Die Zerstörung Jerusalems durch Titus.
Die Eroberung Jerusalems in der Endzeit.
Der Realitätsbezug dieser Auslegung.
Die "Sammlung" Israels in unserer Zeit.
Die schließliche Errettung Israels und die Vernichtung seiner Peiniger.
Die Eroberung und Zerstreuung Jerusalems ist ein Ereignis in der Periode der "Großen
Trübsal".
Nachdem die zwei Zeugen Gottes im ersten Teil der Siebzigsten Jahrwoche in Jerusalem geweissagt haben, werden
sie nun, beim Erscheinen des Antichrists, von diesem getötet. Durch das anschließende große Erdbeben in
Jerusalem bekehren sich alle Überlebenden in der Stadt zu ihrem Gott.
Dies nimmt der Antichrist zum Anlass, um mit seinen Truppen die Stadt zu verwüsten und ihre Einwohner zu
deportieren. Nach der Eroberung Jerusalems und der Vertreibung seiner Bürger, beginnt die – ebenfalls
dreieinhalbjährige – Herrschaft des Antichrist.
(Siehe auch Diskurs 86: "Der erste und der zweite
Antichrist.")
Wir haben sowohl im AT als auch im NT mehrere Hinweise auf die Einnahme Jerusalems durch die
Heiden. Dementsprechend oft ist diese Stadt auch von ihren heidnischen Nachbarn erobert und sind ihre
Einwohner getötet oder vertrieben worden.
Schon Jesaja und Jeremia prophezeiten, dass der Feind um Jerusalem herum Wälle aufrichten würde.
Ich will dich belagern ringsumher und will Wälle um dich aufführen lassen.
Jes 29,1 Weh Ariel, Ariel, du Stadt, wo David lagerte! Füget Jahr zu Jahr und
feiert die Feste! 29,2 Ich will den Ariel ängstigen, dass er traurig und voll Jammer sei, und er soll mir ein
rechter Ariel (Brandopferaltar /Anm.) sein. 29,3 Denn ich will dich belagern ringsumher und will dich
ängstigen mit Bollwerk und will Wälle um dich aufführen lassen. Jes 29, 1- 3;
Flieht, ihr Leute aus Jerusalem, denn es ist eine Stadt, die heimgesucht werden soll.
Jer 6,1 Flieht, ihr Leute von Benjamin, aus Jerusalem und blast die
Posaune in Tekoa und richtet ein Fluchtzeichen auf über Bet-Kerem! Denn es droht von Norden Unheil und
großer Jammer. 6,2 Die Tochter Zion ist wie eine liebliche Aue; 6,3 aber es werden Hirten über sie
kommen mit ihren Herden; die werden Zelte aufschlagen rings um sie her und ein jeder seinen Platz abweiden.
6,4 »Rüstet euch zum Krieg gegen sie! Wohlauf, lasst uns hinaufziehen, solange es noch heller Tag ist! Wehe,
es will Abend werden, und die Schatten werden lang! 6,5 Wohlan, lasst uns hinaufziehen bei Nacht und ihre
Paläste zerstören!« 6,6 Denn so spricht der HERR Zebaoth: Fället Bäume und werft einen Wall auf gegen
Jerusalem; denn es ist eine Stadt, die heimgesucht werden soll. Ist doch nichts als Unrecht darin! Jer 6,
1- 6;
Nun kann man mit Fug und Recht behaupten, diese Prophezeiungen bezögen sich auf die
Belagerung und Eroberung Jerusalems im Jahre 597 bzw. 586 v. Chr. durch Nebukadnezar.
Auch wenn damals die sehr hohe Stadtmauer von Jerusalem nicht mittels Wällen eingenommen, sondern die Stadt
mit Hilfe eines Rammbocks, der eine Bresche in die Mauer schlug, gestürmt worden ist, kann man doch mit
einiger Sicherheit sagen, dass die Babylonier auch Bollwerke und Wälle (Jes 29,3) aufgeschüttet hatten (2Kg
25,1).
