Diskurs 83 – Ist die Allwissenheit Gottes ein Widerspruch zum freien Willen des Menschen?




Ist der freie Wille eine Illusion?

Das Problem des Determinismus’ und Indeterminismus’ / Wikipedia 00, 2005-12-03

Christlich-theologische Positionen des Freien Willens / Wikipedia 01, 2005-12-03

Die Allwissenheit Gottes.

Die Gerechtigkeit Gottes.

Der Glaube – eine freie Willensentscheidung.

Die Synthese: Freier Wille und Präkognition.

Im Reiche Gottes gibt es nur völlige Freiwilligkeit. / Buch Wilhelm Busch S 123ff.

Müssen wir uns nicht für Christus entscheiden, um errettet zu sein? / Anonym 00, 2006-03-09

Zusammenfassung.

Ist das „Unkraut” aus Mt 13,24-30 der Beweis dafür, dass die Prädestination doch richtig ist? / Siegfried Grehn 00, 2006-05-04

Indeterminismus allein genügt nicht / Artikel Peter Markl / Österreichische Tageszeitung „Die Presse” 00, 2006-12-30

Der Wille des Menschen ist nicht völlig kausal determiniert. / Vortrag Werner Heisenberg 00, 1962-07-14


Ist der freie Wille eine Illusion?

Dieses Thema wurde hier bei Immanuel.at bereits ausführlich im Zusammenhang mit der Frage diskutiert, ob sich der Mensch aus freiem Willen für oder gegen Gott entscheiden kann oder ob diese Entscheidung bereits durch Gott vor Anbeginn aller Schöpfung vorweggenommen wurde. Die Vertreter dieser letzteren Ansicht sprechen von einer „Prädestination”, also von einer Vorausbestimmung jedes christlichen Gläubigen durch Gott und sehen sich selbst als (von Gott) Auserwählte, welche nicht mehr vom Glauben abfallen können. Die Gegenseite vertritt den Standpunkt, dass das Angebot Gottes zur Annahme des Loskaufopfers Jesu von jedem Menschen persönlich angenommen oder abgelehnt und das Evangelium – die frohe Botschaft von der Errettung aus Gnade – daher allen Menschen erst verkündet werden muss

(Siehe auch den Diskurs 69: „Die Prädestination und die Auserwählten.”)


In diesen Diskussionen wurde die Frage der Prädestination bzw. des freien Willens bei der Bekehrung sehr engagiert verteidigt und auch eine große Anzahl von Schriftstellen als Argumentationsbasis vorgebracht. Jedoch war es – wie es scheint – bisher nicht möglich zu einer gemeinsamen Ansicht in dieser doch sehr wichtigen Glaubensfrage zu gelangen. Aber wie wir weiter unten sehen werden, ist das kein Spezifikum dieser Diskussionen, sondern ein Problem, welches nunmehr schon seit fast 500 Jahren das christliche Lager insgesamt spaltet.

Nachdem es nun solange Zeit nicht gelungen ist, in dieser Frage Klarheit zu erlangen, könnte man die Meinung vertreten, dass es auch hier nicht möglich sein wird, die Wahrheit herauszufinden und daher sollte man es gleich ganz bleiben lassen. Dies scheint aber nun gerade jene Geisteshaltung zu sein, welche bisher 500 Jahre verhindert hat, dass diese und andere wichtige Fragen der Exegese geklärt werden konnten. Auch lehrt die Erfahrung bei der Bibelauslegung, dass scheinbar widersprüchliche Schriftaussagen meist dann einen Sinn ergeben und zusammengeführt werden können, wenn man sie genau analysiert und die Bedeutung des Hintergrunds offenlegen kann. In einem neuerlichen Versuch soll daher hier vorerst einmal zum Einstieg der philosophische Aspekt dieses Problems dargestellt werden.


(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Das Problem des Determinismus’ und Indeterminismus’ / Wikipedia 00, 2005-12-03+))

o  Determinismus bezeichnet die Auffassung, dass alle Zustände der Welt durch alle vorherigen Zustände notwendig bestimmt seien. Das, was als nächstes geschieht, sei vollständig bestimmt (determiniert) durch das, was schon geschehen ist.

o  Indeterminismus bezeichnet die gegensätzliche Auffassung, dass es (zumindest einige) Ereignisse gäbe, die nicht vollständig durch frühere Zustände bestimmt sind. Zumindest manches, was geschehe, sei nicht vollständig durch das bestimmt, was schon geschehen ist.

Mit dem Beginn der modernen Naturwissenschaft setzte sich in der Wissenschaft die Auffassung durch, die Welt sei deterministisch. Die Auffassung des (absoluten) Determinismus kann mit dem Bild des Laplace’schen Dämons veranschaulicht werden, der alles Wissen über Vergangenheit und Gegenwart zur Verfügung hat sowie alle gültigen Naturgesetze kennt und daraus die gesamte Zukunft vollständig bis ins letzte Detail vorhersagen kann.

Einige Philosophen sahen die Konzepte der Willensfreiheit und des Determinismus als unvereinbar an. Wenn der Wille, wie alles andere in der Welt auch, dem Determinismus unterläge, so könne der Wille, und damit alle von ihm ausgehenden Entscheidungen und Handlungen, nicht dem Bild der Willensfreiheit entsprechen. Diese philosophische Auffassung bezeichnet man als Inkompatibilismus, wonach Determinismus und freier Wille unvereinbar seien. Inkompatibilisten gehen davon aus, dass eine Person genau dann frei handle (einen freien Willen besitze), wenn sie der einzige verursachende Grund für die Handlung sei und eine andere Entscheidung hätte treffen können. Wenn der Determinismus zuträfe, dann wäre jede Wahl, die wir treffen, bereits durch frühere Ereignisse außerhalb unseres Einflussbereiches vorherbestimmt. Unsere Entscheidungen wären nur ein weiteres, seit Urzeiten vorherbestimmtes Ergebnis der determinierten Weltordnung, der freie Wille lediglich eine Illusion. Aus dieser Zeit stammt die heutige Gegenüberstellung von Determinismus und Willensfreiheit.

+) Dieser Auszug ist der Website von Wikipedia freier Wille entnommen.



Nachdem dies hier keine philosophische Website ist, ist nun auch keine weitere philosophische Abhandlung zu befürchten. Die obigen Definitionen sollen nur den Nachweis erbringen, dass diese Problematik auch in den weltlichen Wissenschaften bis heute diskutiert wird. Und wie wir in der weiteren Folge sehen werden, ist gerade die Annahme mancher Philosophen durchaus zutreffend, dass es – zumindest im weltlichen Bereich – keine definitive Antwort auf diese Frage geben kann. Denn wenn der Determinismus feststellt „unsere Entscheidungen wären nur ein weiteres, seit Urzeiten vorherbestimmtes Ergebnis der determinierten Weltordnung, der freie Wille lediglich eine Illusion”, so ist dies die Folge eines Weltbildes, welches – im Gegensatz zur christlichen Prädestination – keinen handelnden Schöpfergott, kein „Intelligent Design” in der Natur kennt, ohne welchen diese Frage gar nicht beantwortet werden kann.

(Siehe auch den Diskurs 81: „Intelligent Design oder Evolution?”)


Doch wie wir hier nachstehend lesen können, hat diese Frage – trotz Gottesglaube - auch das christliche Lager gespaltet.


(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Christlich-theologische Positionen des Freien Willens, Wikipedia 01, 2005-12-03+))

In der Theologie stehen sich mehrere Faktoren gegenüber, die aus dem „(un)freien Willen” eines der Lieblingsthemen diverser Theologen aus allen Epochen gemacht hat. Es kristallisieren sich aber zwei wesentliche Punkte heraus, um die sich die Diskussion bis heute dreht.

o  Die Allmacht und Allwissenheit Gottes widerspricht der Logik der menschlichen Entscheidungsfreiheit.

o  Die Bibel enthält Verse, die sowohl die Freiheit des Menschen, selbst zu entscheiden, unterstreicht, aber auch solche, die diese Freiheit dem Menschen absprechen.

Diese beiden Faktoren haben dazu geführt, dass sich das christliche Lager in zwei entgegengesetzte Grundüberzeugungen polarisierte. Auch wenn sich schon Augustinus im 4. Jahrhundert mit dem Thema befasst hat, so lässt sich die heutige theologische Diskussion auf zwei Namen beschränken. Auf der einen Seite findet man Johannes Calvin (1509-1564), auf der anderen Seite Jacobus Arminius (1560-1609). Calvin lehrt die doppelte Prädestination, nach der Gott vorherbestimmt hat, wer gerettet und wer verdammt ist. Armin lehnt die Lehre Calvins entschieden ab und gesteht dem Menschen die Freiheit zu, die Gnade Gottes zurückzuweisen, allerdings verfügt auch nach seiner Meinung Gott über das Vorauswissen, welcher Mensch den Glauben annimmt oder nicht; seine Anhänger werden Remonstranten genannt. Innerhalb des breiten Spektrums christlicher Kirchen neigen manche Konfessionen stärker dazu den freien Willen zu betonen als andere. So steht die Römisch-Katholische Kirche auf der Seite des freien Willen des Menschen, es liegt an jedem Einzelnen, die Gnadengaben Gottes anzunehmen. Auch die meisten Freikirchen, die nicht aus dem Pietismus entstanden sind, sehen den freien Willen des Menschen als gegeben an. Lutherische und calvinistische Kirchen stehen dem entgegen und vertreten eine doppelte oder einfache Prädestination.

+) Dieser Auszug ist der Website von Wikipedia freier Wille entnommen.



Die Allwissenheit Gottes.

Nachdem der obige Auszug einer weltlichen Enzyklopädie entnommen ist, ist es nicht weiter verwunderlich, dass man sich an der Auffassung des einen oder anderen Theologen der vergangenen Jahrhunderte orientiert. Viel erstaunlicher ist es jedenfalls, dass diese Theologen, ob nun Luther, Calvin oder andere, ihre Ansichten offensichtlich auf persönliche Einschätzungen und nicht auf die Aussagen der Schrift gründeten. Ansonsten müssten sie damals schon erkannt haben, dass die Bibel hier eine eindeutige Antwort gibt und wir nicht darauf angewiesen sind, auf persönliche Meinungen und Ansichten irgendwelcher Theologen aufzubauen.

Der etwas verkürzten Darstellung in der obigen Aussage: „Die Allmacht und Allwissenheit Gottes widerspricht der Logik der menschlichen Entscheidungsfreiheit” kann nun im Prinzip nicht widersprochen werden und damit sieht es vorerst so aus, als ob die Vertreter einer Prädestination mit ihrer Anschauung Recht behielten. Zur Bestätigung dieser Sichtweise seien hier einige aussagekräftige Bibelstellen angeführt:

Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt.

Eph 1,3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus, 1,4 wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe, 1,5 und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, 1,6 zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten. Eph 1, 3- 6;

Petrus, den Fremdlingen die auserwählt sind nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters.

1Ptr 1,1 Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, die auserwählt sind 1,2 nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi: Gnade und Friede werde euch immer reichlicher zuteil! 1Ptr 1, 1- 2;

Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein.

Röm 8,28 Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind. 8,29 Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Röm 8,28-29;


Aufgrund dieser Schriftstellen könnte man also durchaus zu der Annahme kommen, dass Gott vor Grundlegung der Welt jene auserwählt hat, welche einmal zum Glauben kommen und in die Ewigkeit eingehen werden. Er hat sie vorherbestimmt, lange Zeit bevor er die Welt erschaffen hat und diese Auserwählten überhaupt ins Leben getreten sind. Nachdem aber sowohl die Vertreter einer Prädestination als auch jene einer freien Willensentscheidung darin übereinstimmen, dass es auf dieser Welt nicht nur Gläubige, sondern immer auch schon Ungläubige gegeben hat, heißt das aber im Umkehrschluss, dass damit auch alle anderen Menschen von Gott dazu vorherbestimmt wurden, ungläubig zu bleiben und in die Verdammnis geworfen zu werden. Und das wäre eine Bestätigung für Calvins doppelte Prädestination.

Die einfache Prädestination der Lutherischen Kirchen (nicht Luthers selbst), welche besagt, dass nur die Gläubigen und nicht die Ungläubigen von Gott vorherbestimmt wären, ist in sich unlogisch. Wenn Gott die Einen zur Rettung vorherbestimmt hat, sind damit die Anderen zwangsläufig der Verdammung preisgegeben. Die etwas subtilere Sicht einer einfachen Prädestination, dass nämlich wohl die Einen von Gott auserwählt sind, die Anderen aber selbst entscheiden können, kann die Hybris dieser Sichtweise unter manchen Christen auch nicht verständlicher machen.

Unter der Prämisse der Unfehlbarkeit Gottes ist die Konsequenz einer Prädestination, dass diese Vorherbestimmung, diese Auswahl durch Gott, von den Menschen in ihrem Leben nicht mehr verändert werden kann. Die zum ewigen Leben Vorbestimmten – die „Auserwählten” – werden Gläubige. Die zur ewigen Verdammnis Vorbestimmten werden Gottlose. Und in der weiteren Folge ergibt sich natürlich der logische Schluss, dass diese Auserwählten in ihrem Leben dann sozusagen „automatisch” zum Glauben kommen werden. Es ist daher auch durchaus plausibel, dass eine Heilsgewissheit, welche sich auf den Umstand gründet, dass wir von Gott ohne unser Zutun, also ohne Entscheidungsmöglichkeit des einzelnen Menschen, auserwählt wurden, in einer Art elitärem Denken davon ausgeht, dass bei diesen Menschen aufgrund einer gewissen „Immunität” ein Ausschluss aus der Auswahl, also ein Abfall vom Glauben, nicht mehr möglich ist, da ja sonst die Unfehlbarkeit Gottes in Frage gestellt werden müsste.


Die Gerechtigkeit Gottes.

Und das ist nun jener Punkt, an dem die Vertreter einer freien Willensentscheidung bei der Bekehrung ansetzen. Sie meinen, die Auffassung, Gott würde nach eigenem Willen Menschen zum ewigen Leben oder zur ewigen Verdammnis bestimmen, widerspricht dem Wesen Gottes, wie es uns in der Schrift dargestellt wird. Ebenso wie unser Gott ein Gott der umfassenden (nicht blinden!) Liebe ist, ist er auch der Gott der absoluten Gerechtigkeit. Liebe und Gerechtigkeit sind wesensimmanent in Gott.

Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut.

Dan 9,14 Und so war der HERR auf das Unglück bedacht und ließ es über uns kommen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut. Aber wir haben nicht auf seine Stimme gehört. Dan 9,14;

Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, o König der Nationen!

Off 15,3 Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sagen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, o König der Nationen! Off 15, 3;


Und daher ist es ganz einfach undenkbar, dass Gott seiner Gerechtigkeit Gewalt antun würde und bestimmte Menschen ohne ihr Zutun verurteilen würde. Gerade die absolute Gerechtigkeit Gottes ist der Garant dafür, dass in der Schöpfung kein Wesen (nicht einmal der Satan!) a priori zu irgend etwas gezwungen wird. Sowohl Strafe als auch Belohnung erfolgen immer erst aufgrund der Willensentscheidungen, welche diese Geschöpfe im Laufe ihrer Existenz getroffen haben.

So ist auch der Zorn Gottes, wie er uns an vielen Stellen sowohl des AT als auch des NT prophezeit wird, nicht ein Mangel der Liebe Gottes, sondern eine Folge der absoluten Gerechtigkeit Gottes, welcher Ungerechtigkeit – in welcher Form und in welcher Ausprägung auch immer – per se nicht dulden kann. Und gerade diese Allgerechtigkeit Gottes ist auch der Grund, warum Gott selbst die Menschen nicht richtet, sondern alles Gericht dem Sohn übergeben hat, der selbst auch Mensch gewesen und versucht worden ist wie wir, jedoch jeder Sünde widerstanden hat und daher in seiner Urteilsfähigkeit von keinem Menschen angezweifelt werden kann.

Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben.

