Diskurs 75 – Müssen Christen ihre Feinde lieben?




Die Gebete in den Amtskirchen. / E-mail an Hanspeter Gasser 00, 2005-01-23

Muss der Christ seine Feinde lieben? / Replik Hanspeter Gasser 00, 2005-01-24

Die Nächstenliebe.

Die Feindesliebe.

Ist der Samariter nur ein Mitmensch? / Kommentar Peter Buschauer 00, 2005-05-19

Was ist die entscheidende Aussage im Gleichnis vom barmherzigen Samariter? / Replik Dr. Monika von Sury 00, 2005-10-02

Zusammenfassung.

Müssen Christen ihre Feinde lieben? – Teil 2: Die katholische Sicht des Themas. / Replik Dr. John Waterfield 00, 2006-01-28

Müssen Christen ihre Feinde lieben? – Teil 3: Die christliche Auslandsmission. / Replik Dr. John Waterfield  01, 2006-01-28


Die Gebete in den Amtskirchen / E-mali an Hanspeter Gasser.

Hier möchte ich noch einmal auf die Gebetsinhalte zu sprechen kommen. Es wird in den Amtskirchen viel für ‘die’ Dritte Welt, für ‘die’ Armen, für ‘die’ Flutopfer usw. gebetet. Nach meiner Erkenntnis ist es anmaßend und eine absolute Selbstüberschätzung, wenn wir denken, wir könnten ganze Länder, Kontinente, ja die ganze Menschheit mittels eines Gebetes in irgendeiner Form zurechtbringen.

Es scheint mir, als ob hier ein gewisses Optimierungsstreben Platz greifen würde, wo mit dem geringsten Einsatz der größte Erfolg erzielt werden sollte. Und so schön klingen tut das auch, wenn man für ‘die ganze Welt’ betet. Dabei wissen wir gar nicht, für wie viele Gottesleugner, Gotteslästerer und Götzendiener wir hier den Segen Gottes herabflehen. Der Umstand, dass diese ‘Gebete’ in den vergangenen Jahrhunderten und bis heute noch nie irgendeine Wirkung gezeigt haben, hat sich scheinbar noch nicht zu den kirchlichen Verantwortlichen und deren Gläubigen durchgesprochen.

Wenn wir tatsächlich für Menschen beten wollen, dann sollten wir diese Menschen kennen und recht genau wissen, wessen sie bedürfen. Also nicht vor Gott ein ‘all inclusive’ Gebet präsentieren, wo wir uns um nichts weiter kümmern und selbst sonst keinen Beitrag leisten müssen. Sondern wir müssen uns Menschen aussuchen, welche für uns erreichbar sind, die wir vielleicht sogar jeden Tag treffen, deren Probleme wir kennen und wo wir prüfen können, wie wir persönlich helfen können und wo wir mangels Kapazität oder Fähigkeiten die Hilfe Gottes tatsächlich in Anspruch nehmen müssen.

Da können wir dann auch immer wieder nachfragen, wie es mit den Dingen vorangeht und erkennen, ob Gott schon geholfen hat oder ob ein weiteres Problem aufgetreten ist, welches wir persönlich oder im Gebet berücksichtigen sollten.

Für die Menschen in der Dritten Welt oder anderswo wird Gott auch dort gläubige Beter finden, die sich dieser Aufgabe unter ihren Landsleuten widmen werden.

Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist!

Mt 6,5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6,6 Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 6,7 Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen, daß sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. 6,8 Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet. Mt 6,5-8;


(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Muss der Christ seine Feinde lieben? / Replik HPG 00, 2005-01-24)

Es ist mir zwar grundsätzlich klar, dass in der Landeskirche, so der Ausdruck für Amtskirche in der Schweiz, sehr viel opportunistisch gemacht wird, weil man es halt tut und weil die Kirchgänger das erwarten. Aber ich denke hier nicht, dass es eine Anmaßung und schon gar keine Selbstüberschätzung ist, zu glauben und zu hoffen, dass Gott die Gebete der Leute eines Gottesdienstes erhört und damit den Betroffenen dadurch helfen wird. Wir müssen und können nichts zurechtbringen, aber Gott bitten, dass er bei diesen Menschen ist, das glaube ich nun allemal. Wozu beten wir dann? Egoistisch nur für uns und wenn es hoch kommt noch für einige Bekannte, Freunde und die Familie?

Entschuldige meine Offenheit. Ich unterliege offensichtlich einem komplett falschen Glaubensverständnis, wenn ich meine, dass es unser Auftrag sei, auch für Gotteslästerer um die Erlösung durch Jesus Christus zu beten. Ich finde deine Ansicht nicht korrekt, wenn du sagst, dass wir durch unser Gebet den Segen des Herrn so quasi als Legalisierung für das Fehlverhalten dieser Menschen herabflehen. Es ist doch unsere Pflicht den Segen dafür zu erflehen, dass sie ihre Arbeit im Sinne Gottes ausführen.

Hat nicht Jesus selbst gesagt, dass wir für unsere Feinde Beten sollen (Mt 5.44)? Ich denke aber, dass es damit Pflicht wird, für Gottlose, Gottesleugner und Götzendiener zu beten (Fürbitte). Wir haben, wenn ich mich recht erinnere den Auftrag unsere Talente zu vermehren, und die können wir doch nur bei den verirrten Schafen finden.

Hanspeter Gasser gasser.hanspeter@bluewin.ch



Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein.

Jh 17,6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort gehalten. 17,7 Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; 17,8 denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast. 17,9 Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein. Jh 17,6-9;


Bevor wir nun auf das eigentliche Thema dieses Diskurses eingehen, sollen hier noch die anderen Aussagen in der obigen Replik von Hanspeter Gasser beantwortet werden:

Du schreibst in einem Deiner Mails, dass Du bereits seit 35 Jahren Gott suchst. Nachdem Du die Landeskirche so gut kennst, gehe ich davon aus, dass Du in der Vergangenheit auch dort gesucht hast. Wieso hast Du Gott dort in diesen 35 Jahren noch immer nicht gefunden? Sagt das etwas über diese Kirche aus? Deine weiteren Ausführungen darüber, was Gott macht und was er nicht macht, verblüffen mich etwas, wenn ich bedenke, dass Du selbst behauptet hast, dass Du Gott erst kennen lernen willst – also noch nicht kennst.

Zu Deiner Frage "Wozu beten wir dann?": Meinst Du nicht, dass wir alle genug zu beten haben, um unsere ganze Verwandtschaft und alle unsere Bekannten zur Entscheidung für unseren Herrn Jesus Christus zu führen? Oder sind alle diese Menschen in Deinem persönlichen Umkreis bereits "wiedergeborene" Christen? Dann hätten sie Dir vielleicht helfen können, Gott kennen zu lernen. Außerdem macht man immer neue Bekanntschaften und gewinnt neue Freunde, welche wir bei Bedarf in unsere Gebete aufnehmen und geleiten müssen.

Und ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, wenn Du dies ernsthaft betreibst, hast Du jeden Tag ein bis zwei Stunden, welche Du für alle diese Menschen und ihre individuelle Situation persönlich beten, bitten und danken musst. Und auch tagsüber denkst Du immer wieder an die Probleme des Einen oder Anderen, sodass Dir gar keine Zeit bleibt, an irgendwelche Menschen an irgendwelchen Ecken der Welt zu denken, die Du nicht kennst, von denen Du nicht weißt, wo sie leben und welche Probleme sie tatsächlich haben. Aber ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass für Dich Gebet nicht Gespräch mit Gott ist, sondern wirklich nur im Vaterunser besteht. Dann ist das natürlich in fünf Minuten durchgezogen.

Es ist sehr einfach, großartige Gebete für Leute zu sprechen, die weit weg sind, welche wir nicht kennen und noch nie gesehen haben und uns dann kaum darum kümmern, wie es diesen Leuten wirklich geht und was sie tatsächlich benötigen. Der Mensch von nebenan ist unser Ziel als Christen. Doch das ist harte Arbeit und dauernder Einsatz, weil diese Menschen ja täglich um uns sind. Dies als egoistisch zu bezeichnen offenbart einen anderen Egoismus: nämlich möglichst nicht direkt mit den Menschen und ihren Problemen konfrontiert zu werden.

Und dann muss hier noch ein scheinbares Missverständnis in der obigen Auffassung von Hanspeter Gasser geklärt werden. Wenn er in seiner Replik schreibt:

"Ich unterliege offensichtlich einem komplett falschen Glaubensverständnis, wenn ich meine, dass es unser Auftrag sei, auch für Gotteslästerer um die Erlösung durch Jesus Christus zu beten."


muss man ihm durchaus Recht geben. Der tatsächliche Auftrag des biblischen Christen ist nicht für Gotteslästerer zu beten, sondern den hat der Herr in Mk 16,15-16 folgendermaßen konkretisiert:

Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!

Mk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! 16,16 Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden. Mk 16,15-16;


Also nicht durch Gebete werden Menschen – und schon gar Gotteslästerer – erlöst, sondern durch den Glauben an das Evangelium und die Entscheidung für Christus Jesus. Und damit sie daran glauben können, müssen wir es ihnen zuerst einmal verkündigen. Aber das ist natürlich etwas aufwendiger, als am Sonntag in der (katholischen) Kirche zu sitzen und drei Vaterunser und sechs Ave Maria herunter zu ratschen und dann zu meinen, man hätte etwas für die Erlösung von Gotteslästerern getan.

Und dann meint Hanspeter Gasser:

"Ich finde deine Ansicht nicht korrekt, wenn du sagst, dass wir durch unser Gebet den Segen des Herrn so quasi als Legalisierung für das Fehlverhalten dieser Menschen herabflehen. Es ist doch unsere Pflicht den Segen dafür zu erflehen, dass sie ihre Arbeit im Sinne Gottes ausführen."


In diesem Zusammenhang kommen mir immer die Waffen – und Soldatensegnungen der Regimentspfarrer und Feldgeistlichen in den Sinn, die in den Kriegen der vergangenen Jahrhunderte – und bis heute – den Segen dafür erfleht haben, dass diese Leute ihre Arbeit gut ausführen und den Feind besiegen mögen. Dass dies den Tod von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen von Menschen bedeutet hatte, hat man in diesen Kirchen nie wirklich realisiert, geschweige denn bereut. Auch dies war und ist eine Selbstüberschätzung des Menschen, ja sogar eine Gotteslästerung, zu meinen, Gott würde auf unser Geheiß für die Ermordung ganzer Völker seinen Segen geben.

