Diskurs 79 – Die Geschwister Jesu – war Maria die "allzeit Jungfräuliche"?




Die Lehre der katholischen Kirche von der Jungfrau Maria. / Katechismus, Libreria Editrice Vaticana 2003

Die evangelische Sicht der Mutter des Herrn. / Lexikon zur Bibel, Fritz Rienecker 1974

Tabelle – Maria, die Mutter des Herrn und ihre Söhne.

Tabelle – Die Frauen in der Umgebung Jesu.

Tabelle – Die Beinamen der zwölf Apostel.


(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Die Lehre der katholischen Kirche von die Jungfrau Maria / Katechismus, LEV 2003)

Ein vertieftes Verständnis ihres Glaubens an die jungfräuliche Mutterschaft Marias führte die [katholische] Kirche zum Bekenntnis, dass Maria stets wirklich Jungfrau geblieben ist, auch bei der Geburt des menschgewordenen Gottessohnes. Durch seine Geburt hat ihr Sohn "ihre jungfräuliche Unversehrtheit nicht gemindert, sondern geheiligt". Die Liturgie der [katholischen] Kirche preist Maria als die "allzeit Jungfräuliche".

Man wendet manchmal dagegen ein, in der Schrift sei von Brüdern und Schwestern Jesu die Rede. Die [katholische] Kirche hat diese Stellen immer in dem Sinn verstanden, dass sie nicht weitere Kinder der Jungfrau Maria betreffen. In der Tat sind Jakobus und Josef, die als "Brüder Jesu" bezeichnet werden (Mt 13,55), die Söhne einer Maria, welche Jüngerin Jesu war und bezeichnenderweise "die andere Maria" genannt wird (Mt 28,1). Gemäß einer bekannten Ausdrucksweise des Alten Testaments handelt es sich dabei um nahe Verwandte Jesu.

(Katechismus der katholischen Kirche, Die Jungfräulichkeit Marias, S 158, Libreria Editrice Vaticana 2003)



Die Autoren des katholischen Katechismus gehen also davon aus, dass jene Texte der Bibel, welche von Brüdern und Schwestern Jesu sprechen, nicht Geschwister des Herrn betreffen, sondern Kinder einer Jüngerin Jesu, welche die "andere Maria" genannt wurde. Um diese Annahme auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen, wollen wir diese andere Maria in der Schrift lokalisieren und identifizieren. Zuerst einmal die oben zitierten Schriftstellen in ihrem Kontext:

Die Brüder und Schwestern Jesu in Nazareth.

Mt 13,55 Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 13,56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher hat er nun dies alles? Mt 13,55-56;

In der Dämmerung des ersten Wochentages kam Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen.

Mt 28,1 Aber spät am Sabbat, in der Dämmerung des ersten Wochentages, kam Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen. 28,2 Und siehe, da geschah ein großes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam aus dem Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Mt 28, 1- 2;


Der obige Text aus Mt 28,1 zeigt die beiden Frauen Maria Magdalena und die andere Maria am leeren Grab. Unmittelbar davor, in Mt 27,61 erwähnt Matthäus gleichfalls diese andere Maria. Es ist diesmal der Bericht über die Grablegung durch Josef von Arimathäa, wo diese beiden Frauen ebenfalls anwesend waren.

Es waren aber dort Maria Magdalena und die andere Maria, die dem Grab gegenüber saßen.

Mt 27,57 Als es aber Abend geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathäa, mit Namen Josef, der selbst auch ein Jünger Jesu war. 27,58 Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, den Leib zu übergeben. 27,59 Und Josef nahm den Leib und wickelte ihn in ein reines Leinentuch 27,60 und legte ihn in seine neue Gruft, die er in den Felsen ausgehauen hatte; und er wälzte einen großen Stein an die Tür der Gruft und ging weg. 27,61 Es waren aber dort Maria Magdalena und die andere Maria, die dem Grab gegenüber saßen. Mt 27,57-61;


Die Feststellung im obigen katholischen Kommentar, dass diese andere Maria zwei Söhne, nämlich Jakobus und Josef hatte, beruht nun auf der dritten diesbezüglichen Aussage bei Matthäus, wieder unmittelbar vor dem obigen Text, in Mt 27,56.

Unter ihnen waren Maria Magdalena und Maria, des Jakobus’ und Josefs Mutter, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.

Mt 27,54 Als aber der Hauptmann und die, die mit ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und das, was geschah, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn! 27,55 Es sahen aber dort viele Frauen von weitem zu, die Jesus von Galiläa nachgefolgt waren und ihm gedient hatten; 27,56 unter ihnen waren Maria Magdalena und Maria, des Jakobus’ und Josefs Mutter, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. Mt 27,54-56;


Wir befinden uns hier nach dem Tod des Herrn am Kreuz und auch hier waren Maria Magdalena und die andere Maria dabei und sahen von weitem gemeinsam mit der Mutter der Zebedäiden und vielen anderen Frauen zu. Und hier konkretisiert Matthäus, dass diese Maria, welche er dann in der Folge nur mehr "die andere Maria" nennt, die Mutter des Jakobus und des Josefs ist. Dies wird uns auch in den Parallelstellen bei Markus ganz ausdrücklich bestätigt.

Maria, Jakobus des Kleinen und Joses’ Mutter.

Mk 15,40 Es sahen aber auch Frauen von weitem zu, unter ihnen auch Maria Magdalena und Maria, Jakobus des Kleinen und Joses’ Mutter, und Salome, 15,41 die, als er in Galiläa war, ihm nachfolgten und ihm dienten, und viele andere, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgekommen waren. Mk 15,40-41;

Maria, die Mutter des Joses.