Jh 5,21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. 5,22 Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, 5,23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Jh 5,21-23;

Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist.

Phil 2,5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, 2,6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. 2,7 Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, 2,8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Phil 2, 5- 8;

Denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden.

Hbr 2,17 Daher mußte er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoherpriester vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen; 2,18 denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden. Hbr 2,17-18;


Der Glaube – eine freie Willensentscheidung.

Und gerade weil Gott seinem Sohn das ganze Gericht übergeben hat, wird das Urteil davon abhängen, ob der Mensch an diesen Sohn Gottes geglaubt hat oder nicht. Der Glaube an Jesus Christus als unseren Erlöser durch sein Loskaufopfer für unsere Sünden, ist der Kerninhalt des Evangeliums. Das ist die frohe Botschaft: dass wir unsere Sünden vergeben bekommen und beim Gericht errettet werden können von der Verdammnis, wenn wir dieses Angebot Gottes annehmen.

Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat.

Jh 3,14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muß der Sohn des Menschen erhöht werden, 3,15 damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe. 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 3,17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn errettet werde. 3,18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Jh 3,14-18;

Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben.

Jh 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Jh 3,36;

Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.

Jh 11,25 Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; 11,26 und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das? Jh 11,25-26;

Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.

Jh 12,44 Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; Jh 12,44;

Damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.

Jh 12,46 Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe; 12,47 und wenn jemand meine Worte hört und nicht befolgt, so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt errette. Jh 12,46-47;

Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!

Mk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! 16,16 Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden. Mk 16,15-16;


Gerade der Verkündigungsauftrag im obigen Text von Mk 16,15: „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!” würde seine Bedeutung völlig verlieren, wenn hier der Herr nicht tatsächlich die ganze Schöpfung, also alle Menschen gemeint hätte. Wenn eine Vorherbestimmung durch Gott ohne jedes Zutun des Menschen vorliegen würde, dann erhebt sich die Frage, wozu die Ungläubigen noch geboren wurden und werden. Gott hätte von Anbeginn den Satan vernichten können, dann wäre es zu keiner Versuchung und zu keiner Sünde gekommen und alle Menschen wären gerecht und gläubig geblieben. Doch so ist es eben nicht geschehen. Gott will keine Marionetten, sondern Kinder, welche sich aus freiem Willen für ihn entscheiden. Seit Adam und Eva ist es dem Menschen freigestellt, die Gebote Gottes zu beachten oder sie zu verwerfen. Würde es eine Vorauswahl Gottes geben, könnten weder Adam noch Eva, die sich beide gegen Gott gestellt hatten, darunterfallen und die ganze Menschheit hätte bereits bei ihrem Anfang auch gleich wieder ihr Ende gefunden.

Und dann denken wir doch an die Geschichte Israels mit seinem Gott. In der Schrift wird Israel immer wieder als das auserwählte Volk Gottes bezeichnet. Und Gott selbst nennt sie „sein Volk”. Also wer einer Prädestination, also einer Vorauswahl des Menschen durch Gott, das Wort reden will, kommt an Israel nicht vorbei. Und obwohl Israel nachgewiesener Maßen von Gott auserwählt war, hatten sie in ihrer Geschichte immer die Freiheit, sich auch gegen ihren Gott zu entscheiden. Bis dahin, dass sie den ihnen verheißenen Messias, den Sohn Gottes, abgelehnt und ausgeliefert haben und ihn ermorden ließen. Nichts kann das besser beschreiben, als das Gleichnis von den bösen Weingärtnern.

Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, und das Erbe wird unser sein.

Mk 12,1 Und er fing an, in Gleichnissen zu ihnen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und setzte einen Zaun darum und grub einen Keltertrog und baute einen Turm; und er verpachtete ihn an Weingärtner und reiste außer Landes.

12,2 Und er sandte zur bestimmten Zeit zu den Weingärtnern einen Knecht, um von den Weingärtnern etwas von den Früchten des Weinbergs zu empfangen. 12,3 Sie aber nahmen ihn, schlugen ihn und sandten ihn leer fort.

12,4 Und wieder sandte er einen anderen Knecht zu ihnen; und den verwundeten sie am Kopf und beschimpften ihn. 12,5 Und er sandte einen anderen, und den töteten sie; und viele andere; die einen schlugen sie, die anderen töteten sie.

12,6 Noch einen hatte er, einen geliebten Sohn, den sandte er als letzten zu ihnen, indem er sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. 12,7 Jene Weingärtner aber sprachen zueinander: Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, und das Erbe wird unser sein. 12,8 Und sie nahmen und töteten ihn und warfen ihn zum Weinberg hinaus.

12,9 Was wird der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg anderen geben. Mk 12, 1- 9;


Der Besitzer des Weinberges in diesem Gleichnis ist natürlich Gott und der Weinberg ist das Volk Gottes aus Israel. Die Weingärtner, an welche der Weinberg verpachtet wurde, sind die Führer des Volkes Israel im Laufe seiner langen Geschichte. Die Knechte stellen die Knechte Gottes, die Propheten Israels dar, welche von Gott gesandt waren, den Führern die Umkehr zu ihrem Gott predigten und von den Herrschern Israels immer wieder verfolgt, vertrieben oder gar getötet wurden. Der geliebte Sohn schließlich, den der Besitzer des Weinbergs als Letzten zu ihnen sandte, ist der Sohn Gottes, unser Herr Jesus Christus. Diese letzten Weingärtner, die den Sohn getötet haben, sind die religiösen Führer des Volkes Israel zur Zeit Jesu: die Mitglieder des Sanhedrins unter der Führung des Hohenpriesters Kaiphas.

Der letzte Vers in diesem Gleichnis: „Was wird der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg anderen geben” führt uns dann zu dem Gleichnis vom König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.

Sagt den Gästen: Siehe, alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!

Mt 22,1 Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: 22,2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. 22,3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. 22,4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!

22,5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. 22,6 Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. 22,7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Mt 22, 1- 7;


In diesem Gleichnis ist Gott der König. Mit diesen ersten Gästen, welche zur Hochzeit geladen waren und nicht kommen wollten, ist das Volk Israel gemeint. Sie waren „eingeladen”, ihren Messias, unseren Herrn Jesus Christus aufzunehmen und wollten es nicht. Die Knechte, welche die Einladung überbrachten, sind auch hier die Propheten des AT, welche zahlreiche Prophezeiungen auf den Messias und Sohn Gottes dem Volk Israel hinterließen. Doch diese haben nicht auf sie gehört. Sie wollten nicht auf sie hören und verfolgten und töteten sie.

Die Heere, die der König ausschickte, um diese Mörder umzubringen und die Stadt anzuzünden, sind die römischen Soldaten des Titus’, welche etwa 40 Jahre später, im Jahre 70, Jerusalem vollkommen zerstörten, den Tempel niederbrannten und die Israeliten aus ihrem Land vertrieben. Es ist eigentlich verwunderlich, dass die mosaisch gläubigen Juden bis heute nicht erkannt haben, dass diese, bereits fast zweitausend Jahre dauernde Vertreibung in der Diaspora, die Strafe ihres Gottes für die Verwerfung seines Sohnes und ihres Messias’ war.

Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, und ihr habt nicht gewollt!

Mt 23,37 Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! 23,38 Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; 23,39 denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: «Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!». Mt 23,37-39;


Die obige Aussage des Herrn in Mt 23,39: „Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen” ist der Hinweis darauf, dass Israel bis zur Wiederkunft des Herrn in der Endzeit, wo sie ihm – durch viele Strafgerichte geläutert – dann zurufen werden: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!”, aus der göttlichen Auswahl überhaupt ausgeschlossen ist. Das wurde ihnen schon im AT durch den Geist des Sohnes Gottes in den Propheten geoffenbart:

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.

Ps 118,16 Die Rechte des HERRN ist erhoben, die Rechte des HERRN tut Gewaltiges. 118,17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten Jahs erzählen. 118,18 Hart hat mich Jah gezüchtigt, aber dem Tod hat er mich nicht übergeben. 118,19 Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit! Ich will durch sie eingehen, Jah will ich preisen. 118,20 Dies ist das Tor des HERRN. Gerechte ziehen hier ein. 118,21 Ich will dich preisen, denn du hast mich erhört und bist mir zur Rettung geworden. 118,22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. 118,23 Vom HERRN ist dies geschehen, es ist ein Wunder vor unseren Augen. 118,24 Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat! Seien wir fröhlich und freuen wir uns in ihm! Ps 118,16-24;


Aber auch in seiner irdischen Zeit hat der Herr die religiösen Führer Israels daran erinnert, dass der Sohn Gottes in Menschengestalt, den sie verachtet haben, nunmehr zum Fundament des Heilsgebäudes Gottes geworden ist.

Habt ihr nie in den Schriften gelesen: «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden»?

Mt 21,42 Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr nie in den Schriften gelesen: «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden; von dem Herrn her ist er dies geworden, und er ist wunderbar in unseren Augen»?» 21,43 Deswegen sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, die seine Früchte bringen wird. 21,44 Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; aber auf wen er fallen wird, den wird er zermalmen. 21,45 Und als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse gehört hatten, erkannten sie, daß er von ihnen redete. 21,46 Und als sie ihn zu greifen suchten, fürchteten sie die Volksmengen, denn sie hielten ihn für einen Propheten. Mt 21,42-46;


Wie dann auch der Herr hier unten, in Jh 14,6 sagt, kann daher niemand zum Vater kommen – und damit errettet werden – als nur durch den Sohn Gottes. Doch gerade Jesus Christus, der von sich selbst gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”, wird von den mosaisch gläubigen Juden bis heute abgelehnt und als Lügner und Betrüger bezeichnet. Das heißt aber nun, dass das ehemals auserwählte Volk Israel in der Zeit von der Zerstreuung bis heute und weiterhin bis zum Kommen des Herrn, nur eine einzige Möglichkeit hat, um von ihrem Gott errettet zu werden: der Glaube an diesen Jesus Christus und damit die Konversion zum Christentum.

Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.

Jh 14,6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. 14,7 Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen; und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Jh 14, 6- 7;


Um nun mit dem obigen Gleichnis vom König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichten wollte, fortzufahren, lädt nun der König – nach der Absage durch das Volk Israel – neue Gäste zur Hochzeit.

Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet.

Mt 22,8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren es nicht wert. 22,9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. 22,10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.

22,11 Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, 22,12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. 22,13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. 22,14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. Mt 22, 8-14;


Es findet dieses Mal keine Auswahl mehr statt. Wer auf der Straße ist, wird eingeladen. Wer will, kann kommen. Und dies ist der Neue Bund. Alle Nationen der Welt waren ab nun eingeladen, das Angebot Gottes zum Glauben an seinen Sohn anzunehmen. Allerdings erkennen wir im letzten Vers dieses Gleichnisses, dass zwar alle eingeladen sind, aber nicht alle an der Hochzeit teilnehmen dürfen. Nur wer das Loskaufopfer des gekreuzigten Sohnes Gottes für unsere Sünden angenommen – wer also das „hochzeitliche Gewand” angezogen hat und von seinen Sünden befreit ist – darf bleiben. Die Anderen werden hinausgeworfen. So war es, so ist es und so wird es sein, bis zum Tag an dem der Herr wiederkommt.


Die Synthese: Freier Wille und Präkognition.

Obwohl das nun alles recht überzeugend die Freiwilligkeit der Glaubensentscheidung dokumentiert, gibt es von manchen Geschwistern unter den Vertretern einer Prädestination noch immer Einwände. Sie bestätigen durchaus die obigen Aussagen und Schriftstellen, meinen aber, dass damit das Argument nicht entkräftet werden kann, dass Gott in seiner Allwissenheit alle diese Zusammenhänge vorhergesehen hatte und eben vor Grundslegung der Welt jene Menschen auserwählt hätte, welche dann in der Zeit ihrer irdischen Existenz schließlich zum Glauben kommen werden. Und das lässt sich nun aus biblischer Sicht tatsächlich nicht leugnen. Sehen wir uns noch einmal jene Schriftstellen an, welche eingangs als Nachweis für die Auffassung einer Prädestination zitiert wurden.

Petrus, den Fremdlingen die auserwählt sind nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters.

1Ptr 1,1 Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, die auserwählt sind 1,2 nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi: Gnade und Friede werde euch immer reichlicher zuteil! 1Ptr 1, 1- 2;

Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein.

Röm 8,28 Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind. 8,29 Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Röm 8,28-29;


Bei genauerer Betrachtung dieser Aussagen erkennen wir auch besser deren Hintergrund. So spricht Paulus in Röm 8,29 von denen, die nach dem Vorsatz Gottes berufen sind und erklärt dies anschließend: „Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt”. Dieser Vorherbestimmung durch Gott ist also ein „Erkennen” vorausgegangen. Das Erkennen bedingt aber zwangsläufig einen Akt der Suche. Und für eine Suche müssen wieder bestimmte Suchkriterien vorliegen – nämlich die persönlichen Glaubensentscheidungen dieser Menschen. Somit handelt es sich hier nicht um einen planlosen Willkürakt, sondern ganz im Gegenteil um ein konkretes Suchen, Erkennen und Bestimmen aufgrund der Allwissenheit Gottes. 

Die Allwissenheit ist aber nun eine Fähigkeit Gottes – ebenso wie seine Allmacht – welche beide erst angewandt und eingesetzt werden müssen. Wie wir aus dem Schöpfungsbericht entnehmen können, bedarf es auch bei der Allmacht der detaillierten, geplanten Handlungen Gottes, um das Universum, die Erde und den Menschen zu erschaffen. Und in gleicher Weise kann der Allmächtige in seiner Allwissenheit auch alle Dinge aller Zeiten erkennen, allerdings muss diesem Erkennen – in der Allwissenheit Gottes – ein Suchen vorangehen. Und daher kann man hier auch nicht – wie Calvin und Luther fälschlicherweise annahmen – von einer „Prädestination”, also einer willkürlichen Vorherbestimmung, sondern muss in erster Linie von einer Vorhererkennung, also einer Präkognition sprechen.

Dies bestätigt auch Petrus, oben in 1Ptr 1,1-2, wenn er die christlichen Gläubigen in der Zerstreuung als „die auserwählt sind nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters” bezeichnet. Sie sind wohl auserwählt, aber nicht willkürlich, sondern nach Vorkenntnis des Vaters. Der Vater hat in seiner Allwissenheit Vorkenntnis über das Verhalten jedes einzelnen Menschen zu seinen Lebzeiten und wusste daher auch vor Grundlegung der Welt, wie sich jeder Mensch entscheiden wird: für oder gegen Gott.

Und nun können wir auch die Aussage des Paulus hier unten, in seinem Brief an die Epheser – welche die Calvinisten als Beweis für ihre Auffassung einer doppelten Prädestination anführen – besser verstehen. Wenn er schreibt: „wie er uns in ihm (Christus) auserwählt hat vor Grundlegung der Welt”, so ist damit auch hier der „Auswahl” das Suchen, Erkennen und Bestimmen vorausgegangen. Und die Feststellung, dass Gott „uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus” ist dann die Bestätigung, der letzte Akt dieses Such- und Erkennungsvorgangs vor Grundlegung der Welt durch Gott den Allwissenden.

Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt.

Eph 1,3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus, 1,4 wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe, 1,5 und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, 1,6 zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten. Eph 1, 3- 6;


Wie Paulus oben schreibt – und was in diesem Zusammenhang immer wieder übersehen wird  -, hat Gott, der Vater, diese Menschen auserwählt in Christus. Gott hat also hier keine willkürliche, unbegründete Auswahl getroffen, sondern das Kriterium hieß: „in Christus”. Damit können aber nun nur alle jene gemeint sein, welche sich zum Glauben an Christus entschieden haben und nun eins sind in ihm. Gott hat daher auch nach diesen Aussagen des Paulus in seiner Vorauskenntnis alle jene Menschen vor Grundlegung der Welt erkannt und auserwählt, welche in ihrem Leben eine Entscheidung für Jesus Christus treffen werden. Und die „Sohnschaft durch Jesus Christus” ist auch hier die Konsequenz dieser Glaubensentscheidung.