Und damit kommen wir zu jener Aussage von Hanspeter Gasser, welche aufgrund ihrer Aktualität sowie der immer wiederkehrenden Fragen und missverständlichen Interpretationen hier einmal ausführlicher behandelt werden soll.

"Hat nicht Jesus selbst gesagt, dass wir für unsere Feinde Beten sollen (Mt 5.44)? Ich denke aber, dass es damit Pflicht wird, für Gottlose, Gottesleugner und Götzendiener zu beten (Fürbitte). Wir haben, wenn ich mich recht erinnere den Auftrag unsere Talente zu vermehren, und die können wir doch nur bei den verirrten Schafen finden."


Die oben zitierte Schriftstelle ist ein Teil der Bergpredigt des Herrn, welche wir vor einem Kommentar in ihrem Kontext betrachten wollen.

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen.

Mt 5,38 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn 5,39 Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar 5,40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem laß auch den Mantel! 5,41 Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei! 5,42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will! 5,43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 5,44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, 5,45 damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. 5,46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? 5,47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? 5,48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. Mt 5,38-48;


Die Nächstenliebe.

Bevor wir auf die Feindesliebe eingehen, soll zu Vergleichszwecken noch eine andere, immer wieder falsch interpretierte Aussage des Herrn kurz betrachtet werden. Hier oben, im Vers Mt 5,43, sagt der Herr: "Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben – " und er bezieht sich damit auf jenes Gebot, das nach Mt 22,39 dem höchsten und größten Gebot – nämlich der Liebe zu Gott – gleich ist und welches er den Schriftgelehrten in Mt 22,35-40 erklärt hat.

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Mt 22,35 Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: 22,36 Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? 22,37 Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). 22,38 Dies ist das höchste und größte Gebot. 22,39 Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). 22,40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Mt 22,35-40;


Bei diesem Gebot der Nächstenliebe hat es schon zu Jesu Lebzeiten Schwierigkeiten im Verständnis gegeben, welche der Herr mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter zu klären versucht hat.

Der barmherzige Samariter.

Lk 10,25 Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 10,26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 10,27 Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst« 10,28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. 10,29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? 10,30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen. 10,31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinab zog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 10,32 Desgleichen auch ein Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 10,33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 10,34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 10,35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

10,36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? 10,37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen! Lk 10,25-37;


Dieses Gleichnis ist wahrscheinlich jenes, welches aufgrund oberflächlicher Betrachtungsweise in der Welt am meisten missverstanden wurde und wird. Bei diesem Missverständnis handelt es sich – um dies vorwegzunehmen – nicht um die Aufforderung barmherzig und hilfsbereit zu sein. Dies ist richtig und wichtig und geht ganz klar aus der Aussage des Herrn am Ende des Gleichnisses, in Vers Lk 10,37 hervor.

Das Missverständnis beruht vielmehr darauf, dass die Antwort des Herrn auf die Frage des Schriftgelehrten falsch interpretiert wird. Und auch manche Ausleger verstricken sich im Text des Gleichnisses und beantworten mit aller Ausführlichkeit die Frage, warum Priester und Levit – im Gegensatz zu dem Samariter – dem Überfallenen nicht geholfen haben, ohne der eigentlichen Frage dieses Gleichnisses: "Wer ist mein Nächster" bzw. "Wen muss ich lieben wie mich selbst" das erforderliche Augenmerk zu schenken.

Die landläufige Meinung – welche durch Sozialeinrichtungen aller Art verständlicherweise aufgegriffen und weiterverbreitet wird – ist, dass wir hier von Gott aufgefordert werden, alle Armen und Hilfsbedürftigen in der Welt so zu lieben wie wir uns selbst auch lieben und ihnen aus dieser unserer Liebe eine entsprechende Hilfe und Unterstützung zuteil werden zu lassen.

Wenn wir uns nun aber diesen Text genauer ansehen, erkennen wir eine ganz andere Aussage. Dort heißt es nämlich in der abschließenden Frage des Herrn an den Schriftgelehrten:

"Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?"

Er wird also gefragt, wer der Nächste ist – und zwar der Nächste für den, der unter die Räuber gefallen war. Dies sollte dann die Antwort auf seine Frage aus Vers Lk 10,29 sein: "Wer ist denn mein Nächster?" Gleichzeitig ist dies aber auch die Konkretisierung der Person des "Nächsten" aus dem zweiten Gebot – nach dem Gebot der Gottesliebe – und bezeichnet für uns Christen jene Menschen, welche wir lieben sollen wie uns selbst. Und hier erkennen wir in der obigen Frage des Herrn – und der Antwort des Schriftgelehrten – einen diametralen Unterschied zur gängigen Interpretation.

Der Herr fragt, wer der Nächste geworden ist jenem Menschen, der unter die Räuber gefallen war. Und der Schriftgelehrte antwortete: "Der die Barmherzigkeit an ihm tat". Daher ist nicht der Hilfsbedürftige der Nächste des Samariters gewesen, sondern umgekehrt, der Samariter hat sich durch seine Hilfe als der Nächste des Überfallenen erwiesen.

Daraus ergibt sich aber die Konsequenz, dass hier nicht den "Samaritern" – also den Helfern – geboten wird, die Armen und Hilfsbedürftigen – wo immer diese auch seien – "wie sich selbst zu lieben". Sie sollen wohl barmherzig sein und ihnen helfen. Damit stellen sie ja letztendlich unter Beweis, dass auch sie diese Bedürftigen lieben. Aber es sind eben jene Bedürftigen, denen von ihnen geholfen worden ist, welche – nach diesem Gebot Gottes – aufgefordert werden, ihre Helfer zu lieben "wie sich selbst".

Und hier erkennen wir auch den Unterschied zur landläufigen Auffassung. Während diese versucht – in Umkehrung des Wortsinnes – den Eindruck zu vermitteln, dass in diesem Gleichnis der Überfallene der Nächste des Samariters gewesen ist und postuliert, dass die Armen der ganzen Welt die "Nächsten" der Wohlhabenderen sind, meint der Herr hier einerseits die ganz persönliche Hilfe in unserer unmittelbaren Umgebung und gebietet andererseits jenen, denen geholfen worden ist, ihre Helfer zu lieben "wie sich selbst".

Das Gebot der Nächstenliebe ist also nach den Worten des Herrn in diesem Gleichnis: Liebe die Menschen, welche dir geholfen haben und zeige ihnen ebenso deine Liebe wie sie dir ihre Liebe gezeigt haben, indem sie dir geholfen haben.

Nächstenliebe ist daher keine Kategorie des Mitleids, sondern eine solche der Dankbarkeit.

Und wie leicht erkennbar, gilt dieses Gebot ihre Helfer (Nächsten) zu lieben, nicht nur für Arme und Bedürftige. Es gilt auch für uns, die wir nicht bedürftig sind, indem auch wir allen jenen, welche uns im Leben geholfen haben – Eltern, Geschwister, Verwandte, Bekannte, Freunde und auch Fremde, welche uns in einer Notsituation beigestanden sind – persönlich dankbar sein und sie lieben sollten, wie wir uns selbst lieben. Sie alle sind unsere Nächsten.

Dieses Gebot gilt aber natürlich nicht für Gottlose, Gottesleugner oder Götzendiener in der Dritten Welt. Sie müssen für die Liebe, welche ihnen Christen aus den USA, Europa oder anderen Ländern mit finanzieller oder anderer Hilfe erwiesen haben, nicht dankbar sein – und sind es in den meisten Fällen auch nicht. Schlimmer noch, wie gerade eben Pressemitteilungen zu entnehmen ist, sind Spendengelder, welche für die Tsunami-Hilfe nach Indien geflossen sind, von einem indischen Spitzenbeamten, der für seinen Einsatz für die Tsunami-Opfer zum "Held Asiens" gekürt wurde, im Umfang von 3,2 Millionen Euro unterschlagen worden.

Und hier stellt sich überhaupt die Frage, wieso Staaten wie z. B. Indien und Pakistan, welche die finanziellen Mitteln haben, um seit 1974 bzw. 1998 immer mehr Atombomben zu bauen und im Falle von Indien mehr als 40 Satelliten mit eigenen Raketen in die Erdumlaufbahn zu transportieren, für die Unterstützung seiner, von Katastrophen betroffenen Bürger finanzielle Hilfe aus dem Westen benötigen sollten.

Noch dazu, wo Studien der Weltbank nachweisen, dass von jedem Dollar Entwicklungshilfe mindestens 90 Cent auf legalen oder illegalen Wegen in die reichen Länder zurückfließen – sei es auf anonyme Schweizer Konten diverser Gewaltherrscher in der Dritten Welt oder als Vergütung der "Logistikkosten" an verschiedene Hilfsorganisationen und – firmen – und damit gar nicht erst zu den Bedürftigen gelangen.

Dies bestätigt auch der Corruption Perception Index (CPI) 2005 von Transparency International

"Korruption ist ein wesentlicher Grund für die Armut in vielen Entwicklungsländern wie auch ein Hindernis, diese zu überwinden" sagte der Gründer und Vorsitzende von Transparency International, Peter Eigen. "Korruption und Armut spielen zusammen und sperren die Menschen in den betroffenen Ländern in einen Kreislauf des Elends ein. Man muss sich intensiv mit dem Thema Korruption beschäftigen, wenn Hilfsgelder bei der Befreiung der Menschen von Armut spürbare Wirkungen entfalten sollen."

(Siehe auch den Korruptionsindex – CPI 2005 von Transparency International)


Schließlich könnte sich bei unserem Thema der Nächstenliebe noch die Frage stellen, was denn das eigentlich meinen sollte: "lieben (...) wie dich selbst". Doch die Antwort darauf dürfte nicht wirklich schwer sein: alles, was ich mir zugestehe – von den materiellen Dingen, welche ich mir leiste, bis hin zu meinen Fehlern, die ich toleriere – das alles sollte ich auch diesen meinem Nächsten – materiell oder ideell – zugestehen. Und damit beantwortet sich gleichzeitig auch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit: Was ich mir selbst nicht leisten kann oder will, das muss ich – nach dieser Definition – auch bei meinem Nächsten nicht akzeptieren.

Mit dem abschließenden Hinweis oben, in Lk 10,37: "So geh hin und tu desgleichen" bedeutet der Herr dem Schriftgelehrten gleichzeitig, dass seine Fragestellung eine falsche war. Nicht "Wer ist denn mein Nächster?" muss die Frage lauten, sondern "Wem soll ich sein Nächster sein?"