Im Neuen Testament haben wir dann einen weiteren Hinweis auf eine Belagerung Jerusalems, bei
der ein Wall aufgeworfen wird.
Sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, keinen Stein auf dem andern lassen.
Lk 19,41 Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt und weinte über sie 19,42
und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist es vor deinen
Augen verborgen. 19,43 Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall
aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen, 19,44 und werden dich dem Erdboden
gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit
nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist. Lk 19,41-44;
Und hier ist wiederum die Annahme naheliegend, dass es sich um eine Prophezeiung des Herrn auf
die Belagerung, Eroberung und Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. durch Titus handelt. Noch dazu, wo
damals die Stadt tatsächlich zerstört und der Tempel dem Erdboden gleich gemacht wurden und fast kein Stein
auf dem anderen gelassen wurde. Lediglich ein Teil der Westmauer (von den Heiden auch "Klagemauer"
genannt) und die drei mächtigen Türme am Palast des Herodes ließ Titus als Siegeszeichen stehen.
Auch wenn seither fast zweitausend Jahre vergangen sind und Jerusalem heute in relativem
Frieden und Ruhe lebt, sagt uns die Schrift, dass in der Endzeit über diese Stadt noch eine dritte derartige
Katastrophe kommen wird. Diese Vermutung lässt sich mit drei weiteren Schriftstellen belegen:
Das Volk wird weggeführt und Jerusalem zertreten werden von den Heiden.
Lk 21,20 Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heer belagert
wird, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist. 21,21 Alsdann, wer in Judäa ist, der
fliehe ins Gebirge, und wer in der Stadt ist, gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, komme nicht herein.
21,22 Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt werde alles, was geschrieben ist. 21,23 Weh
aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird große Not auf Erden sein und Zorn
über dies Volk kommen, 21,24 und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen
weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden
erfüllt sind. Lk 21,20-24;
Abgesehen von dem eigenartigen Umstand, dass es unter den Synoptikern nur bei Lukas – wie
wir oben sehen – zwei Prophezeiungen für den Untergang Jerusalems gibt – in Kap. 19 und 21 -, sind die
inhaltlichen Aussagen beider Texte derart unterschiedlich, dass man zwangsläufig auf zwei verschiedene
Ereignisse schließen muss. In Lk 19,43-44 (Titus, 70 n.Chr. – siehe oben) wird davon gesprochen, dass die
Feinde einen Wall aufrichten werden und dann Jerusalem dem Erdboden gleich machen samt seinen Kindern – also
allen Bewohnern. In Lk 21,22-24 hingegen wird darauf hingewiesen, dass dies die Tage der Vergeltung sind und
große Not auf Erden und Zorn über dieses Volk sein wird.
Der Versuch, Lk 21,20-24 auch auf die Eroberung durch Titus im Jahre 70 zu deuten birgt einige Probleme. Wenn
man auch den "Zorn" zu Titus’ Zeiten noch einigermaßen erklären könnte (aber auch nur bei den
Römern, wogegen hier in Lk 21,22 die Annahme naheliegend ist, dass dieser Zorn über das Volk Israel weltweit
zu verstehen ist), ist ein so globales Ereignis wie eine "große Not auf Erden" in der damaligen Zeit
weder geschichtlich überliefert noch aus der damaligen Situation erklärbar. Doch wenn wir diesen Text auf
die Endzeit beziehen, werden diese Aussagen schon viel verständlicher. Die "große Not auf Erden" geht
konform mit anderen Aussagen des Neuen Testamentes über die Endzeit, mit Kriegen, Hungersnot, Seuchen und
Erdbeben in Mt 24,6-7; Mk 13,7-8, ganz besonders aber Off 6,3-8. Der Judenhass ließe sich damit erklären,
dass es die eingangs erwähnten zwei Zeugen in Jerusalem sind, welche durch ihre Macht über die Natur diese
Katastrophen ausgelöst und damit den Zorn der Welt über das ganze Volk Israel herbeigeführt haben.