Mk 15,42 Und als es schon Abend geworden war – es war nämlich Rüsttag, das ist der Vorsabbat – 15,43 kam Josef von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der selbst auch das Reich Gottes erwartete, und er wagte es und ging zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu. 15,44 Pilatus aber wunderte sich, daß er schon gestorben sein sollte; und er rief den Hauptmann herbei und fragte ihn, ob er schon lange gestorben sei. 15,45 Und als er es von dem Hauptmann erfuhr, schenkte er Josef den Leib. 15,46 Und der kaufte feines Leinentuch, nahm ihn herab, wickelte ihn in das Leinentuch und legte ihn in eine Gruft, die in einen Felsen gehauen war, und er wälzte einen Stein an die Tür der Gruft. 15,47 Aber Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Joses, sahen zu, wohin er gelegt wurde. Mk 15,42-47;


Hier erfahren wir auch, dass Jakobus, der eine Sohn dieser anderen Maria, den Beinamen "der Kleine" trug. Dass der zweite Sohn Joses anstatt Josef genannt wird, ist eine Eigenart bei Markus und kommt insgesamt drei Mal in diesem Evangelium vor. Wenn wir nun Mt 27,54-56 weiter oben hier mit Mk 15,40 vergleichen, erkennen wir noch eine Besonderheit: Die Mutter der Söhne des Zebedäus – wie sie Matthäus in Mt 27,56 bezeichnet – wird hier bei Markus mit ihrem Namen "Salome" genannt.

Dies kommt auch hier unten, in Mk 16,1 zum Ausdruck, wo – ähnlich wie bei Mt 27,56 – wieder Maria Magdalena und (die andere) Maria, die Mutter des Jakobus (und des Joses/Josef) genannt werden. Während Matthäus als Dritte die Mutter der Söhne des Zebedäus ohne Namensnennung erwähnt, nennt Markus sowohl in Mk 15,40 als auch im Mk 16,1 hier unten, ihren Namen: Salome.

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle.

Mk 16,1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Mk 16, 1;


(Siehe auch die Tabelle am Ende des Dokuments: "Die Frauen in der Umgebung Jesu")

Und schließlich erhalten wir im Evangelium des Johannes noch eine weitere Information über diese andere Maria. In Jh 19,25-27 wird über den Tod des Herrn am Kreuz berichtet, wie auch oben, in Mt 27,56 und Mk 15,40. Ebenso wie Matthäus und Markus bestätigt auch Johannes – neben der Präsenz der Mutter Jesu - auch die Anwesenheit der Maria Magdalena. Während aber Matthäus dann die andere Maria als "Maria, des Jakobus’ und Josefs Mutter" und Markus als "Maria, die Mutter des Joses" bezeichnet, nennt sie Johannes "Maria, des Klopas Frau".

Seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena.

Jh 19,25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena. 19,26 Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! 19,27 Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich. Jh 19,25-27;


Dass Johannes hier – entgegen den anderen Evangelisten – die Mutter des Herrn auch erwähnt, rührt wahrscheinlich daher, dass er gemeinsam mit ihr sehr nahe, nämlich in Sprechdistanz am Kreuz standen (Jh 19,26), während die anderen Frauen "von weitem" (Mt 27,55; Mk 15,40) zusahen. Doch dann spricht Johannes auch von der "Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau und Maria Magdalena" und meint damit die Schwester der Mutter des Herrn. Allerdings ist man sich hier unter den Auslegern nicht einig, ob dies eine einzige Nennung sein soll, oder ob es sich um zwei Frauen handelt: die Schwester der Mutter des Herrn und die Maria, des Klopas Frau.

Aufgrund der Paralleltexte meinen die Einen, dass bei Matthäus und Markus genau an dieser Stelle Salome genannt wird, die Mutter des Johannes selbst, welche er aus Gründen der Zurückhaltung nicht namentlich nennen wollte und daher nur als Schwester der Mutter des Herrn erwähnt hat. Diese Seite argumentiert auch mit der plausiblen Überlegung, dass im anderen Fall in der Familie der Maria zwei Töchter mit dem selben Namen gewesen sein müssten, was eher unwahrscheinlich wäre.

Die andere Seite weist darauf hin, dass gerade Namensgleichheiten im ganzen NT bekannt sind und es deshalb auch die vielen Beinamen gibt. Auch sieht man in der Aussage: "die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau" keinerlei Hinweis, dass es sich hier nicht um ein und dieselbe Person handeln sollte. 1) Sie sind daher der Meinung, es handle sich hier um Maria, des Klopas Frau, welche die Schwester der Mutter des Herrn gewesen sei. Und wenn man diese letzte Interpretation ins Auge fasst, sind die Söhne dieser Maria, nämlich Jakobus und Joses/Josef, Cousins des Herrn und bei oberflächlicher Betrachtungsweise könnte sich daraus durchaus eine Sicht ergeben, wie sie die eingangs zitierten katholischen Autoren vertreten.

Damit haben wir aber nun diese andere Maria schon recht genau identifiziert: sie war eine treue Jüngerin Jesu und stand ebenso wie Maria Magdalena beim Tod des Herrn am Kreuz und war bei seiner Grablegung durch Josef von Arimathäa und bei seiner Auferstehung und dem leeren Grab immer dabei. Sie war möglicherweise Schwester der Mutter des Herrn und hatte zwei Söhne: den Jakobus, der auch der Kleine genannt wurde und den Joses/Joseph. Und sie war die Frau des Klopas. Während wir also über die Mutter recht gut Bescheid wissen, haben wir über die Söhne noch sehr wenig Anhaltspunkte.