Wie man sieht, ist dieses Gesetz das Gebot für die Christen, die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung zu lieben. Einmal, indem man dem Bedürftigen hilft und sich damit als sein Nächster zu erkennen gibt, das andere Mal, wenn einem selbst geholfen wurde, indem man diesen barmherzigen Mnschen, seinen Nächsten, liebt, auch und insbesondere dafür, dass er einem geholfen hat. Und beides, besonders aber das Letztere, lässt sich nun einmal nicht par distance und im Gießkannenprinzip verwirklichen.


Die Nächstenliebe.

Ähnlich, wie die falsche Interpretation der "geringsten meiner Brüder" aus Mt 25,40, ist die völlige Sinnumkehr des biblischen Begriffes der "Nächstenliebe" durch Kirchen, Prediger und Hilfsorganisationen, eine der größten Betrügereien, um bei leichtgläubigen Zeitgenossen Mitleid zu erregen und ohne viel Aufwand Spendengelder zu scheffeln.

Nach den Worten des Herrn Jesus Christus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, ist das Gebot der Nächstenliebe nicht die Liebe und Unterstützung von Hilfsbedürftigen, wie uns das die scheinheilige katholische Kirche immer wieder einreden will, sondern es ist – umgekehrt – die Liebe zu jenen Menschen, welche uns geholfen haben.

In diesem Bibeltext fragt ein Zuhörer den Herrn, wer denn dieser "Nächste" sei, den man lieben sollte. Und der Herr erzählt ihm dieses Gleichnis, in welchem ein Mann überfallen und ausgeraubt wurde und verletzt auf der Straße liegt. Zwei jüdische Kleriker gingen achtlos an ihm vorüber und erst ein Mann aus Samarien, der als Dritter an ihm vorbeikam, hat ihm geholfen.

Und aus diesem Gleichnis leitet nun der Herr in Lk 10,36-37 die Antwort auf die Frage ab, wer denn der Nächste eines Menschen sei:

"Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!"

Der Samariter ist also der "Nächste" dieses Verletzten. Und deshalb muss auch dieser Verletzte den Samariter – den Nächsten (Mt 22,39) – lieben, weil der ihm geholfen und ihn versorgt hat. Daher lautet also das Gebot der Nächstenliebe: Liebe jene Menschen, welche dir geholfen haben und zeige ihnen ebenso deine Liebe wie sie dir ihre Liebe gezeigt haben, indem sie dir behilflich waren.

NÄCHSTENLIEBE  IST  DAHER  KEINE  KATEGORIE  DES  MITLEIDS,  SONDERN  EINE  SOLCHE  DER  DANKBARKEIT!




Die Feindesliebe

Zwischen den Aussagen des Herrn über den "Nächsten" oben, in Lk 10,25-37 und Mt 5,43 und seinem Gebot gleich danach in Mt 5,44: "Liebt eure Feinde" gibt es nun eine interessante Parallele. Ebenso wie die Ausleger seit Jahrhunderten, im völligen Gegensatz zur Aussage des Herrn, den "Nächsten" nicht als den Samariter – also den Helfer – , sondern fälschlich als den Überfallenen gedeutet haben und damit perfider Weise die Armen und Hilfsbedürftigen der ganzen Welt diesem Gebot "untergeschoben" haben, hat man auch bei der Feindesliebe der Einfachheit halber auf eine Analyse verzichtet und dieses christliche Gebot der Feindesliebe auf alle Betrüger, Mörder und Räuber der ganzen Welt ausgedehnt, sodass diese Forderung schließlich – weil unerfüllbar – zur Utopie erklärt wurde.

Wenn wir nun versuchen, den richtigen Hintergrund dieser Aussage des Herrn zu erkennen, stoßen wir auf eine weitere Parallele zur Nächstenliebe: ebenso, wie sich diese nicht auf die Armen der ganzen Welt, sondern nur auf jene Menschen bezieht, welche persönlich zu uns gestanden sind und uns in unserem Leben geholfen haben, bezieht sich die Feindesliebe nicht auf die Verbrecher der ganzen Welt, sondern nur auf jene Menschen, welche uns in unserem persönlichen Umfeld feindlich gesinnt sind. Und ebenso wie bei der Nächstenliebe, müssen wir auch bei der Feindesliebe die betroffenen Menschen zwangsläufig auch persönlich kennen. Nur so können wir auch der Verpflichtung nachkommen, sie zu lieben. Und hier haben wir nun auch schon den Ansatzpunkt für das Verständnis der Aussage des Herrn in Mt 5,44:

"Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen."

Ebenso wie die anderen Gebote des Herrn in diesem Zusammenhang, wird auch die Aufforderung der Feindesliebe immer wieder nur oberflächlich gelesen und kaum hinterfragt. Wie es scheint, wollen die Wenigsten wissen, was hier tatsächlich steht und gemeint ist und ergehen sich sogleich in Symbolismen wie "geistliche Zielsetzung", "Regierungserklärung für das Reich Gottes" u.a.m. Wir wollen daher diese Gebote einzeln betrachten und analysieren:

Mt 5,39 Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar. Mt 5,39;

Der, welcher mich hier auf die rechte Backe schlägt, kann nicht jemand sein, der sich dabei irgendwo in der weiten Welt aufhält, sondern muss erfahrungsgemäß neben mir, an meiner Seite stehen, sonst könnte er nicht zuschlagen.

Mt 5,40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem laß auch den Mantel! Mt 5,40;

Auch wenn jemand mit mir vor ein Gericht gehen oder gar mein Untergewand nehmen will, muss er mit mir persönlich Kontakt haben und mich kennen – und ich ihn.

Mt 5,41 Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei. Mt 5,41;

Und erst recht, wenn mich jemand zwingen will, mit ihm eine Meile zu gehen, wird das kaum möglich sein, wenn er sich am anderen Ende der Welt befindet.

Mt 5,42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will. Mt 5,42;

Auch jemand der mich bittet oder von mir borgen will, muss mich nach dem Geist dieser Aussagen persönlich kennen. Bei den Bettelbriefen, deren wir heute so viele erhalten, kommt der Großteil der Spenden gar nicht an die Bedürftigen, sondern wird für Organisation, Verwaltung, Logistik und Gehälter der Angestellten abgezweigt. Was dann für die Armen übrigbleibt, ist so wenig, dass eben immer wieder und immer mehr gespendet werden muss.

Ein biblischer Christ, der einen christlichen Prediger, Evangelisten oder Missionar unterstützt, den er kennt, dessen Glauben und dessen "Früchte" er geprüft hat und zur Überzeugung gelangt ist, dass dieser Mensch im Namen Gottes arbeitet und die biblische Wahrheit verkündet, der handelt selbst auch im Auftrag Gottes, wenn er dessen Tätigkeit fördert. Doch viele Christen tun dies eben nicht. Sie überlassen die Verantwortung und das Geld Ungläubigen oder betrügerischen Scheingläubigen, welche sich an den Spenden selbst bereichern, in luxuriösen Villen wohnen und protzige Autos fahren (wie manche Prediger in den USA).

Mt 5,44 Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen. Mt 5,44;


Um meinen Feind – also jenen Menschen, der mich nicht liebt – lieben zu können, muss ich ihn daher kennen – und er mich. Wie sollte ich wissen wer mich in Afrika, Indien, Asien oder sonst wo auf der Welt nicht liebt? Und auch jene, die mich verfolgen, muss ich kennen, sonst könnte ich nicht für sie beten.

Wie leicht zu erkennen ist, gehen alle diese Gebote von der eindeutigen Voraussetzung aus, dass sich die beteiligten Menschen persönlich kennen und womöglich örtlich nahe sind. Das Argument, dass wir heute im Zeitalter der Globalisierung leben und Entfernungen immer weniger relevant werden, ist für Handel, Geldverkehr und allgemeine Kommunikation wohl richtig. Doch die geistliche und materielle Armut und Hilfsbedürftigkeit der Menschen können wir nach wie vor dann am Besten einschätzen und ihr begegnen, wenn wir diese Menschen persönlich kennen lernen und ihre Probleme und Defizite beurteilen können. Aber das ist natürlich viel aufwendiger und viel weniger beeindruckend, als ein 5 Minuten Gebet in aller Öffentlichkeit für "die Welt".

Die Frage im Titel dieses Diskurses: "Müssen Christen ihre Feinde lieben?" ist daher ganz eindeutig mit "Ja" zu beantworten. Allerdings mit der ausdrücklichen Betonung auf "ihre" Feinde. Wir lesen nirgendwo in der Bibel, dass wir die Feinde anderer Leute, geschweige denn die Menschen der ganzen Welt lieben sollten. Und selbst bei manchen unserer eigenen Feinde wird uns von der Schrift geboten, uns von ihnen fern zu halten und uns von ihren Tätigkeiten zu distanzieren.

Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen!

2Kor 6,14 Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? 6,15 Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? 2Kor 6,14-15;

Ein Bruder, der ein Unzüchtiger, Habsüchtiger, oder ein Götzendiener ist, mit dem sollt ihr nicht einmal essen.

1Kor 5,9 Ich habe euch in dem Brief geschrieben, nicht mit Unzüchtigen Umgang zu haben; 5,10 nicht überhaupt mit den Unzüchtigen dieser Welt oder den Habsüchtigen und Räubern oder Götzendienern, sonst müßtet ihr ja aus der Welt hinausgehen. 5,11 Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein  Trunkenbold oder ein Räuber, mit einem solchen nicht einmal zu essen. 5,12 Denn was habe ich zu richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht, die drinnen sind? 5,13 Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus!  1Kor 5, 9-13;

Ein Bruder, der sündigt und nicht hören will, sei dir wie der Heide und der Zöllner!

Mt 18,15 Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein! Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. 18,16 Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde! 18,17 Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner! Mt 18,15-17;

Oder wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden?

1Kor 6,9 Oder wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lustknaben, noch Knabenschänder, 6,10 noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes erben. 1Kor 6,9-10;

Seid also nicht ihre Mitteilhaber!

Eph 5,5 Denn dies sollt ihr wissen und erkennen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – er ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes. 5,6 Niemand verführe euch mit leeren Worten! Denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. 5,7 Seid also nicht ihre Mitteilhaber! Eph 5,5-7;

Nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht! Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken.