(Siehe auch Kapitel 01: "Die siebzigste Jahrwoche".)
Den zweiten themenrelevanten Text finden wir im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung.
Die Heiden werden die heilige Stadt zertreten.
Off 11,1 Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde
gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten. 11,2 Aber den äußeren Vorhof
des Tempels lass weg und miss ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben; und die heilige Stadt werden sie
zertreten zweiundvierzig Monate lang. Off 11, 1- 2;
Obwohl hier der Name Jerusalem nicht explizit erwähnt wird, bezieht sich diese Prophezeiung
ganz gewiss auf Jerusalem. Das besagt die Bezeichnung "heilige Stadt", der Umstand, dass der Tempel Gottes
darinnen ist, und dass in Off 11,8 – wo übrigens die beiden Zeugen getötet werden – diese Stadt als jene
bezeichnet wird, wo der Herr gekreuzigt wurde.
Sodann ist die Rede davon, dass die Heiden die heilige Stadt zweiundvierzig Monate zertreten werden. Diese
Zeitperiode kann mit einiger Sicherheit als die Zeit der Herrschaft des Antichrists interpretiert werden. Und
der Ausdruck "zertreten von den Heiden" entspricht genau der Bezeichnung, welche wir hier oben, in Lk
21,24 auch vorfinden.
Neben der expliziten Aussage des Textes in Off 11,2 "und die heilige Stadt werden sie zertreten
zweiundvierzig Monate lang" beinhaltet diese Schriftstelle auch eine implizite Voraussetzung. Wenn die
Heiden die Stadt nun 42 Monate zertreten werden, heißt das, dass sie die Stadt vorher nicht "zertreten"
haben, also nicht in der Stadt waren. Dies, und der Umstand, dass dieses "Zertreten" sichtlich abrupt
eintritt, bestärken die Annahmen, dass es sich hier um die Eroberung und Einnahme der Stadt durch feindliche
Truppen handelt.
Aber wir können auch aus dem AT einige Verbindungen zu diesem Ereignis herstellen.
Ich will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen.
Jes 5,5 Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein
Zaun soll weggenommen werden, dass er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er
zertreten werde. 5,6 Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt
werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen.
5,7 Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein
Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war
Geschrei über Schlechtigkeit. Jes 5, 5- 7;b
Darum wird mein Volk weggeführt werden unversehens.
Jes 5,13 Darum wird mein Volk weggeführt werden unversehens, und seine
Vornehmen müssen Hunger leiden und die lärmende Menge Durst. 5,14 Daher hat das Totenreich den Schlund weit aufgesperrt und den Rachen aufgetan ohne Maß, dass hinunterfährt, was da prangt und
lärmt, alle Übermütigen und Fröhlichen.
5,15 So wird gebeugt der Mensch und gedemütigt der Mann, und die Augen der Hoffärtigen werden erniedrigt,
5,16 aber der HERR Zebaoth wird hoch sein im Gericht und Gott, der Heilige, sich heilig erweisen in
Gerechtigkeit. 5,17 Da werden dann Lämmer weiden wie auf ihrer Trift und Ziegen sich nähren in den
Trümmerstätten der Hinweggerafften. Jes 5,13-17;
Wiewohl die Texte in Jes 5 auf die beiden Wegführungen des Volkers Israel unter Nebukadnezar
abzielen, sind doch wesentliche Aussagen darin, welche eine Berücksichtigung auch in der Endzeit
rechtfertigen.
So scheint der Hinweis in Jes 5,6 "..und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen" für die
erste und zweite Wegführung nicht relevant, sehr wohl aber hier, in der Endzeit, wo gerade die zwei Zeugen
für dreieinhalb Jahre den Himmel verschließen werden, dass es nicht regne.
