslos zum Verhalten des Volkes Israel und seiner Führer. Sie hatten die Gebote Gottes, doch was sie daraus gemacht haben, erkennen wir in verschiedenen Texten der Bibel. Am deutlichsten lässt sich das an der unterschiedlichen Einschätzung des Sabbatgebots durch Jesus und die Schriftgelehrten beurteilen.
Es ist Sabbat, es ist dir nicht erlaubt, das Bett zu tragen.
Jh 5,1 Danach war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach
Jerusalem. 5,2 Es ist aber in Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Betesda
genannt wird, der fünf Säulenhallen hat. 5,3 In diesen lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer,
Dürrer.
5,5 Es war aber ein Mensch dort, der achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war. 5,6
Als Jesus diesen daliegen sah und wußte, dass es schon lange Zeit so mit ihm steht, spricht er zu
ihm: Willst du gesund werden? 5,7 Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, daß er
mich, wenn das Wasser bewegt worden ist, in den Teich werfe; während ich aber komme, steigt ein
anderer vor mir hinab. 5,8 Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett auf und geh umher! 5,9 Und
sofort wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett auf und ging umher. Es war aber an jenem Tag
Sabbat.
5,10 Es sagten nun die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, es ist dir nicht erlaubt, das Bett
zu tragen. 5,11 Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sagte zu mir: Nimm dein Bett
auf und geh umher. 5,12 Sie fragten ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir sagte: Nimm dein Bett auf
und geh umher? 5,13 Der Geheilte aber wußte nicht, wer es war; denn Jesus hatte sich entfernt, weil
eine Volksmenge an dem Ort war.
5,14 Danach findet Jesus ihn im Tempel, und er sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden.
Sündige nicht mehr, damit dir nichts Ärgeres widerfahre! 5,15 Der Mensch ging hin und
verkündete den Juden, daß es Jesus war, der ihn gesund gemacht habe. 5,16 Und darum verfolgten
die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jh 5, 1-16;
Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?
Lk 14,1 Und es geschah, als er am Sabbat in das Haus eines der Obersten der Pharisäer kam, um zu essen, daß sie auf ihn lauerten. 14,2 Und siehe, ein wassersüchtiger Mensch war vor ihm. 14,3 Und Jesus begann und sprach zu den Gesetzesgelehrten und Pharisäern und sagte: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht? 14,4 Sie aber schwiegen. Und er faßte ihn an und heilte ihn und entließ ihn. 14,5 Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch, dessen Sohn oder Ochse in einen Brunnen fällt, zieht ihn nicht sogleich heraus am Tag des Sabbats? 14,6 Und sie konnten ihm darauf nicht antworten. Lk 14, 1- 6;
Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht.
Jh 9,1 Und als er vorüberging, sah er einen Menschen, blind von
Geburt. 9,2 Und seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine
Eltern, dass er blind geboren wurde? 9,3 Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt, noch seine
Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden. 9,4 Wir müssen die Werke dessen
wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. 9,5
Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. 9,6 Als er dies gesagt hatte, spie er auf
die Erde und bereitete einen Teig aus dem Speichel und strich den Teig auf die Augen des Blinden;
9,7 und er sprach zu ihm: Geh hin, wasche dich in dem Teich Siloah! was übersetzt wird: Gesandter.
Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.
9,8 Die Nachbarn nun und die, die ihn früher gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: Ist
dieser nicht der, der da saß und bettelte? 9,9 Einige sagten: Er ist es; andere sagten: Nein,
sondern er ist ihm ähnlich; er sagte: Ich bin es. 9,10 Sie sprachen nun zu ihm: Wie sind denn deine
Augen geöffnet worden? 9,11 Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, bereitete einen Teig und
salbte meine Augen damit und sprach zu mir: Geh hin nach Siloah und wasche dich! Als ich aber
hinging und mich wusch, wurde ich sehend. 9,12 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist jener? Er sagt: Ich
weiß es nicht.
9,13 Sie führen ihn, den einst Blinden, zu den Pharisäern. 9,14 Es war aber Sabbat, als Jesus den
Teig bereitete und seine Augen öffnete. 9,15 Nun fragten ihn wieder auch die Pharisäer, wie er
sehend geworden sei. Er aber sprach zu ihnen: Er legte Teig auf meine Augen, und ich wusch mich, und
ich sehe. 9,16 Da sprachen einige von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er
hält den Sabbat nicht. Andere sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es
war Zwiespalt unter ihnen. 9,17 Sie sagen nun wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, weil er
deine Augen geöffnet hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.