2Jh 1,8 Seht auf euch selbst, damit ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt! 1,9 Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. 1,10 Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht! 1,11 Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken. 2Jh 1,8-11;

Ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt.

Off 21,8 Aber den Feigen und Ungläubigen und mit Greueln Befleckten und Mördern und Unzüchtigen und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod. Off 21, 8;


Die Bergpredigt.

Wenn das Gebot Jesu: "Wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei!" (Mt 5,41) nicht nur unter rechtgläubigen Christen, sondern für alle Menschen der ganzen Welt gelten würde, dann müsste jeder Christ mit jedem Menschen, der ihn zwingen wird, eine Bank auszurauben, zwei Banken ausrauben?

Wenn jemand ihn zwingen wird, eine Frau zu vergewaltigen, dann müsste er mit ihm zwei Frauen vergewaltigen, und wenn jemand ihn zwingen wird, einen Christen umzubringen, mit dem müsste er zwei Christen umbringen?

Oder, wenn dich ein katholischer Pfarrer zwingen wird, ihn deinen kleinen Sohn vergewaltigen zu lassen, dann müsstest du ihm auch noch deine kleine Tochter geben, dass er sie vergewaltige?

Wie man sieht, ist das jene teuflische Umdeutung der Aussagen des Herrn, welche Christen in ihrem Handeln zu Islamisten und oberflächliche Prediger zu Handlangern des Satans machen würde.

Wenn solche Gebote des Herrn nicht nur im Kreise der christlichen Gemeinde, sondern für alle Menschen dieser Welt Geltung haben sollten, dann wäre die Bergpredigt ein Plagiat des Teufels und kein Gebot unseres Herrn.

Dem Argument, dass in der Bergpredigt nichts davon steht, dass diese Gebote nur für Geschwister in Christus gelten sollen, muss man entgegenhalten, dass dort auch nichts davon steht, dass der rechtgläubige Christ nicht rauben, vergewaltigen und morden darf und das aber ebenso eine Selbstverständlichkeit ist.

Wenn also das Letztere ohne Zweifel implizite im Text enthalten ist, gibt es keinen Grund dafür, warum es mit dem Ersteren nicht auch so wäre. Noch dazu, wo wir einen ausgezeichneten Nachweis darüber haben, wie der Herr selbst diese Nichtchristen einschätzt, mit welchen wir Christen angeblich gemeinsame Sache machen sollten: 

Jh 3,19 Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse (Jh 8,43-44; Mt 3,7; Mt 12,34-35; Mt 23,32-33). 3,20 Denn jeder, der Arges tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden; 3,21 wer aber die Wahrheit tut, kommt zu dem Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott gewirkt sind." Jh 3,19-21;

Sollen wir also vom Licht in die Finsternis gehen? Es sind die Gottlosen dieser Welt und die Götzenanbeter der katholischen Kirche, welche uns das einreden wollen. Sie hätten gern, dass wir zu ihnen in die Finsternis kommen.

Wie wenig Erkenntnis müssen aber jene Prediger haben, welche uns gebieten wollen, mit allen Menschen ohne Unterschied – also auch mit jenen, die in der Finsternis sind – "zwei Meilen" zu gehen?



Auch der jüdischen Geistlichkeit zur Zeit Jesu hat der Herr ihre Scheinheiligkeit und Verlogenheit vor Augen geführt und sie als Abkommen des Teufels bezeichnet. Und nun sind gerade eben in den USA zwei Prozesse zu Ende gegangen, wo die römisch-katholische Kirche einerseits in der kalifornischen Diözese Santa Rosa zu einer Entschädigungszahlung von 3,3 Mio. Dollar (2,5 Mio. Euro) verurteilt worden ist, weil ein Priester ein 14-jähriges Mädchen sexuell missbraucht hatte.

Andererseits in der Diözese Covington, im US-Bundesstaat Kentucky, das Gericht einer Sammelklage mehrerer hundert Opfer von sexuellem Missbrauchs durch katholische Priester stattgegeben und die katholische Kirche zur Zahlung der bisher größten Entschädigungssumme von 120 Millionen Dollar (92 Millionen Euro) verurteilt hat. Wenn man nun bedenkt, dass auch in den nordkalifornischen Diözesen derzeit weitere 150 Klagen anhängig sind und die römisch-katholische Diözese von Boston an 300 Opfern von sexuellem Missbrauch durch Priester im vergangenen Jahr 85 Mio. Dollar (etwa 65 Mio. Euro) bezahlen musste, gibt es hier durchaus auch eine Vergleichbarkeit mit unserer heutigen Zeit.

Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.

Jh 8,43 Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. 8,44 Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Jh 8,43-44;

Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?

Mt 3,7 Als er aber viele der Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Mt 3,7;

Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid?

Mt 12,34 Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. 12,35 Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor. Mt 12,34-35;

Schlangen! Otternbrut! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen?

Mt 23,32 Und ihr, macht nur das Maß eurer Väter voll! 23,33 Schlangen! Otternbrut! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen? Mt 23,32-33;

Wie Wachs vor dem Feuer zerschmilzt, so werden die Gottlosen umkommen vor dem Angesicht Gottes.

Ps 68,2 Gott wird sich erheben, es werden sich zerstreuen seine Feinde, und die ihn hassen, werden fliehen vor seinem Angesicht. 68,3 Wie Rauch auseinandergetrieben wird, so treibst du sie auseinander; wie Wachs vor dem Feuer zerschmilzt, so werden die Gottlosen umkommen vor dem Angesicht Gottes. 68,4 Aber freuen werden sich die Gerechten, sie werden frohlocken vor dem Angesicht Gottes und jubeln in Freude. Ps 68,2-4;

Gewiß, Gott wird zerschmettern das Haupt seiner Feinde.

Ps 68,22 Gewiß, Gott wird zerschmettern das Haupt seiner Feinde, den Haarscheitel dessen, der da wandelt in seinen Verschuldungen. Ps 68,22;


Wer daher meint, dass wir

–   Ungläubige, Götzendiener, Unzüchtige, Unreine, Habsüchtige, Lästerer,

–   Trunkenbolde, Räuber, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe,

–   Feige (im Bekenntnis zu Jesus Christus), mit Gräueln Befleckte, Mörder und Zauberer


lieben müssten, macht sich selbst zum Teilhaber dieser Götzendiener und hat noch gar nicht begriffen, was dies in Konsequenz eigentlich bedeutet. Es ist ähnlich wie bei der Nächstenliebe: man nimmt ein Gebot, welches für persönliche Beziehungen – und nur für diese – gegeben wurde und wendet es taxfrei auf alle Menschen an, egal ob Mörder, Diebe, Kinderschänder oder Räuber. Und jeder, der das kritisiert, wird als intolerant und Fundamentalist bezeichnet. Der katholische Kardinal Josef Ratzinger, nunmehr (2005) Papst Benedikt XVI., hat dies in einem ähnlichen Zusammenhang zu Recht die "anmaßende Arroganz der political correctness" genannt.

Abschließend zum Thema Feindesliebe sei hier noch eine weitere Parallele zur Nächstenliebe aufgezeigt. Man kann nicht die Nächstenliebe befürworten und dann die Hilfe unserer Nächsten, also Menschen, welche uns in unserem Leben unterstützt und geholfen haben, ganz einfach vergessen als ob es sie nie gegeben hätte. Wir müssen ihnen unsere Liebe und Dankbarkeit genauso in Worten und Taten beweisen, wie sie uns ihre Liebe unter Beweis gestellt haben, als sie uns beigestanden sind.

Und auch die Feindesliebe lässt sich nicht dadurch erfüllen, dass man meint, man müsste nur einmal im Gebet erwähnen "Ich liebe alle meine Feinde" und damit wäre diesem Gebot genüge getan. Das wäre dann etwa so, wie man in den USA in fast jedem zweiten Satz "I love you" sagt. Das ist dort zu einer Floskel geworden und wird von niemandem ernst genommen. Und ebenso scheint bei manchen Christen die Liebe zu den Feinden nicht ernst gemeint zu sein.

Wieso käme sonst jemand auf die Idee, er könnte alle seine Feinde weltweit lieben und kennt dabei nicht einmal jene Feinde, die ihn täglich umgeben? Nein, so einfach ist das wirklich nicht. Unsere Gebete müssen ernsthaft und in der Wahrheit vor Gott gebracht werden. Und dass wir unsere Feinde lieben, darf keine beiläufige Floskel sein, sondern wir müssen im täglichen Leben dafür auch den Beweis erbringen.

(Siehe auch den Diskurs 18: "Die Vergebung: Gottes und der Christen Geschäft?")


Der erste Schritt dazu könnte die Überlegung sein, wer denn eigentlich unsere Feinde sind. Und dann erkennen wir vielleicht, dass manche von ihnen gar nicht unsere, sondern eher wir ihre Feinde sind. Mit einer entsprechenden Änderung unseres Verhaltens lässt sich das möglicherweise regeln und wir haben einen Feind weniger.

Und dann kann es sich auch umgekehrt zeigen, dass der eine oder andere unserer Freunde eigentlich gar nicht unser Freund, sondern eher unser Feind ist. Und auch hier könnte ein Gespräch mit ihm eine Klärung bringen. Es muss allerdings klar sein, dass alle jene Menschen, von denen uns die Schrift sagt, dass wir nicht ihre Mitteilhaber werden sollten, wie Diebe, Trunkenbolde, Räuber, Ehebrecher, Knabenschänder (Pädophile), Lustknaben (Homosexuelle), Habsüchtige, Unzüchtige, Götzendiener und Lästerer – ob es sich nun um Freunde oder Feinde handelt – , sofern sie erkennen lassen, dass sie trotz des Gesprächs und unserer diesbezüglichen Aufforderung, ihren Weg nicht verlassen wollen, nicht mehr mit unserer Billigung rechnen können.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch auf einen Umstand hingewiesen, welcher gerade im Zusammenhang mit der seit Jahrhunderten falschen Auslegung der Nächsten – und Feindesliebe auffällt. Es stellt sich die Frage, ob diese falsche Deutung auf die Unfähigkeit der Exegeten zurückzuführen ist, oder ob es sich hier schlicht und einfach – zumindest im Fall der Nächstenliebe – um bewusste Schriftfälschung handelt. Doch wer sollte so etwas tun? Die Antwort auf eine derartige Frage ergibt sich meist, wenn man versucht zu eruieren, wer denn von einer solchen Aktion profitieren könnte (das Prinzip cui bono?).