Auch der Text von Jes 5,7 "Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch..." korrespondiert mit
der Aussage in Off 11, 8-9, wo das Jerusalem der Endzeit als "Sodom und Ägypten" bezeichnet wird und die
Bürger dieser Stadt die zwei Propheten nicht begraben lassen und ihnen so nicht einmal ihr Recht auf ein
Begräbnis einräumen werden.
Dann haben wir in Jes 5,13 den Hinweis auf eine plötzliche Wegführung. Dies ist eindeutig eine Prophezeiung
auf die Zukunft, da die Heere Nebukadnezars die Stadt monatelang belagert hatten und eine Eroberung schon
lange vorher abzusehen war. Und auch der Hinweis auf Hunger und Durst nach der Wegführung, ist hier,
in der Endzeit, nach der dreieinhalbjährigen, weltweiten Dürre, verursacht durch die zwei Zeugen, durchaus
plausibel. Ganz anders bei der Deportation nach Babel, wo die Juden nach monatelanger Lebensmittelknappheit
infolge der Belagerung endlich wieder etwas zu essen bekamen. Es hat dann wahrscheinlich kein Überfluss, aber
auch kein Hunger geherrscht. Die Juden wurden in Babel zwar gefangen gehalten, mussten aber keinen Hunger
leiden.
Auch der Text hier unten, Jes 5,25-30, mag zwar teilweise auf das babylonische Heer zutreffen, aber die
Eigenschaften des hier beschriebenen Kriegsvolks scheinen irgendwie "überhöht" zu sein. Diese Krieger,
die nicht müde oder schwach, deren Bogen dauernd gespannt, deren Wagenräder wie ein Sturmwind sind und deren
Rosse Hufe so hart wie Kieselsteine haben, erwecken den Eindruck eines riesigen martialischen Kollektivs. Wenn
sie dann noch brüllen wie die Löwen und daherbrausen wie das Brausen des Meeres, hat man vollends den
Eindruck, dass es hier nicht um Krieger mit Rossen und Wagen geht.
Der Zorn des Herrn ist über sein Volk entbrannt und er pfeift den Verderber herbei.
Jes 5,25 Darum ist der Zorn des HERRN entbrannt über sein Volk, und er
reckt seine Hand wider sie und schlägt sie, dass die Berge beben und ihre Leichen sind wie Kehricht auf
den Gassen. Und bei all dem lässt sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand ist noch ausgereckt.
5,26 Er wird ein Feldzeichen aufrichten für das Volk in der Ferne und pfeift es herbei vom Ende der
Erde. Und siehe, eilends und schnell kommen sie daher. 5,27 Keiner unter ihnen ist müde oder schwach,
keiner schlummert noch schläft; keinem geht der Gürtel auf von seinen Hüften, und keinem zerreißt ein
Schuhriemen. 5,28 Ihre Pfeile sind scharf und alle ihre Bogen gespannt; die Hufe ihrer Rosse sind hart wie
Kieselsteine, und ihre Wagenräder sind wie ein Sturmwind. 5,29 Ihr Brüllen ist wie das der
Löwen, und sie brüllen wie junge Löwen. Sie werden daherbrausen und den Raub packen und davontragen, dass
niemand retten kann.
5,30 Und es wird über ihnen brausen zu der Zeit wie das Brausen des Meeres. Wenn man dann das Land
ansehen wird, siehe, so ist es finster vor Angst, und das Licht scheint nicht mehr über ihnen.
Jes 5,25-30;
Der Verderber der Völker hat sich aufgemacht, dein Land zu verwüsten.
Jer 4,5 Verkündet in Juda und schreit laut in Jerusalem und sprecht: »Blast die
Posaune im Lande!« Ruft mit voller Stimme und sprecht: »Sammelt euch und lasst uns in die festen Städte
ziehen!« 4,6 Richtet in Zion ein Fluchtzeichen auf; flieht und säumet nicht! Denn ich bringe von Norden
Unheil herzu und großen Jammer.
