Die Autorität der katholischen
Kirche.
Die
Marienerscheinungen der katholischen Kirche.
Die Gerechtigkeit und die
Liebe Gottes.
Kann man durch einen "unbewussten
Glauben an Jesus" gerettet werden?
Die Halsstarrigkeit der
Juden.
Die marianische Theologie
ist von dämonischen Einflüssen gekennzeichnet.
Im Februar 2002 habe ich das Übersetzungsbüro Royal Line mit
der Übersetzung einer Großzahl Diskurse dieser Website aus dem Deutschen ins
Amerikanische beauftragt. Die Geschäftsführerin Dr. Monika von Sury,
berief als Mitarbeiter für diese anspruchsvolle Arbeit den hochqualifizierten
Übersetzer Dr. John Waterfield aus Hereford, GB.
Es stellte sich bald heraus, dass John Waterfield – ein bekennender und wie er
selbst sagt, leidenschaftlicher Katholik – zu einigen Aussagen in diesem
Diskussionsforum – speziell die katholische Kirche betreffend – eine
differenzierte Meinung hatte. So entwickelte sich im Herbst 2004 eine von Dr.
Waterfield angeregte Debatte mit Immanuel.at.
Da Dr. Waterfield nicht nur ein
ganz ausgezeichneter Übersetzer ist, sondern es auch versteht, sein profundes
theologisches Wissen klar und verständlich darzustellen, habe ich diese
Diskussion – an der auch Dr. Monika von Sury teilnahm – gerne ins Netz gestellt.
Nachdem hier fast alle wesentlichen Themen des katholischen Glaubens
angesprochen und erörtert werden, könnte dieser "Trialog" für den Leser
so manche offene Frage klären.
John Waterfield: Ich finde Ihre Darstellungen sehr
erhellend. Sie stärken meinen Glauben und verhelfen mir zu einem Gefühl
der Wärme im Herzen. Allerdings verwenden Sie manchmal ein ‘argumentum
ad hominem’, welches mir ein wenig zweifelhaft erscheint. Ich habe den
Eindruck, dass Sie ein bisschen zu Streit geneigt sind.
Dr John Waterfield jwtranslations@live.com
/ https://web.onetel.net.uk/~johnwaterfield/index.html
Es freut mich, wenn der eine oder andere Beitrag Ihre Zustimmung
finden konnte. Mein ‘argumentum ad hominem’ wie Sie es benennen, welches
Ihnen etwas zweifelhaft erscheint, hat sich im Laufe der Jahre aus den vielen
Diskussionen ergeben. Dass ich den Streit suche ist jedoch eine Übertreibung.
Ich habe mir angewöhnt, auf die Menschen so zu reagieren, wie sie mir
entgegentreten. Bei Höflichen bin ich höflich, bei Sturen bin ich stur.
John Waterfield: Dieses ‘argumentum ad hominem’
ist nur eine gelegentliche Erscheinung. Ich denke, die meiste Zeit sind Sie
sehr fair. Als ein leidenschaftlich glaubender Katholik bedauere ich nur
Ihre eindeutig negativen Gefühle gegenüber der katholischen Kirche. In
einigen Diskursen habe ich festgestellt, dass Sie, wie wir im Englischen
sagen: ‘got the wrong end of the stick’ (also kurz: Sachen falsch
aufgefasst) haben – und ich habe ein ähnliches Gefühl wie Sie, als Sie mit
den Anklagen von Herrn Damberger konfrontiert wurden (ich habe gerade die
Übersetzung von Diskurs 47 fertiggestellt). Ich fand das beeindruckend und
berührend, noch dazu, wo Sie es geschafft haben, ihn von seiner
ursprünglich wilden Ausfälligkeit in eine Position zu führen, in welcher
er erkennen konnte, dass er verstanden wurde und ihm auf wunderbare Art
zeigten, was er und Sie gemeinsam haben. Ich denke, er ist zweifelsohne auf
der Suche nach einer Vaterfigur.
Ja, ich weiß. Monika von Sury hat mir schon einmal berichtet,
dass sie mit Ihnen eine engagierte Diskussion über dieses Thema hatte.
Bezüglich des jungen Damberger in Diskurs 47: er hat mir ganz einfach Leid
getan. Ich hätte ihm eigentlich sagen müssen, dass die Juden ein "Gott-loses"
Volk sind.
Nachdem unser Herr Jesus sagt: "Niemand kommt zum Vater als
nur durch mich", haben die Juden, welche diesen Jesus Christus als
Betrüger und Gotteslästerer bis heute absolut ablehnen, bis zu seiner
Wiederkunft keine Chance ihren Gott – sei es jetzt durch Gebet, durch Opfer etc.
- zu erreichen. Und daher ist es ein völliger Unsinn, als gläubiger Mensch vom
Christentum zum Judentum zu wechseln. Aber vielleicht war er gar nicht gläubig.
(Siehe auch den Diskurs 47: "Haben
die Nazi-Verbrechen ihren Ursprung im christlichen Glauben?")
John Waterfield: Ich habe mich gefragt, ob Sie sich
in einen Dialog einlassen würden – entweder auf der Website oder über
private E-mail? Ich würde sehr glücklich sein, zu versuchen Ihnen zu
erklären, warum ich glaube, dass derartige Dinge wie die leibliche
Gegenwart Gottes im Sakrament der Messe, die Fürbitte von Maria, Gebete zu
Heiligen und die Überlegenheit der Tradition (das depositum fidei
oder wie es Kardinal Newman nennt "die Ökonomie der Offenbarung")
gegenüber dem geschriebenen Wort der Bibel, wichtig und unerlässlich sind.
Nachdem mir mit meinen 67 Jahren die Arbeit schön langsam zu
viel wird, möchte ich das Diskussionsforum irgendwann im Laufe des nächsten
Jahres beenden. Im Moment habe ich noch den Diskurs 73 für März in Arbeit,
danach hoffe ich, dass es ein Ende hat. Aber ich bin sehr gerne bereit über das
Thema privat mit Ihnen zu diskutieren. Allerdings – und ich hoffe, dass Sie das
bei den Übersetzungen registrieren konnten – nur auf der Grundlage der Heiligen
Schrift.
Die Schriftgebundenheit der Aussagen muss sich anhand der Bibel
nachweisen lassen. Soweit Ihnen das mit der katholischen "Tradition"
gelingt, bin ich gerne bereit, darauf einzugehen. Wo diese "Tradition" auf
menschliche, außerkanonische Überlieferungen zurückgreift und dadurch das
Wort Gottes ersetzen will, ist sie nicht mehr biblisch und daher mit der
seriösen Bibelexegese nicht in Einklang zu bringen.
John Waterfield: Ja, das ist genau die Schwierigkeit,
nicht wahr? Ich bin mir sicher es ist Ihnen bewusst, dass der katholische
Standpunkt davon ausgeht, dass die Kirche den Vorrang vor der Bibel hat und
das größere Ganze ist, in welchem die Schrift enthalten ist. Natürlich
ist die Schrift sehr kostbar, ja tatsächlich unschätzbar und wir sollten
sie regelmäßig lesen und studieren (Ihre Schriftkenntnis ist beeindruckend
und ich hatte sehr großen Gefallen daran, meine eigene Kenntnis der Schrift
durch Ihre Artikel zu überprüfen!). Gleichwohl hat die Kirche bereits
existiert, bevor die Bücher des NT geschrieben wurden und es war die
Kirche, welche festgelegt hat, welche Bücher Teil des Kanons wurden.
Es ist richtig, dass die Gemeinde/Kirche vor der Kanonisierung
des NT existiert hat. Allerdings nach meiner Erkenntnis nicht die katholische
Kirche, sondern die Urgemeinde, wie sie besonders Paulus im kleinasiatischen
Raum aufgebaut und gelehrt hat. Wenn die katholische Kirche bei dieser Lehre des
Paulus geblieben wäre, könnte sich die katholische Kirche tatsächlich
rühmen, älter als das Neue Testament zu sein und es hätte wahrscheinlich
keine Kirchenspaltung gegeben.
John Waterfield: Letztlich möchte ich auf fünf
Schriftstellen hinweisen, welche die katholische Praxis unterstützen: Simon
Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des
lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist
du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart,
sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir: Du bist
Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades
Pforten werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des
Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird
in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst,
wird in den Himmeln gelöst sein. (Mt 16,16-19) [Die Kirche; die
apostolische Autorität von Petrus übertragen an seine Nachfolger, die
Bischöfe von Rom; Das Sakrament der Beichte].
Die katholische Kirche hat eben dieses Wort Gottes, die Heilige
Schrift, auf welches Sie sich oben berufen, den Gläubigen (Laien) entzogen und
sie im Jahre 1229 in das Verzeichnis der verbotenen Bücher aufgenommen.
Desweiteren hat sie auf ihrem Konzil von Trient (1545-63) die Bibel als
alleinige Quelle göttlicher Offenbarung verworfen und die katholische Tradition
- d. i. die mündliche oder schriftliche Weitergabe von katholischen, also
menschlichen Lehrmitteilungen, u. a. auch die Dogmen – als Hauptquelle des
Glaubens neben der Heiligen Schrift als gleichwertig und gleichberechtigt
anerkannt.
Man könnte nun argumentieren, dass dies Irrtümer waren, welche in jeder
Religion vorkommen und welche im Laufe der Jahrhunderte korrigiert werden. Doch
hier ist die katholische Kirche in ihren eigenen Dogmen gefangen. Nachdem Papst
Pius IX. im Jahre 1870 das Dogma von der Unfehlbarkeit der Päpste verkündet
hat, würden Irrtümer der Kirche – ob vorher oder nachher – diesem Dogma
widersprechen und können daher nach katholischer Glaubenslehre nicht möglich
sein. Doch dies ist Blasphemie, denn Unfehlbarkeit ist eine ausschließliche
Eigenschaft Gottes. Menschen können nicht unfehlbar sein – weder "ex
cathedra" noch "ex" wo immer.
Im Übrigen hat nach der Schrift Petrus diese, ihm vom Herrn übertragene
Verantwortung, im Zuge der Umstrukturierungen in den urchristlichen Gemeinden
zum größeren Teil selbst abgegeben. Wie Paulus den Galatern schreibt, ist er
mit Petrus überein gekommen, dass Petrus die Beschnittenen – also die Juden -
evangelisieren sollte und er, Paulus, mit Barnabas die anderen Nationen.
Petrus gab den Handschlag damit Paulus unter die Nationen ginge, Petrus aber unter die Juden.
Gal 2,6 Von denen aber, die in Ansehen standen -
was immer sie auch waren, das macht keinen Unterschied für mich, Gott sieht
keines Menschen Person an – die Angesehenen haben mir nämlich nichts
zusätzlich auferlegt, 2,7 sondern im Gegenteil, als sie sahen, daß mir das
Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut war ebenso wie Petrus das für
die Beschnittenen 2,8 – denn der, der in Petrus zum Apostelamt für die
Beschnittenen wirksam war, war auch in mir für die Nationen wirksam – 2,9 und
als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben worden ist, gaben Jakobus und Kephas
und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas den Handschlag
der Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen gingen, sie aber unter die
Beschnittenen. Gal 2, 6- 9;
Wenn also die katholische Kirche tatsächlich darauf besteht,
die rechtmäßige Nachfolgerin des Petrus/Kephas zu sein, dürfte sie daher nach
der Schrift ausschließlich der Juden missionieren und keinesfalls die anderen
Nationen.
John Waterfield: Ja freilich, es ist mir natürlich
vollkommen bewusst, dass die Kirche in der Vergangenheit eine Anzahl von
Dummheiten begangen hat (wie zu behaupten, die Sonne bewege sich um die
Erde), nicht zu sprechen von Gräueltaten wie die Kreuzzüge (und vor allem
der Albigensische Kreuzzug, wo die Kirche ohne Zweifel auf der falschen
Seite war). Es gab auch eine Anzahl unwürdiger Kirchenmänner und Päpste
(Kardinal Wolsey, Papst Alexander VI. und viele andere). Dennoch denke ich,
dass das Prinzip des Augustinus, welches er im Zusammenhang mit der
Auseinandersetzung mit den Donatisten formulierte, sich bestätigt – das Amt
bleibt geheiligt auch wenn der Amtsträger unwürdig ist. Oder, um es leicht
abzuwandeln, ‘abusus non tollit usum’: der Missbrauch einer guten
Sache bedeutet nicht, dass die gute Sache an sich ungültig wird.
Wenn Sie mit Ihren Aussagen: "Das Amt bleibt geheiligt, auch
wenn der Amtsträger unwürdig ist" und "abusus non tollit usum"
zum Ausdruck bringen wollen, dass für Sie die Päpste der katholischen Kirche
nicht unfehlbar sind, so leugnen Sie ein Dogma der eigenen Kirche, sind damit
vom katholischen Glauben abgefallen und fallen der Exkommunikation anheim.
Das ist ein bekanntes Spielchen in Diskussionen mit Katholiken: im privaten
Gespräch wird dann immer so getan, als ob "nicht so heiß gegessen würde".
Doch so lässt sich das nicht lösen. Entweder man ist in diesem Glauben, dann
hat man die Konsequenzen mitzutragen. Ansonsten kann man sich nicht auf den
Katholizismus berufen und bastelt sich seine eigene Religion zusammen.
Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial oder ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?
2Kor 6,14 Geht nicht unter fremdartigem Joch mit
Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?
Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? 6,15 Und welche
Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem
Ungläubigen? 2Kor 6,14-15;
John Waterfield: Nun, ich würde hier sagen, was sie
gemeinsam haben, ist die Tatsache und die Erfahrung menschliche Wesen zu
sein und daher Gott zu benötigen, auch wenn sie dies selbst nicht erkennen.
Nebenbei, die Idee, dass alles menschliche Wünschen grundsätzlich auf Gott
gerichtet ist – auch wenn Gott von den fraglichen Personen unter falscher
Gestalt gesucht wird – wird sehr schön sowohl von St. Augustin als auch von
Boethus zum Ausdruck gebracht (dessen De Consolatione Philosophiae er
im Gefängnis als zum Tode Verurteilter geschrieben hatte).
Ich habe Sie wiederholt gebeten, mir Bibelstellen als Argumente
für ihre Aussagen zu nennen. auf der Basis von philosophischen und
literarischen Exkursen werden wir m.E. Glaubensfragen nicht lösen können.
Daraus ergeben sich dann nach meiner Erfahrung meistens sophistische
Komplikationen. Ihre obige Aussage, dass "alles menschliche Wünschen
grundsätzlich auf Gott gerichtet ist – auch wenn Gott von den fraglichen
Personen unter falscher Gestalt gesucht wird" ist dann auch ganz typisch
dafür.
Hier wird der Mensch nach all den Verbrechen der vergangenen
Jahrtausende, als das Unschuldslamm dargestellt, dessen grundsätzliches Streben
es ist, zu Gott zu gelangen, wenn auch Gott unter falschen Formen (wie Mord,
Betrug, Verbrechen, Tyrannei, Krieg, Folter etc. etc) "gesucht" wird. Nur
ein völlig unwissender und bornierter Bibel-Fundamentalist kann demnach diese
Leute als gottlos und böse bezeichnen.
John Waterfield: Müssen die Dinge immer so genau
sein? Muss es entweder A oder B sein? Gleicht das Leben nicht eher einem
Wirrwarr? Kann ich nicht sagen, ich erlebe den Geist und die Gegenwart von
Jesus in der katholischen Kirche, auch wenn dort diesbezüglich Dinge sind,
welche ich nicht mag? Schließlich geben Sie ja durchaus zu, dass es in
anderen christlichen Gemeinden Dinge gibt, welche Sie nicht mögen.
Sie meinen oben, dass Leben eher Verwirrung und Unordnung ist.
Ich für meinen Teil bemühe mich doch in mein Leben Ordnung und Zielsetzung zu
bringen. Natürlich gefällt auch mir nicht alles, was sich so in evangelikalen
Gemeinden abspielt. Doch dies ist vergleichbar mit einer Reise: Wenn ich von
London nach New York will, buche ich einen Flug und steige in London Heathrow
ins Flugzeug. Dass ich dann einen Platz habe, wo es zieht, dass das Essen
miserabel ist und dass einige betrunkene Fluggäste mit an Bord sind, ist zwar
unangenehm, aber ich weiß, nach ein paar Stunden bin ich dort, wo ich hin will:
in New York.
Nach Ihrer Empfehlung, die Dinge nicht so genau zu nehmen, würde ich am
Flughafen in irgendein Flugzeug einsteigen ohne zu wissen, wohin die Reise geht,
und würde es dem Flugpersonal überlassen, wo sie mich hinsetzen, ob sie mir
Verpflegung bringen oder nicht oder ob sie mich bei der nächsten
Zwischenlandung nicht einfach wieder hinausbefördern.
Sie schreiben, Sie wollen den Geist und die Gegenwart von Jesus in der
katholischen Kirche erfahren. Sie können nicht wissen, ob sie beides dort
finden, wenn sie es nie anhand der Schrift überprüft haben.
Monika von Sury – Betreffend Mat 16:16-19 (apostolische
Autorität von Petrus an seine Nachfolger die Bischöfe übertragen)
"Auf (eben) diesen Felsen" (epi taute te petra) bezieht sich
nicht auf die Person des Petrus, sondern auf sein Bekenntnis: "Du bist der
Christus, der Sohn des lebendigen Gottes". Was Jesus hier meint ist:
Dieses dein wahres Bekenntnis – dass ich der Messias bin, gekommen um den
lebendigen Gott zu offenbaren und zu verkündigen, auf diesen Fels, MIR
SELBST, wie du es bekannt hast (siehe auch Jes 28:16: "Siehe, ich lege in
Zion einen Grundstein") werde ich meine Kirche bauen (mu ten ekklesian),
das ist meine Versammlung, oder Gemeinde, d.h. Personen, welche Jesus
Christus als ihren persönlichen Erlöser und Herrn angenommen haben. Petrus
selbst ist auf diesem lebendigen Grundstein gegründet, gemeinsam mit dem
Rest der Gläubigen (siehe 1 Ptr 2:4-8). Daher sagt Jesus nicht "auf dich
Petrus werde ich meine Kirche bauen", sondern wechselt sofort den Ausdruck
und sagt "auf eben diesen Felsen", um zu zeigen, dass er sich weder auf
Petrus noch auf irgendeinen anderen der Apostel bezogen hat. Deshalb muss
die Lehre von der Oberhoheit des Petrus‘ d.h. von der apostolischen
Nachfolge des Petrus’ durch die Bischöfe, in irgendwelchen anderen
Schriften gesucht werden, denn in der obigen Schriftaussage kann sie sicher
nicht gefunden werden.
Dr. Monika von Sury – Royal Line info@royalline.ch
/ https://www.royalline.ch/d/traduction.asp
John Waterfield: Was den Kommentar von Monika von
Sury hier oben zu "Du bist Petrus" betrifft – dieser Text kann
sicherlich auf diese Art verstanden werden und Sie argumentieren sehr
überzeugend dafür. Aber vergessen Sie nicht, dass – als diese Worte
erstmals gesprochen wurden – für "Petrus" und "Fels" das selbe Wort
verwendet worden ist? Drücken Sie es auf diese Art aus "Du bist Fels und
auf diesem Fels werde ich meine Kirche bauen". Das zeigt sicherlich den
Bezug zu jener Person, welche einem als erste in den Sinn kommt. Nicht dass
dies für mich ein sehr wichtiger Punkt wäre, denn wie ich oben bemerkt
habe, ist es eher eine Sache des Glaubens denn eine solche der
Nachweisbarkeit.
Wie ich bereits weiter oben erwähnte, stellt sich diese Frage
nach der Schrift gar nicht mehr, da Petrus inGal
2,9 den von der römisch katholischen Kirche reklamierten Auftrag des Herrn
an ihn und damit auch seine "Oberhoheit" – wenn er sie denn je hatte -
Paulus übergeben hat.
Die Apostolische Sukzession der katholischen Kirche?Katholische Priester, welche in tausenden Fällen
weltweit in der "Wandlung" die Eucharistie mit ihren
Händen in den Messen gespendet haben, haben danach mit genau diesen
ihren Händen Kinder misshandelt und vergewaltigt (1Kor 6,9). Katholische Bischöfe, die vorher ihre "Schafe"
gesegnet haben, wurden danach wegen Korruption (Vatikanbank, Der
Spiegel 28.6.2013) verhaftet. Es ist schon richtig, dass es überall schwarze
Schafe gibt. Doch ob eine Organisation durch und durch gewissenlos,
verdorben und korrupt ist, erkennt man daran, dass sie die
"hochwürdigen" Vergewaltiger in ihren Reihen Jahrzehnte
lang deckt und versteckt und auch die korrupten bischöflichen
"Hirten" erst von der Polizei aufgedeckt werden müssen (Mt 7,16-20). |
John Waterfield: Gott sucht Herzen. Es gebührt uns
nicht zu richten. Wir können hoffen und das Beste erwarten. Uns bemühen zu
sehen, was an jenen, die Gott leugnen und lästern und abscheulich handeln
echt, aufrichtig, suchend und positiv ist. Auf diese Art handeln wir nur wie
Gott handelt. Gott hat endlose Geduld. Gott verurteilt nicht. Gott wartet.
Sie schreiben: Gott sucht Herzen. Das ist richtig, aber
unvollständig!
Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil.
Röm 10,9 daß, wenn du mit deinem Mund Jesus
als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, daß Gott ihn aus den
Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst. 10,10 Denn mit dem Herzen
wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil.
10,11 Denn die Schrift sagt: «Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden
werden.». Jh 4,23-24;
Wer mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater.
Mt 10,32 Jeder nun, der sich vor den Menschen zu
mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in
den Himmeln ist. 10,33 Wer aber mich vor den Menschen verleugnen wird,
den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist. Mt
10,32-33;
Wer nicht mit dem Mund Jesus als den Herrn bekennt, den wird der
Herr am Ende auch nicht bekennen. Noch dazu, wenn er – wie Sie schreiben – ein
Gottesleugner und Gotteslästerer ist und auch wenn Sie meinen, dass "wir uns
bemühen müssen, das Echte, Aufrichtige, Suchende und Positive in diesen
Gottlosen zu sehen". Erst wenn sich ein Mensch zu Jesus Christus bekehrt hat
und ihn als seinen Herrn annimmt, ist er vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.
Und dann wird mit Sicherheit nichts Gotteslästerliches und Gottesleugnerisches
mehr an ihm zu erkennen sein.