Wie nun eingangs zitiert, bedingt die weltliche Willensfreiheit, dass eine Person genau dann frei handle (einen freien Willen besitze), wenn sie der einzige verursachende Grund für die Handlung sei und eine andere Entscheidung hätte treffen können. Bei der absoluten Entscheidungsfreiheit, welche Gott den Menschen zugesteht, gibt es aber noch ein drittes Kriterium: diese Entscheidung kann aus freien Stücken auch wieder zurückgenommen werden. Obwohl das nun von manchen Geschwistern, welche behaupten, ein "Wiedergeborener" könne nicht mehr vom Glauben abfallen, immer wieder bestritten wird, gibt uns die Schrift hier eine deutliche Antwort:

Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und doch abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern

Hbr 6,4 Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind 6,5 und das gute Wort Gottes und die Kräfte des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben. 6,6 und doch abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen und dem Spott aussetzen. Hbr 6, 4- 6;


Jene, von denen der Hebräerbriefschreiber hier sagt, dass sie „erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind”, können unter keinen Umständen als Namenschristen, Scheingläubige und schon gar nicht als Ungläubige bezeichnet werden, wie das von diesen Geschwistern zur Aufrechterhaltung ihrer Ansicht immer wieder vorgebracht wird. Es waren ganz eindeutig "wiedergeborene" Christen, welche die freie Entscheidung für Christus getroffen hatten. Doch dann haben sie die Freiheit in Anspruch genommen, ihre Entscheidung zu widerrufen und sind vom Glauben abgefallen und können von nun an nicht mehr zur Buße erneuert werden.

Nun wird in diesem Zusammenhang auch immer wieder Eph 1,13 angeführt, wo es heißt, dass wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind und daraus gefolgert wird, dass jeder "wiedergeborene" Christ gar nicht mehr vom Glauben abfallen könnte.

Ihr seid versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.

Eph 1,11 Und in ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir vorherbestimmt waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt, 1,12 damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir vorher schon auf den Christus gehofft haben. 1,13 In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung. 1,14 Der ist das Unterpfand unseres Erbes auf die Erlösung seines Eigentums zum Preise seiner Herrlichkeit. Eph 1,11-14;


Dieses „versiegelt werden” heißt im Griechischen „sphragisthenai” und diente von Alters her dazu, einen Gegenstand oder ein Tier (Brandmal) mit einem Kennzeichen zu versehen und damit dessen Eigentümer zu dokumentieren. Man macht dies auch heute noch z. B. bei Schafherden, wenn sie auf die Alm getrieben werden, um sie nach dem Almabtrieb unterscheiden und dem rechten Besitzer wieder zurückgeben zu können. Und auch der Herr spricht oft von seiner Schafherde, so z. B. in Jh 10,27:

Sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.

Jh 10,27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; 10,28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. 10,29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. 10,30 Ich und der Vater sind eins. Jh 10,27-30;


Auch hier wird nun der voreilige Schluss gezogen, dass diese „Schafe” aufgrund der Verheißung des Herrn gar nicht mehr vom Weg abkommen könnten. Wenn wir den Text jedoch genauer betrachten, sagt er etwas anderes. Dort sagt der Herr nämlich einerseits, dass sie nicht verloren gehen in Ewigkeit, was voraussetzt, dass sie in seiner Herde bleiben. Doch die zweite Aussage scheint nun auch das sicherzustellen, wenn es heißt „niemand kann sie aus meiner Hand”,  ja sogar „aus der Hand des Vaters” rauben.

Aber gerade hier würde eine oberflächliche Betrachtungsweise die große Gefahr in sich bergen, dass wir uns in einer falschen Sicherheit wiegen könnten. Wenn man dieses Gleichnis zum besseren Verständnis in die Realität umsetzt – was der eigentliche Zweck der Gleichnisse des Herrn ist -, muss man durchaus bestätigen, dass bei den echten Schafen die Ohrmarke – das Kennzeichen des Eigentümers – gewährleistet, dass das Tier von keinem anderen Schafhalter beansprucht werden kann. Es ist also ganz ähnlich wie bei diesem Schrifttext hier. Wer jedoch schon mit Schafen zu tun hatte weiß, dass einzelne Schafe immer wieder mutwillig aus der Herde ausbrechen und sich dann im Gebirge verirren, oder sich ganz fremden Herden anschließen können.

Daraus ist nun zu erkennen, dass eine Ohrmarke ein probates Mittel ist, um die Tiere vor Diebstahl zu beschützen, allerdings dann völlig untauglich ist, wenn diese Tiere von sich aus die Herde verlassen. Und ähnlich ist es mit der „Herde” des Herrn. Wenn wir in seiner Herde – im Glauben - bleiben, gehen wir nicht verloren in Ewigkeit und niemand kann uns aus seiner und des Vaters Hand rauben. Nur wir selbst können unsere Entscheidung revidieren und die Herde dieses einen und einzigen, dreieinigen Gottes verlassen, um in die Wildnis – zum Unglauben – zurückzukehren, oder uns anderen Herden – Götzenreligionen – anzuschließen. Und wie wir dem Schrifttext weiter oben, in Hbr 6,4-6 entnehmen können, handelt es sich dann hier nicht um „verirrte” Schafe, welchen man nachgehen und sie wieder zurückbringen könnte. Sie sind nicht verlorengegangen, sondern haben ihre Wahl selbst getroffen und sich losgesagt, daher ist es nun unmöglich sie wieder zur Buße zu erneuern.

Auch im AT hat dieser Abfall eines Gläubigen das Löschen seines Namens aus Gottes „Buch des Lebens” zur Folge, zu dem wir weiter unten gleich Näheres erfahren werden.

Wer gegen mich gesündigt hat, den lösche ich aus meinem Buch aus.

2Mo 32,31 Darauf kehrte Mose zum HERRN zurück und sagte: Ach, dieses Volk hat eine große Sünde begangen: sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht. 32,32 Und nun, wenn du doch ihre Sünde vergeben wolltest! Wenn aber nicht, so lösche mich denn aus deinem Buch, das du geschrieben hast, aus. 32,33 Der HERR aber sprach zu Mose: Wer gegen mich gesündigt hat, den lösche ich aus meinem Buch aus. 2Mo 32,31-33;

Tilge sie aus dem Buch des Lebens, daß sie nicht geschrieben stehen.

Ps 69,27 Denn den du geschlagen hast, haben sie verfolgt, und vom Schmerz deiner Verwundeten erzählen sie. 69,28 Füge Schuld zu ihrer Schuld, und laß sie nicht hineinkommen in deine Gerechtigkeit! 69,29 Tilge sie aus dem Buch des Lebens, daß sie nicht geschrieben stehen bei den Gerechten! Ps 69,27-29;


Nun wird aber dieser Mensch, der den Glauben verlassen hat, wieder in den Unglauben zurückversetzt und damit könnte die Allwissenheit Gottes in Frage gestellt werden. Denn wenn Gott in seiner Allwissenheit alle Menschen erkannt und auserwählt hat, die vom Anbeginn der Schöpfung bis zu deren Ende eine Entscheidung für ihn treffen werden und dann andererseits solche, aufgrund ihrer Entscheidung Auserwählte, wieder aus dem Buch des Lebens gelöscht werden müssen, wäre die Auswahl falsch gewesen und das kann nicht sein. Dies ist zumindest das auf den ersten Blick durchaus stichhältige Argument der Vertreter einer Prädestination.

Doch wenn wir uns die Aussagen der Bibel zu diesem Thema insgesamt ansehen, erkennen wir, dass es die absolute Gerechtigkeit Gottes ist, welche alle seine Handlungen bestimmt. So geht die Liebe des Allmächtigen nur soweit, als sie auch mit seiner Gerechtigkeit vereinbar ist, sonst wären die vielen Strafgerichte Gottes am Volk Israel nicht zu verstehen. Auch die Strafgerichte an den Menschen der Endzeit, wie wir sie in der Offenbarung lesen, wären bei einer blinden Liebe ohne die Schranken der Gerechtigkeit nicht denkbar. Und in gleicher Weise geht auch das Erkennen in der Allwissenheit Gottes nur soweit in das Handeln Gottes ein, als es seine Gerechtigkeit zulässt.

Und nachdem alle die in den obigen Schriftstellen genannten Gläubigen des Heiligen Geistes teilhaftig geworden bzw. im Buch des Lebens geschrieben gewesen sind und erst dann vom Glauben abgefallen sind, heißt das, dass sie in ihrem Leben einmal eine Entscheidung für Gott getroffen haben. Und gemäß dieser positiven Entscheidung hat sie Gott offensichtlich erkannt und ausgewählt. Dass sie dann diese Entscheidung widerrufen werden, hat der Allmächtige natürlich auch erkannt. Aber um der Gerechtigkeit Willen, welche dem Menschen eine absolut freie Entscheidung - und ihren Widerruf – zugesteht, wird diese gegenteilige Entscheidung erst dann registriert, wenn sie schlagend wird.

Es ist ähnlich wie bei dem Gleichnis des Herrn vom Unkraut auf dem Acker. Auch dort lässt Gott Gläubige und Ungläubige in freier Willensentscheidung zusammen aufwachsen und trifft erst bei der Ernte die Entscheidung. Dann steht fest, ob die Einen bis zum Ende ihres Lebens am Glauben und die Anderen am Unglauben festgehalten haben oder ob sie ihre Entscheidung widerrufen haben: die Einen vom Heil zur Verdammnis oder die Anderen von der Verdammnis zum Heil. Wobei diese letztere Entscheidung nach Hbr 6, 4-6 offenbar nur ein Mal – bei der Bekehrung – möglich ist.

Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte.

Mt 13,24 Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 13,25 Während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging weg. 13,26 Als aber die Saat aufsproßte und Frucht brachte, da erschien auch das Unkraut. 13,27 Es kamen aber die Knechte des Hausherrn hinzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn Unkraut? 13,28 Er aber sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat dies getan. Die Knechte aber sagen zu ihm: Willst du denn, daß wir hingehen und es zusammenlesen? 13,29 Er aber spricht: Nein, damit ihr nicht etwa beim Zusammenlesen des Unkrauts gleichzeitig mit ihm den Weizen ausreißt. 13,30 Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen, und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune! Mt 13,24-30;


Die Bezeichnung des Paulus weiter oben, in Eph 1,4: „vor Grundlegung der Welt” führt uns dann noch zu einer anderen Schriftstelle. In der Offenbarung erklärt der Engel dem Johannes das Geheimnis von dem Tier und dem Weib. Und er sagt in diesem Zusammenhang, dass in dieser zukünftigen Zeit alle Menschen der Erde das Tier bestaunen werden. Dabei konkretisiert er aber, dass dies jene Menschen sein werden, „deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an”.

Deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an.

Off 17,8 Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und geht ins Verderben; und die Bewohner der Erde, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen, daß es war und nicht ist und da sein wird. Off 17, 8;


Daraus erkennen wir zwei Hinweise. Erstens: es gibt ein sogenanntes „Buch des Lebens”, in welchem die Namen dieser Tieranbeter nicht geschrieben stehen. Im Umkehrschluss - und wie wir gleich sehen werden auch von der Schrift bestätigt – gibt es Menschen, nämlich die Gläubigen, deren Namen wohl in diesem Buch des Lebens geschrieben stehen. Und zweitens: dieses Buch des Lebens wurde offenbar vor Grundlegung der Welt geschrieben. Damit haben wir nun den Zusammenhang zu der weiter oben nachgewiesenen Vorhererkennung und Auswahl der Gläubigen durch das Vorauswissen Gottes vor Grundlegung der Welt. Gott hat sie nicht nur im Voraus erkannt und auserwählt, sondern er hat sie auch in das Buch des Lebens (das ewige Gedächtnis des Allmächtigen?) eingeschrieben. Alle anderen Menschennamen stehen nicht darin. Das bestätigen auch andere Schriftstellen:

Mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind.

Phil 4,3 Ja, ich bitte auch dich, mein rechter Gefährte, stehe ihnen bei, die in dem Evangelium zusammen mit mir gekämpft haben, auch mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind. Phil 4,3;

Jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens.

Off 13,7 Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation.13,8 Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an. Off 13, 7- 8;

Und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist.

Off 20,12 Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. 20,13 Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. 20,14 Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Off 20,12-14;

Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens.

Off 20,15 Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen. Off 20,15;


(Siehe auch den Diskurs 62: „Wann werden die Namen der Gerechten in das Buch des Lebens eingetragen?”)

Damit haben wir die Gewissheit, dass alle Menschen, welche in ihrem Leben zum Glauben kommen werden, vor Grundlegung der Welt durch die Allwissenheit Gottes im Voraus erkannt, ausgewählt und ihre Namen in das Buch des Lebens eingeschrieben wurden. Man kann daher in diesem Zusammenhang nicht von einer „Prädestination” (Vorausbestimmung), sondern man muss von einer Präkognition (Vorauserkennung) sprechen. Und das heißt, bei Gott in der Ewigkeit steht bereits fest, wer bis ans Ende der Tage gerettet ist und wer nicht.

Bei uns hier auf Erden steht allerdings überhaupt nichts fest. Uns steht weder die Allwissenheit Gottes zur Verfügung, noch gibt es irgend einen Hinweis in der Schrift, an dem wir erkennen könnten, wer von uns im Buch des Lebens steht – also wer wahrhaft gläubig ist und wer nicht. Wir können in diesem Zusammenhang immer nur Vermutungen anstellen, und das hat schon oft zu fatalen Irrtümern geführt. Und zwar in beiden Richtungen, nachdem es gerade auch bei den Gläubigen nach der Schrift die Möglichkeit gibt, dass sie wieder abfallen können, wie sowohl die weiter oben zitierten, als auch die nachfolgende Schriftstellen beweisen.

Seht zu, Brüder, daß nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei im Abfall vom lebendigen Gott.

Hbr 3,12 Seht zu, Brüder, daß nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei im Abfall vom lebendigen Gott, 3,13 sondern ermuntert einander jeden Tag, solange es «heute» heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünde! 3,14 Denn wir sind Teilhaber des Christus geworden, wenn wir die anfängliche Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten. Hbr 3,12-14;

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt.

2Tim 4,6 Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens steht bevor 4,7 Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; 4,8 fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem Tag: nicht allein aber mir, sondern auch allen, die sein Erscheinen liebgewonnen haben. 2Tim 4, 6- 8;

Wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken.

Off 2,1 Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Dies sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: 2,2 Ich kenne deine Werke und deine Mühe und dein Ausharren, und daß du Böse nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner befunden; 2,3 und du hast Ausharren und hast vieles getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden. 2,4 Aber ich habe gegen dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast. 2,5 Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust. Off 2, 1- 5;


Zusammenfassend kann man daher sagen, dass die Lehre einer göttlichen Prädestination nicht schriftkonform ist. Jene Schriftstellen, welche die Vertreter dieser Sicht als Argumente vorbringen, lassen bei genauer Analyse erkennen, dass es sich hierbei gerade nicht um eine Prädestination (Vorherbestimmung), sondern um eine Präkognition, also eine Vorauserkennung Gottes handelt. Gott hat in seinem Vorauswissen alle Gerechten des AT und alle jene Menschen, die seit dem Opfertod des Herrn in ihrem Leben aus freiem Willen eine Entscheidung für Jesus Christus als den Sohn Gottes und ihren Erlöser treffen werden, erkannt und auserwählt, damit sie ins Buch des Lebens eingetragen werden.

Allerdings ist dieser Umstand für das Glaubensleben der christlichen Gläubigen ohne jeden konkreten Praxisbezug. Wir besitzen weder das Vorauswissen Gottes, noch können wir in das Buch des Lebens Einblick nehmen. Und nachdem wir auch in der Schrift keinen diesbezüglichen Hinweise haben, steht uns, wenn wir uns selbst und im eingeschränkten Umfang auch andere prüfen wollen, nur jenes Beurteilungskriterium zur Verfügung, welches uns der Herr Jesus selbst aufgezeigt hat. Wir müssen unser und anderer Handeln genau und objektiv prüfen und mit Hilfe des Heiligen Geistes die Früchte erkennen, welche dadurch erwachsen.