4,7 Es steigt herauf der Löwe aus seinem Dickicht, und der Verderber der Völker hat sich aufgemacht
und ist ausgezogen von seiner Stätte, dein Land zu verwüsten und deine Städte zu verbrennen, so dass
niemand darin wohnt. 4,8 Darum zieht den Sack an, klagt und heult; denn der grimmige Zorn des HERRN will
sich nicht von uns wenden.
4,9 Zu der Zeit, spricht der HERR, wird dem König und den Fürsten der Mut entfallen, die Priester werden
bestürzt und die Propheten erschrocken sein. 4,10 Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, du hast dies Volk und
Jerusalem sehr getäuscht, als du sagtest: »Es wird Friede bei euch sein«, wo doch das Schwert uns ans Leben
geht! 4,11 Zu der Zeit wird man diesem Volk und Jerusalem sagen: »Es kommt ein heißer Wind von den
kahlen Höhen aus der Wüste, geraden Weges zu der Tochter meines Volks, nicht zum Worfeln noch zum Sichten «
4,12 Ja, ein Wind kommt auf mein Geheiß, der ihnen zu stark sein wird; da will ich dann mit ihnen rechten.
4,13 Siehe, er fährt daher wie Wolken, und seine Wagen sind wie ein Sturmwind, seine Rosse sind
schneller als Adler. Weh uns! Wir sind verloren! 4,14 So wasche nun, Jerusalem, dein Herz von der
Bosheit, auf dass dir geholfen werde. Wie lange wollen bei dir bleiben deine heillosen Gedanken? 4,15 Horch!
Es kommt ein Geschrei von Dan her und eine böse Botschaft vom Gebirge Ephraim. 4,16 Saget an den Völkern,
verkündet in Jerusalem: Belagerer kommen aus fernen Landen und erheben Kriegsgeschrei gegen die Städte
Judas. 4,17 Sie werden sich um Jerusalem her lagern wie die Wächter auf dem Felde; denn es hat
mich erzürnt, spricht der HERR. 4,18 Das hast du zum Lohn für deinen Wandel und dein Tun. Das kommt von
deiner Bosheit, dass es so bitter um dich steht und dir bis ans Herz dringt. 4,19 Wie ist mir so weh! Mein
Herz pocht mir im Leibe, und ich habe keine Ruhe; denn ich höre der Posaune Hall, den Lärm der Feldschlacht;
4,20 Niederlage auf Niederlage wird gemeldet. Denn das ganze Land wird verheert, plötzlich sind meine
Hütten und meine Zelte zerstört. 4,21 Wie lange soll ich noch das Fluchtzeichen sehen und der Posaune Hall
hören? 4,22 Aber mein Volk ist toll und glaubt mir nicht. Töricht sind sie und achten es nicht; weise sind
sie genug, Übles zu tun, aber rechttun wollen sie nicht lernen. Jer 4, 5-22;
Denn ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen Jerusalem.
Sach 14,1 Siehe, es kommt für den HERRN die Zeit, dass man in deiner Mitte unter
sich verteilen wird, was man dir geraubt hat. 14,2 Denn ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen
Jerusalem. Und die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert und die Frauen geschändet werden. Und
die Hälfte der Stadt wird gefangen weggeführt werden, aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt
ausgerottet werden. Sach 14, 1- 2;
Auch hier oben, in Sach 14,1-2 ist die Rede von der endzeitlichen Eroberung Jerusalems. Und
auch hier haben wir die Prophezeiung – ähnlich wie in Lk 21,24 (Jes 5,13) – dass das Volk von Jerusalem
gefangen weggeführt werden wird.
DAS GLEICHNIS VOM UNFRUCHTBAREN WEINBERG
(Jes 5,1-7)
Nun will ich singen von meinem Geliebten, ein Lied meines Lieben von seinem Weinberg:
Mein Geliebter hatte einen Weinberg auf einem fruchtbaren Hügel.