9,18 Es glaubten nun die Juden nicht von ihm, daß er blind war und sehend geworden, bis sie die
Eltern dessen riefen, der sehend geworden war. 9,19 Und sie fragten sie und sprachen: Ist dieser
euer Sohn, von dem ihr sagt, daß er blind geboren wurde? Wie sieht er denn jetzt? 9,20 Seine Eltern
antworteten und sprachen: Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß er blind geboren wurde;
9,21 wie er aber jetzt sieht, wissen wir nicht, oder wer seine Augen geöffnet hat, wissen wir
nicht. Fragt ihn! Er ist mündig, er wird selbst über sich reden. 9,22 Dies sagten seine Eltern,
weil sie die Juden fürchteten; denn die Juden waren schon übereingekommen, daß, wenn jemand ihn
als Christus bekennen würde, er aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte. 9,23 Deswegen
sagten seine Eltern: Er ist mündig, fragt ihn!
9,24 Sie riefen nun zum zweiten Mal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib
Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist. 9,25 Da antwortete er: Ober ein
Sünder ist, weiß ich nicht; eins weiß ich, daß ich blind war und jetzt sehe. 9,26 Und sie
sprachen wieder zu ihm: Was hat er dir getan? Wie öffnete er deine Augen? 9,27 Er antwortete ihnen:
Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es nochmals hören? Wollt
ihr etwa auch seine Jünger werden? 9,28 Sie schmähten ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir
aber sind Moses Jünger. 9,29 Wir wissen, daß Gott zu Mose geredet hat; von diesem aber wissen wir
nicht, woher er ist.
9,30 Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Hierbei ist es doch erstaunlich, dass ihr nicht
wißt, woher er ist, und er hat doch meine Augen geöffnet. 9,31 Wir wissen, daß Gott Sünder nicht
hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er. 9,32 Von
Anbeginn hat man nicht gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet habe. 9,33 Wenn
dieser nicht von Gott wäre, so könnte er nichts tun. 9,34 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du
bist ganz in Sünden geboren, und du lehrst uns? Und sie warfen ihn hinaus.
9,35 Jesus hörte, daß sie ihn hinausgeworfen hatten; und als er ihn fand, sprach er: Glaubst du an
den Sohn des Menschen? 9,36 Er antwortete und sprach: Und wer ist es, Herr, daß ich an ihn glaube?
9,37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es. 9,38 Er aber
sprach: Ich glaube, Herr. Und er warf sich vor ihm nieder. 9,39 Und Jesus sprach: Zum Gericht bin
ich in diese Welt gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden. 9,40 Einige
von den Pharisäern, die bei ihm waren, hörten dies und sprachen zu ihm: Sind denn auch wir blind?
9,41 Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde. Nun aber sagt ihr:
Wir sehen. Daher bleibt eure Sünde. Jh 9, 1-41;
Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen.
Mk 2,23 Und es geschah, daß er am Sabbat durch die Saaten ging; und seine Jünger fingen an, im Gehen die Ähren abzupflücken. 2,24 Und die Pharisäer sagten zu ihm: Sieh, was tun sie am Sabbat, das nicht erlaubt ist? 2,25 Und er spricht zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel hatte und als ihn und die, die bei ihm waren, hungerte? 2,26 Wie er in das Haus Gottes ging zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch denen gab, die bei ihm waren? 2,27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen; 2,28 somit ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats. Mk 2,23-28;
Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten.
Mk 3,1 Und er ging wieder in die Synagoge; und es war dort ein Mensch,
der eine verdorrte Hand hatte. 3,2 Und sie lauerten auf ihn, ob er ihn am Sabbat heilen würde,
damit sie ihn anklagen könnten. 3,3 Und er spricht zu dem Menschen, der die verdorrte Hand
hatte: Steh auf und tritt in die Mitte! 3,4 Und er spricht zu ihnen: Ist es erlaubt, am Sabbat
Gutes zu tun oder Böses zu tun, das Leben zu retten oder zu töten? Sie aber schwiegen.