Während das biblische Gebot der Nächstenliebe die Christen verpflichtet, ihren Rettern zu danken, findet sich in der heute im Umlauf befindlichen Definition ein Gebot zur Dankbarkeit überhaupt nicht mehr und anstatt dessen wurde daraus – in Umkehrung des Sinninhalts – eine Verpflichtung der Helfer, den Armen der ganzen Welt zu helfen. Das heißt aber, dass die Vorteilsnehmer dieser Schriftfälschung alle Armen weltweit sind.

Wenn man nun bedenkt, dass sich die Helfer heute meist in der christlichen "Ersten" Welt – also Europa und USA – die Armen jedoch in der "Dritten" Welt – also Südamerika, Afrika, Asien – befinden, wird schnell klar, dass durch die Umdeutung dieses Gebots die Christen dazu veranlasst wurden, die zwar materiell armen, aber glaubensmäßig völlig fremden Kulturen mit Götzen – und Geisteranbetung (Südamerika), Totenbeschwörung, Meuchelmördersekten und Religionen mit Menschenopfern (Indien), Schamanentum (Afrika) etc. zu unterstützen.

Bei genauerer Analyse der Zusammenhänge gibt es jedoch noch einen weiteren Profiteur dieser Uminterpretation. Seit Jahrhunderten missioniert die römisch-katholische Kirche viele dieser Völker und es ist ihr bei einigen von ihnen gelungen die überwiegende Anzahl der Bevölkerung zum katholischen Glauben zu bringen. Auch wenn dabei in Süd – und Mittelamerika die katholischen Spanier und Portugiesen im 16. Jhdt. 500.000 Indios im Namen der katholischen Kirche fast ausgerottet hatten. Dennoch ist z. B. Brasilien heute zu 93% katholisch, obwohl diese "Christen" überhaupt nichts dabei finden, nach der Sonntagsmesse am Nachmittag die Erd – und Waldgeister, die mittlerweile zu katholischen Heiligen avanciert sind, anzubeten und ihnen für eine gute Ernte zu opfern. In Afrika gibt es ganz ähnliche Praktiken mit Schamanentum und Voodoo-Kulten. Das ist der real existierende Katholizismus in diesen Ländern.

Diese Menschen wurden nicht zum Christentum bekehrt, sondern sie wurden all ihrer Habe beraubt und katholisiert um den Reichtum und die Macht der katholischen Kirche und der katholischen Herrscherhäuser im Europa der damaligen Zeit zu mehren. Aus dieser Zeit ist auch folgende Aussage des Kazike Hatuey, eines bis heute gerühmten Indio-Häuptlings aus Kuba überliefert, der am Scheiterhaufen verbrannt wurde und davor vom Franziskanermönch der Konquistadoren zur Bekehrung aufgefordert wurde, damit er in das Himmelreich gelange.

"Der Kazike dachte hierüber ein wenig nach und fragte dann den Geistlichen, ob denn auch die spanischen Christen in den Himmel kämen. Allerdings, sagte der Geistliche, kommen alle guten Christen in den Himmel, auch die Spanier! Sogleich und ohne weiteres Bedenken erwiderte der Kazike, dort wolle er nicht hin, sondern lieber in die Hölle, damit er nur dermaßen grausame Menschen nicht mehr sähe".


Diese überhebliche und durch nichts gerechtfertigte Selbsteinschätzung der katholischen Kirche setzt sich bis in unsere Tage fort. So hat Kardinal Ratzinger als Präfekt der katholischen Glaubenskongregation in der "Erklärung Dominus Iesus" behauptet: "Die katholische Kirche ist die einzige das Heil vermittelnde Kirche" und hat damit allen anderen christlichen Kirchen diese Eigenschaft abgesprochen. Damit sollte wohl auch das "Primat" der katholischen Kirche über alle anderen christlichen Kirchen dokumentiert werden.

Und obwohl nun die katholische Kirche im Laufe der Jahrhunderte immensen Reichtum angehäuft hat, bezahlt sie zwar die Millionen, zu der sie wegen der sexuellen Ausschweifungen ihrer Priester verurteilt wird, allerdings bei Katastrophen in den Ländern dieser Dritten Welt rufen ihre Vertreter immer nur als "mahnendes Gewissen" zu Spendenaktionen auf – eben im Namen dieses gefälschten Gebotes der Nächstenliebe.

Von größeren Spenden des Vatikans hat man in diesen Fällen noch nie gehört. Es steht also zu befürchten, dass die römisch-katholische Kirche diese Fehlinterpretation des Gebotes der Nächstenliebe nicht ungern sieht und daran nichts geändert hat. Schließlich finanzieren damit viele gutgläubige Christen aus Europa und den USA alle die von der katholischen Kirche vereinnahmten Götzenreligionen.

(Siehe auch den Diskurs 32: "Kommentar zur ‘Erklärung Dominus Jesus’ der katholischen Glaubenskongregation.")


Und das passt nun auch sehr gut in jenen Plan, welcher von Insidern dieser Kirche in den letzten Jahren immer deutlicher propagiert wird, nämlich eine "Weltökumene aller Religionen unter dem Dach der einen katholischen Kirche". Egal ob Meuchelmörder, Schamanen, Woodoo-Zauberer oder Geisteranbeter: in der katholischen Kirche wird alles zu einer einzigen ökumenischen Weltreligion vereint. Dass das Gebot der Feindesliebe dann auch auf alle Gottlosen und Verbrecher der ganzen Welt ausgedehnt wurde, ist dabei natürlich auch sehr hilfreich. Und so war es dann auch nicht anders zu erwarten, als dass Josef Ratzinger in seiner Amtsantrittspredigt als Papst Benedikt XVI. folgende Einladung aussprach:

"Meine Gedanken richten sich schließlich – fast wie eine sich ausbreitende Welle – an alle Menschen unserer Zeit, an Gläubige und Ungläubige gleichermaßen.  Liebe Freunde! … Lasst uns alles tun, um den Weg zur Einheit zu beschreiten, die du (der Herr) uns versprochen hast."

Sie sollen also alle kommen. Jene, die an diesen einen, allmächtigen Gott glauben, und auch die anderen, die Gottlosen, Gottesleugner und Gotteslästerer, aber auch jene, die an andere Götter, Götzen oder Geister glauben. Der Glaube ist nicht mehr das relevante Kriterium und schon gar nicht das Bekenntnis zu Jesus Christus. Ziel ist die Einheit in der Masse: Sie sind alle willkommen im Schoße der einen, großen – mittlerweile bereits über 1 Milliarde Mitglieder (nicht 1 Mrd. Christen!) – katholischen Kirche, um zur Weltökumene aller Religionen vereint zu werden. Doch dies ist gewiss nicht jene Einheit die unser Herr Jesus Christus versprochen hat.

Der heilige Vater des biblischen Christentums.

Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir!

Jh 17,6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. 17,7 Jetzt haben sie erkannt, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; 17,8 denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, daß du mich gesandt hast. 17,9 Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein 17,10 – und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein – und ich bin in ihnen verherrlicht. 17,11 Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir! Jh 17,6-11;

(Siehe auch den Diskurs 78: "Die katholische Lehre und die Bibel – eine Disputation.")


Unser Herr Jesus Christus hat den Vater hier darum gebeten, dass wir, als biblische Christen, eins seinen, wie auch der Vater und der Sohn (geistig) eins sind. Doch was macht Papst Benedikt XVI. aus dieser eindeutigen Aussage: er lädt Verbrecher, Kinderschänder, Gottlose und Götzendiener ein, mit der katholischen Kirche "eins" zu werden. Das ist eben die Jahrhunderte alte Methode der katholischen Kirche.

Man nimmt die Gebote und Verheißungen, welche der Herr an die Gemeinde der biblischen Christen gerichtet hat und fälscht, nicht den Wortlaut, sondern die Adressaten. Man richtet diese Worte (z.B. Nächstenliebe) an alle Menschen dieser Welt, auch an unbußfertige Verbrecher, Zauberer, Atheisten etc. und lädt sie ein in die "heilige" katholische Kirche einzutreten.

Nicht etwa um dort zum Glauben an Jesus Christus zu kommen, sondern um die Mitgliederzahl zu mehren, Kirchensteuer zu zahlen und durch die schiere Anzahl in der Welt noch berühmter und noch mächtiger zu werden. Dafür ist der aktuelle Papst Franziskus schon bereit, unbußfertigen Verbrechern, Gottlosen und Götzendienern in der Strafanstalt Civitavecchia bei Rom die nackten Füße zu küssen!

Der "Heilige Vater" der katholischen Kirche.

Papst1  Papst2  Papst3



Das Aufzeigen derartiger Auswüchse des christlichen Glaubens und ihrer Gefahren wird nun von manchen Seiten immer wieder kritisiert, weil man lieber alle unangenehmen Fragen unter dem Deckmantel von "Liebe und Toleranz" verschwinden lassen möchte, um sie dann jedoch bei passender Gelegenheit wieder als Argumente in die Diskussion werfen zu können.

Wilfried Plock hat dazu in seinem Buch "Gott ist nicht pragmatisch" folgende treffende Feststellung gemacht:

Das Negative wird auch in der Bibel nicht verschwiegen

"»Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest! Von aller Art des Bösen haltet euch fern«! (1Thess 5,20-22) Nachdem ich einmal öffentlich eine kritische Anmerkung zu einem anderen Gemeindebaukonzept gemacht hatte, schrieb mir ein junger Theologe. Er meinte, Paulus hätte die Thessalonicher lediglich aufgefordert, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Er hätte nicht verlangt, auch das Negative zu erwähnen. Diese Sicht scheint mir symptomatisch für die heutige Zeit zu sein. Die Philosophie der Toleranz möchte alles stehen lassen und grundsätzliche Kritik möglichst vermeiden. Vor allem auf Abgrenzung soll verzichtet werden. Wer hingegen das Neue Testament aufmerksam liest, der stellt fest, dass sowohl Jesus Christus als auch die Apostel sehr oft Kritik und Abgrenzung geübt haben (Mt 16,11-12; Mt 23; 1Kor 15,12; 2Kor 11,1-4; 3Joh. 9-10; etc.). Paulus wies Petrus sogar öffentlich zurecht, als es um »die Wahrheit des Evangeliums« ging (Gal 2,14)."


Auch der Herr Jesus selbst spricht hier unten, in Mt 10,11-15, von jenen, die das Evangelium nicht aufnehmen und nicht hören wollen.

Wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird, geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt.

Mt 10,11 Wenn ihr aber in eine Stadt oder in ein Dorf einkehrt, so forscht, wer darin würdig ist; und dort bleibt, bis ihr weggeht! 10,12 Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so grüßt es! 10,13 Und wenn nun das Haus würdig ist, so komme euer Friede darauf; wenn es aber nicht würdig ist, so wende sich euer Friede zu euch zurück. 10,14 Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird – geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt, und schüttelt den Staub von euren Füßen! 10,15 Wahrlich, ich sage euch, es wird dem Land von Sodom und Gomorra erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als jener Stadt. Mt 10,11-15;


Und er befiehlt uns nicht, diese Bekehrungsunwilligen einzuladen und mit ihnen eins zu werden, wie dies der Papst gerne möchte, sondern ganz im Gegenteil ihnen den Rücken zu kehren und sie in ihrer Gottlosigkeit und in ihrem Götzentum verharren zu lassen. Und wie der Herr sagt, wird es Sodom und Gomorra am Tag des Gerichts erträglicher ergehen, als diesen Gottesleugnern und Götzendienern.

Was unseren Kommentator Hans-Peter Gasser betrifft, wäre ihm anzuraten, bevor er für die Gottlosen der ganzen Welt betet, zuerst einmal für sich selbst und seinen Glauben zu beten, dass ihm der Herr die rechte Erkenntnis und den rechten Glauben schenkt, um selbst zu erkennen, für wen er beten soll und für wen nicht.


(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Ist der Samariter nur ein Mitmensch? / Kommentar PB 00, 2005-05-19)

Am 6. Januar 2005 habe ich der NGÜ Bibelübersetzung [Neue Übersetzung der Genfer Bibelgesellschaft] ein Mail bezüglich Lukas 10,36 folgenden Inhalts geschickt:

"Heute morgen ist mir beim Bibellesen in der NGÜ eine (meiner Meinung nach) Fehlinterpretation oder Falschübersetzung aufgefallen. Was in der Elberfelder Übersetzung wiedergegeben wird mit:

‘Was meinst du, wer von diesen dreien der Nächste dessen gewesen ist, der unter die Räuber gefallen war?’


wird in der Version der Genfer Bibelgesellschaft übersetzt mit

‘Wer von den dreien hat an dem, der den Wegelagerern in die Hände fiel, als Mitmensch gehandelt?’


Es wird dadurch ein ganz anderer Bezug hergestellt als in der Elberfelder (die ich jetzt nur als Beispiel für eine Urtext-getreuere Variante anführe). Um genauer zu erläutern, was ich meine, habe ich die Abhandlung dieser Frage aus der Internetseite www.Immanuel.at kopiert, aus dem Diskussionsforum, Diskurs Nummer 18, die Vergebung – Gottes und der Christen Geschäft?"


Heute [19. 5. 2005] habe ich das Antwortmail bekommen, wobei ich allerdings mit der Antwort nicht so ganz konform gehe. Mir ist im Abschnitt (f) aufgefallen, dass Herr Andreas Symank von der neutestamentlichen Ethik schreibt. Beim Lesen dieses Abschnittes komme ich allerdings zum Schluss, dass der Herr Jesus hier einem alttestamentlichen Schriftgelehrten nach alttestamentlicher Ethik das 2. Gebot auslegt.

Ich denke, es hätte keine bessere Möglichkeit gegeben, einem jüdischen Schriftgelehrten an Hand des Gesetzes klarzumachen, dass es Gottes Wille sein kann, einen verachteten Samariter zu lieben, weil er sein Nächster geworden ist. Ich denke, wenn man von Christlicher Ethik spricht, ist die Gefahr sehr groß, Ethik mit Humanismus zu verwechseln. Untenstehend das Mail der NGÜ. Ich denke, dass Sie das interessieren könnte, da ich einen Auszug aus Diskurs Nr. 18 von Ihnen angeführt habe.

Peter Buschauer buschauermusik@vol.at / https://members.vol.at/buschauermusik/



Peter Buschauer – ein Besucher von Immanuel.at – bezieht sich in seinem oben erwähnten Brief an die Genfer Bibelgesellschaft u.a. auf die Interpretation des "Nächsten" aus Lk 10,36, wie sie auf dieser Website in einigen Diskursen – sowohl in diesem Diskurs hier, als auch z.B. im Diskurs 18 – angeführt wird. Sein Schreiben wurde ihm von Andreas Symank, einem der Übersetzer des NGÜ – Projekts beantwortet, dessen Argumentation nun in der Folge wiedergegeben und kommentiert wird.

"Sehr geehrter Herr Buschauer, schon vor längerer Zeit haben Sie eine Anfrage zu Lukas 10,36 an die Genfer Bibelgesellschaft geschickt. Ihre Mail wurde an mich als einen der Übersetzer des NGÜ-Projekts weitergeleitet. Leider komme ich erst jetzt dazu, Ihnen zu antworten. Zunächst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit und für Ihr aufmerksames Mitlesen der bereits übersetzten Texte! Zu Ihren Ausführungen hier ein paar wenige Hinweise: (a) Es fällt tatsächlich auf, dass Jesus die Frage des Gesetzeslehrers ("Wer ist mein Nächster?") in seiner Antwort nicht wörtlich gleich aufgreift, sondern sie gewissermaßen umdreht ("Wer scheint dir der Nächste dessen …. geworden zu sein?")."


Hier hat Jesus überhaupt nichts "umgedreht", sondern am Ende des Gleichnisses überprüft ob der Gesetzesgelehrte seine eigene Frage "Wer ist mein Nächster" nunmehr mit der Beurteilungsgrundlage des Gleichnisses selbst beantworten kann und erkennt, dass nicht die Hilfsbedürftigen die Nächsten sind, sondern die Helfer.

"(b) Gleichzeitig ist aber auch klar, dass die abschließende Aufforderung ("Geh und mach es ebenso!") sich auf nichts anderes beziehen kann als auf das Handeln des Samaritaners. Priester und Levit sind Anti-Beispiele, und vom Überfallenen wird kein aktives Handeln berichtet. Jesus kann nur gemeint haben: "Mach es so wie der Samaritaner", mit anderen Worten: Hilf dem, der Hilfe nötig hat; der ist dein Nächster (bzw. zugespitzt formuliert: dem bist du der Nächste)."


Aufgrund der Aussage oben:

"der Hilfe nötig hat; der ist dein Nächster (bzw. zugespitzt formuliert: dem bist du der Nächste"

muss man sich – und den Autor – fragen, wer denn nun tatsächlich der Nächste ist: der Samariter oder der Hilfsbedürftige – oder beide? In diesem Gespräch hat der Gesetzeslehrer eine ganz klare Frage gestellt und der Herr hat ihm diese Frage ohne Zweifel ganz konkret und eindeutig beantwortet. Mit der obigen Aussage des Übersetzers der NGÜ, dass sowohl der Hilfsbedürftige als auch der Samariter ein "Nächster" sei, wird diese Antwort ganz einfach ignoriert und umgedeutet. Man erkennt hier, dass es offensichtlich entweder an der Fähigkeit oder am Willen fehlt, den Hintergrund dieser Zusammenhänge zu erkennen und diese klaren Aussagen des Herrn zu begreifen.

"(c) Bei der erwähnten "Umkehrung" (nicht: "Wer ist mein Nächster?", sondern: "Wem bin ich der Nächste?") macht sich Jesus zunutze, dass "Nächster" ein reziproker Begriff ist. Wenn ich jemandes Nachbar bin, dann ist umgekehrt dieser andere mein Nachbar. Wenn A der Bruder von B ist, dann ist B der Bruder von A. Und genauso: Wenn ich von jemand sagen kann: Er ist mein Nächster, dann stimmt auch das Umgekehrte: Ich bin sein Nächster, ich bin ihm der Nächste."


Der biblische Begriff des "Nächsten" bezeichnet weder ein lokales noch eine genetisches Naheverhältnis zwischen zwei Personen, sondern es ist die Bezeichnung (besser: Auszeichnung) für eine Geisteshaltung der Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft einer – und nur jeweils einer – bestimmten Person sowohl in diesem Gleichnis, als auch im täglichen Leben.

"(d) Jesus nimmt also einen Perspektivenwechsel vor. Solange ich frage: "Wer ist mein Nächster?", richtet sich mein Blick auf das Objekt (und da könnte ich nun meine ganze Zeit damit verbringen, ein geeignetes Objekt für meine Wohltaten zu suchen!). Sobald ich jedoch frage: "Wem bin ich der Nächste?", richtet sich mein Blick auf das Subjekt, also auf mich selbst, und ich muss mich fragen: Bin ich bereit, dem anderen ein Nächster zu sein? Bin ich bereit, ihm zu helfen? Das Problem, zeigt Jesus, ist nicht der andere; das Problem bin ich selbst: ob ich bereit bin, meinem Bruder in Not ein Bruder zu sein. Anders gesagt: Bei der Nächster-Nächster-Beziehung lautet die Frage nicht, ob es irgendwo einen hilfsbedürftigen Nächsten gibt (den gibt es immer!), sondern ob es einen hilfsbereiten Nächsten gibt (das sollen wir werden; Jesus selbst hat es uns vorgelebt)."


Dieser Absatz entspricht nun genau der Konklusion des Gleichnisses – allerdings bis auf den letzten Satz. Hier wird eine "Nächster-Nächster-Beziehung" ins Treffen geführt, welche in diesem Gleichnis einfach nicht vorhanden ist. Es geht nicht um die Beziehung zweier "Nächster", sondern um die Definition und Charakterisierung der einen und einzigen Person in diesem Gleichnis, welche als Nächster zu bezeichnen ist. Und das ist der Samariter – und nicht der Überfallene!

"(e) Was Jesus damit ebenfalls klar macht: Die praktische Liebe, die wir anderen erweisen sollen, darf nicht vom Objekt abhängig gemacht werden. Einen sympathischen Kranken darf ich nicht besser behandeln als einen unsympathischen. (Der Samaritaner pflegte den Juden genauso sorgfältig, wie er es bei einem Landsmann getan hätte.) Umfang und Qualität der Liebe liegt nicht im Gegenüber begründet, sondern untersteht meiner eigenen Kontrolle. Ich bin aufgefordert, mit meiner Liebe an Gottes Liebe Maß zu nehmen – und Gott ist nicht parteiisch; Gott gibt allen alles reichlich und im Überfluss."