John Waterfield: Aber schließlich kommt es darauf
hinaus, dass es eine Frage des Glaubens und nicht der Vernunft ist. ‘Le
coeur a ses raisons, que la raison ne connaît pas’, wie schon Pascal
sagte. Und hier kann ich nur sagen, dass ich in der katholischen Kirche
Heiligkeit und die Gegenwart Gottes erlebe wie nirgendwo anders. Dies ist -
und ich möchte das unterstreichen – ausschließlich eine Frage der
Erfahrung. Das heißt natürlich nicht, dass ich denke, dies wäre der
einzige Weg der Errettung. Ich bin sicher, andere christliche Denominationen
sind gleichfalls im Stande zur Errettung zu führen, ebenso wie andere
Glaubensrichtungen, wenn sie in einem Geist der Selbstlosigkeit und
Aufrichtigkeit betrieben werden (Ich hätte meine Zweifel über Thugs [Indische
Sekte von Meuchelmördern] oder Woodoo, aber auch nur wegen des Fehlens
von Selbstlosigkeit in diesen Glaubenswegen).
Ich will Ihnen gerne glauben – und bin sogar überzeugt davon -,
dass Sie persönlich in der katholischen Kirche die Gegenwart Gottes empfinden.
Dies ist schließlich eine ganz persönliche Erfahrung und ich hatte schon
Kontakt mit Leuten, welche in ganz anderen Dingen Gott zu spüren vermeinten,
wie z.B. in Blumen, Bäumen, Quellen, in Steinen, in Trancezuständen, um nur
einige zu nennen. Dies wird auch von den folgenden Autoren bestätigt:
"Wie unsere Vorfahren die Gottheit im heiligen Baum oder in der heiligen
Quelle verehrt haben, so fühlt der Katholik Gott in der Verleiblichung und
empfindet das Heilige lebendig in der Kirche, in der Reliquie, im Sakrament. Man
kann den Katholizismus in seinen Höhen und in seinen Tiefen durchmessen, immer
wieder wird man auf diesen Wesenszug stoßen, welcher der Mystik und der Magie
gleich nah verwandt ist."
"Es kam mir hier darauf an, zu zeigen, dass das unter katholischem Glauben
möglich war und durch die falschen katholischen Auffassungen vom Wert fremder
Religionen und durch die Praktiken eines unchristlichen Kolonial-Katholizismus
begünstigt wurde. Brasilien ist das größte spiritistische Land der Erde. 93%
der Bevölkerung werden nominell zu den Katholiken gezählt. Von den
spiritistischen Teilnehmern sind die meisten nebenbei oder hauptamtlich ‘guten
Katholiken’ an der gleichzeitig mehr oder weniger intensiven Beteiligung an
okkulten und magischen Praktiken wird kein Widerspruch gesehen.
Das Ergebnis ist erschreckend: Millionen von Menschen wurde der wahre Heilsweg
nicht bezeugt, sie wurden letztlich in heidnischer Teufelei und Finsternis
gelassen."
Soweit die Zitate.
Doch hier, bei unserem Thema, geht es – zumindest für meine Person – nicht um
persönliche Befindlichkeiten, also ob wir irgendwo irgendetwas empfinden
können, sondern um die Frage der weltweiten Grundlage des Christentums,
nämlich der rechten biblischen Lehre. Und wenn Sie schreiben, dass Sie nicht
der Ansicht sind, dass die katholische Kirche der einzige Weg zum Heil ist, so
macht Sie das für mich sehr sympathisch, doch damit befinden Sie sich
eigentlich im Gegensatz zu Ihrer eigenen Kirche.
Wie der nachfolgende Artikel
des General Kommissars des Heiligen Landes Dik. St. Bertagnolli OFM ausführt,
besteht die Glaubenskongregation der katholischen Kirche (vor nicht allzu langer
Zeit noch "Heiliges Offizium" genannt und einst verantwortlich für die
Inquisition) unter der Leitung von Kardinal Josef Ratzinger (nunmehr Papst
Benedikt XVI.), in ihrer Erklärung "Dominus Jesus" auf dem Postulat "Die
katholische Kirche ist die einzige allein das Heil vermittelnde Kirche Christi":
Die Aussagen der Erklärung der Glaubenskongregation Dominus Jesus vom 20.
August 2000
"Worauf will die Kirche damit hinaus? Sie kommt nicht etwa aus Eigennutz,
sondern aus ihrer Sendung durch Jesus, den Herrn, weil er die von Gott
geoffenbarte Wahrheit ist. Daraus folgt: Die katholische Kirche ist die
einzige allein das Heil vermittelnde Kirche Christi. Im besonderen
wollte und musste sie auf die zentrale Notwendigkeit hinweisen, durch wen sie
gegründet wurde. Und der Grund ist, den Menschen wirklich Wahrheit, Sicherheit
und Halt zu geben. Die katholische Kirche ist die einzige Kirche, die
durch Jesus Christus auf Petrus und seine Nachfolger gegründet ist. Sie beruht
daher auf göttlichem Auftrag und hat daher auch göttliche Vollmacht.
Darauf hat das Vatikanische Konzil mit allem Nachdruck hingewiesen."
(Siehe auch den Diskurs 32: "Kommentar
zur Erklärung ,Dominus Jesus der katholischen Glaubenskongregation.")
Wenn Sie daher meinen: "Ich bin sicher, andere christliche
Denominationen sind gleichfalls im Stande zur Errettung zu führen" und
andererseits aber die Erklärung "Dominus Jesus" ein vom Papst approbiertes
Dokument ist, so ist diese Ihre Einschätzung Ihre ganz private Meinung -
sozusagen der "Waterfield-Katholizismus" – und Sie begeben sich damit
möglicherweise in die Nähe der katholischen Exkommunikation.
(Siehe auch den Diskurs 89: "Die
neueste Erklärung der katholischen Glaubenskongregation über die christlichen
Kirchen.")
John Waterfield: Nun ja, sicherlich. Aber was kann
jeder von uns tun, als für unsere eignen Überzeugungen einzutreten? Wie es
Luther selbst tat – "Hier stehe ich – ich kann nicht anders – Gott helfe
mir – Amen".
Was wir tun können, ist unsere Überzeugung zu überprüfen, ob
sie richtig oder falsch ist. Und genau das hat Luther getan! Er stand für seine
Überzeugung, dass die Bibel die wahre und richtige Lehre beinhaltet und die
spezielle katholische Lehre der "Tradition" falsche menschliche Lehre war.
Luthers eigene Überzeugung gründete sich auf den Aussagen der Bibel. Und dies
war die Kraft, in der er sagen konnte "Hier stehe ich, ich kann nicht anders"
und nicht irgendwelche persönlichen Ansichten und Denkweisen.
John Waterfield: Und die katholische Kirche lehrt,
dass er vollkommen Recht hatte dies zu tun – da er nicht anders agieren
konnte, ohne gegen sein eigenes Gewissen zu handeln.
Nun, die katholische Kirche hat gegen Luther wegen seiner
Standhaftigkeit die Reichsacht verhängt, wonach er vogelfrei war und von
Jedermann ohne Strafe getötet werden konnte. Wenn er sich nicht jahrelang
versteckt hätte, wäre er von den Schergen der katholischen Kirche genauso
ermordet worden, wie viele Märtyrer in der Inquisition und in der
Gegenreformation.
Und wenn nach Ihrer Aussage die katholische Kirche lehrt, dass Luther hier
völlig richtig gehandelt hat, dann sollte sie auch lehren, dass der damalige
Papst Leo X. – trotz Unfehlbarkeit – den größten Fehler in der Geschichte der
katholischen Kirche beging, indem er Luther als Ketzer verurteilte und damit die
Kirchenspaltung herbeigeführt hat.
John Waterfield: Mir gefällt der Ton und der Geist
von ‘Dominus Jesus’ genau so wenig wie Ihnen. Vielleicht würde es da
bestimmte Autoritäten in der katholischen Kirche geben, welche mich
exkommunizieren würden, wenn sie meine Meinungen kennen würden. Ich denke
aber, dass sie damit einen Fehler machen würden – und dass sie es sind,
welche die Kirche um jede Anerkennung bringen. Der Umstand, dass derartige
Extremisten oder Hardliner in der Kirche sind, macht es für mich jedoch
nicht weniger wünschenswert, dazu zu gehören. Ich denke an die Äußerung
von St. Thomas More, als er unter Heinrich VIII. Kanzler von England wurde
(und natürlich bald danach seinen Kopf verlor) – "Was du nicht zum Guten
wenden kannst, das weise zumindest in die Schranken, damit es nicht ganz
schlecht wird."
Ich darf hier Ihre Aussagen zu meinem besseren Verständnis
rekapitulieren: Sie gehören einer Kirche an, deren oberste Führer extreme
Standpunkte vertreten, welche Sie persönlich ablehnen und wofür Sie von diesen
Leuten – wenn sie es wüssten – aus dieser Gemeinschaft ausgestoßen werden
würden. Des weiteren verdrehen diese führenden Autoritäten vollkommen das
Ansehen und die Anerkennung Ihrer Kirche. Gestatten Sie mir hier nun die Frage:
Wenn schon Sie, als bekennender und praktizierender Katholik diese Einschätzung
Ihrer Kirche haben, kann ich, als bibelgläubiger Christ, kaum eine andere
Meinung vertreten?
Um dann – wie Sie – dennoch Mitglied dieser Gemeinschaft bleiben zu wollen,
gäbe es m. E. nur zwei Gründe: entweder man ist – aus welchen Gründen auch
immer – nicht in der Lage diesen falschen Weg zu erkennen oder dies ist die
einzige Kirche auf der Welt. Beides ist ja in Ihrem Fall nicht zutreffend.
Interessanter Weise hat mich Ihre Argumentation hier oben in meinem Verständnis
der islamischen Seele weiter gebracht. Auch hier beteuern ja die gemäßigten
Muslime immer wieder, dass sie mit den Extremisten nicht übereinstimmen. Doch
wenn man weiß, dass der Prophet Mohammad selbst 66 Kriege mit Tausenden von
Toten geführt hat, um seine Nachbarn zu dem – damals noch – neuen Glauben zu
"bekehren", dann erkennt man, dass Gewalt dem Islam seit seiner Gründung
systemimmanent ist. Hier erkenne ich übrigens auch Parallelen mit dem
Katholizismus der Kolonialzeit, auf welche ich jedoch nicht näher eingehen
möchte.
John Waterfield: Ich bin überzeugt, dass Gott weit
mehr am Herzen, als an irgend einer Art von denominatorischer Loyalität
interessiert ist.
Wenn Gott Ihrer Meinung nach, keinen Wert auf eine bestimmte
Glaubenszugehörigkeit legt, dann frage ich mich aber, warum Sie just in jener
Kirche bleiben wollen, in welcher die führenden Autoritäten extremistische
Standpunkte vertreten und in welcher Sie den Rausschmiss riskieren, wo es doch
genügend andere – auch christliche – Denominationen gäbe.
John Waterfield: Zufällig meine ich, dass die
katholische Kirche etwas Spezielles ist, zufällig erfahre ich die Gegenwart
Gottes auf diesem besonderen Weg, daher fühle ich mich glücklich, Teil der
katholischen Kirche als der Hauptströmung der christlichen Tradition zu
sein. Aber ich bin durchaus bereit die Position von Leuten zu verstehen,
welche die Dinge nicht so sehen, welche andere Arten des Zugangs zu Gott
haben oder überhaupt keine Notwendigkeit sehen, sich Gott zu nahen.
Es gibt keinen andren Weg, sich Gott zu nahen, als an seinen
Sohn Jesus Christus als unseren Herrn und Retter zu glauben! Und dies ist – tut
mir Leid – nicht der "mainstream", sondern die enge Pforte, wie Jesus sagt:
Denn breit ist der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen.
Mt 7,13 Geht hinein durch die enge Pforte! Denn
weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind,
die auf ihm hineingehen. 7,14 Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg,
der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden. Mt 7,13-14;
Wer dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
Jh 3,35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles
in seine Hand gegeben. 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer
aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn
Gottes bleibt auf ihm. Jh 3,35-36;
John Waterfield: Unsere Frau von Medjugorje ist
unabhängig von Denominationen. In diesem durch religiöse Konflikte
gespaltenen Land sagte sie den Kindern, welche sie sahen "In eurem Ort
lebt eine moslemische Frau, welche Gott liebt und eine sehr gute Person ist.
Ihr solltet versuchen mehr wie sie zu sein."
Nun, gerade diese Aussage wäre für mich der Beweis, dass diese
"Manifestation" nicht von Gott gesandt ist. Der Islam ist eine Religion, die
von Mohammad aus jüdischen und christlichen Quellen "zusammengestellt"
wurde. "Allah" war der Mondgott des Stammes von Mohammad, welchen er dann
zum Gesamtgott der islamischen Religion erklärt hat. Somit ist der Islam eine
menschliche Erfindung und keine von Gott gesandte Religion, wie das die Muslime
behaupten. Und es ist nach der Schrift absolut undenkbar, dass der Heilige Geist
einen derartigen Götzendienst gutheißen, geschweige denn ihn empfehlen
würde.
John Waterfield: Ich bin oft beeindruckt von der
Güte nichtchristlicher Menschen. An dem Ort, wo ich zuvor lebte, hatte ich
eine sehr enge Beziehung zu den Leuten, bei denen ich zur Miete war. Sie
hatten überhaupt keine Ahnung von Religion, es gab für sie einfach keinen
Grund, sich damit zu befassen. Offen gesagt, fanden sie es bizarr. Aber sie
waren gute, großzügige und selbstlose Leute. Ich habe bei ihrer Hochzeit
Musik gemacht und fühlte mich dadurch geehrt.
Ja, die Menschen, die in ihrer Gottlosigkeit Gutes tun, haben
etwas zum Rühmen, aber nicht vor Gott (Röm 4,2-5). Sie sind genauso verloren,
wie wenn sie nichts getan hätten weil ihre Werke nicht aus Glauben getan sind.
Wer nicht glaubt wird am Ende verdammt – ob mit oder ohne Werke. Jeder Mensch,
welcher nicht das Verlangen in sich trägt, Gott kennen zu lernen, ist gottlos
und hat den Sinn seines Lebens verfehlt.
Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott wohlzugefallen;
Hbr 11,6 Ohne Glauben aber ist es unmöglich,
ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muß glauben, daß er ist und
denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird. Hbr 11, 6;
Da nützt es auch nichts, wenn diese Leute gutherzig und
selbstlos sind. Es ist wie oben: wer nicht an den Sohn glaubt, hat auch den
Vater nicht und wer nicht glaubt, dem nützen die selbstlosesten Taten nichts,
er ist und bleibt gottlos und verloren.
(Siehe auch Kapitel13: "Das
Weltgericht.")
John Waterfield: Wenn ich mich selbst betrachte und
über die Majestät Gottes nachdenke, ist das eine erschreckende Aussicht
und ich weiß sehr genau, dass ich keine Möglichkeit zur Rettung habe, als
durch Gnade und die Liebe Christi. Wenn ich andererseits andere Leute
ansehe, kann ich generell sagen, dass sie aufrichtig sind und abhängig von
dem Ausmaß an Wahrheit, welches ihnen zu erkennen möglich war, ihr
Bestmöglichstes tun. Wenn sie nicht mehr erkennen konnten, ist es
vielleicht nicht ihre Schuld, sondern darauf zurückzuführen, was die
katholische Kirche "unüberwindliche Unwissenheit" nennt (ein
brauchbares Konzept). Wie auch immer, ich bin sicher, dass Gott ihre guten
Absichten anerkennen und bewerten wird anstatt sie zu verurteilen, weil sie
nicht gesehen haben, was er versucht hat ihnen anzubieten, da sie gar nicht
in der Lage waren es überhaupt zu erkennen. Ich spreche hier aus einer
persönlichen Sicht, da ich auch Freunde habe, welche anderen Wegen folgen -
ich kenne eine ganze Menge Buddhisten – und ich finde ihre spirituellen
Praktiken sehr wertvoll. Ich bin sicher, dass Jesus das im künftigen Leben
als in seinem Namen getan annehmen wird, auch wenn sie nicht wussten, dass
sie es in seinem Namen taten.
Nach der Schrift bedarf es keiner tieferen Einsicht in die
Wahrheit um gerettet zu werden. Ganz im Gegenteil gibt es viele Menschen die
meinen eine solche tiefe Einsicht zu besitzen, dabei haben sie das Wesentliche
noch gar nicht erkannt. Nicht die Einsicht rettet uns von der ewigen Verdammnis,
sondern der Glaube. Der Glaube an Jesus Christus und an sein stellvertretendes
Opfer für unsere Sünden. Dazu muss man weder Wissenschaftler noch Philosoph,
weder Theologe noch Dichter sein. Das kann auch der einfachste Mensch verstehen
- und glauben. Wenn er es nicht tut, dann kann das u.a. daher kommen, dass es
ihm noch nie jemand gesagt hat.
Wenn Sie schreiben, dass Sie den geistlichen Wegen von Buddhisten und
Angehörigen anderer Religionen hohen Stellenwert beimessen und sogar sicher
sind, dass diese alle im Namen Jesu Christi agieren, dann ist das ein Mischmasch
an religiösen Lehren und Praktiken, wo es keine erkennbare Orientierung gibt,
wo alle Recht haben und keiner in irgendeiner Weise hinterfragt wird. Und das
alles unter dem Titel des christlichen Glaubens.
John Waterfield: Aber nein, ich kann mir absolut
nicht vorstellen, dass das bewusste Bekenntnis zum Christentum die Leute vor
der Verdammnis errettet. Wenn ich das glauben würde, müsste ich viel zu
viele Leute verurteilen.
Unser Herr Jesus Christus – den ja auch Sie als Ihren Herrn
anerkennen, wie Sie schreiben – sagt uns:
Wer gläubig geworden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.
Mk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die
ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! 16,16 Wer
gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer
aber ungläubig ist, wird verdammt werden. Mk 16,15-16;
Wie Sie sehen, sagt der Herr gerade das Gegenteil von dem, was
Sie postulieren. Und hier werde ich natürlich nicht Ihnen, sondern Christus
glauben.
Im Übrigen ist es ja nicht an uns zu verdammen oder zu erretten, also machen
Sie sich darüber keine Sorgen, das wird Gott entscheiden. Aber Sie haben schon
Recht: es gibt viel zu viele, welche verloren gehen werden. Nach der Schrift
kann man davon ausgehen, dass nur einer von Tausend gerettet ist.
Aber zum besseren Verständnis Ihrer obigen Bemerkung, dass Sie, wenn Sie diese
Aussagen des Herrn glauben würden, zu viele Menschen verurteilen müssten: Sie
sind ein intelligenter und gebildeter Sohn Ihres Vaters. Nun könnte man die
Meinung vertreten, dass es viel mehr Söhne dieses bemerkenswerten Mannes geben
sollte. Aber deshalb werden Sie nicht wildfremde Menschen zu Ihren leiblichen
Brüdern erklären wollen. Damit hätte wohl auch Ihr Vater keine Freude. Sie
können doch die Gottlosen und Götzenanbeter nicht zu Christen erklären, nur
weil Sie sie nicht verurteilen wollen. Das würde übrigens auch unserem Vater
im Himmel nicht gefällig sein.
John Waterfield: Ich sehe schon Ihren Hinweis auf
Mischmasch und Verwässerung. Dennoch meine ich, dass die entscheidende
Frage jene ist, ob der Einzelne darauf besteht OK zu sein, so wie er/sie
ist, indem alles aus seiner/ihrer Sicht gesehen wird, oder ob er/sie
Autorität anerkennt. Autorität im Sinne von etwas Größerem als er oder
sie selbst, welchem absolute Treue und Hingabe gebührt. Das kann die
Hingabe an Jesus sein, und in meinem Fall trifft das zufällig zu, aber da
gibt es viele andere Arten dieser Anerkennung, welche Gott gleichfalls sehr
wohl annehmen wird.
Ich freue mich wirklich über Ihre Aussage, dass Jesus Christus
Ihr Herr ist, dem Sie treu zugetan sind. Ich schätze auch an Ihnen, dass Sie
sichtlich ein herzensguter und open-minded Mensch sind und genau dies ist ja
auch der Grund meiner Argumentation. Es geht mir nicht darum, wer von uns nun
Recht behält oder nicht. Es geht mir einzig und allein um Sie persönlich und
Ihr christliches Verständnis.
In Ihren Aussagen erkenne ich immer wieder Ihr Bedürfnis anderen Menschen
entgegen zu kommen, ihnen nicht weh zu tun und möglichst allen gegenüber offen
zu sein. Und wie sehr ich dies auch anerkenne, gebe ich doch zu bedenken, dass
dies auch eine Haltung sein kann, um möglichen Konflikten auszuweichen und sich
nach Möglichkeit mit den Problemen anderer Menschen nicht auseinandersetzen zu
müssen.
Ob das nun zutrifft, müssen Sie selbst beurteilen, doch habe ich die Erfahrung
gemacht, dass Menschen ohne Frustrationstoleranz oft gar keine eigene Meinung
haben, sondern – aus Angst vor Konflikten – sich immer der Mehrheit
anschließen. Nun stimmt es schon, dass wir in manchen Bereichen des Lebens alle
mehr oder weniger Mitläufer sind. Doch hier geht es ja nicht um irgend etwas,
sondern um ewiges Leben oder ewige Verdammnis. Und da muss ich – zumindest für
meine Person – sagen, hört sich das Mitgefühl und die Konsenssucht für mich
auf.
Ihre Unterscheidung zwischen jenen Menschen, welche sich selbst als oberste
Instanz sehen und den anderen, welche eine höhere Autorität akzeptieren, hat
noch eine dritte Ausprägung: nämlich jene Leute, welche zwar behaupten einer
höheren Autorität zu gehorchen, die sie sich dann jedoch selbst erfunden
haben. Damit haben sie zwei Fliegen mit einer Klappe getroffen: sie sind nach
wie vor sich selbst oberste Instanz, können jedoch nach außen vorgeben einer
höheren Autorität zu gehorchen.
Daher muss man hier ganz eindeutig festhalten, dass nicht irgendwelche
menschlichen Lehren oder Vorgaben, sondern die Heilige Schrift Alten und Neuen
Testaments die einzige Grundlage allen christlichen Glaubens sein muss. Und
diese spricht nicht davon, dass "Gott viele andere Formen des Glaubens
anerkennen wird", sondern der Herr selbst sagt, wer nicht an ihn als den Sohne
Gottes und einzigen Retter der Menschen glaubt, wird verdammt werden.