Ein Umstand, der uns hier weiterhelfen könnte, ist die Tatsache, dass diese Maria – außer bei Johannes - immer mit ihren Söhnen identifiziert wird. Es ist dies natürlich in erster Linie eine Hilfe für die Unterscheidung zur Maria, der Mutter des Herrn. Aber gerade um diese Unterscheidung zu gewährleisten, mussten die Söhne auch einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Jerusalemer Gemeinde gehabt haben. Daher könnte man davon ausgehen, dass die Söhne auch an anderen Stellen des NT genannt werden müssten. Und wenn wir uns nun unter den zwölf Aposteln des Herrn umsehen, finden wir zwei mit dem Namen Jakobus. Der eine ist der Sohn des Zebedäus und der Bruder des Johannes, der andere aber wird "Jakobus, der Sohn des Alphäus" genannt.

Jakobus, der Sohn des Alphäus und Thaddäus.

Mt 10,2 Die Namen der zwölf Apostel aber sind diese: Der erste Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, sein Bruder; und Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; 10,3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; 10,4 Simon, der Kananäer, und Judas, der Iskariot, der ihn auch überlieferte. Mt 10, 2- 4;

Mk 3,16 Und er berief die Zwölf, und er gab dem Simon den Beinamen Petrus; 3,17 und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und er gab ihnen den Beinamen Boanerges, das ist Söhne des Donners; 3,18 und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Thaddäus und Simon, den Kananäer, 3,19 und Judas Iskariot, der ihn auch überlieferte. Mk 3,16-19;


Die Möglichkeit, dass dieser Jakobus nun der Sohn unserer anderen Maria wäre, scheint an dem Umstand zu scheitern, dass er als Sohn des Alphäus bezeichnet wird, während bei der anderen Maria ja Klopas als Mann genannt wird. Diesen Widerspruch kann aber der evangelische Theologe und Pfarrer Fritz Rienecker aufklären. In seinem umfangreichen Lexikon zur Bibel schreibt er:

"Klopas ist ... eine griechische Form des aramäischen Namens Chalpai, der auch als Alphäus wiedergegeben werden kann. Klopas wäre dann identisch mit Alphäus, dem Vater des Apostels Jakobus."
(Fritz Rienecker, evangelischer Theologe, Autor und Pfarrer, Lexikon zur Bibel 1974, S779)


Damit hätten wir einen Zusammenhang zwischen dem Apostel Jakobus, Sohn des Alphäus, und der anderen Maria, Frau des Klopas/Alphäus. Wir haben aber unter den Zwölfen noch einen Apostel, welcher mit der anderen Maria verwandt zu sein scheint. Ähnlich wie bei Petrus und seinem Bruder Andreas oder Jakobus, dem Zebedäiden, und seinen Bruder Johannes, wird auch gemeinsam mit Jakobus, dem Sohn des Alphäus, in den Apostellisten oben bei Matthäus und Markus immer auch ein "Thaddäus" genannt.

Wenn wir uns nun die Aufzählung bei Lukas und in der Apostelgeschichte ansehen, sehen wir, dass dieser Apostel dort nicht als Thaddäus, sondern als "Judas, der Sohn des Jakobus" bezeichnet wird. Daraus ist zu erkennen, dass Thaddäus – offensichtlich zur Unterscheidung von Judas Iskariot – nur ein Beiname des Judas, Sohn des Jakobus war und daher offensichtlich beide, Jakobus der Vater (und Sohn der anderen Maria) und sein Sohn Judas unter den zwölf Aposteln waren. In älteren Handschriften hat dieser Judas sogar noch einen dritten Beinamen: in Mt 10,3 wird er dort "Lebbäus, mit dem Beinamen Thaddäus" genannt.

Judas, des Jakobus Sohn.

Lk 6,13 Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte: 6,14 Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder, und Jakobus und Johannes und Philippus und Bartholomäus 6,15 und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon, genannt Eiferer, 6,16 und Judas, des Jakobus Sohn, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Lk 6,13-16;

Judas, der Sohn des Jakobus.

Apg 1,13 Und als sie hineingekommen waren, stiegen sie hinauf in den Obersaal, wo sie sich aufzuhalten pflegten: sowohl Petrus als Johannes und Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Eiferer, und Judas, der Sohn des Jakobus. 1,14 Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit einige Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. Apg 1,13-14;


Und schließlich wäre es durchaus möglich, dass sich noch ein weiterer Sohn dieser Familie unter den Aposteln befunden hat. Der Apostel Matthäus, welcher weiter oben, in Mt 10,3, mit dem Beinamen "der Zöllner" genannt wird, hieß tatsächlich Levi, wie wir bei seiner Berufung in Mk 2,14 und Lk 5,27 erfahren.

Die Berufung Levi, des Zöllners.

Lk 5,27 Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner, mit Namen Levi, am Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! 5,28 Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach. 5,29 Und Levi machte ihm ein großes Mahl in seinem Haus; und da war eine große Menge von Zöllnern und anderen, die mit ihnen zu Tisch lagen. 5,30 Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten gegen seine Jünger und sprachen: Warum eßt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern? 5,31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; 5,32 ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße. Lk 5,27-32;

Levi, der Zöllner, ein Sohn des Alphäus.