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

Mt 7,16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? 7,17 So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte. 7,18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch kann ein fauler Baum gute Früchte bringen. 7,19 Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 7,20 Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. 7,21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Mt 7,16-21;


Die guten Früchte, die der gute Baum bringt, werden oft verwechselt mit Spenden, Unterstützung von Hilfsorganisationen und dergleichen mehr. Diese haben schon auch ihre Berechtigung im weltlichen Bereich. Wenn wir jedoch das Geld als „Frucht” sehen wollen, wäre der Baum aus dem obigen Gleichnis der Mammon, und das wäre natürlich falsch. Unser „Baum” ist das Evangelium, die Frohe Botschaft von der Errettung der Menschen aus Gnade. Alles, was daher dazu beitragen kann, dieses Angebot Gottes den Menschen nahe zu bringen und sie zu Umkehr, Buße und Bekehrung zu leiten, ist eine gute Frucht von einem guten Baum. Und nach dem Gleichnis vom Sämann in Mt 13,3-9, sind wir als Kinder Gottes selbst die Samenkörner, die da die Menschen zu Gott führen und Früchte bringen, „das eine hundert-, das andere sechzig-, das andere dreißigfach”. Daran sind wir als Christen zu messen und zu erkennen. Und nicht an einer angeblichen Zugehörigkeit zu irgendeiner elitären „göttlichen Auswahl” oder der Höhe unserer Spendengelder.

Es gibt also keine absolute Gewissheit, wessen Name nun tatsächlich im Buch des Lebens eingetragen ist. Jenen Geschwistern aber, welche im Gegensatz zu den angeblich „Auserwählten” einer Prädestination die Befürchtung hegen, dass gerade sie nicht würdig sein könnten, sei ein Wort des Trostes gesagt. Einmal, weil gerade diese ihre Befürchtung sie als rechtgläubige Christen ausweist. Nicht jene behütet der Herr (Ps 116,6), die ihre Glaubensfestigkeit vor sich her posaunen, sondern die Kleinen, demütigen, die täglich um ihren Stand vor Gott besorgt sind. Ihnen verheißt der Herr den Helfer, den Heiligen Geist, der ihnen Trost und Hilfe spenden wird. Andererseits können wir nach der Aussage des Herrn in Einem gewiss sein: Alle Sünden, so schwer sie auch sein mögen, können durch Buße und Umkehr aufgrund des Loskaufopfers Jesu Christi vergeben werden. Bis auf eine einzige Sünde: jene wider den Heiligen Geist.

Dem aber, der gegen den Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben werden.

Lk 12,10 Und jeder, der ein Wort sagen wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; dem aber, der gegen den Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben werden. Lk 12,10;

(Siehe auch den Diskurs 64: „Was ist die Sünde wider den Heiligen Geist?”)


Diese Sünde wird dann begangen, wenn jemand den Geist Gottes als unreinen oder satanischen Geist bezeichnet – oder umgekehrt. Und davor müssen wir uns alle – ob Große oder Kleine im Glauben – hüten.

Schließlich seien hier auch noch zwei Schriftstellen aufgezeigt, welche gleichfalls nachweisen, dass das Evangelium, die Frohe Botschaft, kein Minderheitenprogramm, sondern ein Angebot Gottes an alle Menschen ist, ganz persönlich zur Erkenntnis der Wahrheit und zum ewigen Leben zu kommen. Wie man an den weiter oben erwähnten Auswüchsen im Kreise mancher Geschwister erkennen kann, wäre ja bei einer Prädestination (Vorherbestimmung) die Bekehrung keine eigenständige und freie Entscheidung des Menschen. Die Christen würden zu „Marionetten” und dies wäre eine Beleidigung der Majestät Gottes. Auch Mission und Evangelisation würden sich erübrigen, da jene Menschen, welche von Gott vorherbestimmt wären ohnehin zum Glauben kommen würden und alle anderen nicht zu bekehren wären.

Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

1Tim 2,3 Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, 2,4 welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 2,5 Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, 2,6 der sich selbst als Lösegeld für alle gab, als das Zeugnis zur rechten Zeit. 1Tim 2, 3- 6;

Jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.

Röm 10,11 Denn die Schrift sagt: «Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.» 10,12 Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn er ist Herr über alle, und er ist reich für alle, die ihn anrufen; 10,13 «denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.» Röm 10,11-13;


Wenn nun durch Gott jeder Mensch aufgefordert wird, sich zu bekehren, ist es evident, dass dies niemand anderer für ihn tun kann. Jeder Mensch muss daher hier seine eigene Entscheidung ganz persönlich treffen. Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass natürlich auch Gott uns hier nicht die Verantwortung abnimmt. Uns ist die gesamte Schöpfung, vom Universum über die Wunder dieser Welt, bis hin zum kleinsten Mikroorganismus gegeben, um darin die Größe und das Wirken Gottes erkennen und uns entscheiden zu können. Doch diese Entscheidung müssen wir selbst treffen. Gott zwingt niemanden, sich für ihn zu entscheiden. Menschen, die ihre Entscheidung bereits für Gott getroffen haben, können von Gott gebraucht werden, um die Glaubensbotschaft weiterzugeben. Aber auch sie können die Menschen nicht zwingen, diese anzunehmen. Der Akt der Glaubensentscheidung des Menschen muss völlig freiwillig erfolgen, denn ein erzwungenes Glaubensbekenntnis würde der Ewigkeit nicht standhalten. Diese Freiwilligkeit können wir auch der Aufforderung des Herrn in Mk 8,34 entnehmen:

Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!

Mk 8,34 Und als er die Volksmenge samt seinen Jüngern herzugerufen hatte, sprach er zu ihnen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach! Mk 8,34;


Und hier ist die absolute Gerechtigkeit Gottes der Garant dafür, dass jedem Menschen seine volle Entscheidungsfreiheit gewährt wird. Ob er nun Gott annimmt oder ablehnt, ob er nach seiner Bekehrung die Güte Gottes missachtet und wieder zum Unglauben zurückkehrt oder ob er nach anfänglicher Ablehnung dann doch noch zum Glauben an diesen Gott kommt. Bei Gott gibt es weder eine Vorhererrettung noch eine Vorherverdammung der Menschen. Sie werden ausnahmslos alle gemäß ihrer eigenen Taten und Entscheidungen gerichtet. Und sie können damit jene Freiheit und Verantwortung in Anspruch nehmen, die uns der Allmächtige schon seit Adam und Eva zugedacht hat, welche auch die Entscheidungsfreiheit hatten, Gott oder dem Satan zu glauben und leider – in aller Freiheit – die falsche Entscheidung getroffen haben. Der beste biblische Nachweis für den freien Willen des Menschen bei seiner Entscheidung für oder gegen Gott sind die zehn Gebote. Dort heißt es nicht „Du musst ...”, sondern „Du sollst ...”. Und damit ist es jedermann völlig frei gestellt, ob er sich danach richten will oder nicht.

Abschließend möchte ich hier auch noch den bekannten Prediger und Evangelisten Wilhelm Busch zu Wort kommen lassen, der in seinem Buch „Jesus unser Schicksal” in seiner liebenswert offenen Art dieses Thema ebenfalls anspricht.



(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Im Reiche Gottes gibt es nur völlige Freiwilligkeit. / Wilhelm Busch, Buch WB00, Seite 123ff+))

Sehen Sie: Wer nicht glauben will, der braucht auch nicht! Darf ich Ihnen das mal sagen? In der Kirche gibt es immer noch allerlei Zwang. Im Reiche Gottes gibt es nur völlige Freiwilligkeit. Wer ohne Gott leben will, darf das! Gott bietet sich uns an. Aber wir können ihn ablehnen. Wollen Sie ohne Gott leben? Dürfen Sie! Wollen Sie ohne Frieden mit Gott leben? Dürfen Sie! Wollen Sie ohne Gebet leben? Dürfen Sie! Wollen Sie ohne Bibel leben? Dürfen Sie! Wollen Sie Gottes Gebote übertreten? Dürfen Sie! Wollen Sie die Sonntage entheiligen, huren, saufen, lügen, stehlen? Dürfen Sie! Wer diesen Heiland, den Gott geschickt hat, um Sünder zu erretten, nicht will, der darf ihn ablehnen. Wer in die Hölle laufen will, der darf das. Bei Gott gibt es keinen Zwang. Nur machen Sie sich bitte klar, dass Sie dann die Folgen auf sich nehmen müssen. Gott bietet Ihnen durch Jesus Vergebung der Sünden und Frieden an. Sie können sagen: „Ich brauch es nicht! Ich will es nicht!”. Dann dürfen Sie so leben. Dann glauben Sie aber nicht, dass Sie in den letzten 5 Minuten Ihres Lebens – im Sterben – noch werden fassen können, was Gott Ihnen ein ganzes Leben lang angeboten hat. Sie dürfen Gottes Friedensangebot in Jesus ablehnen, dann müssen Sie aber in alle Ewigkeit ohne Frieden mit Gott leben. Und das ist die Hölle.

Die Hölle ist der Ort, wo man Gott wirklich endgültig los ist. Da werden Sie nicht mehr eingeladen. Da ruft Sie nichts mehr. Da wollen Sie vielleicht beten, aber dann können Sie nicht mehr. Da wollen Sie vielleicht den Namen Jesus anrufen, aber er fällt Ihnen nicht mehr ein. Sie brauchen die Botschaft, die ich Ihnen sage, nicht anzunehmen. Sie können’s lassen, sich zu Jesus zu bekehren. Aber machen Sie sich klar, dass Sie damit die Hölle wählen! Sie haben die völlige Freiheit!

„Und ihr habt nicht gewollt!” sagte Jesus zu den Jerusalemern. Er zwang sie nicht. Aber was sie wählten, das war schauerlich!

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Wilhelm Busch (1897-1966) war Jugendpfarrer in Essen, Evangelist, Prediger, Schriftsteller und Autor.

+) Dieser Auszug ist dem Buch „Jesus unser Schicksal”, von Wilhelm Busch, Schriftenmissions-Verlag Gladbeck/Westfalen entnommen. ISBN 3-7958-0364-0


(Siehe auch den Diskurs 55: „Warum lässt Gott das Leid zu?”)

Denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott.

Röm 2,9 Bedrängnis und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen; 2,10 Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. 2,11 Denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott. Röm 2, 9-11;




(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Müssen wir uns nicht für Christus entscheiden, um errettet zu sein? / Anonym 00, 2006-03-09)

Der Argumentation im Diskurs hier oben würde ich ja gerne folgen – wenn da nicht beispielsweise Römer 9 wäre. Es müßte mir auch jemand schlüssig erklären können, ob denn das Unkraut, das neben dem Weizen ausreifen soll, deshalb dort stehen bleiben soll, damit es irgendwann vielleicht doch noch Weizen werden kann. Ich meine, wenn denn dieses Gleichnis schon herangezogen wird. Das Unkraut wird nach dem Schriftbefund deswegen dort gelassen, damit der Weizen nicht vor der Zeit mit ausgerissen wird. Fakt ist jedenfalls, daß das Unkraut Unkraut war und Unkraut bleibt und ebenso ist es mit dem Weizen. Da es sich bei dem Unkraut um ein dem Weizen ähnlich aussehendes Gewächs (Lolch) handelt, wird erst am Ende sichtbar, was was ist. Weizen trägt Frucht und Lolch nicht.

Stellen Sie sich vor, Sie wären in Japan (Hiroshima) geboren. 1940. Und mit 5 Jahren käme Ihnen zum ersten Mal die Frage nach dem Sinn des Lebens und einem Gott. Doch just in dem Moment fällt die Bombe. Zu spät. Der Junge in Japan hat sich nicht ausgesucht, wann und wo er geboren werden würde. Er hat sich seine Eltern nicht ausgesucht und auch die Idee mit der A-Bombe nicht mitberaten. Er hatte auch keine Freunde, die ihm die Notwendigkeit einer Bekehrung vor der Bombe gesagt hätten. Nur hat er sich auch das nicht ausgesucht. Wenn er es sich aber nicht ausgesucht hat, wer dann? Der Zufall? Hatte er einfach nur Pech? Oder hat Gott gewußt, daß der Junge sich nie bekehren würde? Wie?

„So liegt es nun nicht an jemandes Laufen oder Wollen, sondern an dem begnadigenden Gott.” (Römer 9, 16). Wenn Sie als Christ ein Gefäß zur Ehre Gottes sind und glauben, das wäre auch nur zu einem Funken Ihr Verdienst oder gar das Resultat Ihrer persönlichen „Entscheidung”, wären Sie das erste „Gefäß, daß seinem Schöpfer gesagt hätte, was für ein Gefäß es denn bitte werden will” (Römer 9, 20 und 21).

Auf der anderen Seite ist Ihr Zitat von Wilhelm Busch ausgezeichnet. Nur darf man es nicht kombinieren mit der BIBLISCHEN Lehre von der Erwählung. Das Wort Präkognition finde ich in der Bibel nicht (liegt es vielleicht an meiner Übersetzung?). Das Wort „vorherbestimmt”, „erwählt” etc. dagegen um so öfter. Man braucht schon ein bißchen Mut, das zu ignorieren, finde ich.

Aber wie dem auch sei – das Problem entsteht erst dann, wenn jemand

  a) meint, aus der Lehre von der Erwählung ableiten zu können, daß er nicht evangelisieren soll (Hypercalvinismus) oder

  b) meint, es läge letzten Endes doch an dem „Laufenden oder Wollenden”, denn dann müßte nur das „Laufen oder Wollen” gestärkt wären, womit wir bei ProChrist wären.

(Anonym)



Zur besseren Übersicht soll hier dieses Gleichnis des Herrn vom Unkraut auf dem Acker noch einmal eingefügt werden:

Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.

Mt 13,24 Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 13,25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 13,26 Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. 13,27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 13,28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten? 13,29 Er sprach: Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. 13,30 Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune. Mt 13,24-30;


Um die Argumentation in der obigen Replik zu verstehen, muss man vorerst einmal die Ausgangsbasis klären. Nach der „Lehre der Erwählung” (Prädestination) des Reformators Johannes Calvin (siehe auch die Erklärungen am Beginn des Dokuments), hat Gott vor Grundlegung der Welt in einem Willensakt einen Teil der Menschen vorherbestimmt zum ewigen Leben und den anderen Teil zur ewigen Verdammnis. Dieses obige Gleichnis des Herrn vom Unkraut auf dem Acker wird daher von den Vertretern einer calvinistischen Prädestination so interpretiert, dass der Weizen die zum ewigen Leben vorherbestimmten Menschen symbolisiert, während das Unkraut die zur ewigen Verdammnis Vorherbestimmten repräsentiert.

(Siehe auch Diskurs 100: „Johannes Calvin: Die echte und die falsche Prädestination.”)


Und so ist es auch zu erklären, wenn vom anonymen Kommentator oben der Schluss gezogen wird:

„Fakt ist jedenfalls, daß das Unkraut Unkraut war und Unkraut bleibt und ebenso ist es mit dem Weizen.”


Das heißt also, die zur ewigen Verdammnis Vorherbestimmten waren und bleiben seit Anbeginn der Schöpfung immer Verdammte (Unkraut) und die zum ewigen Leben Vorherbestimmten bleiben immer Errettete (Weizen). Nun ist es bei diesem Gleichnis ja so, dass die Auslegung durch den Herrn nicht unmittelbar anschließend, sondern erst nach zwei weiteren Gleichnissen erfolgt. Und diese Interpretation wollen wir uns jetzt ansehen.

Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.