Mk 16,16 Wer gläubig geworden und getauft
worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird
verdammt werden. Mk 16,16;
Es gibt nur den einen und einzigen Glauben an Jesus Christus
für alle Menschen der ganzen Welt und absolut keine andere Form von "Anerkennung
anderer Glaubensformen", welche Gott akzeptieren würde. Jeder Mensch – und
wirklich jeder – der nicht an Jesus Christus glaubt, ist verloren und geht in
die ewige Verdammnis.
John Waterfield: Um auf die Tradition zurück zu
kommen, darf ich nur einige Sätze aus dem katholischen Katechismus
zitieren:
Gemäß dem Gebot des Herrn, ist das Evangelium auf zwei Wegen
weitergegeben: mündlich durch die Apostel, welche weitergegeben haben -
durch das gesprochene Wort, durch ihre Predigten, durch das Beispiel, das
sie gaben, durch die Institutionen, welche sie aufgebaut haben – was sie
selbst erhalten hatten, ob von den Lippen Christi, von seiner Lebensweise
und seinem Wirken, oder ob sie es durch die Eingebung des Heiligen Geistes
gelernt hatten; – geschrieben durch jene Apostel und andere Männer in
Gemeinschaft mit den Aposteln, welche unter der Inspiration des Heiligen
Geistes die Botschaft der Errettung in Schriften verfasst haben.
Diese lebendige Übermittlung, ausgeführt durch den Heiligen Geist, wird
Tradition genannt, weil sie zwar von der Heiligen Schrift unterschieden wird
aber eng mit ihr verbunden ist. Durch die Tradition verewigt und
übermittelt die Kirche in Lehre, Leben und Anbetung alles was sie selbst
ist und was sie glaubt an jede Generation.
Die heilige Tradition und die Heilige Schrift sind daher eng mitsammen
verbunden und kommunizieren eine mit der anderen. Und so, aus derselben
göttlichen Quelle fließend, kommen beide in mancherlei Art und Weise zu
Einem zusammen um auf dasselbe Ziel hin zu steuern. Jede von ihnen macht
das Mysterium Christi in der Kirche gegenwärtig und fruchtbar, der
verheißen hat mit den Seinen zu sein "alle Tage bis zur Vollendung des
Zeitalters".
Darüber können wir gerne reden, wenn Sie mir jene Bibelstellen
anführen, welche diese Aussagen bestätigen.
Wie ich feststelle, müssen wir uns zuerst über den biblischen Hintergrund des
Begriffes der "Kirche" unterhalten. Der Terminus "Kirche" hat seinen
Ursprung in der Bibel, wo er – wie Sie sicher wissen – aus dem griechischen "ekklesia"
abgeleitet wird und die "Versammlung" oder "Gemeinde" bezeichnet. "Gemeinde"
ist dann die Gemeinschaft von Menschen, die an Jesus als den Christus, den
Erlöser glauben, sein Loskaufopfer am Kreuz für ihre Sünden in Anspruch
genommen haben und ihn in Wort und Tat bekennen.
Als solchermaßen
gerechtfertigte Sünder und Kinder Gottes sind alle Glieder der Gemeinde in
gleicher Weise von der Liebe Gottes getragen. Es gibt demgemäss – anders als in
der katholische Kirche – nach der Bibel weder eine Hierarchie, noch eine
Trennung von Klerus und Laien, sondern das allgemeine Priestertum aller
Gläubigen.
John Waterfield: Ja, natürlich, ich habe erwartet,
dass Sie diesen Standpunkt einnehmen. Ich möchte mich nicht in eine lange
Diskussion einlassen, wie die Hierarchie in der Kirche zustande kam, was die
Rolle der Bischöfe (episkopos) in den ganz frühen christlichen
Jahrhunderten war und ob man es auf die Situation in der frühen Kirche
beziehen kann, wie es durch die Briefe des Paulus’ dargestellt wird. Es ist
jedoch erwähnenswert, dass das ‘allgemeine Priestertum der Gläubigen’ ein
katholisches Konzept ist, welches vom zweiten Vaticanum besonders
herausgestellt wurde und auf welches sich der Priester in der Messe, welcher
ich heute Morgen beigewohnt habe, tatsächlich auch in seiner Predigt bezog
(ich musste in eine andere Kirche als gewohnt gehen, weil ich meinen Sohn zu
einer Kriegskunst Veranstaltung in Ledbury bringen musste – dort stellte
sich heraus, dass es auch eine Taufe gab – ein unerwarteter Bonus!) – auch
wenn die katholische Kirche eine Unterscheidung zwischen jenen macht, welche
ermächtigt sind, die Sakramente zu verwalten und jenen, die das nicht
dürfen.
Es geht hier nicht um die Hierarchie an sich, sondern darum,
dass in der katholischen Kirche eben nur dieser Hierarchie erlaubt ist, den
Dienst an den Gläubigen zu tun. Eine Aufgabe, welche der Herr allen Gläubigen
übertragen hat. Die kalmierenden Versicherungen der katholischen Autoritäten
sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden. Darf ein gläubiger
Katholik taufen, lehren, predigen, das Abendmahl reichen? Und hier weiß ich
mich auch mit vielen Katholiken in Österreich eins.
John Waterfield: Ich weiß es nicht. Möglicherweise
ist eine zukünftige kirchliche Organisation möglich, in der ALLE
Gläubigen aktiver einbezogen sein würden. Ich wäre nicht dagegen. Wir
haben schon Messen mit Laienbrüdern, die die Kommunion spenden (und zwar
ohne einen Priester). Katholische Laienpersonen können auch in extremis
taufen. Im Prinzip würde ich mir die Organisation der Kirche gerne als
fließend vorstellen. Ich weiß nicht, was da herauskommen wird. Ich würde
sicherlich gerne eine viel größere Einbeziehung der Frauen sehen. Nicht
als Priester, aber in einer anderen Rolle. Ich spielte heute die Orgel bei
einem Frauen-Welttag des Gebetsdienstes – zur Gänze geplant und geleitet
von Frauen. Es gab keine Messe – da Frauen natürlich nicht die Hostie
weihen können – aber alle anderen wichtigen Bestandteile der Messe waren
vorhanden. Ich fand das sehr inspirierend.
Sie stellen diese Neuerungen in der katholischen Kirche,
nämlich dass Messfeiern auch ohne Priester gehalten werden können, dass auch
Laien das Abendmahl feiern können, ja dass Laien sogar "in extremis" Taufen
vornehmen können, so hin, als ob dies nun ganz außerordentliche Fortschritte
im christlichen Glauben wären.
Dies ist alles bereits in der Schrift enthalten, doch die katholische Kirche hat
das ihren Gläubigen vorenthalten, um es ausschließlich einer elitären und
dafür bezahlten Minderheit – dem katholischen Klerus – zu erlauben. Und jetzt
erkennt man langsam, dass das Kirchenvolk sich das heute nicht mehr lange bieten
lässt und versucht eines nach dem anderen wieder herauszugeben. Das ändert
jedoch nichts an der Tatsache, dass hier diese Kirche ihre Gläubigen fast 2000
Jahre lang hinters Licht geführt und sie um ihre, ihnen von Gott zugedachten
Aufgaben in der Gemeinschaft betrogen hat.
Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft und lehrt sie.
Mt 28,19 Geht nun hin und macht alle
Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes, 28,20 und lehrt sie alles zu
bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis
zur Vollendung des Zeitalters. Mt 28,19-20;
Es wird also der Dienst an den Geschwistern den Laien verboten
und nur dem Klerus zugestanden. Eine eindeutige Missachtung des obigen
Herrenwortes. Und Sie sagen das so dahin, als ob das eine quantité
négligeable wäre.
John Waterfield: Nun, als diese Worte gesprochen
worden sind, wird es jedenfalls eine Unterscheidung in Kleriker und Laientum
nicht gegeben haben. Ich sehe wirklich nicht das Problem. Natürlich würde
ich nicht die Gültigkeit einer Taufe leugnen, welche von einer aufrichtigen
Laienperson durchgeführt wurde, wenn sie von der getauften Person in der
Aufrichtigkeit des Herzens angenommen wird.
Wie ich bereits erwähnte, gehe ich davon aus, dass Sie
persönlich ein aufrichtig gläubiger Christ sind. Es geht daher hier nicht
darum, was Sie persönlich leugnen oder nicht leugnen, sondern was die von Ihnen
so verteidigte katholische Kirche an falschen Lehren eingeführt hat. Und dazu
gehört unter vielem anderen auch die Trennung der Gläubigen in "Laien" und
"Klerus", welche so in der Schrift – aus guten Gründen – keine Basis hat.
John Waterfield: Aus katholischer Sicht ist das
ursprüngliche depositum fidei [Erbe des Glaubens], welches
von den Aposteln überliefert wurde, etwas, das sich mit der Zeit
entwickelt, welches wechselt und wächst wie das auch die Kirche selbst tut.
Dies beinhaltet keine "Zusätze" zu diesem ursprünglichen
Glaubensgut, sondern ist eher eine Frage es aus anderen Blickwinkeln zu
betrachten (in Abhängigkeit von den wechselnden Bedingungen zu
verschiedenen Perioden der Geschichte) oder um Schwierigkeiten auszuräumen,
welche von Anbeginn darin enthalten waren, jedoch noch nie zum Ausdruck
gekommen sind. Kardinal Newman sprach von dem, was er die ‘Ökonomie der
Offenbarung’ nannte – ein Prozess der allmählichen Enthüllung, was mich an
das Aufrollen eines Teppichs erinnert (erinnert nicht auch das Wort ‘Ent-wicklung’
an einen Teppich?!): es bleibt immer ein und derselbe Teppich aber je mehr
er aufgerollt wird, umso mehr wird von den Mustern enthüllt.
Ich denke, der Unterschied in unseren Auffassungen lässt sich
ganz ausgezeichnet an Ihrer Aussage: "um Schwierigkeiten auszuräumen, welche
von Anbeginn darin enthalten waren, jedoch noch nie zum Ausdruck gekommen sind"
aufzeigen. Hier stimme ich Ihnen mit folgender Ergänzung voll und ganz zu: Jene
Erkenntnisse, welche wir sukzessive im Laufe der Zeit aus der Schrift gewinnen
können, müssen immer und zwangsweise ihr Fundament wieder im Wort Gottes
haben. Nach dem Prinzip "sola scriptura" oder wie unsere Väter im
Glauben sagten: "die Schrift legt sich selbst aus", ist jede Lehraussage,
welche ausschließlich auf menschlichen Meinungen beruht – wie die katholischen
"Dogmen" (z.B. die Himmelfahrt Mariens) – der biblischen Theologie fremd.
John Waterfield: Ich sehe keine Logik darin, die
Bibel zum einzigen Prüfstein des Glaubens zu machen: es kommt mir vor, wie
wenn man die Uhr anhalten wollte, indem man unseren Glauben in jener Form
einfriert, welche er zur Zeit hatte, als die Bücher des NT geschrieben
wurden oder der Kanon definiert wurde. Ich denke nicht, dass dies der
Komplexität des menschlichen Lebens gerecht wird und vor allem der
Tatsache, dass sich die menschliche Geschichte mit der Zeit fortentwickelt.
Nun, hier zeigt sich wieder der katholische Standpunkt. Ich habe
mich schon gefreut, bei Ihnen ein gutes Verständnis über die wahre Autorität
der Bibel gefunden zu haben, als ich von Ihnen las: "um Schwierigkeiten
auszuräumen, welche von Anbeginn darin enthalten waren, jedoch noch nie zum
Ausdruck gekommen sind". Doch wie ich hier sehe, haben Sie sichtlich etwas
ganz anderes gemeint.
Die obigen Aussagen klingen, als ob die Bibel ein altes Buch wäre, welches
einmal geschrieben wurde und nun, da die Zeit sich ja weiter entwickelt hat, "upgedated"
werden muss. Ich hingegen gehe davon aus, dass bereits alles Erforderliche in
der Bibel enthalten ist, weil der Geist Gottes die Schreiber der Bibel – nicht
Wort für Wort, aber in den wesentlichen Stücken – inspiriert hat. Und da unser
Gott ein allmächtiger und allwissender Gott ist, hat er damals – ebenso wie
beim Anbeginn der Schöpfung – gewusst, was in Tausenden von Jahren, bis in
unsere Zeit und darüber hinaus, geschehen wird und woran seine Kinder Bedarf
haben werden.
Ich glaube also daran, dass die Bibel so wie sie uns heute
vorliegt, bereits alle wichtigen Wahrheiten für uns heutige und auch alle
zukünftigen Kinder Gottes enthält. Was zu tun ist, ist daher nicht eine
Anpassung des Wortes Gottes an die moderne Zeit, sondern das Studium der Schrift
mit der Hilfe des Heiligen Geistes, um jene Geheimnisse, welche uns zu unserer
Zeit offenbart werden sollen, auch zu erkennen und den Geschwistern mitzuteilen.
John Waterfield: Ich denke daher, dass dies jene
Praxis rechtfertigt, welche im Leben der Kirche entwickelt wurde (wie
beispielsweise die Verehrung von Heiligen) und welche die Heilige Schrift
nicht erwähnt. A propos Gebete zu Heiligen: damit ist natürlich nicht
beabsichtigt, das Gebet zu unserem Herrn zu "ersetzen" und ich bin
mir sicher, Sie wissen ebenfalls, dass die Aussage, die Jungfrau Maria
würde von den Katholiken ‘angebetet’, unsinnig ist. Lassen Sie mich
versuchen, es zu erklären: Wir wachsen in der Erkenntnis Gottes nicht nur
durch das direkte Nachsinnen über unseren Herrn, sondern auch dadurch, wie
wir unseren Herrn in anderen widergespiegelt sehen – sowohl in lebenden
Leuten, also auch in den Heiligen, welche nicht mehr lebend auf Erden sind,
welche aber für mich so nahe und so vertraut sind, wie meine engsten
lebenden Freunde. Die Aussage, ich sollte meine Gebete nicht durch die
Vermittlung von diesen Freunden, ebenso wie auch direkt, an Gott richten,
kommt meines Erachtens der Behauptung gleich, dass wir uns aufgrund der
Aussage "Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich" jeder menschlichen
Freundschaft enthalten sollten. Unser Herr möchte, dass wir ihn nicht nur
in ihm selbst lieben, sondern auch in anderen, welche ihn widerspiegeln und
in ihrem Herzen tragen. Es gibt da eine Zeile in Dantes Paradiso, welche mir
gefällt: Ecco, chi viene a crescere i nostri amori – Siehe, wer
kommt, um unsere Liebe zu mehren! Der ganze Inhalt von Paradiso ist voll mit
diesem widergespiegelten Licht, dem Licht Gottes, welches überall verstreut
und zurückgespiegelt ist und zwischen so vielen verschiedenen Gesichtern.
Hier kann ich gleich das Ende mit dem Anfang verbinden. Nach der
Schrift ist das Paradies das Totenreich. Heilige sind nach der Schrift alle
gläubigen Menschen. Eine Hierarchie in "Heilige" und "Selige" hat auch
wieder die katholische Kirche eingeführt und ist nicht schriftkonform. Und alle
verstorbenen Menschen – also alle Toten – befinden sich im Totenreich! Ein Gebet
zu verstorbenen "Heiligen" ist daher aus biblischer Sicht Totenkult. Und
damit betrügen sich die Katholiken selbst mit ihren Gebeten zu "Heiligen".
Sie gehen ins Leere und bringen absolut nichts. Die Bibel sagt uns, dass wir Gott
und seinen Sohn Jesus Christus anbeten sollen. Er ist der alleinige Retter. Er
ist der alleinige Mittler. Sonst niemand!
(Siehe auch den Exkurs 09: "Das
Paradies.")
Die Anbetung von verstorbenen Heiligen hat auch dazu geführt,
dass in den katholischen Kirchen Bilder und Figuren dieser Heiligen aus Holz,
Stein oder Metall aufgestellt wurden. Nachdem dies im Widerspruch zu dem zweiten
der von Gott gegebenen zehn Gebote (Bilderverbot) stand, wurde dieses Gebot
Gottes in der katholischen Kirche einfach gestrichen. Weil nun aber weithin
bekannt war, dass es nach der Heiligen Schrift zehn und nicht nur neun Gebote
gibt, hat man einfach das zehnte und letzte Gebot in zwei Gebote aufgeteilt und
hatte somit wieder zehn Gebote.
Damit hat die katholische Kirche dem Akt der Schriftfälschung auch noch jenen
des Betruges am Kirchenvolk hinzugefügt.
(Siehe auch den Diskurs 32: "Tabelle:
Die zehn Gebote.")
Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Werk von Menschenhänden.
Ps 115,4 Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein
Werk von Menschenhänden. 115,5 Einen Mund haben sie, reden aber nicht.
Augen haben sie, sehen aber nicht. 115,6 Ohren haben sie, hören aber
nicht. Eine Nase haben sie, riechen aber nicht. 115,7 Sie haben
Hände, tasten aber nicht; Füße, gehen aber nicht. Keinen Laut
geben sie mit ihrer Kehle. 115,8 Ihnen gleich sollen die werden, die sie
machten, ein jeder, der auf sie vertraut. 115,9 Israel, vertraue auf den
HERRN! Ihre Hilfe und ihr Schild ist er. 115,10 Haus Aaron, vertraut auf den
HERRN! Ihre Hilfe und ihr Schild ist er. Ps 115, 4-10;
Ist die katholische Kirche eine christliche Kirche?Wenn die ungläubige Welt vom Christentum spricht, meint
sie damit in neun von zehn Fällen die katholische Kirche. Die katholische
Kirche ist in der Welt geradezu zum Synonym für Christentum geworden. ‒
Ein großer Irrtum!
Jud 1,7 Papst Franziskus über die Schwulen: "Wer bin ich, sie zu verurteilen?" Die Bibel über die Schwulen: Röm 1,26 Deshalb hat Gott sie auch in schandbare Leidenschaften fallen lassen; denn ihre Frauen haben den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen vertauscht; 1,27 und ebenso haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau aufgegeben und sind in ihrer wilden Gier zueinander entbrannt, so dass sie, Männer mit Männern, die Schamlosigkeit verübten, aber auch die gebührende Strafe für ihre Verirrung an sich selbst (= am eigenen Leibe) empfingen. |
John Waterfield: Und es tut mir Leid, aber ich denke
nicht, dass ich mit Ihrer Sicht des ‘Totenreichs’ übereinstimme, wenn ich
es richtig verstanden habe. Ich habe mich wieder darüber verwundert, als
wir heute in der Messe zufällig die Lesung über den reuigen Dieb hatten -
‘Heute wirst du mit mir im Paradies sein’.
Nachdem Ihre Aussage keine Fragestellung war, ist es von mir
nicht unhöflich, mit einer Frage zu antworten:
Der Herr hat diese Aussage unmittelbar vor seinem Tod zu diesem Mann gemacht.
Können Sie mir sagen, wohin der Herr dann, nach seinem Tod (mit diesem Mann)
gegangen und wo er drei Tage und Nächte gewesen ist?
Der Sohn des Menschen wird drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.
Mt 12,40 Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte
in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage
und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Mt 12,40;
Und was denken Sie nun, ist "im Herzen der Erde"? Das
Himmelreich? Oder das Totenreich? Und was denken Sie, hat der Herr "im Herzen
der Erde" gemacht?
Nach seinem Tod ist Christus im Geist hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt.
1Ptr 3,18 Denn es hat auch Christus einmal für
Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott
führe, zwar getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.
3,19 In diesem ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis
gepredigt. 1Ptr 3,18-19;
Den Toten wurde das Evangelium verkündigt.
1Ptr 4,6 Denn dazu ist auch den Toten das
Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im
Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist. 1Ptr 4, 6;
(Siehe auch das Kapitel 12: "Die Auferstehung / Christus
im Totenreich.")
John Waterfield: Wenn ich Ihre Position verstanden
haben, meinen Sie, dass die Toten einfach tot sind, bis sie in der Endzeit
auferweckt werden. Für mich umfasst Gott alle Zeiten und Orte und ist nicht
Gegenstand der Zeit. Für Gott haben daher die Endzeit und das Gericht
bereits stattgefunden – für Gott sind alle Zeiten (Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft) gleichzeitig. Daher sind die Verstorbenen bereits beim Herrn.
Für mich ist es eine reine Sache der Erfahrung, dass die Toten lebendig
sind und wir sie kontaktieren können. Dies sehe ich aufgrund dessen als
gegeben, was die katholische Kirche die ‘Gemeinschaft der Heiligen’ nennt -
dessen beste Erklärung die Passage von Johannes ist: ‘Ich bin der
Weinstock, ihr seid die Reben’, etc. Weil wir alle in der Liebe des Herrn
des göttlichen Lebens teilhaftig sind, können wir uns auch darin treffen.
Wir sind nicht durch die Zeit getrennt, wir leben das göttliche Leben und
sind jetzt im Himmel – zumindest im Glauben, wenn nicht sichtbar.
Sie schreiben hier oben: "Daher sind die Verstorbenen bereits
beim Herrn. Für mich ist es eine reine Sache der Erfahrung, dass die Toten
lebendig sind und wir sie kontaktieren können". Nun kann die Grundlage für
die Beurteilung einer derartigen Frage nicht eine persönliche Erfahrung,
sondern muss – auch aufgrund der zu Beginn unseres Diskurses getroffenen
Prämisse – die Bibel als (bei Ihnen: auch, bei mir: nur) Basis unseres Glaubens
sein. Wenn wir nun die Schrift zu diesem Thema studieren, kommen wir z.B. auf
die Aussage des Paulus in 1The 4,15-17
Der Herr selbst wird herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.
1The 4,15 Denn dies sagen wir euch in einem Wort
des Herrn, daß wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den
Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. 4,16 Denn der Herr selbst
wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und bei dem Schall der
Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden
zuerst auferstehen; 4,17 danach werden wir, die Lebenden, die
übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen
in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. 1The 4,15-17;
Paulus spricht hier von der Wiederkunft des Herrn in der Endzeit
und der Auferweckung der Toten und ihrer Entrückung mit den Lebenden. Er meint,
dass die dann Lebenden den Entschlafenen (Toten) nicht zuvorkommen werden. Der
Herr (bei dem nach Ihren Aussagen oben ja die Toten schon sind) wird aus dem
Himmel herabkommen (wo ja nach Ihren Aussagen die Toten schon sind) und wird die
entschlafenen Toten auferwecken (obwohl sie ja nach Ihrer Meinung bereits
hellwach im Himmel sind) und wird sie zu sich holen (obwohl sie ja nach Ihrer
Meinung schon lange bei ihm sind).