Mk 2,13 Und er ging wieder hinaus an den See, und die ganze Volksmenge kam zu ihm, und er lehrte sie. 2,14 Und als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zollhaus sitzen. Und er spricht zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. 2,15 Und es geschieht, daß er in seinem Hause zu Tisch lag, und viele Zöllner und Sünder lagen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch, denn es waren viele, und sie folgten ihm nach. 2,16 Und als die Schriftgelehrten der Pharisäer ihn mit den Sündern und Zöllnern essen sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Mit den Zöllnern und Sündern ißt er? 2,17 Und Jesus hörte es und spricht zu ihnen: Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder. Mk 2,13-17;


Und nun nennt ihn Markus oben, in Mk 2,14, ebenfalls einen Sohn des Alphäus. Man kann daher durchaus davon ausgehen, dass man auch diesem Vater des Apostels Matthäus zur Unterscheidung einen Beinamen angefügt hätte, wenn er mit dem Alphäus, Vater des Apostels Jakobus nicht identisch gewesen wäre. Nachdem dies nicht geschehen ist, ist die Annahme berechtigt, dass es sich um denselben Alphäus handelt und daher die Apostel Jakobus und Matthäus (Levi) seine Söhne waren.

(Siehe auch die Tabelle am Ende des Dokuments: "Die Beinamen der zwölf Apostel.")

Abschließend zum Thema der anderen Maria und ihrer Familie eine Übersicht der gefundenen Zusammenhänge in Tabellenform.

Die andere Maria und ihre Söhne.


Maria, die Mutter des

(Mk 15,40. 47; Mk 16,1; Mt 27,56; Lk 24,10)


Maria, Frau des Klopas (Alphäus)

(Jh 19,25)


Die Apostel

(Mt 10,3; Mk 3,18; Lk 6,15-16; Apg 1,13)


Jakobus (des Kleinen)

Joses (Josef)










die Schwester der Mutter des Herrn




Die andere Maria

(Mt 27,61)









Jakobus,
Sohn des Alphäus

Judas (Thaddäus),
Sohn des Jakobus




Levi (Matthäus),
Sohn des Alphäus





Anhand dieser Analyse konnte also zumindest das Umfeld der Maria, Frau des Klopas/Alphäus etwas näher beleuchtet und von jenem der Maria, Mutter des Herrn, abgegrenzt werden. Dies ist allerdings noch lange kein Beweis dafür, dass Jesus keine Geschwister gehabt hätte. Im Gegenteil, durch diese Abgrenzung ist es erst möglich, sich auf jene Personen zu konzentrieren, welche tatsächlich die Söhne der Maria und Brüder des Herrn waren und jene auszuschließen, welche als Söhne des Alphäus und der anderen Maria zu erkennen sind.

Die eingangs zitierte katholische Argumentation geht nun davon aus, dass jene Texte der Bibel, welche von Brüdern und Schwestern Jesu sprechen, nicht die Maria, die Mutter des Herrn betreffen, sondern ganz einfach nahe Verwandte sind. Um diese Annahme verifizieren zu können, sehen wir uns einige dieser Stellen an:

Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich zu sprechen.

Mt 12,46 Als er aber noch zu den Volksmengen redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten ihn zu sprechen. 12,47 Und es sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich zu sprechen. 12,48 Er aber antwortete und sprach zu dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? 12,49 Und er streckte seine Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, meine Mutter und meine Brüder! 12,50 Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. Mt 12,46-50;

Die Brüder und Schwestern Jesu in Nazareth.

Mt 13,55 Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 13,56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher hat er nun dies alles? Mt 13,55-56;


Der Hinweis, dass – ähnlich wie im Hebräischen – auch der hier verwendete griechische Ausdruck für Bruder (adelphos) sowohl Bruder als auch naher Verwandter bedeuten kann, ist durchaus richtig. Doch kennen wir diese unspezifische Anwendung des Begriffes "Bruder" ja durchaus auch im Deutschen: Wir sagen auch "er war mir wie ein Bruder" oder "er ist ein Bruder in Christus", ohne dass damit tatsächlich leibliche Geschwister gemeint wären. Und ebenso wie im Deutschen aufgrund des Satzzusammenhangs erkannt werden kann, dass es sich hier nicht um leibliche Brüder handelt, gibt auch im Griechischen der Kontext darüber Auskunft, welcher Verwandtschaftsgrad hier tatsächlich vorliegt.

Allerdings wird dann im katholischen Katechismus der Eindruck erweckt, als ob es im Griechischen für "Verwandte" einen entsprechenden Begriff gar nicht geben würde und die Schreiber daher für die Benennung naher Verwandter die Bezeichnung "Brüder" zwangsläufig verwenden mussten. Dies ist jedoch nicht so. Das Wort "syngeneis" bezeichnet im Griechischen genau jene nahen Verwandten, welche der katholische Katechismus unter "Brüder" subsumieren will. Ein treffendes Beispiel dafür finden wir in Lk 21,16:

Eltern und Brüder und Verwandte.

Lk 21,16 Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden einige von euch töten; Lk 21,16;


Wir haben hier die Begriffe "Eltern" (grie.: geneis), "Bruder" (grie.: adelphos) und "Verwandte" (grie.: syngeneis). Und dieser Terminus syngeneis (Verwandte) ist hier auch kein Einzelfall, sondern wird im NT relativ häufig gebraucht, so z.B. in Lk 1,36; 1,58; 2,44; 14,12; Apg 10,24; Röm 16,7.11.21 etc. etc. Es besteht daher überhaupt keine Ursache zur Annahme, die Evangelisten hätten in Mt 12,47 und Mk 3,32  mit dem Satz:

"Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich"

in Ermangelung einer entsprechenden griechischen Bezeichnung für "Verwandte" einfach die Ausdrücke "Brüder" und "Schwestern" gewählt.