3,5 Und er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verhärtung ihres Herzens, und spricht
zu dem Menschen: Strecke die Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand wurde
wiederhergestellt.
3,6 Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten mit den Herodianern sofort Rat gegen ihn, wie
sie ihn umbringen könnten. Mk 3, 1- 6;
In diesen Berichten ist zu erkennen, dass Israel das Sabbatgebot, welches ihnen von Gott durch Mose gegeben worden ist, durch zusätzliche, eigene Gebote erweitert hatte. Sie wollten besser sein als ihr Gott. Wenn es im Gebot heißt: "Du sollst am Sabbat keinerlei Arbeit tun" und damit ganz einfach das Geldverdienen mit Betrug und Übervorteilung der Armen (Amos 8,4-6) gemeint war, das diesen Tag entheiligen würde, dann haben sie noch eins oben drauf gesetzt und geboten: "Du sollst am Sabbat überhaupt nichts tun".
Du sollst am Sabbat keinerlei Arbeit tun.
2Mo 20,9 Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, 20,10
aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun,
du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde bei dir,
der innerhalb deiner Tore wohnt. 2Mo 20, 9-10;
Wenn mit "Arbeit" jedwede Tätigkeit gemeint gewesen wäre, dann hätten die
Israeliten sich an diesem Tag überhaupt nicht bewegen dürfen. Aber das war es eben nicht. Und das
war ebenso einleuchtend wie unmissverständlich. Doch die Schriftgelehrten Israels wollten besser
sein.
Dass sich diese Einstellung bis in unsere Tage gehalten hat, bezeugt eine Geschichte von einer
jüdischen Familie, die für den Sabbat extra ein zusätzliches Hausmädchen eingestellt hatte,
welches solche "Arbeiten" wie Zimmertüren öffnen, Licht aufdrehen, Telefonhörer abheben etc.
verrichtete, während die anderen Arbeiten, wie Putzen, Kochen, Waschen vom angestammten Personal
erledigt wurden.
Doch nicht nur Israel hat die Gebote Gottes zum Nachteil der Gläubigen abgeändert. Wir haben derartige Verfälschungen auch in der katholischen Kirche. In der Bibel gibt es z. B. keine einzige Stelle, welche ein Zölibat für Priester fordern würde. Im Gegenteil, in seinem ersten Brief an Timotheus warnt uns Paulus davor, dass Lügner kommen werden, welche verbieten zu heiraten.
Die Heuchelei von Lügenrednern, die verbieten, zu heiraten.
1Tim 4,1 Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten
manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen
achten, 4,2 durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt
sind, 4,3 die verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die
Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen.
4,4 Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen
wird; 1Tim 4, 1- 4;
Wie man weiß, ist die Frau für den Mann – außer bei einigen abnormen Ausnahmen
– integrierter Bestandteil seines Gefühlslebens und Basis für die gottgewollte Familie. Dieses
zu verhindern grenzt an Perversion und es ist erstaunlich, dass diese Praxis in der katholischen
Kirche bereits seit Jahrhunderten unwidersprochen verordnet werden kann. Was dann dabei herauskommt,
können wir gerade – aber nicht nur! – in unserer Zeit beurteilen, wo weltweit (Amerika,
Österreich, aber auch in den Ostländern) katholische Ordensträger wegen Homosexualität und des
Verbrechens des sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht stehen und die katholische Kirche –
zumindest in den Vereinigten Staaten – Milliarden Dollars (aus Kirchenbeitragsgeldern?) an
Entschädigungen zu zahlen haben wird.
Um aber wieder auf Israel zurück zu kommen, lässt sich diese Eigenart bei den
Israeliten, die konkreten Aussagen in ihren heiligen Schriften – dem Alten Testament –
eigenmächtig zu erweitern, auch wieder in unserer Zeit beobachten. Es gibt bei vielen Propheten des
AT Hinweise auf die Sammlung und Rückführung des israelitischen Volkes in sein Land. Dabei werden
verschiedene Voraussetzungen aber auch erkennbare Folgewirkungen erwähnt.