Wenn Sie nun schreiben "Daher sind die Verstorbenen bereits beim Herrn. Für
mich ist es eine reine Sache der Erfahrung, dass die Toten lebendig sind und wir
sie kontaktieren können" und Paulus aber sagt, dass die gläubigen Toten
entschlafen sind und bei der Wiederkunft des Herrn erst auferweckt werden
müssen und dann vom Herrn zu sich in den Himmel geholt werden, ist damit der
Schriftbeweis erbracht, dass die Toten weder bereits im Himmel noch wach sind.
Die gläubigen Toten sind also nach der Bibel bis dahin keinesfalls in einem
Zustand, in welchem man mit ihnen kommunizieren könnte, sondern sie schlafen
bis zu diesem künftigen Zeitpunkt. Und zwar definitiv nicht im Himmel.
(Siehe auch den Diskurs 56: "Sind
die verstorbenen Christen bereits im Himmel?")
Ich will nun Ihre Aussage oben keinesfalls in Zweifel ziehen.
Wenn Sie aber einerseits meinen, dass die Kommunikation mit Toten für Sie auf
Erfahrung basiert, während uns die Schrift sagt, dass es eine derartige
Kommunikation mit gläubigen Toten gar nicht geben kann, dann stellt sich halt
die Frage, mit welchen Toten Sie hier kommuniziert haben.
Im Neuen Testament sehen wir, dass die Jünger untereinander in enger Liebe
verbunden waren; dennoch wurde kein Versuch unternommen, mit getöteten
Märtyrern Kontakt aufzunehmen. Wir lesen auch sehr viel über das Gebet, aber
an keiner Stelle finden wir einen Hinweis darauf, dass wir zu Verstorbenen beten
dürften.
Mit der Begründung, daß diese verstorbenen Heiligen nun bei Gott leben, und
auch der allumfassenden "Gemeinschaft der Heiligen" angehören, wird (in
der römisch-katholischen Kirche / Anm. FH) der Kontakt mit ihnen zu
rechtfertigen versucht. Aber diese Gemeinschaft aller Heiligen wird erst im
Himmel volle Wirklichkeit werden – es steht uns nicht zu, diesen endgültigen
Zustand vorwegnehmen zu wollen. Bis es soweit ist, werden auch Gläubige
gelegentlich krank (obwohl Jesus doch die Krankheit besiegt hat) und sterben
(obwohl Jesus doch bereits den Tod besiegt hat). Grundsätzlich hat Jesus den
Sieg bereits errungen; dieser Sieg wird jedoch nur schrittweise realisiert. Bis
dahin behalten auch Tod und Teufel noch eine gewisse Macht, bis dahin müssen
wir uns damit abfinden, daß auch Christen – wenigstens eine Zeitlang – durch
den Tod voneinander getrennt werden. Nicht nur, daß es uns untersagt ist, mit
Toten Kontakt aufzunehmen – es gilt auch das Umgekehrte: Tote reden nicht zu
Lebenden, Gott gebraucht zwar manchmal Engel, um lebenden Menschen eine
Botschaft oder Hilfe zu bringen, aber keine verstorbenen Heiligen.
Es handelt sich hierbei um ein Prinzip, das sich durch die gesamte Bibel
hindurchzieht: Der Weg, wie wir mit der unsichtbaren Welt in Kontakt kommen
sollen, ist das Gebet zu Gott selbst. (…)
Im Tridentinischen Glaubensbekenntnis (1564) (der römisch-katholischen
Kirche / Anm. FH) wird zusammenfassend festgehalten:
"… daß man die Heiligen, die zugleich mit Christus herrschen, verehren und
anrufen soll, daß sie für uns Gott Gebete darbringen, daß man ihre Reliquien
verehren soll. Fest behaupte ich, daß man Bilder Christi, der allzeit
jungfräulichen (also auch nach der Zeugung der Geschwister Jesu! / Anm. FH)
Gottesmutter sowie der anderen Heiligen haben und beibehalten soll, daß man
ihnen die schuldige Ehrfurcht und Verehrung erweisen soll."
Auch die Aussagen hier oben, von Fanz Stuhlhofer, baptistischer
Theologe, Wien, zeigen die richtige biblische Sichtweise dieses Themas. Es gibt
in der Bibel einen einzigen Fall, wo ein lebender Mensch mit einem Toten
Propheten sprechen durfte und das war König Saul, der vom bereits
verstorbenen Propheten Samuel unbedingt wissen wollte, wie die am nächsten Tag zu
schlagende Schlacht ausgehen würde.
Saul hat eine Totenbeschwörerin beauftrag, Saul im Totenreich anzurufen und der
Prophet ist tatsächlich erschienen. Das Erste, was er dem König Saul sagte, war:
"Warum hast du mich beunruhigt, mich heraufkommen zu lassen?". Und dann
verkündete Samuel dem König Saul, dass er am nächsten Tag in der Schlacht samt
seinen Söhnen umkommen wird (1Sam 28,7-18)
John Waterfield: Betreffend Gebete zu Heiligen: ich
kann nicht glauben, dass Gebete, aufrichtig und selbstlos dargebracht und
auf Liebe gegründet, jemals ‘ins Leere hinausgehen’ oder ohne Wirkung sein
könnten.
Lieber Mr Waterfield, obzwar ich fürchte, dass meine Antwort
etwas länger wird als vielleicht für Sie akzeptabel, möchte ich doch
versuchen, diesen Hintergrund beispielhaft festzumachen. Stellen Sie sich vor,
ich schreibe Ihnen einen Brief, gebe ihn dann in ein unbeschriftetes Kuvert und
werfe ihn in den Postkasten.
Den Hinweis eines Freundes, der mir sagt, dass
dieser Brief nie seinen Adressaten erreichen wird, beantworte ich dann mit der
entwaffnenden Aussage: "ich kann nicht glauben, dass ein Brief, welchen ich
mit soviel Liebe und in so schöner Schrift verfasst habe, ohne Antwort bleiben
wird". Es ist ungefähr so, wie wenn Sie die Telefonnummer der Zeitansage
wählen und dort zwei Karten für die Oper bestellen.
Verstehen Sie, was ich meine? Es geht in erster Linie nicht darum, ob Sie "aufrichtig
und selbstlos dargebracht und auf Liebe gegründet" beten, sondern darum, dass
Sie Ihre Gebete an die richtige Adresse richten. Wenn die Adresse stimmt,
brauchen Sie gar nicht wahnsinnig kompliziert zu beten, sondern möglicherweise
nur mit Tränen in den Augen stammeln: "Vater bitte hilf". Denn unser Vater
im Himmel weiß was wir benötigen lange bevor wir noch beten.
Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist!
Mt 6,5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein
wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der
Straßen stehend zu beten (oder an der Klagemauer/FH), damit sie von den Menschen gesehen werden.
Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
6,6 Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür
geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein
Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
6,7 Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen;
denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden.
6,8 Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt,
ehe ihr ihn bittet. Mt 6, 5- 8;
Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.
Jh 4,23 Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da
die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch
der Vater sucht solche als seine Anbeter.4,24 Gott ist Geist, und die ihn
anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten. Jh 4,23-24;
John Waterfield: Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Gewiss anerkennt Gott die Absicht des Herzens – nicht unsere Vorstellung von der Adresse, zu welcher wir denken, dass wie unseren Brief senden (welche tatsächlich falsch sein kann). Ich würde Sie hier auf das Buch ‘The Last Battle’
von C.S. Lewis verweisen.
Wenn ich Sie richtig verstehe, dann vertreten Sie hier die
Meinung, dass es völlig egal ist, an wen ich meine Gebete richte, ob an Allah,
Buddha, die Millionen von Göttern der Hindus oder aber auch zu den Gottheiten
der Animisten, sie müssen nur meinem Herzenswunsch entsprechen, dann wird sie
Gott sozusagen "automatisch" erhören. Dann möchte ich Sie aber darauf
hinweisen, dass auch die Gebete der Satanisten deren "Herzenswunsch"
entsprechen und nach Ihrer Auffassung also Gott die Wünsche des Satans
erfüllen müsste. Wo haben Sie das in der Bibel gelesen?
Dazu passt auch der von Ihnen empfohlene Autor C.S. Lewis, der Professor für
englische Literatur in Cambridge war und von dem ich u.a. das Buch "Dienstanweisung
für einen Unterteufel" aus dem katholischen Herder-Verlag gelesen habe. Die
Rezension auf dem Buchrücken lautet: "Ein höllisches Vergnügen, geradezu
‘teuflisch’ gut". Meine persönliche Begeisterung hat sich jedoch
naturgemäß in Grenzen gehalten.
John Waterfield: Ich habe überhaupt keinen Zweifel
über die Toten, mit welche ich Kontakt habe. Noch denke ich, dass es einen
sehr großen Unterschied zwischen den Lebenden und den Toten gibt. "Die
ewige Strömung / Reißt durch beide Bereiche alle Alter / Immer mit sich,
und übertönt sie in beiden." (Rilke). Die moderne Physik scheint mit den
Lehren verschiedener geistlicher Autoritäten übereinzustimmen, dass Zeit
eine Illusion ist. Wenn daher die Toten irgendwann in der Zukunft beim Herrn
sind, sind sie jetzt schon beim Herrn – weil für Gott (was immer die
Beschränkungen aus unserer menschlichen Perspektive auch sind)
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht existieren.
Sie schreiben, Sie haben "keinerlei Zweifel über die Toten,
mit welchen ich Kontakt habe" und Sie denken auch nicht, "dass es einen sehr
großen Unterschied gibt zwischen den Lebenden und den Toten". Auch wenn es so
sein sollte, hat Gott der Allmächtige einen Kontakt zwischen diesen beiden
Welten ausdrücklich verboten und jeder, der diese Dinge tut, ist Gott ein
Gräuel.
Denn ein Greuel für den HERRN ist jeder, der die Toten befragt.
5Mo 18,10 Es soll unter dir niemand gefunden
werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, keiner,
der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier 18,11 oder
Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder der die Toten
befragt. 18,12 Denn ein Greuel für den HERRN ist jeder, der diese
Dinge tut. Und um dieser Greuel willen treibt der HERR, dein Gott, sie vor
dir aus. 5Mo 18,10-12;
Nachdem Sie mir freundlicher Weise einige Leseempfehlungen
gegeben haben, erlaube auch ich mir, Ihnen eine solche zu nennen: vor allem,
suchen Sie keine Weisheiten bei den Klugen dieser Welt, sondern prüfen Sie Ihre
Auffassungen anhand der Schrift.
Die Behauptung der von Ihnen zitierten geistlichen Autoritäten, dass die Zeit
eine Illusion wäre, erinnert sehr stark an den Ausspruch Nietzsches "Gott ist
tot" . Heute kommentieren dies manche Leute mit der Bemerkung: "Nietzsche
ist tot." Und ähnlich geht es mir mit der Zeit, die eine Illusion sein soll.
Diese Leute sollten sich einmal in regelmäßigen Abständen in den Spiegel
sehen und dann ihre Theorie verifizieren. Die – Zeit vergeht.
Für Gott in der Ewigkeit ist tatsächlich alle Zeit gegenwärtig. Für uns
Menschen jedoch beginnt die Ewigkeit erst nach der Auferstehung und dem
Weltgericht. Und bis dahin sind wir nach Gottes Willen – ob tot oder lebendig -
an die Zeit und ihre Gesetze gebunden.
John Waterfield: Darf ich ein anderes Gedicht
zitieren – von Kathleen Raine, keine Katholiken, aber eine sehr geistliche
Person und eine große Autorität bezüglich William Blake (sie starb vor
einigen Jahren). Der Titel ist ein Zitat aus Dantes Paradiso und bedeutet:
‘Du bist nicht auf Erden, wie du denkst’.
TU NON SEI IN TERRA SICCOME TU CREDI
Not upon earth, as you suppose,
tower those rocks that turn the wind,
for on their summits angels stand.
Nor from the earth these waters rise -
to quench not thirst but ecstasy
the waterfall leaps from the sky.
These streaming clouds that storm and swirl
about the mountain are the veil
that from these sightless eyes shall fall
when senses faint into the ground
and time and place go down the wind.
Genießen Sie die tiefsinnigen Texte von Poeten und Dichtern,
wie Shakespeare und Rilke, aber suchen Sie in Glaubensfragen nicht Antworten bei
den Weisen der Welt, denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott.
Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott;
1Kor 3,19 Denn die Weisheit dieser Welt ist
Torheit bei Gott; denn es steht geschrieben: «Der die Weisen fängt in
ihrer List.» 3,20 Und wieder: «Der Herr kennt die Überlegungen der Weisen,
daß sie nichtig sind.» 1Kor 3,19-20;
John Waterfield: Nebenbei, ich würde diese Idee der
‘Gemeinschaft der Heiligen’ sogar auf die großen Schreiber und Künstler
ausdehnen – wenn wir im Herrn mit St. Paulus, St. Thomas More oder Ste.
Therese eins im Geist sein können, können wir klarer Weise auch im Geist
die selbe Gemeinschaft mit Shakespeare, Beethoven oder Michelangelo erleben.
Ja freilich. Hier führt dann Eines zum anderen. Es gibt ja
sogar Leute, deren Geist einst im ägyptischen Reich der Pharaonen gelebt hat
und andere, welche mit dem Geist von Mozart und Goethe kommunizieren und
künstlerisch wertvolle Werke schaffen. Ich zweifle daran ebenso wenig, wie ich
an den Wundern von Lourdes, Fatima und Medjugorje zweifle. Wir unterscheiden uns
also nicht in der Beurteilung der Erscheinungsformen dieser großen
Manifestationen, sondern nur in der Einschätzung ihrer Herkunft.
John Waterfield: Vielleicht sind manche der
Behauptungen im Zusammenhang mit solchen Phänomenen falsch, aber bedeutet
das zwangsläufig, dass der Ursprung böse ist? Ich würde selbst überhaupt
keinen Zweifel über Lourdes, Fatima oder Medjugorje haben, welche für mich
alle absolut überzeugend und mit dem Geist Christi erfüllt scheinen (es
heißt schließlich: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen).
Gerade bei der Beurteilung derartiger Ereignisse müssen wir aus
biblischer Sicht sehr vorsichtig sein. Wir haben bei Lukas eine Aussage des
Herrn über die einzige Sünde, welche nicht vergeben werden kann, weder in
dieser Zeit noch in der Ewigkeit, nämlich die Sünde wider den Heiligen Geist.
Dem aber, der gegen den Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben werden.
Lk 12,8 Ich sage euch aber: Jeder, der sich vor den
Menschen zu mir bekennen wird, zu dem wird sich auch der Sohn des Menschen vor
den Engeln Gottes bekennen; 12,9 wer mich aber vor den Menschen verleugnet
haben wird, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden. 12,10 Und
jeder, der ein Wort sagen wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben
werden; dem aber, der gegen den Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben
werden. Lk 12, 8-10;
Den Hintergrund dieser Aussage erkennen wir in der
Parallelstelle in Mt 12,24 wo die Pharisäer den Herrn beschuldigten, die
Dämonen durch Beelzebul, dem Obersten der Dämonen – also dem Satan -
auszutreiben. Diese Sünde wider den Heiligen Geist, die nie mehr vergeben
werden kann, ist also dann gegeben, wenn jemand das Wirken des Heiligen Geistes
dem Satan zuschreibt oder das Wirken satanischer Mächte als Geist Gottes
bezeichnet.
Und ich fürchte, dass wir es genau mit dieser letzteren Situation bei den
Erscheinungswundern der katholischen Kirche in Lourdes, Fatima und Medjugorje zu
tun haben.
Der von Ihnen genannten Bibelstelle kann ich in diesem Zusammenhang nun
folgenden Schluss abgewinnen: Es heißt dort bei Matthäus:
Ich werde ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!
Mt 7,19 Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt,
wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 7,20 Deshalb, an ihren Früchten
werdet ihr sie erkennen. 7,21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird
in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters
tut, der in den Himmeln ist.
7,22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht
durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und
durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? 7,23 Und dann werde ich ihnen
bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter! Mt
7,19-23;
Ebenso wie diese Marienerscheinungen geweissagt haben, werden
auch beim Gericht viele kommen und sagen "Herr, Herr, haben wir nicht durch
deinen Namen geweissagt?" Doch der Herr wird ihnen sagen: "Ich habe euch
niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!"
John Waterfield: Ich bin von der Authentizität
dieser Marienerscheinungen vollkommen überzeugt, nachdem ich alles darüber
(Lourdes, Fatima, Medjugorje) erforscht habe, und ich finde es
außerordentlich, dass irgendwer daran etwas dämonisches sehen könnte, was
in allen diesen Fällen eine Botschaft zu Reue, Umkehr, Gebet, Frieden und
Liebe war. Ich war selbst zwei Mal in Lourdes (das erste Mal habe ich kranke
Leute gepflegt, das zweite Mal war ich mit meiner Frau, die zwei Monate
später starb) und habe festgestellt, dass es ein Ort ist, wo der Himmel der
Erde sehr nahe ist. Wie Bernadette sagte: ‘Für jene, die glauben, ist eine
Erklärung nicht erforderlich. Für jene, die nicht glauben, ist keine
Erklärung möglich’.
Die ‘dämonische’ Erklärung scheint mir nicht überzeugender wie die
Theorie meines Sohnes, dass Jesus ein Zauberer und Hochstapler war.
Mit der Behauptung ‘Für jene, die glauben, ist eine Erklärung
nicht erforderlich. Für jene, die nicht glauben, ist keine Erklärung möglich’
beschuldigen Sie einmal alle jene als Ungläubige, welche den christlichen
Ursprung dieser Manifestationen nicht sehen können, weil es dafür in der Bibel
keinen Nachweis gibt.
John Waterfield: Überhaupt nicht. Ich kritisiere
niemanden wegen seiner Unfähigkeit oder auch seiner Unwilligkeit zu
glauben.
Abgesehen davon können Sie damit jeden x-beliebigen Spiritismus
begründen ohne Ihre Ansicht beweisen zu müssen. Das ist weder objektiv noch
intellektuell redlich. Noch dazu, wo wir im Christentum eine ganz exzellente
Möglichkeit haben, die Richtigkeit unserer Argumente unter Beweis zu stellen:
Das Wort Gottes, die Heilige Schrift.
John Waterfield: Aber warum sollte eine Prüfung
erforderlich sein? Warum ist Gewissheit so wichtig? Ich selbst bin durchaus
bereit, weite Bereiche an Ungewissheit zu akzeptieren. Ich muss nicht alles
in diesem Leben geklärt haben. Und mir gefällt John Keats‘ Definition
der ‘negativen Fähigkeit’ – ‘die Eigenschaft in Zweifel und
Unsicherheit zu verbleiben, ohne sich auf eine beunruhigende Suche nach
Fakten und Begründungen einzulassen.’ Der Wille Gewissheit zu haben, der
Wunsch auf der richtigen Seite zu stehen, scheint mir sehr verdächtig zu
sein und es war die Ursache für viel Intoleranz in vielen
fundamentalistischen Fällen.
Ich habe Sie daher am Beginn unsres Gedankenaustausches darauf
hingewiesen, dass ich nicht bereit bin in Fragen des christlichen Glaubens
andere Kriterien und Maßstäbe gelten zu lassen als die Heilige Schrift. Ich
habe überhaupt kein Problem damit, wenn Sie philosophische und literarische
Aussagen für Ihr Glaubensbild verwenden – aber das ist eben nicht das meine.
Und wie leicht zu erkennen, werden wir uns da bei einer Diskussion schwer tun -
Sie werden von Ihrem Marienglauben nicht abrücken, selbst wenn er – wie Sie
selbst zugestehen – nicht biblisch fundiert ist.
John Waterfield: Doch warum sollte die Bibel ein
absolutes Kriterium sein? Ist sie in Stein gemeißelt? Nein, sie ist Teil
der christlichen Überlieferung [Tradition] und der Lebensentwicklung
insgesamt.
Wenn Sie oben schreiben: "Warum sollte eine Überprüfung
erforderlich sein? Warum ist Gewissheit so wichtig? Ich selbst bin bereit, weite
Bereiche an Ungewissheit zu akzeptieren", so könnte ich Ihnen hier nun sagen,
dass kein Mensch – auch Sie nicht, wenn Sie ehrlich sind – in wichtigen Fragen
auf Gewissheit verzichten kann.
Ich bin mir ziemlich sicher, wenn ich Ihnen ankündigen würde, dass ich Ihnen
die Honorare für alle Ihre – übrigens ausgezeichneten – Übersetzungen "irgend
wann einmal" bezahlen werde, würden Sie diese Ungewissheit nicht akzeptieren.
Und die Frage ob wir ins ewige Leben oder in die ewige Verdammnis eingehen
werden, ist nun einmal – zumindest für gläubige Christen – sogar eine
lebenswichtige Frage.
Doch mehr als dieses Argument sollten die folgenden Schriftaussagen die
gefährlichen Konsequenzen einer derartigen Haltung aufzeigen:
Und wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus! Siehe dort! so glaubt nicht!
Mk 13,19 Denn jene Tage werden eine Bedrängnis
sein, wie sie von Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, bis jetzt
nicht gewesen ist und nicht sein wird. 13,20 Und wenn nicht der Herr die Tage
verkürzt hätte, würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten
willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt. 13,21 Und wenn
dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus! Siehe dort! so glaubt
nicht! 13,22 Es werden aber falsche Christusse und falsche Propheten
aufstehen und werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, die
Auserwählten zu verführen. 13,23 Ihr aber, seht zu! Ich habe euch
alles vorhergesagt. Mk 13,19-23;
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind!
1Jh 4,1 Geliebte, glaubt nicht jedem Geist,
sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn viele falsche Propheten
sind in die Welt hinausgegangen. 4,2 Hieran erkennt ihr den Geist Gottes:
Jeder Geist, der Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennt, ist aus Gott; 4,3
und jeder Geist, der nicht Jesus bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist
der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, daß er komme, und
jetzt ist er schon in der Welt. 1Jh 4, 1- 3;
Die Heuchelei von Lügenrednern, die verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten.
1Tim 4,1 Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in
späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf
betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, 4,2 durch die
Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt
sind, 4,3 die verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu
enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die,
welche glauben und die Wahrheit erkennen. 1Tim 4, 1- 3;
Denn es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger.