Aufgrund des oben erwähnten Kriteriums des Satzzusammenhangs, also der vorherigen Erwähnung der Mutter und der ausdrücklichen Spezifizierung "deine Brüder und deine Schwestern", ist zu erkennen, dass es sich hier tatsächlich um die leiblichen Geschwister des Herrn, die Söhne und Töchter seiner Mutter Maria handelt. Auch würde gerade die Aussage des Herrn oben, in Mt 12,50, "Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter" seine Brisanz verlieren, wenn dies nicht tatsächlich seine leiblichen Geschwister gewesen wären. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Brüder mit Jakobus, Josef, Simon und Judas, den in Mt 13,55 genannten Söhnen der Maria, identisch sein können. Der bekannte evangelische Theologe, Autor und Pfarrer Fritz Rienecker beantwortet diese Frage eindeutig positiv.



(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Die evangelische Sicht der Mutter des Herrn. / Lexikon zur Bibel, FR 1974)

Bereits in sehr früher Zeit bestanden Meinungsverschiedenheiten über die Frage, was unter Brüdern in dieser Beziehung zu verstehen war. Die röm. Kirche lehrt noch immer, daß Maria ihr Leben lang Jungfrau blieb und dass die im NT genannten Brüder Jesu eigentlich seine Verwandten waren. Sonst nimmt man allgemein mit Recht an, daß es sich bei diesen Brüdern um Kinder von Josef und Maria handelt, die nach der Geburt Jesu geboren wurden. Als Brüder werden Jakobus, Josef, Simon und Judas genannt. Anfänglich glaubten sie nicht an den göttlichen Auftrag Jesu (Joh 7,5), doch nach der Auferstehung wurde das anders. Jesus erschien dem Jakobus (1Kor 15,7). Die Brüder des Herrn waren mit Maria im Apostelkreis (Apg 1,14). Jakobus übernahm die Leitung der Gemeinde zu Jerusalem, als die Apostel die Stadt verlassen hatten (Apg 12,17;15,13). Er ist der Schreiber des Jakobusbriefes (Jak 1,1), Judas der Schreiber des Judasbriefes (Jud 1). Von Josef (in einigen Hss. auch Jose oder Joses gen., vgl. Mk 15,47) und Simon ist nichts weiter bekannt.

(Fritz Rienecker, evangelischer Theologe und Pfarrer, Lexikon zur Bibel 1974, S148)



Es gibt im Wesentlichen drei Gründe für die immer wieder auftretenden Verwechslungen zwischen den Söhnen der Maria, Mutter des Herrn und jenen der anderen Maria, Frau des Klopas/Alphäus. Einerseits verleitet der gleiche Name manche oberflächliche Leser zur falschen Annahme, es würde sich um die selbe Person handeln. Andererseits haben beide Frauen Söhne mit dem Namen Jakobus und Josef und es wird auch oft Judas, der Bruder des Herrn, mit dem Apostel Judas, dem Sohn des Jakobus und Enkelsohn der Frau des Klopas/Alphäus verwechselt, der zur noch größeren Verwirrung in Mt 10,3 und Mk 3,18 nicht Judas sondern Thaddäus genannt wird.

Dies geht sogar so weit, dass manche Übersetzungen – sichtlich in der irrigen Meinung, es würde sich hier um den Schreiber des Judasbriefes handeln – Lk 6,16 mit "Bruder des Jakobus" übersetzen (z.B. Elberfelder, King James, Darby), anstatt richtigerweise mit "Sohn des Jakobus" (so etwa Luther, Herder, Jubiläumsbibel, NAS, RSV), wie das auch in Apg 1,13 nachzulesen ist. Und dies, obwohl an dieser Stelle im griechischen Originaltext die Bezeichnung "Bruder" (grie.: adelphos) nirgendwo enthalten ist und daher nach griechischem Lesart hier tatsächlich "Sohn des Jakobus" zu übersetzen ist.


Schließlich führt auch die Anmerkung des Paulus in Gal 1,19, er habe keinen anderen der Apostel außer Jakobus, den Bruder des Herrn gesehen, zu falschen Schlussfolgerungen.

Keinen anderen der Apostel aber sah ich außer Jakobus, den Bruder des Herrn.

Gal 1,18 Darauf, nach drei Jahren, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. 1,19 Keinen anderen der Apostel aber sah ich außer Jakobus, den Bruder des Herrn. Gal 1,18-19;


Diese Aussage des Paulus, dass er außer Jakobus "keinen anderen der Apostel" gesehen hat, scheint darauf hinzuweisen, dass dieser Jakobus, der Bruder des Herrn, ein Apostel war und er müsste demnach bei der wiederholten Aufzählung der zwölf Apostel im NT zu identifizieren sein. Wenn wir uns nun die Namen der zwölf Apostel ansehen, erkennen wir zwei mit dem Namen Jakobus.

Die zwölf Apostel.

Mt 10,2 Die Namen der zwölf Apostel aber sind diese: Der erste Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, sein Bruder; und Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; 10,3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus [Judas, des Jakobus Bruder]; 10,4 Simon, der Kananäer, und Judas, der Iskariot, der ihn auch überlieferte. Mt 10, 2- 4;

Mk 3,16 Und er berief die Zwölf, und er gab dem Simon den Beinamen Petrus; 3,17 und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und er gab ihnen den Beinamen Boanerges, das ist Söhne des Donners; 3,18 und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Thaddäus [Judas, des Jakobus Bruder] und Simon, den Kananäer, 3,19 und Judas Iskariot, der ihn auch überlieferte. Mk 3,16-19;

Lk 6,13 Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte: 6,14 Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder, und Jakobus und Johannes und Philippus und Bartholomäus 6,15 und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon, genannt Eiferer, 6,16 und Judas, des Jakobus Bruder, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Lk 6,13-16;