Dies sind beispielhaft einige der Kennzeichen der von Gott verheißenen Sammlung und
Rückkehr des Volkes Israel in sein Land:
Voraussetzungen:
o Sie werden den Herrn von ganzem Herzen suchen. (Jer 29,13-14)
o Sie werden weinend kommen und ihren Gott suchen. (Jer 50,4-5)
Folgewirkungen:
o Der Herr wird ihnen ein Herz geben, dass sie ihn erkennen und sich
zu ihm bekehren sollen. (Jer 24,6-7)
o Sie sollen rein werden von all ihrer Unreinheit. Gott wird seinen
Geist über sie ausgießen. (Hes 36,24-28)
Nun kann man ja vom heutigen Volk Israel viel behaupten, aber sicherlich nicht, dass
sie den Herrn, ihren Gott, weinend gesucht hätten. Geschweige denn, dass es so aussehen würde, als
ob sie von all ihrer Unreinheit gereinigt worden wären. Und schon gar nicht, dass über sie der
Geist Gottes ausgegossen worden wäre.
Die Bibel spricht daher auch von dieser Rückkehr erst nach der Ankunft des Messias (Jes 49,5-6) -
eine Auffassung, welche übrigens auch die wenigen noch verbliebenen gläubigen orthodoxen Juden und
natürlich die kleine Gruppe der messianischen, also christusgläubigen Juden (etwa 10.000 in
Israel, 6.000 in Deutschland und 120.000 weltweit), teilen. Für uns Christen heißt das also: nach
der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus.
(Siehe auch Kapitel 09: "Die Heimkehr der Übriggebliebenen aus Israel und den Nationen")
Theodor Herzls Zionisten haben aber nun im Jahre 1948 beschlossen,
dass diese Zeit gekommen sei. Es war zu dieser Zeit keine einzige dieser biblischen Voraussetzungen
erfüllt, geschweige denn, dass anschließend, nachdem die Israeliten einen Großteil der
Palästinenser aus ihrem Land Palästina vertrieben und den Rest in Lagern im eigenen Land isoliert
hatten, irgendwelche der verheißenen Folgewirkungen erkennbar gewesen wären. Und weil das eben
nicht diese verheißene Sammlung durch Gott war und weil sie den Zeitpunkt, den Gott gewählt hatte,
nicht abwarten wollten, hält Israel heute ein fremdes Land besetzt, das den Palästinensern
gehört, und müssen seit mehr als fünfzig Jahren Tausende von Menschen hüben und drüben sterben.
Die Menschen, welche heute Israel bevölkern und regieren, sind in ihrer überwiegenden Mehrheit
(64%) gottlos und unterscheiden sich in nichts von den übrigen Nationen. Darüber sollte auch die Kippa
(Yarmulka), die jüdische Kopfbedeckung die sie tragen, nicht hinwegtäuschen. Das wahre Volk
Gottes aus Israel – die glaubentreuen orthodoxen Juden – befindet sich noch immer in der Diaspora,
zerstreut in der ganzen Welt. Und das mit voller Absicht, weil sie die Verheißungen Gottes ernst
nehmen, welche besagen, dass Israel erst dann von Gott gesammelt und in sein Land zurückgebracht
wird, wenn ihr Messias – unser Herr Jesus Christus – kommt. Er ist es, der bei seiner Wiederkunft
Israel zurückbringen wird und nicht Theodor Herzls Zionisten durch die Staatengründung im Jahre 1948.
Der Herr wird Jakob sammeln und an ihrer Spitze vor ihnen hergehen.
Mi 2,12 »Ich will dich, Jakob, sammeln ganz und gar und, was
übrig ist von Israel, zusammenbringen. Ich will sie wie Schafe miteinander in einen festen
Stall tun und wie eine Herde in ihre Hürden, dass es von Menschen dröhnen soll.« 2,13 Er wird als
ein Durchbrecher vor ihnen heraufziehen; sie werden durchbrechen und durchs Tor hinausziehen, und
ihr König wird vor ihnen hergehen und der HERR an ihrer Spitze. Mi 2,12-13;
(Siehe auch den Diskurs 46: "Stellungnahme von
Oberrabbiner M. A. Friedmann, Wien")
Von einem ganz ähnlichen Ereignis berichtet das AT schon am Anbeginn des Volkes Israel. In 2Mo Kapitel 31 und 32 wird berichtet, wie Mose auf dem Berg Sinai war, um mit Gott den ewigen Bund mit Israel zu schließen und auch die Steintafeln mit den zehn Geboten in Empfang zu nehmen. In der Zwischenzeit wartete Aron, der Bruder Moses, mit dem ganzen Volk Israel am Fuß des Berges. Nachdem sich nun die Rückkunft verzögerte, überredeten die Israeliten Aaron, ihnen Götzen aus Gold zu machen.