Tit 1,10 Denn es gibt viele Aufsässige, hohle
Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, 1,11 denen man
den Mund stopfen muß, die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen
Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt. Tit 1,10-11;
Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.
2Tim 3,13 Böse Menschen und Betrüger aber
werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.
2Tim 3,13;
Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen durch die Betrügerei der Menschen.
Eph 4,14 Denn wir sollen nicht mehr Unmündige
sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die
Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum.
Eph 4,14;
Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen.
2Ptr 2,1 Es waren aber auch falsche Propheten unter
dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die
verderbenbringende Parteiungen heimlich einführen werden, indem sie auch den
Gebieter, der sie erkauft hat, verleugnen. Die ziehen sich selbst schnelles
Verderben zu. 2,2 Und viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, um
derentwillen der Weg der Wahrheit verlästert werden wird. 2,3 Und aus
Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten kaufen; denen das
Gericht seit langem schon nicht zögert, und ihr Verderben schlummert nicht.
2Ptr 2,1-3;
Sehen Sie, diese endzeitlichen Wahrheiten finden Sie weder bei
Shakespeare noch bei Rilke. Es sind auch keine Märchenspiele und Gedichte,
sondern die pure, harte und bittere Realität dieser Welt. Es sind nicht
Menschen, die immer auf der Suche nach Gott sind, sondern es sind die realen,
lebenden Menschen, wie sie uns leider täglich in den Informationsberichten der
Medien begegnen: Verführer, Lügner, Betrüger, korrupt, skrupellos und auf
ihren eigenen Vorteil bedacht.
Und hier könnte ich nun noch viele andere Warnungen aus der Schrift zitieren,
welche uns auffordern, die Ungewissheit keinesfalls zu akzeptieren, sondern die
Aussagen von Menschen unbedingt zu überprüfen, um zu erkennen, ob sie von Gott
sind oder nicht.
Wenn Sie nun meinen: "Ich selbst bin bereit, weite Bereiche an Ungewissheit zu
akzeptieren", so ist das Ihre persönliche Entscheidung. Aber wenn Sie nun
anderen empfehlen: "Warum sollte eine Überprüfung erforderlich sein? Warum
ist Gewissheit so wichtig?" so ist das völlig realitätsfremd. Nachdem man
Sie jedoch aufgrund Ihrer offensichtlichen Intelligenz nicht als Phantasten und
Träumer einstufen kann, muss ich davon ausgehen, dass diese Art der
Argumentation einen anderen Hintergrund hat.
(Siehe auch den Diskurs 52: "Kann das Wirken Marias die
Prophezeiungen der Bibel auf die Endzeit abwenden? Maria
- Die unbekannten Seiten der "Mutter Gottes".")
John Waterfield: Die Schrift muss außerdem
interpretiert werden: es ist nicht so, dass ihre Bedeutung klar und
unzweideutig auf den ersten Blick erkennbar wäre. Meines Erachtens ein
weiterer Grund, um die Bibel im Kontext der lebendigen Entwicklung der
Kirche zu positionieren, anstatt sie als Begrenzung dieser Entwicklung
anzusehen.
Nehmen Sie drei Beispiele.
1. Irgendwo im AT (möglicherweise im 5. Buch Mose?) heißt es: ‘Eine
Zauberin sollst du nicht am Leben lassen’ [2Mo 22,17]. Dieser Satz
wurde in England und Schottland im 17. Jahrhundert in großem Ausmaß
wörtlich angewendet und bewirkte die Folter und den Mord eine große
Anzahl von unschuldigen Frauen. Sicherlich ein Fall, wo das klare Wort der
Schrift einer mildernden Deutung von Seiten der Tradition bedarf?
2. Wenn Paulus sagt ‘Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, daß eine
Frau unverhüllt zu Gott betet?’ [1Kor 11,13], betrachten wir das als
ein verbindliches Gebot oder sagen wir, dass dies eine Richtlinie war,
welche in der Zeit und unter den Umständen des Paulus’ zur Anwendung kam,
heute aber nicht mehr notwendigerweise angemessen ist? Wieder ein Fall, wo
die Schrift in ihren historischen Kontext gebracht werden muss.
3. Auf ähnliche Weise verurteilte die Inquisition Galilei mit der
Begründung, dass die Schrift besagt, die Sonne gehe rund um die Erde
(gemäß der Passage ‘Sonne, stehe still zu Gibeon’ [Jos 10;12]).
Muss man sie nicht schuldig sprechen, die biblischen Aussagen zu wörtlich
verstanden zu haben?
Wir müssen nicht die Schrift in ihren "historischen Kontext"
bringen, sondern wir müssen die Bibel wirklich lesen und nicht irgendwas
zitieren, was so nicht schriftgemäß ist.
- Im ersten Fall hätte das Lesen des 6. Gebotes
(du sollst nicht töten) genügt, um aller Hexenverfolgung ein Ende zu bereiten.
- Im zweiten Fall sollten wir den Kontext der Aussagen
des Paulus lesen, dann werden wir verstehen, warum er dies gesagt hat.
- Und im dritten Fall hätte z.B. auch Calvin, der damals
ebenfalls behauptet hatte, dass sich "die Erde gemäß der biblischen Lehre nicht
bewegen könne", nur seine Bibel lesen und Jes 24,20 beachten müssen.
John Waterfield: Die extreme Blutdürstigkeit, welche
der Herr im AT zeigt (die natürlich manche Denker zu dem Schluss verleitet,
dass der Gott des AT und der liebende Vater des NT unmöglich ein und
dasselbe sein können) legt für mich wieder nahe, dass diese biblischen
Aussagen durch das menschliche Bewusstsein in einer bestimmten Zeit der
Geschichte und einem bestimmten Niveau der Entwicklung vermittelt wurden und
dass das AT als eine allmähliche Entfaltung in der Erkenntnis von Natur und
Gott durch die Auserwählten angesehen werden sollte – vor allem natürlich
durch die Visionen und Predigten der Propheten.
Das Auseinanderdividieren von Altem und Neuem Testament ist eine
Folge des Unverständnisses der Theologen. Sie berücksichtigen nicht, dass
unser Gott ein Gott der absoluten Gerechtigkeit ist, welcher Unrecht in keinster
Weise dulden kann (AT), aber gleichzeitig auch ein Gott der absoluten Liebe
(NT). Das Dilemma, welches sich dadurch ergibt, hat Gott gelöst, indem er in
seinem Sohn für alle Sünden und Ungerechtigkeiten aller Menschen als
Loskaufopfer ans Kreuz ging. Damit wird gleichzeitig Gottes Gerechtigkeit
Genüge getan und seine Gnade und große Liebe zu den Menschen offenbar.
(Siehe auch den Diskurs 30: "Warum
musste Christus am Kreuz sterben?")
John Waterfield: Ich stimme dem völlig zu, und ich
bin ganz gewiss nicht einer von denen, die denken, dass der Gott des AT
nicht der allmächtige Gott, sondern ein Halbwilder ist, der den Job
verpfuscht hat. Dennoch meine ich, dass die Geschichte des AT zeigt, wie
Gott sich selbst dem menschlichen Verständnis in dem Maße offenbart, dass
dieses letztere fähig war, ihn zu verstehen, wobei hier ein Prozess der
Entwicklung zu beobachten ist: Gottes Sorge für die Armen und
Hilfsbedürftigen wurde von den Propheten immer mehr betont, seine
‘feminine’ (kreative und mitfühlende) Seite von der Weisheitsliteratur
unterstützt. Und ich finde es ebenso unmöglich zu glauben, dass Gott die
komplette Vernichtung der Amalekiter (1. Samuel 15) gewollt hätte – Mann,
Frau und Kind, ebenso wie die Haustiere – wie zu glauben, dass er die
Durchführung der Endlösung der Nazis unterstützt haben könnte oder
Israels Politik in unseren Tagen.
Im ersten Teil Ihrer Aussage gehe ich mit Ihnen durchaus
konform. Wir haben es im AT mit einer anderen Darstellung Gottes zu tun als im
NT. Ja mehr noch: im AT richtet Gott sein Wort persönlich an die Menschen,
während im NT sein Wort in Jesus Christus Fleisch geworden und mit uns
gesprochen hat. Im AT erkennen wir die Gerechtigkeit Gottes, während wir im NT
die Liebe Gottes in seinem Sohn Jesus Christus erfahren dürfen.
Möglicherweise liegt der Grund, warum Sie die Entscheidung Gottes in 1Sam 15,3
unmöglich glauben können darin, dass Sie 2Mo(Ex) 17,8-16 noch nicht gelesen
haben?
John Waterfield: Ein Gott, der diese Bindung an einen
Stamm ernst nimmt – ein Gott, für den Israel wichtiger ist, als Amalek -
ist nicht der wahre Gott. Die Idee, dass Gott auf diese Art agieren würde,
kommt vom beschränkten Verständnis der Israeliten, welche zu dieser Zeit
noch dachten, ihr Gott sei ein Stammesgott, aber durch die Propheten zu
einem besseren Verständnis gelangten.
Die Aussage, dass jener Gott, welchem Israel wichtiger war als
Amalek – der Erzfeind der Israeliten – nicht der wahre Gott ist, ist nun
allerdings – nicht nur im Zusammenhang mit 1Sam 15,3, sondern in Bezug auf die
ganze Heilige Schrift – eine äußerst gewagte Behauptung. Auch das von Ihnen
zitierte "beschränkte Verständnis der Israeliten" der Heiligen Schrift
wird Ihnen wohl kein Bibelkenner – nicht einmal aus den katholischen Reihen -
bestätigen wollen. Hier würde ich Ihnen das Studium der gesamten Bibel
empfehlen.
Ich habe oben bereits erwähnt, dass sich Gott im NT in seiner Liebe durch
seinen Sohn, im AT hingegen in seiner Gerechtigkeit zeigt: Aug um Aug, Zahn um
Zahn. Ebenso wie Amalek die Israeliten ausgelöscht hätte, wenn ihnen ihr Gott
nicht durch Mose geholfen hätte, läßt nun die Gerechtigkeit Gottes den Amalek
und sein Volk auslöschen. Und dabei denke ich, müssen wir uns um die Haustiere
keine tieferen Gedanken machen – es sei denn Sie sind Vegetarier. Die Männer
sind immer Teilnehmer und Leidtragende solcher kriegerischen
Auseinandersetzungen – ob von Gott befohlen oder nicht. Was bleibt, sind die
Frauen und Kinder und hier besonders die Kinder.
Dieses Argument wird immer wieder ins Treffen geführt, weil es sehr viele
Emotionen weckt: wie kann Gott die armen kleinen Kinder töten lassen? Eine
solche Argumentation läßt aber erkennen, dass dabei der wahre Hintergrund noch
nicht durchdacht wurde. Es ist gerade für mich, der ich kleine Kinder über
alles liebe (vielleicht weil ich mir schon immer vergeblich ein Enkerl
gewünscht habe), immer wieder eine Qual, wenn ich im TV sehe oder höre, dass
kleine Kinder gestorben sind oder gar getötet wurden, was in unserer Zeit in
den verschiedensten Formen leider immer häufiger vorkommt. Ich sitze dann
meistens da und habe Tränen in den Augen. So bitter nun diese Fakten sind,
dürfen wir eines nicht aus den Augen verlieren: Der Mensch wird vor Gott wegen
seiner Sünden schuldig. Hat er im Leben das Loskaufopfer des Herrn angenommen,
ist er gerettet. Also nicht durch besondere Heiligkeit, durch frommes Verhalten,
durch gute Taten, ja nicht einmal durch soziales Engagement und Hingabe seines
ganzen Vermögens kann der Mensch in den Augen Gottes gerettet werden. Wie
Paulus schon sagt:
Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
1Kor 3,11 Denn einen anderen Grund kann niemand
legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1Kor 3,11;
Und wenn wir das nun im Zusammenhang sehen, haben gerade die
kleinen Kinder – je kleiner je mehr – keine eigenen Sünden. Sie sind noch fast
makellos und die Wahrscheinlichkeit, dass sie gerettet sind, liegt fast bei
100%. Wenn man das so sieht – und wenn es für die Welt nicht so unverständlich
wäre – könnte man den Menschen fast nichts Besseres wünschen, als dass sie
als kleine Kinder sterben mögen.
Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.
Mt 18,2 Und als Jesus ein Kind herbeigerufen hatte,
stellte er es in ihre Mitte 18,3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn
ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das
Reich der Himmel hineinkommen. 18,4 Darum, wenn jemand sich selbst
erniedrigen wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel; 18,5
und wenn jemand ein solches Kind aufnehmen wird in meinem Namen, nimmt er mich
auf. 18,6 Wenn aber jemand einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anlaß zur
Sünde gibt, für den wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals
gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde. 18,7 Wehe der Welt
der Verführungen wegen! Denn es ist notwendig, daß Verführungen kommen.
Doch wehe dem Menschen, durch den die Verführung kommt! Mt 18, 2- 7;
Ihre Engel in den Himmeln schauen allezeit das Angesicht meines Vaters, der in den Himmeln ist.
Mt 18,10 Seht zu, daß ihr nicht eines dieser
Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, daß ihre Engel in den Himmeln allezeit
das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist. Mt 18,10;
So ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, daß eines dieser Kleinen verloren gehe.
Mt 18,14 So ist es nicht der Wille eures Vaters,
der in den Himmeln ist, daß eines dieser Kleinen verloren gehe. Mt 18,14;
(Siehe auch den Diskurs 55: "Warum
lässt Gott das Leid zu?")
John Waterfield: Ich finde diese Überlegung zutiefst
bewegend. Trotzdem, ich glaube nicht an Ihren Gott der Gerechtigkeit. Ich
denke Gott ist viel großzügiger und akzeptiert Menschen guten Willens
unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit.
Nun, jener Gott, der alle Menschen ohne jede Voraussetzung und
nur mit ein bisschen "gutem Willen" – was immer darunter zu verstehen ist -
annimmt, ganz egal welcher Religion sie angehören, das ist wieder nicht der
Gott an den ich glaube. Dies ist aber auch nicht der Gott der Bibel. Wenn dies
nun aber tatsächlich der Gott der katholischen Kirche sein sollte – was ich
nicht hoffe -, dann sollte sich diese Kirche nicht mehr christlich nennen.
John Waterfield: Es irritiert mich wirklich, dass Sie
so überzeugt sein sollten, die Juden hätten überhaupt "keinen"
Weg, zur Gnade Gottes Zugang zu erlangen, wenn sie bei ihrem gegenwärtigen
Glauben bleiben – dies deshalb, weil ich bereit bin, Aufrichtigkeit,
Geradlinigkeit und den Wunsch den Willen Gottes wo immer möglich zu tun in
anderen Menschen anzuerkennen. Natürlich möchte ich nicht die Zionisten
oder das gegenwärtige israelische Regime entschuldigen, welche Nazis im
umgekehrten Sinn sind. Aber ich habe unlängst ein Buch mit dem Titel ‘Was
glauben Juden?’, von David Ariel gelesen und war verwundert, wie christlich
es war. (Habe ich das bereits erwähnt? Ich weiß, ich habe es gegenüber
Monika von Sury erwähnt. Entschuldigen Sie, wenn ich mich wiederhole).
Auch mich irritiert etwas Ihr Standpunkt. Ich darf doch davon
ausgehen, dass wir beide Christen sind. Als Christen glauben wir an Gott und an
den Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus. Wir glauben auch, dass seine
Aussagen in der Bibel die Wahrheit sind und der Sohn Gottes nicht lügt. Wenn
Sie mir hier zustimmen und jene Intelligenz und Kompetenz besitzen, welche ich
Ihnen aufgrund unserer kurzen Bekanntschaft zuschreibe, dann müssen Sie mir
bitte erklären, wieso Sie die folgende Aussage Jesu entweder nicht verstehen
oder als Falschaussage einschätzen.
Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Jh 14,6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und
die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Jh 14, 6;
Welcher Teil von "Niemand" ist hier für Sie nicht zu
verstehen? Wenn Sie aber diese Worte verstehen – wovon ich ausgehe – dann gibt
es keine Alternative zu "Niemand". Ebenso wie Heute Heute ist und Morgen
Morgen, ist Niemand Niemand. Und da läßt sich nicht herumfeilschen, ein
bisschen Niemand schon, ein bisschen Niemand nicht.
John Waterfield: Ich denke hier, dass viele Leute
durch unbewussten Glauben an Jesus zum Vater kommen. Das heißt, jeder, der
‘Autorität’ im obigen Sinn anerkennt, indem er zugibt, dass es etwas
Größeres, Herausfordernderes, Perfekteres als ihn selbst gibt, von dem er
gerichtet wird – akzeptiert und versteht tatsächlich die Botschaft von
Jesus Christus – und Christus Jesus wird das sehen und ihn im Gegenzug auch
verstehen.
Sie denken also, dass "jeder, der Autorität anerkennt indem
er zugibt, dass es etwas Größeres, Herausfordernderes, Perfekteres als ihn
selbst gibt von dem er gerichtet wird" damit auch schon die Botschaft Jesu
annimmt und versteht.
Diese Definition ließe sich nun auf so manche weltliche Autorität anwenden.
Vom Verkehrspolizisten über das Finanzamt bis zum Zivilgericht. Aber ganz
besonders jene Menschen, die zwar nicht an einen persönlichen Gott, aber an
eine höhere "Macht", eine "Kraft", an etwas "Höheres", etwas "Größeres",
etwas "Besseres" glauben, ließen sich alle unter diesen Kriterien einordnen
und wären dann Ihrer Meinung nach gläubige Christen.
Wer nicht über seinen Glauben an Jesus Christus als den Sohn Gottes zu Gott
kommt, der hat keinen Zugang. Er hat keinen "Anschluss". Die Leitung ist
tot. Gott ist für ihn nicht zu erreichen. Er ist Gott-los!
John Waterfield: Ich würde sagen, dass ein Gott, der
diese Bestimmung erlässt – welche sich auf die Beurteilung der Menschen
nicht aufgrund der Neigung ihres Herzens, sondern auf ihrer
glaubensmäßigen Bindung gründet – ein sehr grausamer Gott wäre. Ich
denke nicht, dass es einen solchen Gott gibt.
Nun, ich glaube an den Gott der Bibel und seinen Sohn, unseren
Herrn Jesus Christus. Und dieser sagt auch und insbesondere zu und von den Juden
(den "Söhnen des Reichs"):
Die Söhne des Reiches werden hinausgeworfen werden in die äußere Finsternis.
Mt 8,11 Ich sage euch aber, daß viele von Osten
und Westen kommen und mit Abraham und Isaak und Jakob zu Tisch liegen werden in
dem Reich der Himmel, 8,12 aber die Söhne des Reiches werden hinausgeworfen
werden in die äußere Finsternis: da wird das Weinen und das Zähneknirschen
sein. Mt 8,11-12;
Und nachdem die mosaischen Juden (alle ungläubigen Juden sind
ja ohnehin gottlos) Jesus Christus als Gotteslästerer, Betrüger und
keinesfalls als Sohn Gottes oder ihren Messias betrachten, haben sie diese
Verbindung vor fast 2000 Jahren gekappt. Und da können sie noch so ehrlich und
aufrecht sein und bereit sein, den Willen Gottes zu tun: es ist für den Moment
zu spät. Ähnlich wie sie einstens am Berg Sinai nicht den Zeitpunkt Gottes und
die Rückkehr Moses’ abwarten wollten und sich ein goldenes Kalb gemacht hatten
und dann zur Strafe 40 Jahre nicht in das gelobte Land hinein durften, sondern
in der Wüste herumwandern mussten, haben sie auch in unseren Tagen die Zeit
ihrer Sammlung durch Gott nicht abwarten wollen und sich mit dem Staat Israel
wieder ein "goldenes Kalb" gemacht.
(Siehe auch den Diskurs 08: "Die
Sammlung Israels: bereits seit 1948 oder erst in der Endzeit?")
Erst bei der Wiederkunft des Herrn werden ihre Nachfahren dann
wieder ins "gelobte Land" hineindürfen und die Gelegenheit haben, ihre
Sünde vergeben zu bekommen, wieder mit ihrem Gott in Verbindung zu treten und
eine Weltmacht (Haupt unter den Nationen) zu werden.
John Waterfield: Kann nicht ein heutiger orthodoxer
Jude eine aufrichtige und tiefe Liebe zu Gatt haben? Wird sich Gott weigern
dies anzuerkennen und zu antworten? Würde es Gott ablehnen, auf eine
aufrichtige Person zu hören, weil diese Person zufällig ein Jude ist?
Nicht weil er ein Jude ist, sondern weil er Jesus Christus als
den Sohn Gottes und seinen Erlöser ablehnt – wie es eben auch die Juden tun.
Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht.
Jh 5,22 Denn der Vater richtet auch niemand,
sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, 5,23 damit alle den Sohn
ehren, wie sie den Vater ehren.
Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den
Vater nicht,
der ihn gesandt hat. 5,24 Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat
ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das
Leben übergegangen. Jh 5,22-24;
Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er errettet werden.
Jh 10,9 Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich
hineingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide
finden. Jh 10, 9;
Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Mt 28,18 Und Jesus trat zu ihnen und redete mit
ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Mt 28,18;
Wie Sie sehen, ist es völlig egal, welcher Rasse, Nation,
Gesellschaftsschicht oder Religion man angehört: Wer an Jesus Christus glaubt
und ihn bekennt ist gerettet. Wer nicht an ihn glaubt ist Makulatur. Ob Jude
oder Grieche. So einfach ist das.
John Waterfield: Deshalb muss ich mich auf mein
Argument über ‘unbewussten’ Glauben an Jesus verlassen. Jeder, der
weiß, dass er selbst NICHT ‘das Maß aller Dinge’ ist, der nach etwas
sucht, das ihm in seiner Kleinheit und Hoffnungslosigkeit hilft, ist auf der
Suche nach Jesus, ob er es weiß oder nicht. Und Jesus wird ihm am halben
Weg entgegenkommen und ihm die Möglichkeit geben, seine Treue zum Ausdruck
zu bringen – unabhängig davon, welche Haltung er in der Vergangenheit zu
Religion hatte und ob er nun ein Moslem, ein Hindu oder ein Atheist war.