Der erste Jakobus ist der Bruder des Apostels Johannes und beide sind sie Söhne des Zebedäus und seiner Frau Salome und er kann daher nicht Bruder des Herrn sein. Den zweiten Jakobus haben wir bereits weiter oben als den Sohn der Maria, Frau des Klops/Alphäus identifiziert und daher gilt für ihn das selbe Kriterium und auch er muss daher aus der näheren Wahl ausscheiden. Es gibt also unter den Zwölfen keinen Apostel mit dem Namen Jakobus, der Bruder des Herrn sein könnte. Nachdem aber diese namentliche Aufzählung der zwölf Apostel im NT mehrfach erfolgt und daher eine Unvollständigkeit oder Fehlerhaftigkeit ausgeschlossen werden kann, muss die Aussage des Paulus in Gal 1,19, dass der Jakobus, den er gesehen hatte, ein Apostel war, überprüft werden.

Der griechische Ausdruck apostolos für Apostel bedeutet soviel wie Gesandter, Bote und dieser Titel wurde vom Herrn den zwölf auserwählten Jüngern zugedacht. Jedoch auch Paulus nennt sich selbst immer wieder "Apostel Christi" und auch Barnabas, der sehr eng mit den Zwölfen zusammenarbeitete ohne jedoch einer der zwölf Apostel zu sein, wird von Paulus in 1Kor 1,1 als "Apostel" bezeichnet. Es ist daher naheliegend, dass gerade Paulus, der den Begriff "Apostel" offensichtlich weiter gefasst hatte und auch außerhalb der Zwölfergruppe anwandte, in Jakobus einen Apostel gleich ihm selbst sah, der er eben auch nicht zu den Zwölfen gehörte.

Damit wissen wir zwar, dass der von Paulus in Gal 1,19 genannte Jakobus keiner der zwölf Apostel war, dass er jedoch ein Bruder des Herrn war lässt sich nicht leugnen ohne dem Paulus die Worte im Mund umzudrehen. Um nun weitere Details zu bekommen, müssen wir versuchen den Faden an einem anderen Ende aufzunehmen. Im Gegensatz zu den Söhnen der Maria, Frau des Klopas/Alphäus haben wir im NT einige Texte, welche eindeutig bezeugen, dass die Söhne der Maria, Mutter des Herrn, am Beginn seines Wirkens nicht an ihn glaubten und sich sogar von ihm distanzierten.

Da gibt es zuerst den Bericht in Mk 3,20-21 und 3,31-35. Man hat der Familie des Herrn zugetragen, dass er inmitten einer Volksmenge stand und das Reich Gottes predigte.

Und als seine Angehörigen es hörten, gingen sie los, um ihn zu greifen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.

Mk 3,20 Und er kommt in ein Haus. Und wieder kommt die Volksmenge zusammen, so daß sie nicht einmal Brot essen konnten. 3,21 Und als seine Angehörigen es hörten, gingen sie los, um ihn zu greifen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen. Mk 3,20-21;


Als seine Mutter, Brüder und Schwestern dies hörten, fanden sie kein Wort der Verteidigung, sondern stellten sich gleich auf die Seite der Verleumder und gingen sofort los, um ihn zu greifen und nachhause zu bringen.

Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich.

Mk 3,31 Und es kommen seine Mutter und seine Brüder; und sie standen draußen, sandten zu ihm und riefen ihn. 3,32 Und eine Volksmenge saß um ihn her; sie sagten aber zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich. 3,33 Und er antwortete ihnen und spricht: Wer sind meine Mutter und meine Brüder? 3,34 Und er blickte umher auf die um ihn im Kreise Sitzenden und spricht: Siehe, meine Mutter und meine Brüder! 3,35 Wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. Mk 3,31-35;


Eine Bestätigung dieser Haltung der Familie des Herrn ihm gegenüber finden wir auch bei Johannes. Er spricht es ganz deutlich aus:

Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.

Jh 7,3 Es sprachen nun seine Brüder zu ihm: Zieh von hier fort und geh nach Judäa, daß auch deine Jünger deine Werke sehen, die du tust! 7,4 Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht dabei selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt! 7,5 Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn. Jh 7, 3- 5;


Aus diesen Aussagen ist ohne Zweifel zu entnehmen, dass die Mutter des Herrn wohl weitere Söhne und daher der Herr leibliche Brüder hatte, diese jedoch seinem Ruf nicht gefolgt sind und – zumindest bis zu diesem Zeitpunkt – ungläubig geblieben sind. Und damit hat sich auch das Wort des Herrn bewahrheitet, welches er in seinem Heimatort Nazareth den Menschen und sicher auch seinen Brüdern gesagt hatte:

Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und unter seinen Verwandten und in seinem Haus.

Mk 6,3 Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. 6,4 Und Jesus sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und unter seinen Verwandten und in seinem Haus. 6,5 Und er konnte dort kein Wunderwerk tun, außer daß er wenigen Schwachen die Hände auflegte und sie heilte. 6,6 Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und er zog durch die Dörfer ringsum und lehrte. Mk 6, 3- 6;


Die Veränderung – zumindest bei Jakobus, dem Bruder des Herrn, welchen auch Paulus viele Jahre später in Jerusalem getroffen hatte – geschah offensichtlich erst nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn. Darüber berichtet Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther:

Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen.