Da sagte der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk.
2Mo 32,1 Als nun das Volk sah, daß Mose säumte, vom Berg
herabzukommen, versammelte sich das Volk zu Aaron, und sie sagten zu ihm: Auf! Mache uns Götter,
die vor uns herziehen! Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat,
- wir wissen nicht, was ihm geschehen ist.
32,2 Und Aaron sagte zu ihnen: Reißt die goldenen Ringe ab, die an den Ohren eurer Frauen, eurer
Söhne und eurer Töchter sind und bringt sie zu mir! 32,3 So riß sich denn das ganze Volk die
goldenen Ringe ab, die an ihren Ohren hingen, und sie brachten sie zu Aaron. 32,4 Der nahm alles aus
ihrer Hand, formte es mit einem Meißel und machte ein gegossenes Kalb daraus. Und sie
sagten: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben.
32,5 Als Aaron das sah, baute er einen Altar vor ihm, und Aaron rief aus und sagte: Ein Fest für
den HERRN ist morgen! 32,6 So standen sie am folgenden Tag früh auf, opferten Brandopfer und
brachten Heilsopfer dar. Und das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken. Dann standen
sie auf, um sich zu belustigen.
32,7 Da sprach der HERR zu Mose: Geh, steig hinab! Denn dein Volk, das du aus dem Land Ägypten
heraufgeführt hast, hat schändlich gehandelt. 32,8 Sie sind schnell von dem Weg abgewichen, den
ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, sind vor ihm niedergefallen,
haben ihm geopfert und gesagt: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten
heraufgeführt haben! 32,9 Weiter sagte der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und
siehe, es ist ein halsstarriges Volk. 32,10 Und nun laß mich, damit mein Zorn gegen sie
entbrenne und ich sie vernichte, dich aber will ich zu einer großen Nation machen.
32,11 Mose jedoch flehte den HERRN, seinen Gott, an und sagte: Wozu, o HERR, entbrennt dein Zorn
gegen dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt
hast? 32,12 Wozu sollen die Ägypter sagen: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im
Gebirge umzubringen und sie von der Fläche des Erdbodens zu vertilgen? Laß ab von der Glut deines
Zornes und laß dich das Unheil gereuen, das du über dein Volk bringen willst! 32,13 Denke an deine
Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und denen du gesagt hast: Ich
will eure Nachkommen so zahlreich machen wie die Sterne des Himmels, und dieses ganze Land, von dem
ich gesagt habe: «ich werde es euren Nachkommen geben», das werden sie für ewig in Besitz nehmen.
32,14 Da gereute den HERRN das Unheil, von dem er gesagt hatte, er werde es seinem Volk antun.
32,15 Und Mose wandte sich um und stieg vom Berg hinab, die beiden Tafeln des Zeugnisses in seiner
Hand, Tafeln, beschrieben auf ihren beiden Seiten; vorn und hinten waren sie beschrieben. 32,16
Diese Tafeln waren Gottes Werk, und die Schrift, sie war Gottes Schrift, auf den Tafeln eingegraben.
32,17 Als nun Josua die Stimme des Volkes bei seinem Lärmen hörte, sagte er zu Mose: Kriegslärm
ist im Lager!
32,18 Der aber antwortete: Es ist kein Schall von Siegesgeschrei und kein Schall vom Geschrei bei
einer Niederlage; den Schall von Gesang höre ich. 32,19 Und es geschah, als Mose sich dem
Lager näherte und das Kalb und die Reigentänze sah, da entbrannte der Zorn Moses, und er warf die
Tafeln aus seinen Händen und zerschmetterte sie unten am Berg. 32,20 Dann nahm er das Kalb, das sie
gemacht hatten, verbrannte es im Feuer und zermalmte es, bis es feiner Staub war, streute es auf die
Oberfläche des Wassers und gab es den Söhnen Israel zu trinken. 32,21 Und Mose sagte zu Aaron: Was
hat dir dieses Volk getan, daß du eine so große Sünde über es gebracht hast?