Es fällt mir schon länger auf, dass Sie immer vom "unbewussten"
Glauben an Jesus sprechen. Und wie es scheint, möchten Sie hier auch alle
Menschen aller Religionen der Welt miteinbeziehen (nach der neuen Direktive des
Vatikans einer "Weltökumene aller Religionen unter dem Dach der katholischen
Kirche"). Um Ihnen die wahre Konsequenz dieser Ihrer Aussage etwas
realistischer vor Augen zu führen, gebe ich Ihnen ein kleines Beispiel:
In der säkulären Rechtsprechung wird man für unbewusste Taten meist
exkulpiert und nicht verantwortlich gemacht. Man bleibt ohne Schuld. Und so ist
es auch im Glauben: Wer "unbewusst" an Jesus glaubt, dem wird die
Verantwortung und damit auch das Verdienst dafür nicht zugerechnet. Er bleibt
ohne Glauben.
Alle jene, welche da meinen, sich auf Erden nicht bekennen zu müssen, aber dann
durch irgendwelche "unbewusste" Hintertürchen in die Ewigkeit eingehen zu
können, wird der Herr beim Letzten Gericht zurückweisen, weil ansonsten die
Ewigkeit voll wäre mit Lügnern und Betrügern.
Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht.
Mt 25,12 Er aber antwortete und sprach:
Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. Mt 25,12
Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer.
Mt 25,41 Dann wird er auch zu denen zur Linken
sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem
Teufel und seinen Engeln! Mt 25,41;
John Waterfield: Apropos dem jüngsten Diskurs 47 -
ich wäre sehr daran interessiert gewesen, mehr Einzelheiten über die
Geschichte des Antisemitismus zu bekommen, woher der Antisemitismus der
Nazis kam usw. Denn es ist sicherlich wahr, dass das Christentum zugeben
muss, zu bestimmten Zeiten und in einem bestimmten Umfang für Rassenhass
verantwortlich gewesen zu sein – welches die Juden als den ‘Schatten’ in
Jung’schen Begriffen darstellte, indem es die Juden als ‘Gottesmörder’ sah
– wie Sie es auch selbst durch Ihren Hinweis auf die Kreuzzüge andeuten.
Ich frage mich, ob irgendjemand schon einmal eine Weltgeschichte des
Antisemitismus geschrieben hat? Man sollte meinen, dass es ein derartiges
Buch durchaus geben müsste.
Ja, das ist sicher verwunderlich. Über jeden Klacks der
Weltgeschichte werden Bände an Analysen geschrieben, darüber habe ich auch
noch nicht viel gelesen. Vielleicht ist es so wie beim zweiten Weltkrieg: beide
Seiten haben "Butter auf dem Kopf" und fürchten sich daher den Hals zu sehr
in die Sonne zu strecken.
John Waterfield: Ich kann Ihnen sagen, dass ich Ihre
Sicht von den Juden und dem heutigen Israel vollkommen überzeugend finde.
Die zentrale Bedeutung des jüdischen Volkes wird gerade dann
offensichtlich, wenn wir die heutige globale Situation aus der politischen
Perspektive betrachten. Ohne Zweifel wird es keinen endgültigen Frieden in
der Welt geben, wenn nicht im Mittleren Osten eine Lösung gefunden worden
ist – sprich Klärung der jüdischen Ansprüche. Ihre Zitate eines
verbitterten und rachesüchtigen post-Holocaust Juden (in diesem letzten
Diskurs) sind erschreckend. Ich war erfreut, als ich erst unlängst
herausfand, dass ich selbst jüdische Vorfahren habe – was ich zwar vermutet
aber bis vor Kurzem nicht beweisen konnte.
(Siehe auch den Diskurs 46: "Posting im
israelisch-französischen Diskussionsforum (Guitl Zakden) /
‘Hat die orthodoxe jüdische Gemeinde
mehr Scheißkerle als jede andere Gemeinschaft?’")
Für jeden Christen, der wie ich das Volk Gottes aus Israel
liebt, ist es traurig zu erkennen, dass dieses Volk nicht und nicht auf seinen
Gott hören will. Wie einst bei Mose am Sinai, haben sie auch in unserer Zeit
den Zeitpunkt ihres Gottes nicht abwarten wollen und sich mit dem modernen Staat Israel
wieder ein "goldenes Kalb" gemacht, um welches sie nun herumtanzen. Und
ebenso wie sie damals teuer dafür zahlen mussten, werden sie auch diesmal von
ihrem Gott zur Rechenschaft gezogen werden. Man ist hier versucht Jer 6 zu
zitieren.
John Waterfield: Ja, ich stimme vollkommen überein
mit allem was Sie über diesen Punkt sagen und was immer Sie mit großer
Eloquenz darüber schreiben. Darf ich vier Zeilen von unserem Dichter
Shelley (frühes 19. Jahrhundert) zitieren:
For Revenge and Wrong bring forth their kind,
The foul cubs like their parents are,
Their den is in the guilty mind,
And the conscience feeds them with despair.
[Denn Rache und Unrecht bringen ihresgleichen hervor,
die verdorbenen Bälger sind wie die Eltern,
ihre Grube ist ihr schuldiger Geist
und ihr Gewissen erfüllt sie mit Verzweiflung]
Wirklich treffend, wie auch hier die vier Zeilen an das Volk
Israel aus der Schrift:
Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr.
Apg 7,51 Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen
an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter,
so auch ihr. 7,52 Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?
Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher
verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, 7,53 die
ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht befolgt habt. Apg
7,51-53;
(Siehe auch den Diskurs 41: "Die
Halsstarrigkeit Israels in Gegenwart und Vergangenheit.")
John Waterfield: Im Hinblick auf das Thema dieses
letzten Dialoges ist es ganz interessant, dass ich unlängst ein Buch mit
dem Titel ‘Was glauben Juden?’ gelesen habe und erstaunt war zu erfahren,
was christlicher Judaismus eigentlich ist! – ganz im Gegensatz zu Herrn
Dambergers Behauptung, dass Christentum und Judentum nichts gemeinsam haben.
Juden und Christen sind beide Volk Gottes. Sie sind die erste
Herde, wir sind die andere Herde unseres Herrn. Sie sind die Ersten, wir sind
die Letzten. Doch wegen ihrer Halsstarrigkeit werden wir die Ersten beim Herrn
sein und sie werden die Letzten bei ihrem Messias sein.
John Waterfield: Schön gesagt und sehr überzeugend!
(Siehe auch den Diskurs 47: "Haben
die Nazi-Verbrechen ihren Ursprung im Christentum?")
John Waterfield: Wie ich unserer gemeinsamen
Diskussionspartnerin Monika von Sury (deren Glaube für mich eine
Erleuchtung ist und deren Gewissenhaftigkeit ich sehr schätze) gestern
schrieb, denke ich, dass das was Christen (und in diesem Zusammenhang
menschliche Wesen) vereint, wichtiger ist, als das was sie trennt.
Ihr Klammerausdruck ist hier durchaus berechtigt. Nach diesem
Prinzip könnten sich Christen mit Moslems, Buddhisten, Hinduisten, Animisten,
Scharlatanen und Woodoo-Priestern zusammenschließen. Was uns eint ist die
Religion. Erkennen Sie den Unterschied?
John Waterfield: Ja, das ist schwer. Ich habe mich
selbst auch gefragt, was wir mit Nazis gemeinsam haben sollten – Nazismus
kann durchaus in einem gewissen Sinn als ‘Religion’ gesehen werden. Der
römische Dramatiker Terence hat einen Satz, den ich schon immer mochte: Homo
sum, humani nihil a me alienum puto - Ich bin ein Mensch, nichts
Menschliches ist mir fremd. Ich versuche daher, auch in Religionen,
Glaubensbekenntnissen oder kulturellen Phänomenen im Allgemeinen, welche
ich eigentlich nicht einladend finde, das positive Element zu sehen. Es muss
dort etwas von einem positiven Element geben, denn alle Menschen suchen
Gott, auch wenn sie eine verzerrte Vorstellung von Gatt haben oder auf einem
falschen Weg vorgehen. Wie Augustinus so schön sagt: Denn du hast uns für
dich geschaffen und unsere Herzen sind ruhelos, bis wir Ruhe in dir finden (et
cor nostrum est inquietum, donec requiescamus in Te).
Eine mögliche Argumentationslinie wäre, ‘Religion’ derart zu definieren,
dass sie Respekt vor dem menschlichen Individuum einschließt. Alle
Religionen würden dann diese Basis gemeinsam haben, würden alle vielleicht
eine Art Gefühl dafür haben, dass Menschen im Bilde Gottes geschaffen
sind. Das würde einen Dialog zwischen den Hauptreligionen der Welt
erlauben. Ich bin mir nicht so sicher bei Scharlatanen und Woodoo-Priestern
oder jenen, die Menschenopfer darbringen (wie die Thugs in Indien).
Ja, wie ich bereits weiter oben sagte, dies alles passt sehr gut
in die neue Politik des Vatikans einer "Weltökumene aller Religionen unter
dem Dach der katholischen Kirche".
Monika von Sury – Zum Terminus Religion, bzw. "Alle
Menschen suchen Gott":
Ich würde hier folgende Arbeitsdefinition vorschlagen: Religion ist die
Anstrengung des Menschen, sich mit Gott/dem Göttlichen zu verbinden (durch
vorgeschriebene Gebete, obligatorisches Fasten, Opfergaben, Pilgerreisen usw,).
Es ist also eine (Ver-)Bindung von unten nach oben, vom Menschen hin zu
Gott. Das Christentum ist so gesehen das pure Gegenteil: Gott kommt zu uns
Menschen in dem fleischgewordenen Sohn Gottes und stellt die zerbrochene (Ver-)Bindung
zwischen Gott und den Menschen durch das Loskaufopfer Jesu wieder her. Oder
anders gesagt: die repetitiven Verbindungsversuche des Menschen mit Gott
(Pfeil von unten nach oben) sind vergeblich, da der Mensch aus sich selbst
vor Gott niemals gerecht erscheinen kann. Der einmalige Verbindungsakt
Gottes mit den Menschen durch Jesus Christus (Pfeil von oben nach unten)
macht die religiösen Anstrengungen zur Erlangung des Heils überflüssig:
der Glaube an Jesus genügt. Ich würde es so formulieren: nicht eine
Religion definiert den christlichen Glauben, sondern eine Person: Jesus
Christus.
John Waterfield: Wie die Etymologie des lateinischen
‘religio’ nahe legt. Aber ich denke, dass wir hier unterscheiden müssen.
Sind religiöse Praktiken ein Versuch Mächte zu binden, z. B. etwas
geschehen zu lassen (was im Wesentlichen magisch ist), oder eher um sich
selbst in jene Muster einzufügen, welche in der Schöpfung eingeschrieben
sind (homologoumenos tei physei zen, leben in Übereinstimmung mit der Natur
– das Ideal der griechischen Stoiker – oder gemäß dem Tao)? In Begriffen
der moralischen Haltung macht dies einen entscheidenden Unterschied.
Monika von Sury: Der springende Punkt ist, dass uns
unsere moralische Haltung, obwohl lobenswert, nicht retten kann – dies kann
nur der Glaube an Jesus Christus. (Röm 3:23-24).
Röm 3,23 denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die
Herrlichkeit Gottes 3,24 und werden umsonst gerechtfertigt durch seine
Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. Röm 3,23-24;
John Waterfield: Frau von Sury – mir gefallen Ihre
religiösen Kommentare. Von oben nach unten oder von unten nach oben. Ich
denke, das passt ganz gut zu dem, was ich oben über das Ego geschrieben
habe, welches der kritische Faktor ist. Versuchen wir den Himmel für
irdische Zwecke einzuspannen, oder akzeptieren wir, dass die Erde im Himmel
enthalten ist (mit all dem, was dies einschließt)? Im Falle, dass wir den
letzteren Weg nehmen, sind wir automatisch auf der Linie von Jesus, welcher
der Weg ist, durch den die Erde zum Himmel wird – egal, ob wir nun bewusste
und bekennende Christen sind oder nicht.
Diesen obigen Definitionen von Monika von Sury kann ich nur
vollinhaltlich zustimmen.
John Waterfield: Ich würde damit vollkommen
übereinstimmen. Aber ich denke nicht, dass Menschen durch Verdammnis
bedroht sind oder dass der Glaube an Jesus ihr einziger Weg ist, um der
Verdammnis zu entrinnen. Sicherlich, ich stimme durchaus zu, dass Verdammnis
eine Tatsache und möglich ist. Aber ich glaube nicht, dass die bewusste
Annahme von Jesus der entscheidende Faktor ist, welcher bestimmt, ob eine
Person verdammt oder gerettet ist. Ich glaube, dass in den Menschen sehr
viel Gutes ist, und dass Gott dies sieht, egal wie verwirrt, verdorben,
unwissend oder selbstsüchtig sie auch immer sein mögen.
Sie glauben also nicht, dass der bewusste Glaube an Jesus
Christus der einzige Weg ist um der ewigen Verdammnis zu entkommen. Damit
klassifizieren Sie aber die folgenden Aussagen des Herrn als Lügen.
Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Jh 14,6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und
die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Jh 14, 6;
Wer gläubig geworden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.
Mk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die
ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! 16,16 Wer
gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber
ungläubig ist, wird verdammt werden. Mk 16,15-16;
Obendrein wird mit den obigen Aussagen die Dreieinigkeit
geleugnet. Denn Jesus sagt: "Wer mich sieht hat Gott gesehen" und "Ich und
der Vater sind eins". Wer also behauptet, dass der Glaube an Jesus Christus
nicht der einzige Weg ist, um der ewigen Verdammnis zu entkommen, behauptet in
Wahrheit, dass man nicht an Gott glauben muss, um gerettet zu werden.
Auch für mich ist die Aussage "alle Menschen suchen Gott" schlicht und
einfach falsch. Mich hat das Leben etwas anderes gelehrt, aber ich konzediere
durchaus, dass das nicht allgemein gültig sein muss. Ich stimme Ihnen auch zu,
dass man "Religion" als alles Mögliche definieren kann. Das "religio"
bezieht sich ja nur auf eine Bindung an etwas oder zu jemandem und definiert
nicht wer oder was das ist. Das kann sowohl eine Bindung an Gott, als auch eine
Bindung an Satan sein.
John Waterfield: Der entscheidende Faktor ist das
Ego. Verwenden Sie Religion als ein Mittel um Ihre eigene persönliche und
selbstgefällige Macht auszuweiten (wie es viele christliche Pfarrer tun!)
oder sind Sie fähig etwas Größeres als Sie anzuerkennen, welchem man nur
mit Ehrfurcht, Liebe und Anbetung begegnen kann (wie das bei vielen Leuten
der Fall ist, welche sich selbst nicht Christen nennen)?
Und wenn Sie schreiben, dass Sie überlegen, ob nicht auch
Scharlatane, Woodoo-Priester und sogar die Kulte mit Menschenopfern zu den
Religionen zählen, haben Sie natürlich durchaus Recht. Das ist genau der
Grund, warum der Terminus "Religion" für die Christen als Basis für das
Glaubensverständnis viel zu weit unten angesetzt und daher völlig unbrauchbar
ist. Ebenso könnte man alle Lebewesen als Brüder bezeichnen und damit den
Beweis für die Richtigkeit von Sodomie führen wollen. Das führt zwangsläufig
zur falschen Tür hinaus, wie uns das schon Paulus in 2Kor 6,14-18 schreibt:
Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial oder ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?
2Kor 6,14 Geht nicht unter fremdartigem Joch mit
Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?
Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? 6,15 Und welche
Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem
Ungläubigen?
6,16 Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn
wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie Gott gesagt hat: «Ich will unter
ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk
sein.» 6,17 Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab! spricht der
Herr. Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen 6,18 und werde
euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr,
der Allmächtige. 2Kor 6,14-18;
John Waterfield: Natürlich stimme ich dem zu, was
Sie hier sagen. ‘Religio’ hat etymologisch damit zu tun, eine Verbindung
herzustellen. Aber man kann zu Allem und für jeden Zweck – nicht
notwendiger Weise für einen guten – eine Verbindung herstellen. Meiner
Meinung nach ist der wichtige Faktor, welche Rolle das "Ego"
spielt. Biete ich mich selbst durch diese Form des heiligen Dienstes und der
Übergabe ohne jeden Vorbehalt (‘Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille
geschehe'); Gott an, oder verwende ich die Rituale und die damit
einhergehenden prunkvollen Glaubenszeremonien einzig und allein mit dem Ziel
von mir selbst ein gutes Gefühl zu haben? Es ist sehr leicht, sich hier
selbst zu betrügen (‘Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und
unheilbar ist es’ – das ist biblisch, aber ich kann mich nicht erinnern, wo
es steht, vielleicht können Sie es für mich einfügen?)
Ich bin mir sicher, dass Sie dem zustimmen werden, nachdem was Sie über
Machtspiele und -politik in den Gemeinden geschrieben haben (ich leite die
Musik und den Chor in meiner lokalen Kirche, und ich könnte Ihnen gewiss
ähnliche Geschichten über konkurrierende Egos erzählen.)
Hier ist diese Bibelstelle:
Jer 17,9 Trügerisch ist das Herz, mehr als
alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm
aus? Jer 17,9;
John Waterfield: Ja, das ist es. Ich habe es Ihnen ja
gesagt.
Hier stimme ich Ihnen durchaus zu. In diesem Zusammenhang gibt
es sehr viel Selbstbetrug. Auch und insbesondere unter jenen Geschwistern, die
meinen, sich Gott vorbehaltlos in einer Art Gottesdienst nach dem Motto
anzubieten "nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe". Wobei sie aber
dann oft selbst bestimmen wollen, wie und was der Wille Gottes gefälligst zu
sein hat.
Hinsichtlich derartiger Probleme in den Gemeinden habe ich eine interessante
Erfahrung gemacht. Ich habe in meinem Berufsleben schon sehr früh eine aus
Managerkreisen in den USA kommende Wahrheit gelernt: "Der Fisch beginnt am
Kopf zu stinken". Das meint, dass sich die Entwicklung eines Unternehmens a la
longue am Verhalten der obersten Führungsebene vorhersehen lässt. Egal, ob die
Führungsschicht oberflächlich, schlampig, arrogant, unfähig oder korrupt ist,
wird sich dieses Verhalten ebenso auf die unteren Führungsschichten und dann
auf die Mitarbeiter übertragen, wie wenn die Top-Leute gut organisiert, sozial
engagiert, hoch qualifiziert und unbestechlich sind.
Und nun habe ich feststellen können, dass dieses "Gesetz" nicht nur in
Unternehmen, sondern auch in den christlichen Gemeinden Geltung hat. Das
Verhalten der Gemeindeleitung ist die Vorgabe, nach der sich am Ende – oft erst
nach Jahren – auch alle anderen Gemeindemitglieder orientieren. Wenn man nun
weiß, dass viele Gemeindeleiter zwar sehr kompetent sind und ihre Aufgabe
erfolgreich bewältigen, aber im Gegensatz zu ihren Anfängen immer weniger mit
dem Heiligen Geist gesegnet sind, weil sie das nötige Gespräch mit Gott in
ihrer Kammer (aus "Zeitgründen") immer mehr vernachlässigen, so hat man
die Begründung dafür, wieso viele Gemeinden heute nur mehr "e.V."
(eingetragene Vereine) sind. Es funktioniert alles ganz wunderbar und prächtig,
nur Gottes Geist hat sich aus diesen Gemeinden verabschiedet.
Das merkt fast niemand. Und jene, welche das bemerken und zaghaft darauf
hinweisen, dass da ihrem Gefühl nach irgendwas fehlt, werden als Spinner
abgekanzelt und getrauen sich dann auch nichts mehr zu sagen.
John Waterfield: Das ist in allen Institutionen ein
Problem. Es ist einfach eine Sache der menschlichen Trägheit. Sehen Sie
sich die Art und Weise an, wie die Franziskaner – welche unter St.
Franziskus eine wirklich radikale und revolutionäre Organisation waren -
‘institutionalisiert’ wurden. Es genügt, um Sie an den Teufel glauben
zu lassen. Nun, natürlich tue ich das auch!
John Waterfield: Ich habe einmal Tage damit verbracht
mit Zeugen Jehovas, die mich besucht haben, zu argumentieren. Ich konnte sie
nicht von meiner Sichtweise überzeugen und sie konnten mich nicht von der
ihrigen überzeugen. Dennoch waren es gute Leute.
Ja, ich kenne das. In den 60er Jahren habe ich zwei Jahre
versucht Zeugen Jehovas davon zu überzeugen, dass sie die Bibel falsch
auslegen. Hoffnungslos. Wenn sie dann gar keine Argumente mehr haben, berufen
sie sich auf den "Kanal" in Brooklyn, auf Russel und Rutherford. Aber – "sie
waren alle ehrenwerte Männer".
John Waterfield: Es tut mir leid, aber ich finde die
Lehre der katholischen Kirche in diesem Zusammenhang völlig überzeugend.
Die Messe ist der zentrale Moment der Zeit ‘der ruhende Punkt der sich
drehenden Welt’, der Punkt, wo vergangene und zukünftige Zeit nicht
existieren, sondern alles immer und nur gegenwärtig ist. Es ist der
Schnittpunkt von Zeit und Ewigkeit. Natürlich überschneiden sich Zeit und
Ewigkeit auch an anderen Punkten.
Das Messopfer ist nach katholischer Lehre
dasselbe (identische) Opfer wie das Kreuzesopfer Christi:
(Katholischer Katechismus S 148, 149): "Wenn die Kirche die heilige
Eucharistie feiert, bringt Christus in unserer Mitte dasselbe Opfer dar, das
er am Kreuz dargebracht hat. Das heilige Messopfer ist dasselbe Opfer wie
das Kreuzesopfer, weil in beiden, Christus der Opferpriester und die Opfergabe
ist (…) weil das heilige Messopfer dasselbe ist, wie das Kreuzesopfer, ist
es das vollkommenste Opfer. Durch die heilige Eucharistie (…) wird
unermesslicher Segen auf die ganze Welt herabgerufen, auf Lebende und
Verstorbene. Die heilige Eucharistie ist das vollkommenste Lob-, Dank-, Sühne-
und Bittopfer."
Hier wird letztlich die Einmaligkeit des Opfers Jesu Christi am
Kreuz und seine vollgültige ewige Wirkung bestritten, für wiederholungsfähig
erklärt und in den Bereich mystisch-magischer Symbolhandlungen verlagert. Das
klare Wort der Heiligen Schrift bezeugt, dass "Christus einmal geopfert ist
wegzunehmen vieler Sünden" (Hbr 9,28). Und nach Hbr 9,12 ist Christus mit "seinem
eigenen Blut ein für alle Mal in das Heiligtum hineingegangen und hat uns eine
ewige Erlösung erworben." Wenn ein Priester glaubt, in dieser Weise über die
Gegenwart Christi verfügen zu können, dann grenzt das schon sehr an
Spiritismus.