1Kor 15,3 Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: daß Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften;15,4 und daß er begraben wurde und daß er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften; 15,5 und daß er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen. 15,6 Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übriggeblieben, einige aber auch entschlafen sind. 15,7 Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen; 15,8 zuletzt aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir. 15,9 Denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. 1Kor 15, 3- 9;


Der Herr ist also nach seiner Auferstehung den zwölf Aposteln und danach dem Jakobus erschienen und dies hat – ähnlich wie schon bei Paulus selbst – die Umkehr und den Glauben bei Jakobus bewirkt (nebenbei wird hier auch unsere obige Annahme bestätigt, dass Paulus zwischen den Zwölfen und den anderen Aposteln unterscheidet). Wie mehrere Schriftstellen beweisen, wurde in der Folge Jakobus zu einem der angesehensten Männer der Jerusalemer Gemeinde. Im Apostelkonzil von Jerusalem war er es, der schließlich den Streit zwischen den Judenchristen, welche die Beschneidung lehrten, und Paulus und Barnabas, welche dies nicht für erforderlich hielten, zu entscheiden wusste. Als die Apostel und Ältesten alle Argumente beider Seiten angehört hatten und trotz der klaren Rede des Petrus offensichtlich nicht so recht wussten, wie sie entscheiden sollten, hat Jakobus das Wort ergriffen.

Als sie aber schwiegen, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Brüder, hört mich!

Apg 15,13 Als sie aber schwiegen, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Brüder, hört mich! 15,14 Simon hat erzählt, wie Gott zuerst darauf gesehen hat, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen. 15,15 Und hiermit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: 15,16 «Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten; 15,17 damit die übrigen der Menschen den Herrn suchen und alle Nationen, über die mein Name angerufen ist, spricht der Herr, der dieses tut», 15,18 was von jeher bekannt ist. 15,19 Deshalb urteile ich, man solle die, welche sich von den Nationen zu Gott bekehren, nicht beunruhigen, 15,20 sondern ihnen schreiben, daß sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Unzucht und vom Erstickten und vom Blut. 15,21 Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn predigen, da er an jedem Sabbat in den Synagogen gelesen wird. Apg 15,13-21;


Diese, von Jakobus hier präsentierte Vorgangsweise, wurde dann auch von den Aposteln und Ältesten bestätigt und sie beauftragten Paulus und einige Brüder, den anderen Gemeinden nur die von Jakobus angeführten Gebote und nicht mehr die Beschneidung zu predigen. Auch später, als Paulus mit den Brüdern nach Jerusalem kam und dann von den Römern gefangengenommen wurde, ging er zuerst zu Jakobus und alle Ältesten kamen auch dort hin.

Am folgenden Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und alle Ältesten kamen dahin.

Apg 21,18 Am folgenden Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und alle Ältesten kamen dahin. 21,19 Und als er sie begrüßt hatte, erzählte er eines nach dem anderen, was Gott unter den Nationen durch seinen Dienst getan hatte. 21,20 Sie aber, als sie es gehört hatten, verherrlichten Gott und sprachen zu ihm: Du siehst, Bruder, wie viele Tausende der Juden es gibt, die gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für das Gesetz. Apg 21,18-20;


Als der andere Jakobus, der Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes, von Herodes enthauptet wurde, wurde auch Petrus festgenommen. Als Petrus durch ein Wunder aus dem Gefängnis entfliehen konnte, beauftragte er vor seiner Flucht einige Brüder, dies alles in Jerusalem dem Jakobus und den Brüdern zu berichten.

Berichtet dies Jakobus und den Brüdern!

Apg 12,17 Er aber winkte ihnen mit der Hand, zu schweigen, und erzählte ihnen, wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt habe; und er sprach: Berichtet dies Jakobus und den Brüdern! Und er ging hinaus und zog an einen anderen Ort. Apg 12,17;


Wie bereits weiter oben erwähnt, berichtet Paulus in seinem Brief an die Galater, dass er drei Jahre nach seiner Bekehrung auf der Straße nach Damaskus wieder nach Jerusalem kam, um Petrus kennen zu lernen. Bei dieser Gelegenheit hat er auch Jakobus, den Bruder des Herrn, zum ersten Mal gesehen.

Keinen anderen der Apostel aber sah ich außer Jakobus, den Bruder des Herrn.

Gal 1,18 Darauf, nach drei Jahren, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. 1,19 Keinen anderen der Apostel aber sah ich außer Jakobus, den Bruder des Herrn. 1,20 Was ich euch aber schreibe – siehe, vor Gott! -, ich lüge nicht. Gal 1,18-20;


Erst weitere vierzehn Jahre später kam er erneut nach Jerusalem und wurde von den Aposteln voll anerkannt.  Paulus bestätigt dann, dass Jakobus zusammen mit Petrus und Johannes, dem Zebedäiden, als Säulen der Gemeinde in Jerusalem angesehen wurde (siehe auch Gal 2,12).

Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden.

Gal 2,9 Und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben worden ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas den Handschlag der Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen gingen, sie aber unter die Beschnittenen. Gal 2,9;


Alle diese Aussagen beweisen, dass Jakobus – der Bruder des Herrn, wie Paulus oben, in Gal 1,19 bestätigt – zu dieser Zeit die Leitung der Gemeinde in Jerusalem inne hatte. Er dürfte daher auch der Verfasser des Jakobusbriefes sein, womit sein Bruder Judas dann der Verfasser des Judasbriefes wäre (Jud 1,1). Von den anderen beiden Brüdern des Herrn, Josef und Simon, ist nichts weiter bekannt. Allerdings erfahren wir in Apg 1,14, dass die Mutter Jesu mit seinen Brüdern, nach der Himmelfahrt des Herrn gemeinsam mit den Aposteln und einigen Frauen – darunter sicherlich auch Maria Magdalena, Maria des Klopas/Alphäus Frau und Salome, die Frau des Zebedäus – im Gebet verharrten.

Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit einige Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.

Apg 1,13 Und als sie hineingekommen waren, stiegen sie hinauf in den Obersaal, wo sie sich aufzuhalten pflegten: sowohl Petrus als Johannes und Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Eiferer, und Judas, der Sohn des Jakobus. 1,14 Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit einige Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. Apg 1,13-14;


Damit kann der obige Kommentar von Fritz Rienecker vollinhaltlich bestätigt werden. Abschließend nun auch hier zum Thema der Maria, Mutter des Herrn und seiner Brüder und Schwestern eine Übersicht der gefundenen Zusammenhänge in Tabellenform.



Maria, die Mutter des Herrn und ihre Söhne.


Mt 13,55; Mk 6,13
Maria, die Mutter Jesu
und seine Brüder



Gal 1,18

Jakobus


Jak 1,1
Der Verfasser des
Jakobusbriefes



Jud 1,1
Der Verfasser des
Judasbriefes



Jakobus

Jose(s)f
Simon
Judas



Mt 12,46; Mk 3,31;
Lk 8,19; Jh 7,3-6
Unglaube der Brüder

Jh 2,12; Apg 1,14
Die Mutter Jesu
und seine Brüder





Jakobus,
Bruder des Herrn






1Kor 15,7
Der Herr erscheint
dem Jakobus


Gal 2,9; Apg 12,17;
Apg 15,13. 21,18
Jakobus, Säule der
Gemeinde in Jerusalem




Jakobus,
Knecht Gottes





















Judas,
Bruder des Jakobus















Die Frauen in der Umgebung Jesu.



Salbung
in Betanien
Die wahren
Verwandten
Unglaube
in Nazareth
Tod am Kreuz Grablegung Am leeren
Grab
Erschei-
nung Jesu
W E R S C H R I F T S T E L L E N

Maria, die Mutter Jesu









Mt 12,47
Mk 3,32



Mt 13,55
Mk 6,3



Jh 19,25



















Maria Magdalena























Mt 27,56
Mk 15,40

Jh 19,25


Mt 27,61
Mk 15,47

Jh 19,25


Mt 28,1
Mk 16,1
Lk 24,10
Jh 20,1



Mk 16,9

Jh 20,18


Maria, Jakobus’ und Joses’ Mutter

   die andere Maria, eine Jüngerin
   die Frau des Klopas (Alphäus?)
   (Schwester der Maria, Mutter Jesu?)























Mt 27,56
Mk 15,40

Jh 19,25



Mk 15,40

Mt 27,61




Mk 16,1
Lk 24,10
Mt 28,1











Salome, Mutter der Zebedäiden

   (Schwester der Maria, Mutter Jesu?)

















Mt 27,56
Mk 15,40
Jh 19,25








Mk 16,1








Maria aus Betanien


Jh 12,3






















Die Beinamen der zwölf Apostel.



Matthäus
10,2-4
Markus
3,16-19
Lukas
6,13-16
Apostelgeschichte
1,13-14

Simon
Andreas
Jakobus
Johannes
Philippus
Thomas
Bartholomäus
Levi, Sohn des Alphäus
Jakobus
Simon
Judas
(Judas)


Petrus
Bruder Simons
Sohn des Zebedäus
Bruder des Jakobus
-
-
-
Matthäus, der Zöllner
Sohn des Alphäus
der Kananaios (Eiferer)
Lebbäus, Thaddäus
der Iskariot


Petrus
-
Sohn des Zebedäus
Bruder des Jakobus
-
-
-
Matthäus
Sohn des Alphäus
der Kananaios (Eiferer)
Thaddäus
Iskariot


Petrus
Bruder Simons
-
-
-
-
-
Matthäus
Sohn des Alphäus
der Eiferer (Zelot)
Sohn des Jakobus
Iskariot


Petrus
-
-
-
-
-
-
Matthäus
Sohn des Alphäus
der Eiferer
Sohn des Jakobus
/





1) Anmerkung:
Nachdem diese Diskussion um den Text in Jh 19,25 für unser Thema hier nicht weiter von Bedeutung ist, möchte ich nur auf ein Detail hinweisen, welches möglicherweise auch dem Leser eine Gelegenheit bietet, sich über die Interpretation dieser Aussage ein eigenes Urteil zu bilden.

Hier noch einmal der Text dieses Verses zur Erinnerung:

Jh 19,25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena


Wichtig ist, zu beachten, dass der griechische Originaltext fast identisch ist:

"seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die des Klopas, und Maria, die Magdalenerin"

Wenn man sich nun den Text unvoreingenommen durchliest, hat man – trotz aller Gegenargumente – das Gefühl, dass die ersten beiden Halbsätze zusammengehören und dass die "Maria des Klopas" tatsächlich die Schwester der Mutter Jesu ist.

Der Grund dafür, der eher unbewusst wahrgenommen wird, ist folgender: zu Beginn der Aufzählung, nach der ersten Person, "seine Mutter", hat Johannes vor der Nennung der "Schwester seiner Mutter" ein "und" eingefügt. Ebenso vor der Nennung der Maria Magdalena.

Vor der Aufzählung der "Maria, des Klopas" hingegen fehlt ein solches trennendes "und". Und diese Besonderheit hält diese beiden Teilsätze zusammen und lässt sie als zusammengehörig erscheinen. Und das – wie es scheint – nicht nur für uns heute, sondern auch damals für Johannes. Und deshalb hat er es auch genau so geschrieben. Weil die "Maria, des Klopas", die Schwester der Mutter Jesu war.