Mt 13,36 Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 13,37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist’s, der den guten Samen sät. 13,38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. 13,39 Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 13,40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen. 13,41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, 13,42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. 13,43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre! Mt 13,36-43;


Erst als die Leute weg waren und die Jünger wieder mit dem Herrn allein waren, fragten sie ihn nach der Deutung dieses Gleichnisses. Und hier erfahren wir nun einen ganz anderen Hintergrund, als man nach der Interpretation der Verfechter einer Prädestination erwarten würde:

-  Der Weizen, also die Erretteten, wurden nicht von Gott vorherbestimmt, sondern vom „Menschensohn” – also von unserem Herrn Jesus Christus in Menschengestalt – auf Erden gesät.

-  Und das auch nicht vor Anbeginn der Welt, sondern erst zu der Zeit, als Gott in seinem Sohn Mensch wurde.

-  Auch das Unkraut, also die Verdammten, wurden nicht von Gott vorherbestimmt, sondern im Gegenteil vom Teufel gesät.

-  Und dies natürlich auch nicht vor aller Schöpfung, sondern ebenfalls erst in der Wirkungszeit des Sohnes Gottes auf Erden.


Wie dann die weiteren Erläuterungen des Herrn zeigen, reicht die Zeitspanne, über die sich dieses Gleichnis erstreckt, vom Beginn unserer Zeitrechnung (Christi Geburt) bis hin zum Ende der Welt, der Auferstehung  und dem Weltgericht.

Nun haben uns unsere Väter im Glauben gelehrt, dass wir bei der Schriftauslegung darauf vertrauen können, dass die Schrift sich immer auch selbst auslegt. Und wenn der Herr hier oben vom Weizensamen spricht, welchen er gesät hat, hat er unmittelbar vorher, im Gleichnis vom Sämann, den Jüngern erklärt, was es mit diesem Samen auf sich hat. Wir tun daher gut daran, auch diese Verse davor zu betrachten.

Der Sämann ging hinaus, seinen Samen zu säen.

Mt 13,1 An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an den See. 13,2 Und es versammelte sich eine große Menge bei ihm, so daß er in ein Boot stieg und sich setzte, und alles Volk stand am Ufer. 13,3 Und er redete vieles zu ihnen in Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. 13,4 Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen es auf. 13,5 Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. 13,6 Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. 13,7 Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten es. 13,8 Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach. 13,9 Wer Ohren hat, der höre! Mt 13, 1- 9;


(Siehe auch den Exkurs 01: „Die Auslegung der prophetischen Schriften.”)

Was der Herr dann anschließend, im Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker als den „guten Samen” bezeichnet, das hat er zuvor hier, im Gleichnis vom Sämann, etwas detaillierter erklärt. Nun war es aber auch bei diesem Anlass so, dass die Jünger die Worte des Herrn nicht gleich verstanden haben, zu ihm traten und ihn fragten, warum er zu der Volksmenge in Gleichnissen redet.

Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?

Mt 13,10 Und die Jünger traten hinzu und sprachen zu ihm: Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen? 13,11 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Weil euch gegeben ist, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen, jenen aber ist es nicht gegeben; 13,12 denn wer hat, dem wird gegeben und überreichlich gewährt werden; wer aber nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, genommen werden.

13,13 Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehend nicht sehen und hörend nicht hören noch verstehen; 13,14 und es wird an ihnen die Weissagung Jesajas erfüllt, die lautet: «Mit Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und doch nicht wahrnehmen; 13,15 denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile

13,16 Glückselig aber eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören; 13,17 denn wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr anschaut, und haben es nicht gesehen; und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Mt 13,10-17;


Der Herr spricht hier vom Volk Israel und erläutert den Jüngern den Grund, warum diese Leute ihn nicht verstehen können: „das Herz dieses Volkes ist dick geworden”. Und dann erklärt der Herr den Jüngern – sozusagen in einem „Privatissimum” – dieses Gleichnis vom Sämann.

Hört ihr nun das Gleichnis vom Sämann.

Mt 13,18 Hört ihr nun das Gleichnis vom Sämann: 13,19 Sooft jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht, kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät war; dieser ist es, bei dem an den Weg gesät ist.

13,20 Bei dem aber auf das Steinige gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt; 13,21 er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist nur ein Mensch des Augenblicks; und wenn Bedrängnis entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, nimmt er sogleich Anstoß.

13,22 Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört, und die Sorge der Zeit und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.

13,23 Bei dem aber auf die gute Erde gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und versteht, der wirklich Frucht bringt; und der eine trägt hundert- , der andere sechzig-, der andere dreißigfach. Mt 13,18-23;


Und hier erkennen wir nun, dass die vorschnelle Beurteilung „Weizen bleibt Weizen” in der obigen Replik, am tieferen Hintergrund dieser Aussagen des Herrn völlig vorbeigeht. Es ist zwar richtig, dass jedes Korn dieses Samens guter Same – Wort Gottes – ist. Doch wie dieses Gleichnis zeigt, kann der beste Same sich nicht entwickeln, wenn der Boden auf dem er gesät ist - also das Herz, der Charakter des Menschen – versteinert, hart und abweisend ist. Unter diesen vier unterschiedlichen Boden- und Umgebungsbedingungen im Gleichnis gibt es nur eine, welche tatsächlich - und auch hier in unterschiedlichem Ausmaß – Frucht bringt. Alle anderen Samenkörner bringen keine bleibende Frucht.

Doch auch hier sollten wir nicht vorschnell urteilen. Unser Herr ist ein gewissenhafter Sämann und so wird er auch seine Saat immer wieder besichtigen, ob sie gedeiht. Und es könnte sein – wie im Gleichnis hier unten vom Feigenbaum im Weinberg -,  dass ihm der eine oder andere fruchtlose Baum dauert und er den Gärtner umgraben und düngen lässt, und so auch diesem Menschen noch eine zweite Chance für seine Errettung gibt.

Herr, laß ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn graben und Dünger legen werde!

Lk 13,6 Er sagte aber dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen Feigenbaum, der in seinem Weinberg gepflanzt war; und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine. 13,7 Er sprach aber zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Hau ihn ab! Wozu macht er auch das Land unbrauchbar? 13,8 Er aber antwortet und sagt zu ihm: Herr, laß ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn graben und Dünger legen werde! 13,9 Und wenn er künftig Frucht bringen wird, gut, wenn aber nicht, so magst du ihn abhauen. Lk 13, 6- 9;




Stellen Sie sich vor, Sie wären in Japan (Hiroshima) geboren. 1940. Und mit 5 Jahren käme Ihnen zum ersten Mal die Frage nach dem Sinn des Lebens und einem Gott. Doch just in dem Moment fällt die Bombe. Zu spät. Der Junge in Japan hat sich nicht ausgesucht, wann und wo er geboren werden würde. Er hat sich seine Eltern nicht ausgesucht und auch die Idee mit der A-Bombe nicht mitberaten. Er hatte auch keine Freunde, die ihm die Notwendigkeit einer Bekehrung vor der Bombe gesagt hätten. Nur hat er sich auch das nicht ausgesucht. Wenn er es sich aber nicht ausgesucht hat, wer dann? Der Zufall? Hatte er einfach nur Pech? Oder hat Gott gewußt, daß der Junge sich nie bekehren würde? Wie?



Mit 5 Jahren käme weder mir noch sonst einem Kind die Frage nach dem Sinn des Lebens. Daher haben wir in biblisch-christlichen Gemeinden auch keine Kindertaufe, wie in der Katholischen Kirche, sondern die Erwachsenentaufe. Im Erwachsenenalter ist eine derartige Entscheidung möglich.

Wegen der kleinen Kinder müssen Sie sich aber dennoch keine Sorgen machen. Von ihnen sagt der Herr:

Denn ich sage euch, daß ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.

Mt 18,10 Seht zu, daß ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, daß ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist. Mt 18,10;


Also wenn diese Kinder sterben sollten, müssen Sie sich um ihre Errettung keine Gedanken machen. Und wer nun als Erwachsener bei einem Unglück zu Tode kommt, ist entweder bekehrter Christ, dann ist er gerettet. Oder er hat sich nicht für Jesus Christus entschieden oder in der Schöpfung nicht den Schöpfer alles Seins erkannt und Buße getan, dann ist er verloren. Wir können m.E. nicht der Willkür eines Gottes ausgeliefert sein, der selbst die absolute Gerechtigkeit ist. Diese Verantwortung können wir nicht auf Gott abschieben, sondern müssen als erwachsene Menschen – ganz egal wo auf diesem Erdball – selbst die Entscheidung treffen.

Aber ganz abgesehen davon: solche Überlegungen haben auch einige Zuhörer des Herrn zu seiner Zeit angestellt. In Lk 13,1-5 meinten sie, dass jene 18 Personen, auf welche der Turm von Siloah fiel, durch Gott für ihre Sünden bestraft wurden. Doch der Herr sagte ihnen: „Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.”

Schließlich stimme ich Ihrer obigen Aussage teilweise zu, in der Sie meinen:

„Oder hat Gott gewußt, daß der Junge sich nie bekehren würde? Wie?”


Ich würde jedoch sagen, Gott hat gewusst, welche Entscheidung dieser Junge treffen würde, wenn er hätte weiterleben können.



Das ist ja genau die Schriftaussage in Röm 8,29 und 1Ptr 1,1

Röm 8,29 Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt.

1Ptr 1,1 ... die auserwählt sind 1,2 nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters


Gott hat in seiner Allwissenheit, vor Grundlegung der Welt jene Menschen, welche sich in ihrem Leben bekehren und zum Glauben an Jesus Christus entscheiden werden, erkannt und auserwählt (Eph 1,4). Doch dies müsste eigentlich im Widerspruch zu Ihren eigenen Aussagen stehen. Denn wenn ich es richtig sehe, vertreten Sie ja die Auffassung, dass sich die Menschen nicht entscheiden und bekehren müssen/können, weil die einen schon auserwählt sind und die anderen erst gar keine Chance auf Bekehrung haben?



„So liegt es nun nicht an jemandes Laufen oder Wollen, sondern an dem begnadigenden Gott.” (Römer 9, 16). Wenn Sie als Christ ein Gefäß zur Ehre Gottes sind und glauben, das wäre auch nur zu einem Funken Ihr Verdienst oder gar das Resultat Ihrer persönlichen „Entscheidung”, wären Sie das erste „Gefäß, daß seinem Schöpfer gesagt hätte, was für ein Gefäß es denn bitte werden will” (Römer 9, 20 und 21).



Einer der größten Fehler bei der Auslegung der Schrift ist ihr Missbrauch als „Steinbruch”. Man überspringt den Kontext, holt sich hier einen Vers und dort einen Vers und baut sich so sein persönlichen Glaubensgebäude auf. Dabei ist eine sehr beliebte Methode, alle Aussagen, welche Israel betreffen, auf die Gemeinde zu beziehen. Das geschieht so bei den Verheißungen für Israel im AT, die taxfrei auf die Gemeinde als das „neue Israel” uminterpretiert werden und das macht man auch mit Aussagen im NT – wie hier – welche ebenfalls Israel betreffen.

Im gesamten Kapitel 9 des Römerbriefes befasst sich Paulus mit Israel, wie wir den nachstehenden Texten entnehmen können:

Denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israel.

Röm 9,1 Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, wobei mein Gewissen mir Zeugnis gibt im Heiligen Geist, 9,2 daß ich große Traurigkeit habe und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen; 9,3 denn ich selbst, ich habe gewünscht, verflucht zu sein von Christus weg für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch; 9,4 die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen; 9,5 deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen. 9,6 Nicht aber als ob das Wort Gottes hinfällig geworden wäre; denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israel, 9,7 auch nicht, weil sie Abrahams Nachkommen sind, sind alle Kinder, sondern «in Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden». 9,8 Das heißt: Nicht die Kinder des Fleisches, die sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft gerechnet. Röm 9, 1- 8;


Hier sagt Paulus: „nicht alle die aus Israel sind, sind Israel”. Nicht die Kinder des Fleisches sind die Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung. Und dann geht Paulus auf Isaak und Rebekka und die Zwillinge Jakob und Esau ein.

Damit der nach freier Auswahl gefaßte Vorsatz Gottes bestehen bliebe, nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden.

Röm 9,9 Denn dieses Wort ist ein Wort der Verheißung: «Um diese Zeit will ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben.» 9,10 Nicht allein aber bei ihr war es so, sondern auch bei Rebekka, als sie von einem, von unserem Vater Isaak, schwanger war. 9,11 Denn als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten – damit der nach freier Auswahl gefaßte Vorsatz Gottes bestehen bliebe, nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden - 9,12 wurde zu ihr gesagt: «Der Ältere wird dem Jüngeren dienen»; 9,13 wie geschrieben steht: «Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt.» 9,14 Was sollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne! 9,15 Denn er sagt zu Mose: «Ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme, und werde Mitleid haben, mit wem ich Mitleid habe

9,16 So liegt es nun nicht an dem Wollenden, auch nicht an dem Laufenden, sondern an dem sich erbarmenden Gott. 9,17 Denn die Schrift sagt zum Pharao: «Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde.» 9,18 Also nun: wen er will, dessen erbarmt er sich, und wen er will, verhärtet er. Röm 9, 9-18;


Es geht Paulus hier also darum, nachzuweisen, dass Jakob, der von Gott geliebt und bevorzugt wurde, dies nicht irgendwelchen eigenen Werken, sondern dem Erbarmen Gottes zu verdanken hatte. Und hier haben wir auch den in der Replik zitierten Vers Röm 9,16: „So liegt es nun nicht an dem Wollenden, auch nicht an dem Laufenden, sondern an dem sich erbarmenden Gott”. Das gilt einmal für dieses Beispiel von Jakob und Esau und dann in weiterer Folge auch für die Israeliten allgemein.

Gerade der letzte Vers oben, Röm 9,18: „wen er will, dessen erbarmt er sich, und wen er will, verhärtet er” weist auf jenen Zusammenhang hin, welchen Paulus schon in Röm 9.6 erwähnt: „Denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israel”. Und in Vers 9,8: „Nicht die Kinder des Fleisches, die sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft gerechnet”. Es geht also hier um Israel. Die Israeliten nach dem Fleisch – das sind Israeliten, welche in den vergangenen fast 2000 Jahren gelebt haben und bis heute leben – sind die Israeliten, welche Gott verhärtet hat.

Die Kinder der Verheißung aber, sind Menschen aus Israel und den Nationen, welche zum Glauben an den Sohn Gottes, unseren Herrn Jesus Christus gekommen sind und auch weiterhin – bis zur Wiederkunft des Herrn – kommen werden. Und hier schreibt nun Paulus in Röm 4,1-5:

Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet

Röm 4,1 Was wollen wir denn sagen, daß Abraham, unser Vater nach dem Fleisch, gefunden habe? 4,2 Denn wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt worden ist, so hat er etwas zum Rühmen, aber nicht vor Gott. 4,3 Denn was sagt die Schrift? «Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. » 4,4 Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht angerechnet nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit. 4,5 Dem dagegen, der nicht Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. Röm 4, 1-5;


Es sind also nicht die Werke der Israeliten nach dem Fleisch, mit welchem sie Gerechtigkeit erlangen könnten. Sondern wer glaubt, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. Und gerade diese Aussage des Paulus offenbart den Zeitpunkt der grundlegenden Änderung in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Gott hat sich unser erbarmt und seinen Sohn gesandt, damit er für unsere Sünden am Kreuz das Loskaufopfer bringt. Und wir haben ab diesem Zeitpunkt die Zusage Gottes:

Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben.

Jh 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Jh 3,36;


Wir müssen also dieses Angebot Gottes annehmen und an das Loskaufopfer des Sohnes Gottes auch für unsere persönlichen Sünden glauben. Und jetzt erkennen wir, dass die Verheißung oben in Röm 9,18 „Also nun: wen er will, dessen erbarmt er sich, und wen er will, verhärtet er” nicht nur für Jakob bzw. Esau Gültigkeit hatte, sondern auch und insbesondere für das Israel nach dem Fleisch und für die Kinder der Verheißung, also alle jene Menschen aus Israel und allen Nationen, welche durch ihren Glauben an Jesus Christus gerettet sind.