Dieser Aussage kann man nun tatsächlich voll und ganz zustimmen. Dies sind die Charaktereigenschaften jenes Menschen, welchen der Herr als den "Nächsten" bezeichnet, nämlich des Samariters und damit aller jener Menschen, welche barmherzig und hilfsbereit sind.

"(f) In der NGÜ-Wiedergabe ist das alles m. E. korrekt und verständlich berücksichtigt. Hingegen handelt es sich bei der Interpretation, die Sie aus dem Internet zitieren, offensichtlich um eine Fehlleistung. Sie stellt die Schlußfolgerung auf den Kopf, indem der Gesetzeslehrer nicht mehr dazu aufgefordert wird, wie der Samaritaner zu handeln, sondern wie der Überfallene (von dessen aktivem Gutes-Tun das Gleichnis gar nichts berichtet!). "Erzeige dem deine Liebe, der dir geholfen hat", lehrt jener Internet-Ausleger. Die logische Folgerung wäre: "... aber erzeige sie nicht dem, der dir seine Hilfe verweigert" (also: tu dem Samaritaner Gutes, aber nicht dem Priester und nicht dem Leviten). Spätestens an diesem Punkt müsste klar sein, dass damit der Boden der neutestamentlichen Ethik verlassen ist. Jesus hat genau das Gegenteil gelehrt und geboten (Matth. 5,43-38)."

Nun, in diesem Gleichnis geht es a priori um die Frage des Schriftgelehrten "Wer ist mein Nächster?". Und zwar aus dem einzigen Grund, um zu klären, wie das Gebot Gottes in 3Mo 19,18: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" erfüllt werden soll. Der Herr beantwortet diese Frage, indem er darauf hinweist, dass nicht der Hilfsbedürftige der Nächste ist, sondern umgekehrt, der Helfer – also der Samariter – der Nächste des Überfallenen geworden ist, weil er ihm beigestanden ist, und daher nach dem zweiten Gebot (Mt 22,39) von dem Überfallenen geliebt werden soll, wie dieser sich selbst liebt.

Die Semantik und der Zusammenhang dieser Aussage des Herrn in Lk 10,36: "Wer … ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?" und der korrekten Antwort des Schriftgelehrten im darauffolgenden Vers: "Der die Barmherzigkeit an ihm tat" ist zwar für weniger geübte Bibelleser verständlicher Weise nicht ganz so offensichtlich. Wer allerdings der deutschen Sprache berufsbedingt mächtig ist, sollte beim Verständnis dieser beiden Sätze keine Probleme haben.

Es ist daher eher eine Fehlleistung dieses Übersetzers, dass er diese Tatsachen verkehrt und den Überfallenen zum Nächsten des Samariters machen will. Während der Herr in diesem Gleichnis zum Ausdruck bringt, dass alle jene, welchen geholfen worden ist, ihre Helfer – also ihre Nächsten – lieben sollten wie sich selbst und ihnen damit für ihre Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft danken sollten, postuliert dieser Übersetzer das genaue Gegenteil.

Nämlich, dass sich der Helfer bei dem, den er geholfen hat, zu bedanken und ihn zu lieben hat wie sich selbst und der Hilfsbedürftige jene lieben sollte, welche ihn in seiner Hilflosigkeit liegen gelassen haben. Wenn dies tatsächlich so zu verstehen wäre, dann hätte wohl auch der Herr weiter oben, in Mt 3,7, 12,34 und 23,32 die jüdischen Schriftgelehrten seiner Zeit nicht "Schlangen und Otternbrut" genannt und sie in Jh 8,44 als Söhne des Teufels bezeichnet.

In seiner abschließenden Aussage meint dann dieser Übersetzer, dass der Überfallene in diesem Gleichnis dem Priester und dem Leviten, welche an ihm teilnahmslos vorbeigegangen sind, als er hilflos auf der Straße lag, danken und ihnen seine Liebe zeigen soll. Hier ist nun das ganze biblische Erkenntnisdefizit aber auch die ganze Realitätsferne derartiger Auffassungen zu erkennen. Wer dies als "neutestamentliche Ethik" bezeichnet, dem fehlt sowohl neutestamentliches als auch ethisches Grundverständnis.

Abschließend sei hier noch der obige, sehr treffende Kommentar von Peter Buschauer zu dieser Stellungnahme des Übersetzers der NGÜ beleuchtet:



Mir ist im Abschnitt (f) aufgefallen, dass Herr Andreas Symank von der neutestamentlichen Ethik schreibt. Beim Lesen dieses Abschnittes komme ich allerdings zum Schluss, dass der Herr Jesus hier einem alttestamentlichen Schriftgelehrten nach alttestamentlicher Ethik das 2. Gebot auslegt. Ich denke, es hätte keine bessere Möglichkeit gegeben, einem jüdischen Schriftgelehrten an Hand des Gesetzes klarzumachen, dass es Gottes Wille sein kann, einen verachteten Samariter zu lieben, weil er sein Nächster geworden ist. Ich denke, wenn man von Christlicher Ethik spricht, ist die Gefahr sehr groß, Ethik mit Humanismus zu verwechseln.

Peter Buschauer buschauermusik@vol.at / https://members.vol.at/buschauermusik/



Dieser Hinweis von Peter Buschauer trifft nun voll ins Schwarze. Der Gesetzesgelehrte ging davon aus, dass mit "Nächster" der Nachbar gemeint sei, den er lieben sollte wie sich selbst. Am Gespräch zwischen ihm und dem Herrn ist erkennbar, dass diese Frage "Wer ist denn mein Nächster" damals nicht neu und von den Schriftgelehrten Israels nicht zum ersten Mal diskutiert wurde.

Man fragte sich, wie dieses Gebot aufzufassen wäre und ob der Nächste als ein Familienmitglied, als ein im Nebenhaus Wohnender (wo möglicherweise in 3Mo 19,17 eine Trennung vorgenommen wird) oder ob überhaupt alle Israeliten als Nächste (3Mo 19,18) zu sehen wären. Wenn man dies nun noch auf die Menschen der ganzen Welt ausdehnt, haben wir genau die verwässerte Bedeutung, welche diesem christlichen Begriff heute zugeordnet wird.

Und genau hier setzt nun der Herr an und gibt mit diesem Gleichnis zu verstehen, dass wir nicht lange überlegen und suchen müssen, wer denn unser Nächster sei, den wir lieben sollten wie uns selbst, denn dieser gibt sich durch seine Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft uns gegenüber von selbst zu erkennen. Der Herr hat damit diese Frage nicht nur für die Schriftgelehrten des damaligen Israel beantwortet, sondern die Antwort ist auch für uns Heutige gültig.

Wenn wir unsere Nächsten erkennen wollen, müssen wir unter jenen Leuten suchen, welche uns Barmherzigkeit und Liebe erwiesen haben. Diese sollten wir dann im Gegenzug auch lieben. Und zwar wie uns selbst. So sagt es der Herr und das ist nun auch das Selbstverständlichste der Welt und wird von allen vernünftigen Menschen so gehandhabt. Wieso meinen da manche Leute, dass dies falsch wäre?

Doch wie man weiß, liegt das an der Scheinheiligkeit der Religionsgemeinschaften. Man kümmert sich nicht um die schriftgetreue Übersetzung bzw. Auslegung, sondern man deutet die Aussagen des Herrn so um, dass man damit Geld für die "armen der Welt" kassieren kann. Was diese "armen der Welt" übrigens aber nie sehen werden, da es auf den Konten der Regionsgemeinschaften verschwindet.

Es ist ein wenig so, wie mit der Vergebung. Hier wird mit Bezug auf die Antwort des Herrn in Mt 18,21-22 auf die Frage des Petrus, wie oft er denn seinem Bruder vergeben muss, von den weltlichen christlichen Kirchen postuliert, dass jeder Christ allen Menschen alles vergeben muss.

Jesus spricht zu ihm: Nicht bis siebenmal, sage ich dir, sondern bis siebzig mal sieben.

Mt 18,21 Dann trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal? 18,22 Jesus spricht zu ihm: Nicht bis siebenmal, sage ich dir, sondern bis siebzig mal sieben. Mt 18,21-22;


Was man dem Kirchenvolk dabei aber verschweigt, ist einerseits der Umstand, dass der Herr hier vom "Bruder" (im Herrn) spricht. Andererseits unterschlägt man, dass die Vergebung nach der Bibel eine Holschuld ist. Es ist so, wie mit einer Frage bzw. deren Beantwortung. Die Beantwortung einer Frage ist nur dann möglich, wenn diese Frage erst einmal gestellt wurde. Und so ist auch die Vergebung nur dann möglich, wenn sie erst einmal erbeten wurde. Und genau dies sagt auch der Herr den Jüngern, wenn man weiter liest in der Bibel:

Und wenn er siebenmal am Tag gegen dich sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben!

Lk 17,3 Habt acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm. 17,4 Und wenn er siebenmal am Tag gegen dich sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben. Lk17,3-4;


(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Was ist die entscheidende Aussage im Gleichnis vom barmherzigen Samariter? / Replik MvS00, 2005-10-02)

Ich glaube doch, dass die in Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter enthaltene "feindliche Beziehung" zwischen dem Helfenden (Samariter) und Geholfenen (Jude) entscheidend ist. Für mich hat Nächstenliebe etwas zu tun mit Mat 5:44 bzw. 46. Wenn mir – so zum Beispiel – mein Vater hilft, ist es relativ einfach, ihn dafür so lieben wie mich selbst. Hingegen wenn mir geholfen wird von dem, der vor ein paar Jahren mein Kind vergewaltigt hat, ist das schon eine andere Sache.

Dr. Monika von Sury – Royal Line info@royalline.ch / https://www.royalline.ch/d/traduction.asp



Ich bin vollkommen der Meinung von Frau Dr. von Sury, dass die damalige Ausgrenzung der Samariter durch die Juden – ebenso wie das Verhalten des Priesters und des Leviten – ein realer und ganz wichtiger Hintergrund in diesem Gleichnis des Herrn war. Um allerdings die richtigen Schlüsse zu ziehen, müssen wir immer der Frage nachgehen, warum der Herr ein bestimmtes Gleichnis erzählt.