Der Herr Jesus hat zwei Sakramente eingesetzt: die Taufe und das Abendmahl. Die
katholische Kirche hat nicht nur fünf zusätzliche Sakramente erfunden (1439),
sie hat auch die zwei echten Sakramente völlig verfälscht. Anstatt der Taufe
von Erwachsenen, welche diese Entscheidung bewusst und im Wissen um die
Konsequenzen für sich selbst getroffen haben, werden in der katholischen Kirche
bereits Kinder wenige Tage nach ihrer Geburt von Eltern zur Taufe gebracht,
welche selbst oft noch nie eine Bibel in der Hand gehalten haben.
Beim Abendmahl hat der Herr geboten, dass wir zum Angedenken an seinen Opfertod
das Brot brechen und den Kelch trinken. Die katholische Kirche verbietet ihren
Gläubigen seit 1414 den Abendmahlskelch zu trinken. Zudem wird vorgegeben, dass
der Priester durch geflüsterte Formeln das Brot in den tatsächlichen (!)
Körper Christi verwandeln kann (Transsubstantiation: 1215). Ein Vorgang,
welcher von den Katholiken selbst nicht ernst genommen wird, sonst müssten sie
ja davon ausgehen, dass sie bei der Kommunion den tatsächlichen Leib Christi
verspeisen und dürften somit am Freitag (katholisches Fleischverbot) nicht zur
Kommunion gehen. Diese "Wandlung", welche der Herr nie geboten hat, ist
daher auch eher dem Bereich des Okkulten zuzuordnen.
John Waterfield: Das ist ein weiteres dieser Details
der oberflächlichen Praktiken, welches am Ende keinen großen Unterschied
macht. Ich denke, als die Kirche ‘Kommunion nur in einem Teil’
(nur Brot) für die
Laien zur Regel erhob, hat sie in diesem Zusammenhang gleichzeitig
festgestellt, dass beide, der Körper und das Blut, im jeweils anderen Teil
enthalten sind. Daher war es unerheblich. Heutzutage findet man wechselnde
Praktiken von einer Kirche zur anderen – manchmal gemeinsam in einem Teil,
manchmal in zwei und manchmal unterschiedlich, abhängig davon, ob es ein
Sonntag oder ein Wochentag ist.
Was würden Sie sagen, wenn ich behaupten würde, die
katholische Transsubstantiation "ist ein weiteres dieser Details der
oberflächlichen Praktiken, welches am Ende keinen großen Unterschied macht"
und es sei ja schließlich ohne Belang, ob der Priester hier durch irgendwelche
Sprüche den "Leib Christi" in die Oblate hineinversetzt oder nicht. Wichtig
ist, dass die Gläubigen am Abendmahl teilnehmen.
Damit könnten Sie dann vielleicht auch an einem evangelischen Abendmahl
teilnehmen?
John Waterfield: Warum nicht? Ich sage auch immer
meinen nicht-katholischen (und sogar nicht-christlichen) Freunden, die mit
mir in die Kirche gehen, sie sollen ruhig am Abendmahl teilnehmen, wenn sie
sich dahingezogen fühlen. Ich glaube nicht, dass Unser Herr sie abweisen
würde. Diese Trennungen unter Denominationen sind im Endeffekt belanglos.
Das Abendmahl ist eine ernste Gedächtnisfeier, wie sie uns
Paulus im 1. Korintherbrief geboten hat:
Dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
1Kor 11,23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen,
was ich auch euch überliefert habe, daß der Herr Jesus in der Nacht, in der er
überliefert wurde, Brot nahm 11,24 und, als er gedankt hatte, es brach und
sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis!
11,25 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue
Bund in meinem Blut, dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis!
11,26 Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr
den Tod des Herrn, bis er kommt.
11,27 Wer also unwürdig das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt,
wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein. 11,28 Der Mensch
aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch.
11,29 Denn wer ißt und trinkt, ißt und trinkt sich selbst Gericht, wenn er
den Leib des Herrn nicht richtig beurteilt. 1Kor 11,23-29;
Bei dieser Gedächtnisfeier werden nicht Leib und Blut des Herrn
wieder lebendig, sondern wir sollen uns dadurch an den Tod des Herrn für unsere
Sünden erinnern.
Unter dieser Voraussetzung ist es nun ganz klar, dass Paulus darauf hinweist,
dass jeder, der unwürdig – also ohne Glauben an dieses Loskaufopfer des Herrn -
das Brot isst und den Kelch trinkt, des Leibes und Blutes des Herrn schuldig
wird und sich selbst zum Gericht isst und trinkt, wenn er den Leib des Herrn
nicht richtig beurteilt.
Wenn Sie daher Ungläubige auffordern, am Abendmahl teilzunehmen, ohne auf
diesen Umstand hinzuweisen, laden Sie genau diese Schuld auch auf sich.
John Waterfield: In Anbetracht ihrer negativen Sicht
der katholischen Kirche fällt mir ein, dass aus Ihrer Sicht – in
Österreich – die katholische Kirche natürlich das ‘Establishment’ ist.
(Festgefahrene Meinungen, Routine, rigor mortis, und alles was sich
damit verbinden lässt!)
In England ist natürlich das Gegenteil der Fall: seit der Zeit von Heinrich
VIII. waren Katholiken eine verfolgte Minderheit und wurden bis vor Kurzem
bestraft, wenn sie ihren Glauben bekannten. Für uns ist die anglikanische
Kirche das Establishment und ich muss gestehen, dass meine Einstellung ihr
gegenüber eher ablehnend ist. (Ich habe immer gedacht, dass die
anglikanische Kirche am besten durch die Botschaft an Laodizea
zusammengefasst werden kann: ‘Also, weil du lau bist und weder heiß noch
kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde’ [Off 3,16]), doch
ich habe wirklich gute Freunde, welche Anglikaner sind und ich versuche
nachsichtig zu sein!
Wenn Ihre Erkenntnis stimmt, dass die Anglikaner weder kalt noch
warm sind und daher die Menschen dieser Kirche verloren sind und kein ewiges
Leben haben und Sie bringen es dann übers Herz und Ihr christliches
Glaubensempfínden, Ihre guten Freunde ohne jeden weiteren Hinweis um des lieben
Friedens willen in die ewige Verdammnis laufen zu lassen, dann – tut mir leid -
bin ich mir nicht sicher, ob ich Sie mir als als guten Freund wünschen würde.
John Waterfield: Das habe ich aber natürlich nicht
gesagt! Ich habe viele Freunde, die aufrichtig gläubige Anglikaner sind.
Und für mich ist Verdammnis kein Thema, wenn man die gute Absicht des
Herzens voraussetzt.
Allerdings denke ich, dass diese Ihre Aussage – wie manche Ihrer
Äußerungen auch – in ihrer tieferen Bedeutung und vor allem in ihrer
biblischen Konsequenz aufgrund der zwangsläufig doch eher oberflächlichen Form
unserer E-mail-Diskussion nicht völlig durchdacht ist und Sie in Wahrheit auch
jenen Menschen, welche nicht zu Ihrem unmittelbaren Freundeskreis zählen – wie
meine Person – bemüht sind Ihren Glauben nahe zu bringen.
John Waterfield: Na ja. Ich habe was Schönes
gefunden. Ich möchte es mit anderen teilen. Diejenigen, die es nicht so
sehen bzw. nicht so akzeptieren können, verurteile ich keineswegs. Ich
möchte hier auch hinzufügen, dass der Grund für meinen Einstieg in diese
Diskussion nicht irgendeine Ihrer positiven Aussagen war, mit welcher ich
nicht hätte übereinstimmen können, sondern ich wollte nur Ihre negative
Sicht der katholischen Kirche hinterfragen.
John Waterfield: Während sie aber aßen, nahm Jesus
Brot und segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, eßt,
dies ist mein Leib! Und er nahm einen Kelch und dankte und gab ihnen den und
sprach: Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für
viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. (Mt 26,26-28)
Dies ist die Einsetzung des Abendmahls. Alle Abendmahlfeiern
danach waren und sind Gedächtnis- und Erinnerungsfeiern.
Ja, hier steht, dass das Blut des Herrn für die Sündenvergabe der Menschen
geflossen ist. Nur in diesem Loskaufopfer des Herrn können wir unsere Sünden
vergeben bekommen.
John Waterfield: Ich bin das Brot des Lebens. Eure
Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Dies aber
ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht
sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist;
wenn jemand von diesem Brot ißt, wird er leben in Ewigkeit Das Brot aber,
das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. (Jh 6,48-51)
[Die reale Gegenwart Christi im Sakrament des Altars].
Die von Papst Innozenz III. im Jahre 1215 verordnete Lehre der
Transsubstantiation beruht auf einer falschen Interpretation von Jh 6,51. Das
Sakrament des Abendmahls ist ein reines Gedächtnismahl des Opfers Christi. Die
geistliche Gegenwart des Opfers Christi ist in diesem Sakrament inbegriffen. Das
bestätigen auch die nachfolgenden Schriftstellen:
Dies tut zu meinem Gedächtnis!
Lk 22,19 Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es
ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut
zu meinem Gedächtnis! 22,20 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und
sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen
wird. Lk 22,19-20;
Dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.
1Kor 11,25 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und
sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, dies tut, sooft ihr
trinkt, zu meinem Gedächtnis. 11,26 Denn sooft ihr dieses Brot eßt und
den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
1Kor 11,25-26;
Betrachten wir nun die Aussage des Herrn in Jh 6,54:
Jh 6,54 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut
trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.
Jh 6,54;
Wenn wir das in Ihrem katholischen Sinn verstehen müssten,
würde jeder Gläubige, der dieses Blut nicht trinkt, nicht
auferweckt werden und kein ewiges Leben haben.
Wenn das tatsächlich der Fall wäre, hätte sich die katholische Kirche selbst
des größten Betrugs aller Zeiten an ihren Gläubigen schuldig gemacht, indem
sie auf dem Konzil zu Konstanz im Jahre 1414 den Laien den Abendmahlkelch
verboten hat und seit damals – und bis heute – die Gläubigen der katholischen
Kirche dieses "Blut" nicht trinken dürfen.
Damit hätte die katholische Kirche Hunderte Millionen von Gläubigen um die
Auferstehung und das ewige Leben betrogen. Wenn man daher das Abendmahl im
katholischen Sinn verstehen will, müsste jeder wahrhaft Gläubige dieser
Kirche, die so viel Schuld auf sich geladen hat, sofort das Vertrauen entziehen
und aus ihr austreten.
John Waterfield: Jesus sprach nun wieder zu ihnen:
Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch. Und als
er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und spricht zu ihnen: Empfangt
Heiligen Geist! Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie
vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie ihm behalten. (Jh
20,21-23)
[Das Sakrament der Beichte].
Das hat der Herr zu den Aposteln gesagt. Wenn dies auch für
alle Gläubigen gelten würde, könnten wir uns untereinander die Sünden
vergeben und bräuchten kein Loskaufopfer. Doch uns hat der Herr aufgefordert im
Herrengebet zu beten:
Vater, vergib uns unsere Sünden.
Lk 11,2 Er sprach aber zu ihnen: Wenn ihr betet,
so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; 11,3
unser nötiges Brot gib uns täglich; 11,4 und vergib uns unsere Sünden,
denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig ist; und führe uns nicht
in Versuchung. Lk 11, 2- 4;
Wenn Menschen sich ihre Sünden selbst vergeben können,
brauchen sie doch dies nicht beten.
Aber zum besseren Verständnis des katholischen Standpunkts muss man hier auf
die "Ablassverkäufe" in der katholischen Kirche bis zur Zeit Luthers und
auch noch danach hinweisen. Der Papst hat zur Finanzierung der Kirche den
Priestern die Erlaubnis erteilt, sogenannte "Ablässe" zu verkaufen. Damit
konnte der Sünder um bares Geld vom Priester die "Vergebung" seiner Sünden
erlangen. Dieser Ablasshandel war es auch, welchen Luther 1517 in seinen 95
Thesen in Wittenberg anprangerte, wofür er dann vom Papst als Ketzer
exkommuniziert, mit dem Reichsbann belegt und damit als vogelfrei erklärt
wurde.
Und hier wird dann schnell klar: wenn man Jh 20,21-23 nicht so umgedeutet
hätte, dass nur der auserwählte katholische Klerus befähigt war, die Sünden
zu vergeben, hätte man dieses Geschäft gar nicht betreiben können.
Tatsächlich empfangen wir Vergebung der Sünden, wenn wir an den Sohn Gottes,
Jesus Christus, als unseren Herrn und Erlöser glauben und um Vergebung bitten.
Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen.
Apg 10,39 Und wir sind Zeugen alles dessen, was er
sowohl im Lande der Juden als auch in Jerusalem getan hat; den haben sie auch
umgebracht, indem sie ihn an ein Holz hängten. 10,40 Diesen hat Gott am
dritten Tag auferweckt und ihn sichtbar werden lassen, 10,41 nicht dem
ganzen Volk, sondern den von Gott zuvor erwählten Zeugen, uns, die wir mit ihm
gegessen und getrunken haben, nachdem er aus den Toten auferstanden war. 10,42 Und
er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und eindringlich zu bezeugen, daß er
der von Gott verordnete Richter der Lebenden und der Toten ist.
10,43 Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt,
Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen. Apg 10,39-43;
Was hier oft – und nicht nur in der katholischen Kirche –
übersehen wird, ist die Tatsache, dass die Vergebung von Sünde (Schuld) immer
und ohne Ausnahme vom Schuldigen erbeten werden muß.
Die biblisch-christliche Sündenvergebung.Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm. Mt 17,3 Habt acht auf euch selbst: Wenn dein
Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm.
17,4 Und wenn er siebenmal am Tag gegen dich sündigt und siebenmal zu
dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben. Lk 17,3-4; Ähnlich wie die Nächstenliebe, ist auch die Vergebung
eines jener Gebote des Herrn, welche von der katholischen Kirche den
Menschen Jahrhunderte lang völlig falsch gelehrt wurde. Der Herr gebietet
uns hier in Lk 17,2-4, dass
wir dem Bruder vergeben sollen. Und das wurde und wird nun bis heute so
ausgelegt, dass ein Christ allen anderen Menschen immer und überall alles
vergeben müsste – nach dem Motto: "alle Menschen sind Brüder". Wer irgend den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder. Mt 12,46 Während er noch zu den Volksmengen redete,
siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten ihn zu
sprechen. 12,47 Es sprach aber jemand zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine
Brüder stehen draußen und suchen dich zu sprechen.12,48 Er aber antwortete
und sprach zu dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine
Brüder? 12,49 Und er streckte seine Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe
da, meine Mutter und meine Brüder; 12,50 denn wer irgend den Willen meines
Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester
und meine Mutter. Mt 12,46-50; Das ist also jener "Bruder",
dem wir vergeben müssen. Und damit sind alle Gottlosen und Götzendiener dieser
Welt von diesem Gebot ausgeschlossen! "Wenn er zu dir umkehrt und spricht: ‘Ich bereue es’, so sollst du ihm vergeben". Jenen, die an uns schuldig geworden sind, sind wir nur dann
verpflichtet zu vergeben, wenn sie bibelgläubige Christen und damit Brüder im Herrn sind und Und das werden wir in der heutigen gottlosen Gesellschaft schwerlich erleben. Aber auch unter den Christen ist es eher die Ausnahme, dass ein Bruder umkehrt, bereut und um Vergebung bittet. |
John Waterfield: Als nun Jesus die Mutter sah und den
Jünger, den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau,
siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und
von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich. (Jn 19,26-27)
[Vorausschau auf die Rolle der Maria als die Mutter der Kirche].
Damit hart der Herr seine nunmehr geistlich alleinstehende Mutter dem
Apostel Johannes zur Sorge und zum Schutz anvertraut. Hier den Johannes als "Symbol"
für die Kirche und Maria als die "Mutter" der Kirche zu sehen lässt sich
für mich anhand der Schrift nicht nachvollziehen.
Wie sonst wäre es zu erklären, dass diese Rolle Marias weder in den
Evangelien, noch in der Apostelgeschichte und schon gar nicht in den Briefen des
Neuen Testaments auch nur mit einem Wort erwähnt wird. Die ganze verkehrte
Sicht der Maria gründet sich im Ursprung auf eine falsche Interpretation von
Offenbarung Kapitel 12, wo "die Frau am Himmel" als die Maria gedeutet wird.
Tatsächlich zeigt uns der gesamte Kontext dieser Schriftstelle, dass es sich
hierbei nicht um die Mutter Jesu, sondern ganz eindeutig um das Volk Israel
handelt.
(Siehe auch den Exkurs 10: "Die
Frau am Himmel.")
Ihre Aussage "Jesus ist der Weg" ist nur allzu treffend und
vor allem biblisch fundiert! Doch die katholische Kirche sagt etwas anderes:
Die Marienerscheinungen der katholischen Kirche
(z. B. 1977 in Rom) fordern die Katholiken auf:
"Ihr müßt mich als heiliges und einziges Mittel benützen, um zu Gott zu
gelangen und mir Seelen zuzuführen."
- Wo diese Seelen schließlich landen werden ist offenkundig.
Auch die Marienerscheinungen in Medjugorje verkünden in einer Serie von
öffentlichen Botschaften von 1981 bis in die 90er Jahre die bekannte Botschaft:
"Ich bin die Mittlerin
zwischen euch und Gott."
Obwohl nun also – durch den Sohn Gottes und das
ganze NT bezeugt – der Mensch nur über Jesus Christus zu Gott gelangen kann,
behauptet die Maria der römisch-katholischen Kirche bei ihren Erscheinungen,
dass sie die einzige Mittlerin zwischen Gott und den
Menschen sei. Dies ist also offensichtlich eine Lüge. Wenn aber Paulus in 1Tim
2,5 sagt:
"Einer ist Mittler zwischen
Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus"
und Jesus Christus in Jh 14,6 sagt "Ich bin (…)
die Wahrheit", kann diese Maria keinesfalls von Gott gesandt sein.
In Bezug auf die Marienerscheinungen orientiert sich die katholische
kirchliche Verkündigung keineswegs an der Heiligen Schrift, sondern benutzt
die neuen Wahrheiten, die die Marienerscheinungen entgegen den klaren Aussagen
der Heiligen Schrift verkündigen, als Basis für eine Unterwanderung des
christlichen Glaubens durch Veränderung der biblischen Wahrheit.
Die katholische Maria ist somit nicht die in der Heiligen Schrift beschriebene
Mutter des Erlösers Jesus; sie ist lediglich eine Darstellerin Marias, die sich
den Anschein einer Prophetin gibt sowie Namen und Identität der Mutter Jesu
angenommen hat. Ihr Name in der Bibel ist Jezabel (Isabel), die Herkunft der
Erscheinungen aus dem Reich der Finsternis ist zutage getreten, ihr Ziel, die
Verführung – wenn möglich – auch der Gläubigen, ist offengelegt worden, zur
Warnung derer, die die Marienverehrung verharmlosen und ihr aus diesem Grunde
leicht selbst zum Opfer fallen könnten, da ökumenische Bestrebungen deren
nichtbiblische Wurzel zu verschleiern trachten.
Und dies, obwohl selbst Petrus – der Apostel, auf welchen sich
die katholische Kirche beruft, in Apg 4,12 sagte:
Kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen.
Apg 4,12 Und es ist in keinem anderen das Heil; denn
auch kein anderer Name [als Jesus Christus] unter dem Himmel ist den Menschen
gegeben, in dem wir gerettet werden müssen. Apg 4,12;
John Waterfield: (So weit ich weiß, gehen die
Botschaften von Medjugorje noch immer weiter).
Unsere Frau von Medjugorje hat sehr klar zum Ausdruck gebracht, dass wir
nicht ihr folgen, sondern vielmehr ihren Sohn anbeten sollen.
Nun, es tut mir Leid, dass Sie das glauben. Wenn Sie die Berichte von diesen
Erscheinungen studieren, werden Sie erkennen, dass sie nur einen Geist des
Friedens, der Selbstlosigkeit, Glaube, Hoffnung, Hingebung und Liebe
ausstrahlen.
Monika von Sury: (Ja, das Datum die letzte Botschaft
von Medjugorje war der 25. Mai 2005).
Ich bin mit Ihnen einverstanden – per se gibt es nichts auszusetzen an einer
Botschaft, die Frieden, Liebe und Mitgefühl verkündigt und einlädt zum
Gebet für die Sünder. Allerdings, die Bibel zeigt uns die wahre Quelle von
Frieden und Liebe und den wahren Weg zur Vergebung der Sünden. Aber klar,
wenn Sie die Tradition über die Bibel stellen, werden Sie natürlich der
Tradition folgen wollen. Was mich anbetrifft, habe ich seit langem
entschieden, mich einzig und allein an die Bibel zu halten.
Und in der Bibel gibt es faktisch keinen Hinweis auf Maria als lebende
Vermittlerin. Sicher war Maria ein ausnehmendes junges Mädchen, dem große
Freude aber auch großes Leid widerfuhr. Kurz nach der Geburt kommt der
Engel zu ihr und verkündete ihr das Herzeleid, das sie treffen wird: "durch
deine Seele wird ein Schwert dringen" (Lukas 2:35). Ich versuche mir
vorzustellen, wie ich reagiert hätte, wenn jemand mir bei der Geburt meines
Sohnes diese Worte gesagt hätte. Das künftige Leiden des Kindes wird auch
das Leiden der Mutter sein. In der Tat, etwa dreißig Jahre später
durchbohrte das Schwert das Herz Marias, als sie bei der Kreuzigung und dem
Tod ihres Sohnes dabei war. Sie teilte die Qualen seiner Folterung, sie
rannte nicht weg, sie blieb an seiner Seite, sah seine Agonie, hörte das
Spotten, empfand seine Schmerzen. Welche Mutter könnte diesem Leiden nicht
nachfühlen und sich mit Maria nicht identifizieren?
Dann begegnen wir Maria noch einmal in der Apostelgeschichte 1:14, zusammen
mit anderen Gläubigen. "Diese alle waren stets beieinander einmütig im
Gebet" und warteten auf die Ausgießung des Heiligen Geistes. Der Herr
Jesus war bereits gen Himmel aufgefahren. Marias Rolle als Mutter war
beendet, aber sie fuhr fort in ihrer Rolle als Schwester in Christus. Die
Bibel spricht von Maria als einer besonders gesegneten Frau, denn sie trug
in ihrem Leib das Kind Jesus, ihren und unseren Heiland. In diesem Punkt
gehe ich mit Ihnen völlig einig.