Die Zeit des Gesetzes ist vorbei. Gott hat sich unser bereits erbarmt. Wir sind diese Gefäße der Verheißung, wenn wir den Glauben an Jesus Christus angenommen haben. Und dies sagt Paulus in den oben zitierten Versen den darüber erbosten Israeliten nach dem Fleisch, die ihren Messias als er zu ihnen kam abgewiesen hatten und ihn bis heute abweisen. Sie wollen seit fast 2000 Jahren aufgrund von Werken Gerechtigkeit erlangen und behaupten, dass Jesus ein Betrüger und Gotteslästerer war und es daher keinen Glauben an ihn geben kann.

Damit Gott den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen des Erbarmens zu erkennen gebe.

Röm 9,20 Ja freilich, o Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich so gemacht? 9,21 Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen? 9,22 Wenn aber Gott, willens seinen Zorn zu erweisen und seine Macht zu erkennen zu geben, mit vieler Langmut die Gefäße des Zorns ertragen hat, die zum Verderben zubereitet sind, 9,23 und wenn er handelte, damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen des Erbarmens zu erkennen gebe, die er zur Herrlichkeit vorher bereitet hat, 9,24 nämlich an uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen. Röm 9,20-24;


Die Behauptung in der obigen Replik:

„Wenn Sie als Christ ein Gefäß zur Ehre Gottes sind und glauben, das wäre auch nur zu einem Funken Ihr Verdienst oder gar das Resultat Ihrer persönlichen ,Entscheidung’, wären Sie das erste ,Gefäß daß seinem Schöpfer gesagt hätte, was für ein Gefäß es denn bitte werden will’ (Römer 9, 20 und 21).”


beruft sich daher auf Aussagen des Paulus in Röm 9,20 (O Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst gegen Gott?), welche er an die Israeliten gerichtet hatte, die nicht akzeptieren wollten, dass sich Gott auch der Heiden erbarmt hatte. Und das muss nun auch aufgrund der anderen Aussagen des Paulus hier im selben Kapitel des Römerbriefes betrachtet werden. Die Gefäße des Zorns sind die Israeliten nach dem Fleisch und alle Menschen, welche das Erbarmen und die Gnade Gottes in seinem Sohn Jesus Christus für gering achten und ablehnen. Die Gefäße des Erbarmens sind alle Menschen aus Israel und den Nationen, welche sich des Erbarmens Gottes für würdig erwiesen haben und den Glauben an Jesus Christus als ihren Retter und Erlöser angenommen haben. Wer die Aussagen des Paulus in Röm 9,20-22 als gläubiger Christ auf sich bezieht, geht daher wieder zurück nach Israel und missachtet die Gnade Gottes in seinem Sohn und das Loskaufopfer unseres Herrn.

Und weil ich in dieser Replik jetzt ganz persönlich angesprochen werde: Ja, ich habe vor 35 Jahren meinem Schöpfer bekannt, dass ich mich für ihn als den einen und einzigen Gott und seinen Sohn Jesus Christus als meinen Retter und Erlöser entschieden habe und ihn gebeten, dass er mich als sein Kind annehmen möge. Und wenn ich es richtig sehe, gibt es in Vergangenheit und Gegenwart Millionen von Christen, welche gleich mir diesen Schritt vollzogen haben. Wer nun meint, dass er zum ewigen Leben vorherbestimmt sei und daher diese Entscheidung nicht nötig hätte, unterliegt m. E. einem fatalen Irrtum. Diese Entscheidung ist das Bekenntnis zu unserem Herrn Jesus Christus. Wer diese Entscheidung ablehnt, zu dem wird sich auch der Herr vor seinem Vater nicht bekennen.

Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater.

Mt 10,32 Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist. 10,33 Wer aber mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist. Mt 10,32-33;



Auf der anderen Seite ist Ihr Zitat von Wilhelm Busch ausgezeichnet. Nur darf man es nicht kombinieren mit der BIBLISCHEN Lehre von der Erwählung.



Ich möchte nur vorab festhalten, dass es hier in der Diskussion um die Lehre der Prädestination und darum geht, ob wir aus freien Stücken eine Entscheidung für oder gegen Gott treffen können (mein Ansatz) oder ob wir weder eine Entscheidung dafür noch dagegen treffen können, weil wir schon vorherbestimmt sind (Ihre Behauptung). Sehen wir einmal, was Wilhelm Busch in dieser Predigt – die Sie ja ebenso wie ich für ausgezeichnet befinden – sagt:

-  Im Reiche Gottes gibt es nur völlige Freiwilligkeit

-  Gott bietet sich uns an. Aber wir können ihn ablehnen.

-  Wer diesen Heiland, den Gott geschickt hat, um Sünder zu erretten, nicht will, der darf ihn ablehnen.

-  Bei Gott gibt es keinen Zwang. Nur machen Sie sich bitte klar, dass Sie dann die Folgen auf sich nehmen müssen.

-  Gott bietet Ihnen durch Jesus Vergebung der Sünden und Frieden an. Sie können sagen: „Ich brauch es nicht!”.

-  Sie dürfen Gottes Friedensangebot in Jesus ablehnen, dann müssen Sie aber in alle Ewigkeit ohne Frieden mit Gott leben.

-  Sie können’s lassen, sich zu Jesus zu bekehren. Aber machen Sie sich klar, dass Sie damit die Hölle wählen! Sie haben die völlige Freiheit!


Dass diese Aussagen nicht mit der Lehre einer Prädestination konform gehen, ist mir schon klar. Das ist ja der Grund, warum ich sie zitiere. Ich vertraue da der Schrift und einem Wilhelm Busch, den ich als schriftkonformen Prediger kenne, eher als den Behauptungen von Vertretern einer Prädestination.



Das Wort Präkognition finde ich in der Bibel nicht (liegt es vielleicht an meiner Übersetzung?). Das Wort „vorherbestimmt”, „erwählt” etc. dagegen um so öfter. Man braucht schon ein bißchen Mut, das zu ignorieren, finde ich.



Nun, auch das Substantiv des von Ihnen verwendeten Verbs „vorherbestimmt”, also Vorherbestimmung oder Prädestination, lässt sich in der Schrift nicht finden (und es liegt natürlich auch bei mir nicht an der Übersetzung). Doch wenn Sie Röm 8,29 nachlesen, schreibt Paulus dort davon, dass Gott jene, die ihn lieben, „vorher erkannt” hat. Und das ist nun nichts anderes als das von mir gebrauchte Substantiv Vorhererkennung oder Präkognition.

Röm 8,29 Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt.

Wie man sieht, sagt uns Paulus hier, dass Gott jene, die ihn lieben, zuerst in seiner Allwissenheit vorher erkannt und dann unter allen Menschen aller Zeiten auserwählt und zum Ewigen Leben vorherbestimmt hat, indem er sie ins Buch des Lebens eingetragen hat. Diesen Zusammenhang erkennen wir auch im ersten Brief des Petrus.

1Ptr 1,1 ... die auserwählt sind 1,2 nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters


Der springende Punkt ist, dass es sich hier offensichtlich nicht um eine willkürliche Vorherbestimmung – also eine Prädestination – durch Gott handelt, sondern dass Gott in seiner Allwissenheit alle jene Menschen, welche ihn lieben (werden), vorher erkannt und in der Folge auserwählt hat.



Aber wie dem auch sei – das Problem entsteht erst dann, wenn jemand
a) meint, aus der Lehre von der Erwählung ableiten zu können, daß er nicht evangelisieren soll (Hypercalvinismus) oder
b) meint, es läge letzten Endes doch an dem „Laufenden oder Wollenden”, denn dann müßte nur das „Laufen oder Wollen” gestärkt wären, womit wir bei ProChrist wären.



Der Unterschied zum Hypercalvinismus ist – zumindest in diesem Zusammenhang - marginal, da auch die Calvinisten die Auffassung vertreten:

„Das Erlösungswerk Christi war nur dazu bestimmt, die von Gott Auserwählten zu retten und ihre Rettung tatsächlich zu bewirken” (Zitat aus www.Calvinismus.de)

Dem gegenüber steht die Aussage der Bibel:

1Jh 2,2 Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt. 1Jh 2, 2:


Die von Ihnen hier oben erwähnte Bezeichnung „Lehre von der Erwählung” ist offensichtlich ein Missverständnis bzw. eine bewusste oder unbewusste Verwechslung. Es geht - zumindest in diesem Diskurs – nicht um eine Erwählung – die ja immer und zwangsläufig ein Auswahlkriterium in Bezug auf das ausgewählte Objekt bzw. Subjekt voraussetzt (und dagegen würden sich auch die Vertreter der calvinistischen Prädestination verwehren). Sondern es geht eben um die Lehre einer Prädestination, also einer willkürlichen Vorausbestimmung der Menschen zum ewigen Leben oder zur ewigen Verdammnis durch Gott ohne jedes Zutun des Menschen.

Denn wie gerade weiter oben dargelegt, ist ja eine „Erwählung” durchaus schriftgemäß. Aber zum Unterscheid von einer Vorausbestimmung (Prädestination) kann ja gerade der Terminus „Erwählung” von seiner Semantik her kein originärer Vorgang sein, sondern setzt erstens immer ein Kriterium voraus, nach welchem erwählt wird und muss in der Folge von einer Suche nach Übereinstimmung mit diesem Kriterium begleitet sein, bevor ausgewählt werden kann. Eine „Lehre der Erwählung” kann daher per se keine Prädestination/Vorherbestimmung sein, sondern ist eine Vorhererwählung, also eine Präselektion. Und eine derartige Präselektion ist daher einer Vorhererkennung (Präkognition) nachgelagert, ganz wie es Paulus in Röm 8,29 anführt:

„Denn die er vorher erkannt hat (Präkognition), die hat er auch vorherbestimmt”.

Die Verfechter einer calvinistischen Prädestination behaupten jedoch zweierlei:

1.  Gott hat in einem Willkürakt Menschen zum ewigen Leben und zur ewigen Verdammnis vorherbestimmt und

2.  der Mensch hat auf diese Entscheidung keinerlei Einfluss mehr.

Daraus wird nun (im Hypercalvinismus) logischerweise gefolgert, dass eine Evangelisation völlig sinnlos wäre, weil ja alle für das ewige Leben Vorausbestimmten in ihrem Leben zwangsläufig zum Glauben kommen werden, während jene Menschen, welche von Gott für die ewige Verdammnis bestimmt wurden, diesen Glauben gar nicht annehmen können.

Die Vertreter der evangelikalen Sicht, wie z. B. die Remonstranten (lat. ’’remonstrare’’: zurückweisen) des Reformators Jacobus Arminius (siehe auch die Erklärungen am Beginn des Dokuments), deren Anhänger vor beinahe 400 Jahren von den Calvinisten in den Niederlanden wegen ihres Glaubens verfolgt und hingerichtet wurden, wie z.B. Huigh de Groot (1583-1645) bzw. Johan van Oldenbarnevelt (1547-1619), bestätigen die durch die Allwissenheit Gottes erfolgte Vorhererkennung jener Menschen, welche in ihrem Leben zum Glauben kommen werden, und deren Auswahl und Eintragung in das Buch des Lebens. Im Gegensatz zu den Ungläubigen, welche nicht darin eingetragen sind (Röm 8,29; Eph 1,4; 1Ptr 1,1-2; Phil 4,3; Off 13,8; 17,8; 20,12.15). Diese Sicht erkennt jedoch aufgrund der Aussagen der Schrift, dass der Mensch die ihm von Gott gegebene Freiheit besitzt, diese Gnade Gottes auch abzulehnen.

Eine derartiges Vorauswissen ist allerdings nur Gott und nicht uns Menschen zugänglich und wir können daher von keinem Menschen zu keiner Zeit beurteilen, ob er zum Glauben kommen wird und im Buch des Lebens steht. Deshalb ist auch die Ansicht, dass wir nur den Auserwählten das Evangelium zu verkündigen haben, ein fataler Trugschluss: wir wissen nicht, wer auserwählt ist und wer nicht! Und nachdem es das schriftgemäße Zeugnis gibt, dass sogar auch jene Menschen, die bereits im Buch des Lebens stehen, aufgrund ihres eigenen Verhaltens durch Gott auch wieder gelöscht werden können (2Mo 32,33; Ps 69,29; Hbr 3,12-14; 6,4-6; Off 2,1-5), ist ohne Zweifel dem Verkündigungsauftrag des Herrn Folge zu leisten und das Evangelium in der ganzen Welt und der ganzen Schöpfung zu predigen.

Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!

Mk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! 16,16 Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden. Mk 16,15-16;


Was nun den vom Ihnen zitierten Text aus Röm 9,16 über das „Laufen oder Wollen” betrifft, womit Sie eine Evangelisation ad absurdum führen wollen, haben Sie auch hier wieder der Schrift einen „Baustein” für Ihre persönliche Sicht entnommen. Wenn wir uns den Kontext ansehen, können wir auch hier feststellen, dass Paulus diese Warnungen an die Israeliten richtet:

So liegt es nun nicht an dem Wollenden, auch nicht an dem Laufenden, sondern an dem sich erbarmenden Gott.

Röm 9,15 Denn er sagt zu Mose: «Ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme, und werde Mitleid haben, mit wem ich Mitleid habe.» 9,16 So liegt es nun nicht an dem Wollenden, auch nicht an dem Laufenden, sondern an dem sich erbarmenden Gott. 9,17 Denn die Schrift sagt zum Pharao: «Eben hierzu habe ich dich erweckt, damit ich meine Macht an dir erzeige und damit mein Name verkündigt werde auf der ganzen Erde.» 9,18 Also nun: wen er will, dessen erbarmt er sich, und wen er will, verhärtet er. Röm 9,15-18;



Im Gegensatz zu den Israeliten nach dem Fleisch, welche Gott verhärtet hat, hat der Allmächtige sich der Kinder der Verheißung erbarmt. Anstatt der Tieropfer der Israeliten für ihre Sünden, hat der Vater seinen Sohn gesandt, der am Kreuz das Loskaufopfer für alle Menschen aller Zeiten erbracht hat, um sie von ihren Sünden zu erlösen.

Und genau das ist es, was nicht an unserem Wollen, sondern an dem sich erbarmenden Gott liegt. – Soweit stimmen wir ja überein. – Doch dieser Gott hat in seinem Erbarmen den Menschen ein Angebot gemacht. Und dieses Angebot muss von jedem Menschen erst angenommen werden, damit es wirksam wird. Und das ist es, was Calvin und die Calvinisten übersehen haben.



Nun geht es nicht mehr darum, ein Opfer zu erbringen, sondern einzig und allein darum, dieses bereits ein für alle Mal erbrachte Opfer unseres Herrn Jesus Christus bewusst und persönlich in Dankbarkeit anzunehmen. Dieses Angebot Gottes ist ein Geschenk der Gnade und des Erbarmens mit uns Sündern. Doch wie jedes Geschenk, kann auch dieses Geschenk abgelehnt und zurückgewiesen werden. Deshalb liegt es an der bewussten Entscheidung jedes einzelnen Menschen, ob er dieses Loskaufopfer Jesu Christi auch für seine Sünden in Anspruch nimmt.

Die Meinung, dass aufgrund der Aussage oben, in Röm 9,18, der Beweis erbracht wäre, dass Gott bei der Auswahl der Menschen Willkür walten ließe, ist das Resultat einer oberflächlichen Betrachtungsweise dieser Worte des Paulus. Wenn man seine weiteren Aussagen zu diesem Thema im Römerbrief berücksichtigt, erkennt man, dass es hier immer um die Antwort Gottes auf das Handeln des Menschen geht:

Darum hat Gott sie dahingegeben, weil sie die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt haben.