Und dieses Gleichnis ist zweifellos die konkrete Antwort des Herrn auf die am Beginn geäußerte Frage des Gesetzeslehrers "Wer ist denn mein Nächster?". Die andere Frage: "Warum haben Priester und Levit nicht geholfen und der Samariter schon?" findet in diesen Worten wohl eine implizite Beantwortung. Sie ist aber m. E. nicht die entscheidende Aussage. Die entscheidende Aussage ist die Antwort auf die Frage. "Wer ist denn mein Nächster?".

Zum besseren Überblick hier noch einmal der Text dieses Gleichnisses:

Der barmherzige Samariter.

Lk 10,25 Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 10,26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 10,27 Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst« 10,28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.

10,29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? 10,30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen.

10,31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 10,32 Desgleichen auch ein Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 10,33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 10,34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 10,35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

10,36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? 10,37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen! Lk 10,25-37;


Und nun schreiben Sie oben:

"Wenn mir – so zum Beispiel – mein Vater hilft, ist es relativ einfach, ihn dafür so lieben wie mich selbst. Hingegen wenn mir geholfen wird von dem, der vor ein paar Jahren mein Kind vergewaltigt hat, ist das schon eine andere Sache"


Auch hier haben Sie natürlich völlig Recht. In Ihrem Beispiel kommt übrigens ein Umstand zum Tragen, auf welchen ich immer wieder in diesem Zusammenhang hinweise, und welchen ich auch weiter unten anführe: Wir müssen sowohl unsere Nächsten, als auch unsere Feinde persönlich kennen und uns nicht irgendwelche "Nächsten" oder "Feinde" irgendwo auf der Welt einreden lassen. Und da mag es für Sie persönlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Sie Ihren Vater lieben können wie sich selbst. Aber ich kenne Familien, wo dies nicht nur keine Selbstverständlichkeit, sondern aufgrund verschiedener Vorfälle einfach undenkbar scheint.

Doch genau darauf zielt ja die Antwort des Herrn ab: es ist völlig unwichtig, wer derjenige war oder ist, der da hilft. Ob der Vater, ein Sittenstrolch oder wer auch immer. Ausschlaggebend ist, dass er hier und jetzt hilft. Das macht ihn zu meinem Nächsten. Und nicht ein Verwandtschaftsverhältnis oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse, Rasse oder Nationalität.

Nun weiß ich schon, dass es für mich relativ leicht ist, als Unbeteiligter in so einem Fall zu urteilen. Doch aus meiner Lebenserfahrung kann ich sagen, dass ich noch keinen bleibend bösen Menschen getroffen habe, welcher mir plötzlich in irgendeiner Weise geholfen hätte. Das wäre gegen seine Natur. Wenn dies scheinbar der Fall war, hat sich immer herausgestellt, dass sich dieser Mensch geändert hat und seinen Fehler wieder gut machen wollte.

Nun aber zu Ihren Schriftzitaten:

Mt 5,44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, 5,45 damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. 5,46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? 5,47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? 5,48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. Mt 5,44-48;


In Ihrem obigen Bibelzitat heißt es:

"Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?"


Diese Aussage des Herrn heißt im Umkehrschluss:

o  Unter den Brüdern im Herrn müssen wir auch die lieben, die uns nicht lieben.

o  Unter allen Menschen müssen wir auch die grüßen, welche nicht unsere Brüder im Herrn sind.


Doch was die Gottlosen und die katholischen Götzenanbeter uns einreden wollen, dass wir alle Menschen lieben sollten, davon hat der Herr hier nichts gesagt.

Überhaupt wird die Aussage des Herrn in Mt 5,44-48 leider immer wieder sehr undifferenziert zitiert. Daraus wird dann abgeleitet, dass wir alle Völker der dritten Welt, ja sogar alle Menschen lieben müssten. Dass dies nicht so ist, zeigt allein die logische Konsequenz, dass ich meinen Feind kennen muss, um ihn im biblischen Sinn zu lieben. Die Art von "Liebe", welche die Welt hier einsetzt, hat keinen biblischen Hintergrund. Und auch jene, die mich verfolgen, müssen mir bekannt sein, sonst kann ich ja nicht für sie beten. – Immer vorausgesetzt, hier geht es um das wahre, echte Beten im Geist zu unserem Herrn und nicht um das Herunterplappern von Floskeln und stereotypen Formeln.

Was daher hier von den Amtskirchen propagiert und von den Sozialorganisationen aufgegriffen wird, ist eine vollkommene Verwässerung dieses Herrengebotes. Nachdem in den meisten westlichen Ländern die Christen zu den wohlhabenderen und zahlungskräftigen Menschen zählen, versucht man diesen einzureden, dass sie sich als Schuldner der ganzen Welt sehen müssen, um ihre finanzielle Unterstützung für alle möglichen und unmöglichen Projekte – und natürlich in erster Linie für die Gehälter der Beschäftigten in dieser Sparte – zu bekommen.

Man muss daher hier etwas mehr differenzieren: erstens gilt diese Aussage der Feindesliebe nicht für "alle Menschen". Weder der Ersten noch der Dritten Welt. Sondern für jene Menschen, welche unsere ganz persönlichen Feinde sind, die wir kennen, mit welchen wir Kontakt haben. Und dann für jene Leute, welche uns persönlich verfolgen – aus welchen Gründen auch immer. Auch sie müssen uns persönlich bekannt und können nicht irgendwelche Phantome sein, welche uns angeblich irgendwo auf der Welt "verfolgen" würden.

Aber wir müssen auch unter unseren ganz persönlichen Feinden unterscheiden. Nicht alle, die uns feind sind, fallen unter dieses Gebot der Feindesliebe. Hier hat uns der Herr selbst zwei gute Beispiele gegeben. Als die Römischen Soldaten ihn kreuzigten, hat er den Vater gebeten, ihnen zu vergeben, weil sie nicht wussten, was sie tun.

Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.

Lk 23,33 Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken. 23,34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie aber verteilten seine Kleider und warfen das Los darüber. Lk 23,33-34;


Wer die biblischen Hintergründe kennt, weiß, dass die Römer nicht die eigentlichen Feinde des Herrn waren. Es waren die jüdischen Schriftgelehrten, welche ihn den Römern übergeben und ans Kreuz geliefert haben. Und diesen, seinen eigentlichen Feinden, denen er verkündet und mit Wundertaten bewiesen hatte, dass er der Sohn Gottes ist und die ihn trotzdem – oder gerade deswegen – verfolgt und gefangengenommen und verurteilt haben, die also durchaus wussten, was sie tun, diesen gegenüber äußerte sich der Herr weit weniger gnädig, wie wir den folgenden Schriftstellen entnehmen können.

Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?

Mt 3,7 Als er aber viele der Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Mt 3, 7;

Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid?

Mt 12,34 Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Mt 12,34;

Schlangen! Otternbrut! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen?

Mt 23,33 Schlangen! Otternbrut! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen? Mt 23,33;

Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.

Jh 8,44 Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Jh 8,44;


Diesen Aussagen des Herrn:

– "Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?"

– "Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen?"

– "Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel."


kann man nun beim besten Willen nicht entnehmen, dass er diese Menschen geliebt hätte.

Diese Schrifttexte bestätigen einmal die Auffassung, dass auch wir unsere Feinde persönlich kennen müssen, um sie und ihr Verhalten uns gegenüber richtig einschätzen zu können. Des Weiteren aber erkennen wir an diesen Beispielen, dass nach den Aussagen des Herrn nicht jene unsere eigentlichen Feinde sind, welche uns materiell und physisch schädigen – und wenn es sein muss, sogar bis zum Tod – , sondern alle die Menschen, welche unseren Gott und unseren Herrn Jesus Christus, den Mensch gewordenen Sohn Gottes, leugnen und unseren Glauben bekämpfen. Diese Leute sollen wir nicht nur nicht lieben, sondern wir dürfen sie gar nicht lieben, weil wir uns sonst mit ihnen schuldig machen würden.

Nachdem in unserer heutigen Welt die überwiegende Mehrheit der Menschen im Sinne des biblischen Glaubens ungläubig ist, ist diese Unterscheidung von allergrößter Wichtigkeit. Noch dazu, wo diese Leute falsch interpretierte Bibelzitate verwenden, um die Gläubigen in die Irre zu führen. Allerdings müssen wir hier auch den Umstand entgegenhalten, dass im christlichen Bereich diese Feindesliebe zwar immer wieder in der Theorie bestätigt und verlangt wird, in der Praxis jedoch nur die Wenigsten sich mit dieser Materie ernsthaft auseinandergesetzt und noch Weniger – wenn überhaupt – die vollen Konsequenzen daraus in ihrem Leben umgesetzt haben.


Zusammenfassung

Wir leben leider in einer Zeit, wo es immer mehr Betrügern mit immer raffinierteren Tricks immer öfter gelingt, im Namen dieser falschen "Nächstenliebe" sich am schwerverdienten Geld von gutgläubigen und unvorsichtigen Zeitgenossen zu bereichern. Dazu zählt sowohl der junge, unbehinderte Straßenbettler, der uns erzählt, er hätte zuhause eine Frau und fünf Kinder zu ernähren, tatsächlich aber alleinstehend und ein arbeitsscheues Individuum ist.

Dazu gehören aber auch so manche Bettelbriefe von Hilfsorganisationen für die Dritte Welt. Nachdem deren Autoren diese Beschäftigung meist nicht ehrenamtlich und unbezahlt durchführen, müssen von den Spendengeldern zuallererst ihre nicht unbeträchtlichen Gehälter und die Logistikkosten, wie Büromiete, Transportkosten, Steuern etc. bezahlt werden. Und wie man immer wieder Medienberichten entnehmen kann, wird das, was dann tatsächlich in die Entwicklungsländer gelangt, so wenig kontrolliert, dass sich betrügerische Verwalter die Taschen vollstopfen und korrupte Politiker ihre Schweizer Konten auffüllen können.

Aufgrund der Hinweise des Herrn im Gleichnis vom barmherzigen Samariter und in der Bergpredigt, sollten wir daher unsere Hilfe – ob nun finanzieller oder anderer Art – nur unter folgenden Voraussetzungen gewähren:

Hilf dem Notleidenden, den du auf deinem Weg begegnest und dessen Bedürftigkeit du überprüft hast und weise den nicht ab, der in seiner Not zu dir kommt.




Müssen Christen ihre Feinde lieben? – Teil 2: Die katholische Sicht des Themas. / Replik Dr. John Waterfield 00, 2006-01-28

Müssen Christen ihre Feinde lieben? – Teil 3: Die christliche Auslandsmission. / Replik Dr. John Waterfield 00, 2006-01-28