Dieser Diskussionsbeitrag von Monika von Sury zeigt die
Situation aus der Sicht einer Frau und Mutter und lässt einen Hintergrund erkennen,
welchen Männer wahrscheinlich nicht so klarsehen würden.
Nachfolgend nun einige weitere Kommentare zur Darstellung der Maria in der
katholischen Kirche.
Die Verehrung der Maria wird schon aus den ersten Jahrhunderten berichtet. Der
antike heidnische Kult der Muttergöttinnen wird bei der Entwicklung des
Marienkultes in diesen ersten Jahrhunderten besonders hervorgehoben. Seit dem
Konzil zu Ephesus (431) drang der Marienkultus in die Theologie ein. Dort wurde
bereits die Lehre der Maria als "Gottesgebärerin" verkündigt. Nach der
Liturgiegeschichte scheint die römische Kirche vor dem 7. Jahrhundert kein Fest
der Maria begangen zu haben. Nach dem 7. Jahrhundert setzt eine völlig
unbiblische Verehrung und Vergötterung der Maria ein. Seit dem 12. Jahrhundert
betet man das "Ave Maria". Die Marienfeste waren seit etwa 1140 um das "Fest
der unbefleckten Empfängnis" vermehrt worden. Im 12. Jahrhundert kam auch das
Rosenkranzgebet auf. Im Mittelalter waren dann bereits weite Bereiche des
chrislichen Lebens von dem Strom des Marienkultes überschwemmt. Marienkirchen
mir Marienreliquien, Marienfeste, neue Marienlitaneien, Marienprozessionen,
Marienorden, Marienklöster, Marienmystik, Marienbruderschaften, Mariengilden,
Mariengelöbnisse, Marienhilfe, Marienwunder ohne Zahl.
Die Entwicklung führte zu den bekannten unbiblischen Lehren von Maria: Sie
gebar Jesu unversehrt (was einzig richtig ist) und ist stets Jungfrau geblieben,
sie blieb vor Sünde bewahrt, auch bei ihrer Empfängnis blieb sie von der
Erbsünde unbefleckt (Dogma von 1854). Dies meint, dass Maria von ihrer Mutter,
der Anna, ohne Erbsünde empfangen wurde und ist der Versuch einer Nachahmung
der göttlichen Geburt Jesu Christi. Schließlich wurde sie mit Leib und Seele
in den Himmel genommen (Dogma 1950). Maria wird als die "Mittlerin aller
Gnaden" bezeichnet und wurde sogar "Miterlöserin" genannt.
Das Engelwort aus Lk 1,28 an die "begnadigte" Jungfrau wurde mit "gratia
plena". mit "voll der Gnade" übersetzt, so dass Maria praktisch die
Gnadenfülle für alle hat, die sie anrufen. Bernhard von Clairvaux setzte in
das Wort Jesu: "Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen!" (Jh
6,37) Maria ein. Seitdem ist Maria die nie eine Bitte versagende Gottesmutter.
Entgegen der klaren biblischen Aussage von unserem Herrn Jesus als dem Haupt der
Gemeinde, seines Leibes, von dem alle Gnadengaben kommen, trifft Papst Leo
XIII. die Aussage: "Wie niemand zum Vater im Himmel kommen kann als durch
den Sohn, so ähnlich kann niemand zu Christus kommen als durch seine Mutter".
Diese Aussage wird von Papst Pius X. in der Weise erläutert, dass er das
Bild von Christus dem Haupt und der Kirche als seinen Leib, so ergänzt, dass
"Maria der Hals ist, ohne dem keine Verbindung besteht zwischen Haupt und
Gliedern."
Am 31. Oktober 1942 hielt Papst Pius XII. aus Anlass der 25-Jahrfeier der
Erscheinungen in Fatima eine Rundfunkansprache an das portugiesische Volk, die
mit einem Weihegebet schloss: "Königin des heiligen Rosenkranzes, Hilfe der
Christen, Zuflucht des menschlichen Geschlechts, Siegerin in allen Schlachten
Gottes! Flehend werfen wir uns vor Deinem Thron nieder. Wir kommen voll
Vertrauen, dass wir Barmherzigkeit, Gnade und rechte Hilfe in unseren
Bedrängnissen erlangen. Wir vertrauen nicht auf unsere Verdienste, sondern
einzig auf die unendliche Güte Deines mütterlichen Herzens. Dir und Deinem
unbefleckten Herzen vertrauen wir uns an und weihen wir uns in dieser
verhängnisvollen Stunde der menschlichen Geschichte. (…) Gib der Welt den
Frieden der Waffen und den Frieden der Seelen. (…) So weihen wir uns auf ewig
auch Dir, Deinem unbefleckten Herzen, O Mutter und Königin der Welt."
Dieses Weihegebet wurde im "Kirchlichen Anzeiger für die Diözese Aachen und
Köln" vom 15. 1. 1943 veröffentlicht mit dem Kommentar:
"Der Heilige Vater hat den Gläubigen, die dieses Gebet andächtig verrichten,
einen Ablass von drei Jahren zu verleihen geruht; wer es jeden Tag betet,
erhält zu den gewöhnlichen Bedingungen einen vollkommenen Ablass, der einmal
im Monat gewonnen werden kann."
Dies zur Behauptung mancher katholischer Kreise, Maria werde in
der katholischen Kirche nur verehrt und nicht angebetet. Mit den obigen Aussagen
ist auch klar, dass die Maria in der katholischen Kirche die Sünden (Ablass)
vergeben kann – wenn man nur oft genug zu ihr betet.
Aber a propos Ablass: den gibt es auch aus katholischer Sicht weder in
der Bibel noch in der schriftlichen Tradition. Daher bekommt man zur Antwort,
dass dies in der "mündlichen" Tradition enthalten sei. So geht das
natürlich auch.
Man könnte nun argumentieren, dass dies Irrtümer waren, welche
in jeder Religion vorkommen und welche im Laufe der Jahrhunderte korrigiert
werden. Doch hier ist die katholische Kirche in ihren eigenen Dogmen gefangen.
Nachdem Papst Pius IX. im Jahre 1870 auf dem ersten Vatikanischen Konzil, das
Dogma von der Unfehlbarkeit der Päpste verkündet hat – entgegen einer Gruppe
von Kardinälen, welche auf die offensichtlichen Fehler von Päpsten wie
Virgilius (hat sich die Papstwürde erkauft) und Honorius I. (wurde
anathematisiert) hinwiesen -, würden Irrtümer der Kirche – ob vorher oder
nachher – diesem Dogma widersprechen und können daher nach katholischer
Glaubenslehre nicht möglich sein.
John Waterfield: Ich selbst würde die Doktrin der
Unfehlbarkeit in einem sehr breiten Sinn interpretieren, als Hinweis darauf,
dass die Kirche im Endeffekt in wesentlichen Zusammenhängen nicht irren
kann. Dies schließt nicht die Moraltheologie ein – Empfängnisverhütung,
Mischehen, Scheidung und ähnliche Themen – wo die Kirche versucht
Richtlinien festzulegen, aber nicht immer gut beraten ist. Es tut mir Leid:
ich glaube fest an die reale Gegenwart im Sakrament der Messe und an die
Marianische Theologie, auch wenn ich mir bewusst bin, dass der
Schriftnachweis für das Letztere zumindest dürftig ist und ich muss mich
hier auf die Position zurückziehen, dass die Kirche mit der Einführung der
Feste von Fronleichnam and Mariä Himmelfahrt nur offiziell zum Ausdruck
brachte, was sich in Geist und Herzen der Gläubigen über Jahrhunderte
durch die Eingebung des Heiligen Geistes entwickelt hatte.
Hier bin ich Ihnen sehr dankbar für diesen Hinweis. Es lässt
sich nämlich am Beispiel der Marianischen Theologie die eigentliche Zielsetzung
des katholischen Systems demonstrieren.
Wie Sie richtig sagen, ist der Schriftnachweis für die Marianische Lehre "dünn"
- ich würde sagen: nicht vorhanden. Dennoch wurde erst vor wenigen Jahrzehnten,
im Jahre 1950, von Papst Pius XII. das Dogma der "Himmelfahrt der Jungfrau
Maria" (volkstümlich: Mariä Himmelfahrt) verkündet. Nicht ganz 100 Jahre
davor, im Jahre 1854, hat Papst Pius IX. die Lehre von der "unbefleckten
Empfängnis der Maria" zum Dogma erhoben. Diese letzte Lehre besagt, dass
Maria von ihrer Mutter, der Anna, ebenso jungfräulich (!) – also durch den
Heiligen Geist – geboren worden sei, wie Maria ihren Sohn, unseren Herrn,
empfangen und geboren hat.
Beide Lehren haben in der Bibel keine Grundlage – darum mussten sie ja zu Dogmen
erhoben werden -, verfolgen aber einen gemeinsamen Zweck: mit der Maria der
katholischen Kirche sollte eine Kopie des Sohnes Gottes in der "Mutter Gottes"
geschaffen werden. Nach der jungfräulichen Geburt durch den Heiligen Geist im
Dogma von der "unbefleckten Empfängnis", wurde dann 1950 auch noch
Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn der Maria angedichtet. Damit hat sich die
katholische Kirche unter dem Namen der Maria einen eigenen katholischen Götzen
geschaffen.
John Waterfield: Dies ist nun tatsächlich falsch.
Das Dogma der unbefleckten Empfängnis sagt nichts über eine jungfräuliche
Geburt. Allerdings ist diese falsche Auffassung weit verbreitet -
ursprünglich offensichtlich von Leuten ausgestreut, für welche Sex und
Sünde identisch waren.
Monika von Sury: Es ist richtig, dass das Dogma von
der unbefleckten Empfängnis die Freiheit von der Erbsünde postuliert. Aber
es besagt auch, dass Christus aufgrund dieser jungfräulichen Geburt dem
allgemeinen Gesetz der Erbsünde nicht anheimgefallen ist.
Genauso ist es! Es gibt nach der Schrift keine andere
Möglichkeit, um von der Erbsünde unbefleckt geboren zu werden, als eine
Zeugung durch den Heiligen Geist. Ein menschliches Elternpaar kann immer nur
Menschen zeugen, nicht Götter.
John Waterfield: Nun ja, es war kaum zu erwarten,
dass es einem von uns beiden gelingen würde, den anderen zu überzeugen.
Obwohl ich sagen muss, dass Ihre Argumente sehr viel Konsistenz haben und
Sie sie mit Ihrem üblichen Nachdruck einbringen. Ich sehe durchaus, wie aus
Ihrer Sicht alles zusammenhängt. Tatsächlich habe ich bereits die meisten
Ihrer Antworten in Gedanken vorausgesehen – besonders hinsichtlich der
Schriftstellen, welche ich zitiert habe: natürlich ist mir bewusst, dass
sie auf eine unterschiedliche Art interpretiert werden können und aus Ihrem
Blickwinkel gar nicht anders gesehen werden können. Es war mir jedoch ein
Anliegen festzustellen, dass es der katholischen Position nicht völlig an
Schriftbeweisen ermangelt.
Ich bin weit davon entfernt, der katholischen Kirche jeden
Schriftbeweis abzusprechen. Im Gegenteil ist ja der gemeinsame Hintergrund in
der Schrift überhaupt erst die Grundlage dafür, dass wir über
unterschiedliche Interpretationen an anderen Stellen diskutieren können. Doch
wie ich aus vielen Diskussionen mit Katholiken weiß, unterziehen sich diese
Geschwister meist nicht der Mühe eines Bibelstudiums, um abschätzen zu
können, wo sie mit ihrer Argumentation schriftkonform agieren und wo sie eine
Privatmeinung – die weder die Bibel, noch die katholische Kirche lehrt -
vertreten.
John Waterfield: Natürlich kann das in Einzelfällen
so sein. Ich wünschte, die Katholiken, mit welchen Sie im Dialog standen,
wären mehr darauf vorbereitet gewesen, die Bibel zu studieren – denn was
kann wirklich hilfreicher oder gewinnbringender sein?
Trotzdem neige ich dem Gedanken zu, dass die Herzensbindung wichtiger ist,
als jede Form der intellektuellen Beharrnis. Und hier können Leute in
Glaubensdingen völlig verwirrt oder schlecht informiert sein, aber dennoch
Gott lieben – indem sie Gott an die erste Stelle und sich selbst an die
zweite stellen.
Hier sind wir durchaus einer Meinung: die Herzenstreue steht
über jeder Form des intellektuellen Beharrens. Allerdings darf man Herzenstreue
nicht als Euphemismus für Beliebigkeit und intellektuelles Beharren nicht als
disqualifizierende Bezeichnung für schriftgemäßen Glauben verwenden. Was
nützt die Treue des Herzens, wenn ich nicht weiß, wem ich treu sein muss? Und
wie kann ich einen Gott lieben, von dem ich nichts weiß und den ich nicht
kenne?
Ich stimme der Meinung durchaus zu, dass es schwierig ist, unter den vielen
religiösen Denominationen christlicher und nichtchristlicher Art den richtigen
Glauben – und den wahren Gott – zu finden. Doch die Lösung kann ja nicht sein,
dass man allen Religionen mit allen ihren Göttern ein bisschen Recht gibt,
sondern dass man sich der Mühe unterzieht, unter ihnen den einzig wahren
Glauben und den einzig wahren Gott zu suchen und zu finden.
In der Auseinandersetzung zwischen gläubigen Katholiken und bibelgläubigen
Christen geht es nicht um den Glauben an Gott. Das kann in beiden Fällen als
gegeben vorausgesetzt werden. Doch wie heißt es bei Jakobus:
Jak 2,19 Du glaubst, daß nur einer Gott ist?
Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern! Jak 2,19;
Es geht um den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, als
unseren einzigen Retter und Erlöser. Und hier sagt uns der Herr
Jesus selbst:
Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!
Jh 14,1 Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr
glaubt an Gott, glaubt auch an mich! Jh 14, 1;
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.
Jh 11,25 Jesus sprach zu ihr: Ich bin die
Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er
gestorben ist. Jh 11,25;
Wir werden einst in der Auferstehung nicht von Gott gerichtet
werden. Gott der Allmächtige richtet nicht, er hat das ganze Gericht dem Sohn
übergeben.
Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
Jh 5,22 Denn der Vater richtet auch niemand,
sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, 5,23 damit alle
den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt
den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Jh 5,22-23;
Der Vater hat dem Sohn Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.
Jh 5,26 Denn wie der Vater Leben in sich selbst
hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst; 5,27
und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen
Sohn ist. Jh 5,26-27;
Der Sohn ist also der einzige Mittler zwischen Gott und dem
Menschen. Es gibt sonst nichts und niemanden, der uns von unserer Sünde und
unserem Verderbnis erretten kann. Keine "Maria", keine "Heiligen", keine
Kirche.
Jeder, der – wie die katholische Glaubenskongregation in ihrer Erklärung "Dominus
Jesus" – behauptet, dass "die katholische Kirche die einzige, allein das
Heil vermittelnde Kirche" und Maria die einzige Mittlerin zwischen Gott
und den Menschen ist, beweist damit sicherlich nicht seine Herzenstreue
gegenüber unserem Herrn Jesus Christus, sondern hat sein Herz an Götzen
gehängt. Und diesen Umstand anhand der Schrift klar zu legen hat nichts mit
intellektuellem Beharrnis sondern mit schriftgebundenem Glauben und der Liebe zu
Gott und unserem Herrn Jesus Christus zu tun.
John Waterfield: Nachdem ich Ihre Bemerkungen über
‘Dominus Jesus’ und die vermuteten Ansprüche der katholischen Kirche auf
Exklusivität mit meinem Beichtvater in der Pfarrgemeinde gestern (12. 6.
05) diskutiert habe, freue ich mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr
Verständnis von ,Dominus Jesus’ eine sehr enge Interpretation ist, welche
in Wirklichkeit nicht der offiziellen katholischen Lehre entspricht.
Während die katholische Kirche sehr wohl glaubt, dass Gott auf eine
besondere Art in den Sakramenten dieser Kirche präsent ist, bestreitet sie
überhaupt nicht, dass die Gnade Gottes in anderen Kirchen und Religionen
und ebenso in den Herzen jener, welche nicht ausdrücklich einer bestimmten
Religion angehören, gegenwärtig ist (wie Paulus sagt: ‘denn die Liebe
Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen');.
Und wenn wir uns fragen, was mit dem Prinzip ‘extra ecclesiam nulla
salus’ [außerhalb der Kirche gibt es keine Rettung] gemeint ist,
müssen wir die Frage stellen – wie Fr Michael hervorhob – was die Kirche
eigentlich ausmacht? Die Kirche darf nicht nur mit der sichtbaren
Gemeinschaft der praktizierenden Katholiken und regelmäßigen
Messebesuchern identifiziert werden. Sondern die Kirche sollte als die
Gemeinschaft all derer, welche gerettet sein werden, gesehen werden – und
diese Gemeinschaft schließt zweifellos auch Leute ein, welche zu ihren
Lebenszeiten keine Katholiken oder auch Christen waren, welche
nichtsdestoweniger Mitglieder der triumphierenden Kirche im Himmel sein
werden.
Ob das nun Buddhisten oder Animisten oder Hindus waren; es können Leute
sein, welche einfach versucht haben, den Willen Gottes so zu tun, wie sie es
verstanden haben oder auch nur ein gutes Leben gemäß ihren Anschauungen zu
leben. Sie mögen Gott nie gekannt und sich niemals bewusst für Christus
entschieden haben, aber ihre menschliche Güte wird ihnen als Gerechtigkeit
angerechnet werden. Und im Effekt werden ihre Leben zeigen, dass sie
impliziten Glauben an Christus haben; und unser Herr wird sie erkennen und
sie dafür belohnen.
Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir
dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken?
Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und
bekleideten dich?
Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der
König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr
einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan. Mt
25,37-40
(Siehe auch den Diskurs 32: "Kommentar
zur Erklärung ,Dominus Jesus’: Die katholische Kirche ist die einzige allein das Heil vermittelnde Kirche.")
Die von Ihnen oben monierte enge Auslegung der Erklärung "Dominus
Jesus" der katholischen Glaubenskongregation ist nicht von mir, sondern wie
weiter oben ausgeführt vom katholischen General Kommissar des Heiligen Landes
Dik. St. Bertagnolli OFM, der seinerseits den ehemaligen Präfekten dieses
katholischen Offiziums, Kardinal Josef Ratzinger – jetzt Papst Benedikt XVI. -
interpretiert. Sollte Ihr Beichtvater hier eine gegenteilige Information haben,
würde mich das freuen.
(Siehe auch Diskurs 115: "Warum
Papst Benedikt zurücktreten musste."
Wenn Sie dann aber meinen, dass sich Buddhisten, Animisten oder Hinduisten beim
Letzten Gericht darauf werden ausreden können, dass sie "implizit" an
Christus geglaubt haben, dann unterliegen Sie m. E. der gleichen Illusion, wie
jene Pseudochristen, welche im Namen des Herrn sogar Wunderwerke getan haben.
Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!
Mt 7,22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen:
Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen
Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? 7,23 Und
dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir,
ihr Übeltäter! Mt 7,22-23;
Wenn also sogar Menschen, die Christus ihren Herrn nennen und in
seinem Namen geweissagt, Dämonen ausgetrieben und viele Wunderwerke getan
haben, vor dem Herrn im Gericht keine Gnade finden, weil sie das alles nicht zur
Ehre des Christus, sondern zu ihrer eigenen Ehre getan haben, um wie viel mehr
wird der Herr jene abweisen, welche ihn gar nicht gekannt haben – ja gar nicht
kennen wollten.
Hier gilt ein für alle Mal jenes Prinzip, welches uns unser Herr in seinem
Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums hinterlassen hat:
Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.
Mk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die
ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! 16,16 Wer
gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber
ungläubig ist, wird verdammt werden. Mk 16,15-16;
Diese Gerechten beim Letzten Gericht, aus Mt 25,37-40
schließlich, welche Sie oben zitieren, sind daher auch nicht jene Menschen, die "Gott
nie gekannt und sich niemals bewusst für Christus entschieden haben", wie Sie
meinen, sondern das sind gläubige und getaufte Christen, die anderen Christen –
ihren Brüdern in Christus – geholfen und ihnen Gutes getan haben.
Jene Leute aber, welche Sie und die katholische Kirche scheinheiligerweise unter diesen "geringsten
Brüdern" sehen wollen, sind Gottlose, die "Gott nie gekannt" haben, und
daher in die Hölle fahren werden, wenn sie sich nicht zu Jesus Christus bekehren.
Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Jh 14,6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und
die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Jh 14, 6;
Jh 3,18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet;
wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den
Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Jh 3,18;
Jh 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges
Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern
der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Jh 3,36;
John Waterfield: Ja, wir werden einander wohl nicht
überzeugen können, aber vielleicht ist die Differenz ein positiver Aspekt,
den man auch bejahen kann? Vielfalt ist schließlich eine göttliche
Eigenschaft auch, und Einstimmigkeit ist nicht unbedingt eine Tugend.
Mit Ihnen in der Liebe des Herrn verbunden,
John Waterfield
Obwohl die katholische Kirche die biblische Lehre der eigenen,
katholischen Lehre – der "Tradition" – offiziell als gleichgestellt
bezeichnet, werden die Aussagen der Heiligen Schrift in der Argumentation von
den Katholiken meist negiert.
Doch gerade bei dieser Diskussion mit Ihnen hatte ich die Hoffnung, auf Basis
der Bibel zu einer halbwegs gemeinsamen Auffassung zu gelangen. Dass dies in
weiten Bereichen nicht möglich war, lässt darauf schließen, dass sich an der
Spaltung seit Luther offensichtlich nichts geändert hat.
Gleichwohl ich der Meinung bin, dass eine derartige Differenz im Christentum
alles andere als ein positiver Aspekt ist, teile ich doch Ihre Ansicht, dass
Vielfalt ein von Gott gewollter Zustand ist, um den Menschen die Möglichkeit
zur Prüfung und zur Auswahl zu bieten.
In diesem Sinn bedanke ich mich bei Ihnen und Frau Dr. von Sury für Ihre
Beiträge und verbleibe
verbunden mit Ihnen in unserem Herrn Jesus Christus
Fritz Horak