Röm 1,22 Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden 1,23 und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes vom vergänglichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. 1,24 Darum hat Gott sie dahingegeben in den Begierden ihrer Herzen in die Unreinheit, ihre Leiber untereinander zu schänden, 1,25 sie, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben statt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen. Röm 1,22-25;

Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes,

Röm 9,31 Israel aber, das einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebte, ist nicht zum Gesetz gelangt. 9,32 Warum? Weil es nicht aus Glauben, sondern als aus Werken geschah. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, 9,33 wie geschrieben steht: «Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.». Röm 9,31-33;


Im letzten Vers hier oben, in Röm 9,33, widerlegt Paulus auch jede Vermutung, dass der Mensch völlig ohne sein eigenes Zutun erlöst werden könnte: Nur wer an den Sohn Gottes glaubt, wird nicht zuschanden werden. Und nun kann es doch wohl nicht so sein, dass Paulus in Röm 9,18 einen Willkürakt Gottes zur Rettung des Menschen postulieren würde und dann einige Verse später, am Ende dieses Kapitels, dem widerspricht und die eigene Entscheidung jedes einzelnen Menschen durch den Glauben an Jesus Christus, als das einzige Kriterium zur Errettung darstellt.

Auch andere Stellen im Neuen Testament bestätigen die Auffassung, dass die Verhärtung des Menschen immer erst eine Folge seiner eigenen Handlungen und nie ein Willkürakt Gottes ist, sondern dass es Gottes Wille ist, dass alle Menschen errettet werden.

Die, welche verloren gehen, dafür, daß sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung nicht angenommen haben.

2The 2,10 und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen, dafür, daß sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung nicht angenommen haben. 2,11 Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, daß sie der Lüge glauben. 2The 2,10-11;

Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

1Tim 2,3 Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, 2,4 welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 2,5 Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, 2,6 der sich selbst als Lösegeld für alle gab, als das Zeugnis zur rechten Zeit. 1Tom 2. 3- 6;


Die von Ihnen abschließend erwähnte Veranstaltung ProChrist ist aus meiner Sicht nicht deshalb problematisch, weil es eine Großevangelisation ist, sondern weil die gesamte Organisation bereits in der Hand der Ökumene unter Federführung der katholischen Kirche ist. Durch die Mitwirkung der katholischen Kirche, in welcher man grundsätzlich davon ausgeht, dass „die katholische Kirche den Vorrang vor der Bibel hat und das größere Ganze ist”, ist eine biblische Verkündigung eine Unmöglichkeit und die Verantwortlichen haben sich auch in den letzten Jahren immer mehr von einer schriftgebundenen Evangelisation entfernt.

Und wenn der Präses des Gnadauer Gemeinschaftswerkes Christoph Morgner im Oktober 2002 als Vorstandsmitglied von ProChrist in einem Artikel unter der Überschrift: „Müssen wir mehr zusammenarbeiten?” schreibt:

„Denen, die sich gegen ProChrist aussprechen, weil sich dabei auch katholische Gemeinden beteiligen, sage ich schlicht und deutlich: Es ist besser, katholisch zu glauben und in dieser Kirche beheimatet zu sein, als überhaupt kein Verhältnis zu Jesus Christus zu haben.” (»idea« 40/2002)

dann erkennt man daran den ganzen Erkenntnisdefizit eines Verantwortlichen in dieser Bewegung. Diese Argumentation gleicht der Antwort des Taxifahrers, der anstatt zur gewünschten Stadtadresse auf den Flughafen hinausfährt und auf die Frage, warum er in die falsche Richtung fährt, dem Fahrgast frech erwidert: Seien Sie doch froh überhaupt in einem Taxi zu sitzen und nicht draußen im Regen stehen zu müssen.

(Siehe auch den Diskurs 84: „ProChrist: Chance oder Risiko?”)



Zusammenfassung

Der Auftrag des Herrn an die Christen in Mk 16,15-16: „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.” hat seine atl. Entsprechung in der Verheißung Gottes in Hes 33,1-6:

So wird dieser um seiner Schuld willen weggerafft; aber sein Blut werde ich von der Hand des Wächters fordern.

Hes 33,1 Und das Wort des HERRN geschah zu mir so: 33,2 Menschensohn, rede zu den Söhnen deines Volkes, und sage zu ihnen: Wenn ich das Schwert über ein Land bringe, und das Volk des Landes nimmt einen Mann aus seiner Gesamtheit und setzt ihn sich als Wächter ein, 33,3 und er sieht das Schwert über das Land kommen und stößt ins Horn und warnt das Volk, 33,4 wenn dann einer den Schall des Horns hört, sich aber nicht warnen läßt, und das Schwert kommt und rafft ihn weg: so wird sein Blut auf seinem Kopf bleiben. 33,5 Er hat den Schall des Horns gehört, hat sich aber nicht warnen lassen; sein Blut wird auf ihm bleiben. Doch hat er sich warnen lassen, so hat er seine Seele gerettet.

33,6 Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht, und er stößt nicht ins Horn, und das Volk wird nicht gewarnt, und das Schwert kommt und rafft von ihnen eine Seele weg: so wird dieser um seiner Schuld willen weggerafft; aber sein Blut werde ich von der Hand des Wächters fordern. Hes 33, 1- 6;


In dieser Verheißung steht „Israel” für die ganze Welt, das „Horn” ist die Frohe Botschaft von der Errettung aus Gnade, und die „Wächter” sind die Prediger des Evangeliums, beginnend bei den Aposteln bis in unsere Tage und weiter bis hin zur Endzeit. Wenn dann einer das Evangelium hört, sich aber nicht warnen lässt, so wird seine Schuld auf ihm bleiben. Doch hat er sich warnen lassen und glaubt an den Sohn Gottes, so hat er seine Seele gerettet. So sagt es der Herr auch in Jh 3,18: „Wer an mich glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.”

Wenn nun aber die Wächter, die das Evangelium kennen, die Menschen nicht warnen – weil sie etwa denken, dass nur sie alleine auserwählt wären – so werden die Menschen um ihrer eigenen Schuld willen weggerafft; aber ihr Blut wird Gott von der Hand dieser Wächter fordern.





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(Ist das „Unkraut” der Beweis dafür. dass die Prädestination doch richtig ist? / Siegfried Grehn 00, 2006-05-04)

(...) Nun finde ich Ihre Auslegungen deshalb recht gut, weil sie sehr bibelnahe sind und Sie Ihre Argumentation durch konkrete Schriftstellen untermauern und damit auch nachvollziehbar machen.

Beim Diskurs 83 über die Prädestination haben Sie nun zwar die Behauptung des anonymen Kommentators, dass der „Weizen immer Weizen war und Weizen bleibt” (Mat. 13,24-30) anhand des Gleichnisses vom Sämann (Mat. 13,18-23) recht klar widerlegt. Allerdings habe ich trotz mehrmaligem Lesen Ihrer Aussagen eine Antwort auf die Schlussfolgerung, dass daher auch das „Unkraut Unkraut war und Unkraut bleibt” vermisst.

Nachdem ja gerade diese Interpretation eine Säule im Glaubensverständnis der Vertreter einer Prädestination ist, wäre es auch hier interessant, ob sich diese Sicht anhand der Schrift widerlegen lässt. – Oder ist gerade dies der Beweis dafür, dass die Prädestination richtig ist und es eine Vorauswahl der Menschen durch Gott doch gibt?


(Siegfried Grehn, Siegfried.Grehn@t-online.de)



Sie haben vollkommen Recht: ich habe mich in meinem Kommentar auf den „Weizen” konzentriert und dem „Unkraut” keine weitere Beachtung geschenkt. Vielleicht auch deswegen, weil ich offenbar zu Unrecht davon ausgegangen bin, dass sich der Hintergrund dieses Teils (Unkraut) der falschen Auffassung einer Prädestination mit der Richtigstellung des ersten Teils (Weizen) für den Leser automatisch klärt.

Um nun dieses Versäumnis nachzuholen, möchte ich auch hier dieses Gleichnis des Herrn zur Erinnerung noch einmal anführen:

Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.

Mt 13,24 Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 13,25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 13,26 Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. 13,27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 13,28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten? 13,29 Er sprach: Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. 13,30 Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune. Mt 13,24-30;


In seiner Auslegung dieses Gleichnisses für die Jünger, erklärt der Herr dann die Bedeutung der einzelnen Begriffe:

Der Acker ist die Welt, der Menschensohn sät der guten Samen, der Teufel sät das Unkraut.

Mt 13,36 Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 13,37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist’s, der den guten Samen sät. 13,38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. 13,39 Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Mt 13,36-39;


Der Menschensohn ist’s, der den guten Samen sät. Der Acker ist die Welt. Mit diesem Acker sind also die Menschen der ganzen Welt gemeint. Und nun wissen wir aus dem Gleichnis des Herrn vom Sämann, hier unten, dass die Bodenbeschaffenheit dieses Ackers maßgeblich ist für die Aufnahme und das Wachstum des gesäten Samens. Der Ackerboden repräsentiert also in diesen Gleichnissen die Fähigkeit und den Willen jedes einzelnen Menschen, das Wort Gottes – das Evangelium – aufzunehmen und in seinem Herzen wachsen zu lassen.

Der Sämann ging hinaus, seinen Samen zu säen.

Mt 13,3 Und er redete vieles zu ihnen in Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. 13,4 Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen es auf.
13,5 Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. 13,6 Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.
13,7 Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten es.
13,8 Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach. 13,9 Wer Ohren hat, der höre! Mt 13, 3- 9;

Das Gleichnis vom Sämann in der Auslegung durch den Herrn.

Mt 13,18 Hört ihr nun das Gleichnis vom Sämann: 13,19 Sooft jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht, kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät war; dieser ist es, bei dem an den Weg gesät ist.

13,20 Bei dem aber auf das Steinige gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt; 13,21 er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist nur ein Mensch des Augenblicks; und wenn Bedrängnis entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, nimmt er sogleich Anstoß.

13,22 Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört, und die Sorge der Zeit und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.

13,23 Bei dem aber auf die gute Erde gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und versteht, der wirklich Frucht bringt; und der eine trägt hundert- , der andere sechzig-, der andere dreißigfach. Mt 13,18-23;


Diese Aussagen beziehen sich einmal auf den guten Samen, den der Herr gesät hat. Nachdem aber nach den Worten des Herrn der Acker die ganze Welt ist, müssen die Bedingungen auf diesem Acker – ob nun behindernd oder fördernd – auch für den Unkrautsamen Geltung besitzen. Auch der Unkrautsame wird ja auf dem selben Acker gesät und er findet daher die gleichen Boden- und Umgebungsbedingungen (Charaktere der Menschen) vor, wie der Weizensamen.

Wo nun auf dem Weg gesät wurde, das sind jene Menschen, die ihre Herzen völlig verhärtet haben. Sie sind geistlich desinteressiert und weisen alles ab, was sie nicht sehen und anfassen können. Der Same – ob Weizen oder Unkraut – dringt nicht tiefer ein. In ihnen entwickelt sich weder Gutes noch Böses. Sie sind nicht heiß und nicht kalt – sie sind lau. Und wie leicht zu erkennen, ist dies der geistliche Zustand des Großteils der Menschen. Von ihnen sagt der Herr, dass er sie ausspeien wird.

Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

Off 3,15 Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch heiß bist. Ach, daß du kalt oder heiß wärest! 3,16 Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. 3,17 Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts, und nicht weißt, daß du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloß bist. Off 3,15-17;


Es genügt also nicht, nur nicht „böse” zu sein und keinem etwas zu Leide zu tun. Wer nicht aktiv umkehrt, sich bekehrt und zum Glauben an Jesus Christus kommt, ist für ewig verloren – auch wenn er in seinem Leben nicht ausgesprochen böse war.

Bei dem auf das Steinige gesät wurde, der ist in seinem Herzen schnell zu begeistern – sowohl für das Gute als auch für das Böse. Wenn es der Weizensame ist, den er aufnimmt, wird er sofort zum begeisterten Christen und alle Geschwister meinen, hier hätte der Heilige Geist gewirkt. Wir finden daher solche Menschen auch immer wieder unter den Charismatikern. Nimmt dieser Mensch den Unkrautsamen auf, begibt er sich in Perversitäten und Verbrechen. Doch sobald der erste Reiz vorbei ist oder Beschwernisse auftreten, empfindet er es als langweilig und nach kurzer Zeit zieht er schon wieder weiter auf seiner dauernden Suche nach neuen Erfahrungen und Erlebnissen. Er ist ein Mensch des Augenblicks, wie der Herr oben sagt.

Bei dem unter die Dornen gesät ist, der nimmt den Weizen- oder Unkrautsamen auf und lässt ihn wachsen. Doch entweder er ist arm und muss sich um den täglichen Unterhalt für sich und die Seinen sorgen oder er ist reich und ist dauernd damit beschäftigt sein Kapital ertragreich zu veranlagen. Und so bleibt ihm keine Zeit, um sich mit anderen Dingen zu befassen. Auf der geistlichen Ebene wird der Same erstickt und bringt keine Frucht.

Bei dem aber auf die gute Erde gesät ist, der ist für geistliche Einflüsse nicht nur empfänglich sondern er entwickelt sie auch weiter. Bei ihm kann der Same wachsen und Frucht bringen. Hat er den guten Samen aufgenommen, wird er zum Weizen und seine Ähren bringen dreißig-, sechzig- oder gar hundertfach Frucht. Er wird zum bekennenden Christen, verbreitet das Evangelium oder wird zum christlichen Prediger. Hat er den Unkrautsamen aufgenommen, wird er ein korrupter Politiker, ein Verbrecher oder ein Räuber und Mörder.

Wie man sieht, genügt der gute Ackerboden alleine nicht, um Weizen wachsen zu lassen. Es bedarf natürlich zusätzlich des Samens. Und ebenso ist es beim Unkraut. Der gute Ackerboden (gutes Land, gute Erde) ist daher nicht als „gut” im gegenteiligen Sinne von „böse” zu verstehen, sondern der Herr meint damit ganz einfach die fruchtbare Erde, auf der gedeiht, was gesät wird. Wird Weizensamen gesät, gedeiht er als Weizen, wird Unkrautsamen gesät, gedeiht er als Unkraut.

Und beim Menschen ist es ähnlich. Wenn der Ackerboden – also das „Herz” des Menschen – nicht von anderen Einflüssen behindert und aufnahmefähig ist, ist er imstande, die aufgenommenen Gedanken und Ideen weiter zu entwickeln und zur Ausreifung zu bringen. Im Unterschied zum tatsächlichen Ackerboden, hat jedoch der Mensch, als vernunftbegabtes Geschöpf, die Entscheidungsfreiheit, welchen Samen er in sein Herz aufnimmt. Es ist daher auch und gerade beim fruchtbaren „Ackerboden” jeder einzelne Mensch selbst, welcher sich entscheiden muss, ob er den Weizensamen oder den Unkrautsamen aufnimmt und in seinem Herzen wachsen lässt. Wenn diese Entscheidung einmal gefallen ist, ist der Mensch entweder „Weizen” und damit Kind des Reichs oder „Unkraut” und Kind des Bösen.

Die Auffassung „Weizen bleibt Weizen und Unkraut bleibt Unkraut” übersieht daher völlig die Tatsache, dass der gute Ackerboden vorerst einmal völlig neutral ist. Erst die Saat und ihr Wachstum im Boden ergibt den Weizen bzw. das Unkraut. Das Einzige, was daher in diesem Zusammenhang unveränderbar ist, ist der Same: Weizensame bleibt Weizensame und Unkrautsame bleibt Unkrautsame. Den einen sät der Herr, den anderen sät der Teufel. Der Mensch ist es, der sich für den einen oder den anderen Samen entscheidet. Wer aber den Samen einmal aufgenommen hat, hat sich endgültig entschieden, zu wem er gehören möchte: zu Gott oder zum Teufel.

Und hier ist nun auch sehr leicht zu erkennen, welche Menschen durch das Evangelium noch angesprochen werden können. Es sind jene im Gleichnis des Herrn, bei denen der Same – ob Weizen- oder Unkrautsame -  auf den Weg, auf das Steinige oder unter die Dornen gesät wurde. Sie haben aus verschiedenen Ursachen den Samen nicht aufgenommen. Und diese Ursachen können unter Umständen positiv beeinflusst werden:

-  Der, bei dem an den Weg gesät wurde, hat das Wort gehört, aber nicht verstanden und daher kam der Böse und riss weg, was in sein Herz gesät war. Diesem muss das Evangelium daher wieder verkündet werden. Und zwar so, dass er es endlich versteht und in seinem Herzen behält.