32,22 Aaron aber sagte: Der Zorn meines Herrn entbrenne nicht. Du selbst kennst das Volk, daß es
böse ist. 32,23 Sie haben nämlich zu mir gesagt: Mach uns Götter, die vor uns hergehen! Denn
dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat – wir wissen nicht, was ihm
geschehen ist.
32,24 Da fragte ich sie: Wer hat Gold? Sie rissen es sich ab und gaben es mir, und ich warf es ins
Feuer, und dieses Kalb ist daraus hervorgegangen. 32,25 Als nun Mose sah, daß das Volk zuchtlos
war, denn Aaron hatte es zuchtlos werden lassen zur Schadenfreude ihrer Gegner, 32,26 da trat Mose
in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer für den HERRN ist! Daraufhin versammelten sich bei
ihm alle Söhne Levis.
32,27 Und er sagte zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder lege sein Schwert an
die Hüfte! Geht im Lager hin und zurück, von Tor zu Tor, und erschlagt jeder seinen Bruder und
seinen Freund und seinen Verwandten! 32,28 Die Söhne Levis nun handelten nach dem Wort des Mose;
und es fielen vom Volk an jenem Tage etwa dreitausend Mann. 32,29 Darauf sagte Mose: Weiht euch
heute für den HERRN – denn jeder von euch ist gegen seinen Sohn und gegen seinen Bruder gewesen -
um heute Segen auf euch zu bringen! 2Mo 32, 1-29;
Wie der Text zeigt, konnten die Israeliten schon damals den Zeitpunkt nicht
abwarten, den ihr Gott festgesetzt hatte, um sie zu segnen und den Bund mit ihnen zu schließen. Die
Folge war der sofortige Tod von 3000 ihrer Brüder und eine 40-jährige Irrwanderung in der Wüste,
bis auch der Letzte jener Generation in der Wüste verstorben war, welche sich an diesem Frevel
beteiligt hatte. Erst dann war es ihnen gewährt die Wüste zu verlassen und in ihr Land
einzuziehen.
Und so hat sich seit 1948 beides wiederholt, sowohl das Fehlverhalten und die Halsstarrigkeit
Israels, als auch die anschließende Strafe Gottes. Ebenso wie sie damals in der Wüste ihren
Unglauben bewiesen haben, indem sie ihrem Gott abgesagt und sich einem selbstgemachten Götzen – dem
goldenen Kalb – zugewandt haben, haben sie sich 1948 mit dem Stückchen Palästina zufrieden gegeben
und auf das ihnen von ihrem Gott verheißene Land, welches vom Nil bis zum Euphrat (1Mo 15,18)
reichen sollte, verzichtet.
Dieses Volk hätte bereits vor zweitausend Jahren, beim ersten Kommen seines Messias, zum Segen für
die Welt und zum "Haupt unter den Völkern" (Jer 31,7) werden können. Durch ihre
Halsstarrigkeit mussten sie damals für Tausende von Jahren in die Zerstreuung, und die Welt,
anstatt in ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, in ein Chaos von Krieg, Hass und Neid.
Doch es kommt die Zeit, wo Israel sich zu seinem Gott bekehren wird und er alle Tränen von ihren
Augen abwischen wird und sie sein Volk sein werden und er ihr Gott sein wird.
Siehe da, unser Gott, auf den wir hofften, daß er uns rette!
Jes 25,8 Den Tod verschlingt er auf ewig, und der Herr HERR wird die
Tränen abwischen von jedem Gesicht, und die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde
hinwegtun. Denn der HERR hat geredet.
25,9 An jenem Tag wird man sagen: Siehe da, unser Gott, auf den wir hofften, daß er uns rette!
Da ist der HERR, auf den wir hofften! Wir wollen jauchzen und uns freuen in seiner Rettung! Jes
25,8-9;
Bis dahin jedoch wird Israel nach der Schrift noch schweren Prüfungen ausgesetzt
sein.
(Siehe auch Kapitel 02: "Die Eroberung und
Zerstreuung Jerusalems.")