-  Bei dem auf das Steinige gesät wurde, das ist der Mensch des Augenblicks, der eine Zeit lang dran bleibt, dann aber wieder weiter zieht. Diesem muss geholfen werden zu erkennen, dass er, der glaubt alles im Leben mitnehmen zu müssen, mit seiner Einstellung gerade an diesem Leben vorbeigeht, wenn er sich vor jeder Verpflichtung, vor jeder längeren Bindung und vor jeder Verantwortung drückt.

-  Bei dem aber unter die Dornen gesät wurde, dem muss verständlich gemacht werden, dass es eine Lösung für seine Sorgen gibt: Wenn er zum Glauben an den Herrn kommt, wird dieser ihn so führen, dass seine Probleme – welcher Art auch immer sie sind – bald der Vergangenheit angehören und er frei ist, das Wort Gottes aufzunehmen und Frucht zu bringen.


Und nachdem nun sowohl der Anteil der Gläubigen, als auch jener der Verbrecher und Mörder – bei den Ersteren leider, bei den Letzteren Gott sei Dank – mit Sicherheit die Minderheit der Weltbevölkerung darstellt, repräsentieren die obigen drei Gruppen die überwiegende Mehrheit der Menschen und bieten daher für Verkündigung und Evangelisation ein weites Einsatzgebiet.


Die Prädestination und das Gleichnis vom Unkraut auf den Acker.

Bei der Auslegung des biblischen Gleichnisses vom Unkraut auf dem Acker, durch die Vertreter einer Prädestination, wird der Weizensame als der gläubige Mensch, also der, ihrer Meinung nach, von Gott Auserwählte, gesehen und der Unkrautsame als der Gottlose. Darauf gründet sich dann auch ihre Maxime: "daß das Unkraut Unkraut war und Unkraut bleibt und ebenso ist es mit dem Weizen". Doch das ist offensichtlich ein lange Zeit gepflegter Fehlschluss.

Der Same steht in diesem Gleichnis nicht für den Menschen, sondern für den Glauben bzw. Unglauben. Der Weizensame ist der Glaube an den dreieinigen Gott, der Unkrautsame der Glaube, dass es diesen Gott nicht gibt. Der Mensch jedoch ist der "Ackerboden", in den diese Samen gesät werden. Nämlich jener Ackerboden, der den Samen – ob Weizen oder Unkraut – wachsen und gedeihen lässt – wie der Mensch Glauben oder Unglauben in sich wachsen lässt oder nicht.

Und nun könnte man natürlich sagen: aber das ändert nichts daran, dass der Ackerboden nichts dagegen tun kann, dass ein bestimmter Same auf ihn gesät wird und er das gedeihen lassen muss, was an einer bestimmten Stelle in den Boden gefallen ist. – Völlig richtig. Doch als Gott den Menschen schuf, hat er ihn aus dem Lehm des Ackers geformt (das hebräische אֲדָמָה‎ ‘adāmā’, von dem sich auch der Name des ersten Menschen ableitet, steht für "Ackerboden").

Und hier kann man nun eine akzeptable Parallele zum Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker herstellen und die Vertreter einer Prädestination hätten so gesehen Recht. Allerdings wäre dann der Mensch ein geistloses Wesen wie auch die Tiere und er hätte keine Eigenverantwortung. Doch wie wir in 1Mo 2,7 lesen, heißt es dann weiter, nach diesem Schöpfungsakt.

Und Gott der HERR (…) hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde ein lebendiges (denkendes) Wesen.

1Mo 2,7 Und Gott der HERR bildete den Menschen, Staub vom Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde ein lebendiges Wesen. 1Mo 2,7;


Und das ändert nun völlig die Situation. Bei der Auslegung dieses Gleichnisses ist der Mensch zwar nicht der Same, sondern der Ackerboden, jedoch zum Unterschied vom Ackerboden hat der Mensch von Gott seinen Geist erhalten. Und damit besitzt der Mensch sowohl Urteilsvermögen, als auch Entscheidungsvermögen. Und das unterscheidet ihn nun von aller geistloser Materie.

Das heißt aber, dass der Mensch, als "Ackerboden", zwar den Samen eingesät bekommt, er kann jedoch mit seinem Urteilsvermögen beurteilen, ob das ein "Weizensame" oder ein "Unkrautsame" ist und mit seinem Entscheidungsvermögen entscheiden, ob er diesen Samen aufgreift und ihn weiter in sich wachsen und gedeihen lässt oder nicht.

Und das ist nun der Schlüssel zu diesem Gleichnis des Herrn. Der Same ist der Glaube bzw. Unglaube, also die Lehre. Der Ackerboden ist der Mensch, der diese Lehre aufnimmt und sie in sich wachsen und gedeihen lässt. Allerdings sollte er das nicht tun, ohne vorher mit seinem Geist diese Lehre zu beurteilen und dann zu entscheiden, ob es Weizen oder Unkraut ist.

Dass es dann aber auch Menschen gibt, die wohl erkennen, dass es Unkrautsame ist und die diesen Samen trotzdem in ihren Geist aufnehmen und wachsen und gedeihen lassen, diese Freiheit hat Gott in seiner absoluten Gerechtigkeit den Menschen eingeräumt.



Eine letzte Erkenntnis, welche wir aus dieser Analyse gewinnen können, ist die Tatsache, dass die Verbreitung des Evangeliums vergleichbar ist mit der Arbeit des Pflügens eines Ackers. Bei dieser Arbeit lockert der Bauer den Boden auf wo er hart ist, räumt die Steine weg und reißt die Büsche aus.

Der Bauer bereitet den Boden auf, damit dieser die nachfolgende Saat aufnehmen und gedeihen lassen kann. Und ebenso wird bei der Erklärung des Wortes Gottes das Herz der Menschen aufbereitet, um die Saat des Evangeliums aufzunehmen und gedeihen zu lassen. Es werden also die Voraussetzungen geschaffen. Doch ob diese Saat gedeiht oder verdirbt oder ob überhaupt das Unkraut die Oberhand auf diesem Acker gewinnt, ist die alleinige Entscheidung jedes einzelnen Menschen.


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(Indeterminismus allein genügt nicht / Artikel Peter Markl , österr. Tageszeitung „Die Presse” 00, 2006-12-30)

(...) Und selbst wenn irgendeiner der Schritte, auf dem Weg zu einer Entscheidung indeterministisch sein sollte, ist damit die Frage, ob jemand eine Entscheidung aus „freiem” Willen getroffen hat, nicht gelöst – wie schon Karl Popper schrieb: „Indeterminismus allein genügt nicht”.

Heute stimmen jedenfalls bei der Explikation des Begriffes freier Wille (fast) alle Philosophen darin überein, dass seine Bedeutung dem Bild nicht widerspricht, das die heutigen Naturwissenschaften zeichnen: Das Gehirn ist ein kausal geschlossenes System; es gibt keine diskrete Hirnstruktur, die dem „Willen” entsprechen würde, und auch kein neuronales Netzwerk, das seine Funktion in einem kausalen Vakuum ausübt. Churchland merkt dazu nur mehr an: „Eine Philosophie, die von einer kausal nicht verursachten (und in dem Sinn „freien”) Entscheidung ausgeht, ist genauso unrealistisch, wie ein Weltbild, in dem die Erde immer noch eine flache Scheibe ist.” Wer so denke, „glorifiziert seine wissenschaftliche Naivität, indem er sie zur transzendentalen Einsicht erklärt”.


Auszug aus einem Artikel von Peter Markl in der Tageszeitung „Die Presse” / http://www.diepresse.com/



Patricia Churchland, Professorin für Philosophie an der Universität von Kalifornien, behandelt in einem im New Scientist (Nr. 2579) veröffentlichten Essay über den „freien Willen” dessen Bedeutung in den Neurowissenschaften. Peter Markl zitiert nun in seinem diesbezüglichen Artikel in der Tageszeitung „Die Presse”, Karl Popper mit der Aussage: „Indeterminismus allein genügt nicht” und hat damit natürlich völlig Recht. Das Verhältnis des Indeterminismus’ zum freien Willen ist ähnlich wie das des Herzens zum menschlichen Leben. Ein funktionierendes Herz ist noch keine Garantie für wirkliches Leben – etwa bei einem Hirntoten. Und so ist auch Indeterminismus noch nicht alles im Zusammenhang mit dem freien Willen. Aber ebenso wie beim Herzen, ist ohne Indeterminismus alles nichts. Der Mensch muss seinen freien Willen mit seinem Verstand benutzen anstatt ihn zu negieren.

Die Frage des freien Willens wurde seit Aristoteles bis Immanuel Kant und darüber hinaus kontrovers diskutiert. Und wie man den Aussagen von Churchland in ihrem Essay entnehmen kann, gibt es auch heute noch viele Philosophen und Neurowissenschaftler, welche dem Menschen einen freien Willen absprechen. Man meint, dass in unserer Welt alles determiniert – also von vorangegangenen Ereignissen bedingt sei. Und das ist genau jene Weltsicht, welche bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auch unter Physikern geherrscht hatte. Sie meinten, dass es auf dem Gebiet der Physik nichts Neues mehr zu erforschen gäbe, weil alle Gesetzmäßigkeiten erkannt und die physikalischen Grundlagen der Welt ein für Allemal geklärt wären. In der Physik – so glaubte man – sei alles entdeckt und könnte alles berechnet werden.

Als dann aber der deutsche Physiker Max Planck im Jahre 1900 die Energiequanten entdeckte, leitete er damit eine Revolution des physikalischen Weltbildes ein und wurde zum Begründer der Quantentheorie. Hatten die Wissenschaftler bis dahin geglaubt, die Natur gleiche einem gigantischen Uhrwerk mit determinierten Abläufen, so wurden sie nun damit konfrontiert, dass elementare Vorgänge – wie die Aussendung von Lichtquanten oder der Zerfall von Atomen – rein zufällig erfolgen. Nichts war in der Physik mehr so wie vorher und alles war möglich.

Die Quantennatur des Lichts bzw. allgemeiner der elektromagnetischen Strahlung und die in der Folge entwickelte Quantentheorie hat das Weltbild der Physik zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wesentlich verändert und geprägt. Jedoch viele Physiker weigerten sich, diese neuen Erkenntnisse zu akzeptieren. Sogar Albert Einstein reihte sich mit seinem Ausspruch „Gott würfelt nicht” unter die Zweifler. Und als dann der bekannte deutsche Quantenphysiker und Nobelpreisträger (1932) Werner Heisenberg die Grundlage zur Matrizenmechanik gelegt hatte, schrieb Einstein im September 1925 an seinen Freund Ehrenfest: „Heisenberg hat ein großes Quantenei gelegt, in Göttingen glauben sie daran (ich nicht)”. Was damals der erst dreiundzwanzigjährige Werner Heisenberg ausgebrütet hatte, versetzte die Physiker in eine solche Aufregung, dass Einstein sie mit einem aufgescheuchten Hühnerhof verglich.
 
Mittlerweile ist die Quantentheorie eine anerkannte empirische Naturwissenschaft und bisher konnten alle ihre Voraussagen bestätigt werden. Und nun hat gerade der Quantenphysiker und Philosoph Werner Heisenberg 1962, in einem Vortrag über „Die Verknüpfung von Physik und Philosophie” in München, im nachfolgenden Auszug den Zusammenbruch des damaligen physikalischen Weltbildes durch die Quantentheorie auch auf die Philosophie übertragen und auf den freien Willen des Menschen angewandt.

(Texte in einem schwarzen Rahmen sind Zitate von Besuchern dieser Site oder anderen Autoren!)

(Der Wille des Menschen ist nicht völlig kausal determiniert. / Vortrag Werner Heisenberg 00, 1962-07-14)

... Andererseits sagt Kant auch sofort, dass man in ein Dilemma kommt, wenn man nur an die Frage des freien Willens denkt. Denn wir haben doch das Gefühl, dass wir frei entscheiden können, was wir tun wollen, hier oder dorthin gehen oder was immer, und dass eben unser Handeln nicht kausal vorbestimmt sei, denn ich kann es ja noch ändern. Und Kant wusste nun aus diesem Dilemma zunächst keinen Ausweg und hat dieses Dilemma daher in seine Antinomien aufgenommen. Und er hat nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass eine empirische Naturwissenschaft, in dem Fall die Quantentheorie, eines Tages behaupten kann „Nein, wir wissen hier eine definitive Antwort: Die Vorgänge sind nicht völlig kausal determiniert”.

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Auszug aus dem Vortrag von Werner Heisenberg, am 14. Juli 1962 in München www.suppose.de


Heisenberg sieht also den Determinismus, d.i. die Auffassung, dass alle Ereignisse nach feststehenden Gesetzen ablaufen und durch diese vollständig bestimmt bzw. determiniert seien, durch die Ergebnisse der Quantentheorie widerlegt. Wenn daher Patricia Churchland in ihrem Essay weiter oben meint, wer so denke,

„glorifiziert seine wissenschaftliche Naivität, indem er sie zur transzendentalen Einsicht erklärt”


steht ihre Behauptung der Aussage eines Nobelpreisträgers gegenüber und man muss sich fragen, wer hier tatsächlich naiv ist. Schließlich hat auch Einstein seine anfänglichen Zweifel abgelegt und ist sogar mit seiner Vermutung, dass Licht Eigenschaften eines Teilchens besitzt, an der Entstehung der Quantentheorie selbst maßgeblich beteiligt gewesen. Er hat gerade dafür auch den Nobelpreis erhalten (und nicht für die Relativitätstheorie!).

Was nun die weitere Behauptung von Churchland im Zusammenhang mit ihrer Leugnung des freien Willens betrifft:

„Eine Philosophie, die von einer kausal nicht verursachten (und in dem Sinn ‘freien'); Entscheidung ausgeht, ist genauso unrealistisch, wie ein Weltbild, in dem die Erde immer noch eine flache Scheibe ist.”


erinnert sie mit dieser Aussage doch sehr an jene Zeiten, welche sie hier heraufbeschwört. Als Nikolaus Kopernikus 1543 in seinem Buch „De Revolutionibus Orbium Coelestium” (Über die Kreisbewegungen der Himmelssphären) die für damalige Zeiten revolutionäre Idee darlegte, dass sich nicht das Universum um die Erde, sondern im Gegenteil, die Erde um die Sonne drehte, erntete er ebenfalls Hohn und Spott. Damals waren die Kritiker führende Geistliche seiner Zeit, die behaupteten, dass sich die Erde gemäß der biblischen Lehre nicht bewegen könne (der schweizerische Reformator Johannes Calvin / 1509-1564) und Martin Luther (1485-1546) sagte: „der Narr (Kopernikus) wird die ganze Lehre der Astronomie auf den Kopf stellen”.

Wie bereits mehrfach in diesem Diskurs erwähnt, ist der Einzige, der den freien Willen des Menschen behindern könnte, Gott der Allmächtige. Doch gerade er hat aus freiem Willen darauf verzichtet, um jedem Menschen die Freiheit zu garantieren, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Nachdem Gott den Menschen als vernunftbegabtes Wesen geschaffen hat, sollten wir diese Vernunft benutzen und u.a. auch die Tatsache bedenken, dass wir, wenn es den freien Willen des Menschen nicht geben würde, sogleich alle Verbrecher frei lassen müssten. Nachdem der Determinismus postuliert, dass alle Ereignisse nach feststehenden Gesetzen ablaufen und durch diese vollständig bestimmt bzw. determiniert seien, wäre auch jedes Verbrechen nicht dem Menschen anzulasten, der es verübt hat, sondern den „feststehenden Gesetzen” durch welche sein Handeln beim Tathergang „vollständig bestimmt bzw. determiniert” war.