Und er grub ihn um und säuberte ihn von Steinen und bepflanzte ihn mit Edelreben;
und er baute einen Turm in seine Mitte und hieb auch eine Kelter darin aus;
und er erwartete, dass er Trauben brächte,
aber er brachte schlechte Beeren.
~~~~~~~~~~~
Nun denn, Bewohner von Jerusalem und Männer von Juda,
richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg!
Was war noch an meinem Weinberg zu tun, das ich nicht an ihm getan habe?
Warum habe ich erwartet, dass er Trauben brächte, und er brachte schlechte Beeren?
Und nun, so will ich euch denn kundtun, was ich meinem Weinberg tun will:
~~~~~~~~~~~
seinen Zaun wegnehmen, dass er abgeweidet wird,
seine Mauer niederreißen, dass er zertreten wird.
Und ich werde ihn zugrunde richten;
er soll weder beschnitten noch behackt werden,
und Dornen und Disteln sollen in ihm aufschießen;
und ich will den Wolken gebieten, dass sie keinen Regen auf ihn fallen lassen.
~~~~~~~~~~~
Denn der Weinberg des HERRN der Heerscharen ist das Haus Israel,
und die Männer von Juda sind die Pflanzung seines Ergötzens;
und er wartete auf Recht, und siehe da: Blutvergießen,
auf Gerechtigkeit, und siehe da: Wehgeschrei.
(Siehe auch Kapitel 13: "Klage über Zion")
Nun darf der Bezug zur Realität – gerade bei diesem Thema – nicht verloren gehen.
Derartige Ereignisse, wo "die Stadt erobert, die Häuser geplündert und die Frauen geschändet werden"
mögen in den frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte als Begleiterscheinungen von Kriegen und Eroberungen an
der Tagesordnung gewesen sein. Doch kann man sich seriöser Weise auch heute, in unserer zivilisierten Welt
vorstellen, dass solche brutalen und barbarischen Sitten wieder um sich greifen?
Während diese Zeilen geschrieben werden, ist gerade der Konflikt im Kosovo ausgebrochen. Die NATO greift
Serbien an, die Serben vertreiben Hunderttausende von Kosovo-Albanern aus ihrer Heimat. Die leerstehenden
Häuser werden von den Serben geplündert und dann angezündet. Die jungen Männer unter den Kosovo-Albanern
werden erschossen und in Massengräbern verscharrt. Die jungen albanischen Frauen werden in Gebäuden gefangen
gehalten und von den serbischen 7Soldaten systematisch vergewaltigt. Und dies alles mitten in Europa, einem
Teil dieser Erde, der bisher als zivilisiert, demokratisch und friedenswillig gegolten hat.
Und hier ergibt sich nun die Antwort auf die obige Frage: Wenn dies alles in Europa möglich ist, um wie viel
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich gerade im Nahen Osten, wo die Feindschaft zwischen Israel und
der arabischen Welt seit Jahrtausenden schwelt, ähnliche Brutalitäten ereignen könnten. Man muss sich nur
vorstellen, was passiert wäre, wenn im Junikrieg von 1967 die Araber (Ägypter, Jordanier, Syrer) gewonnen
hätten und nicht die Israelis. Oder wenn es in der heutigen Zeit Saddam Hussein gelingen würde Israel zu
überfallen und einzunehmen.
Es gibt also auch bezüglich des Inhalts dieser Prophezeiungen von einer neuerlichen Eroberung und Vertreibung
Jerusalems in der Endzeit keinen Grund, sie als unrealistisch einzustufen. Und gerade bei der Betrachtung der
obigen Sacharia-Stelle erkennen wir noch einen weiteren Zusammenhang. Im anschließenden Vers, Sach 14,3,
haben wir den ersten Hinweis im AT auf den "Gegenschlag" Gottes, nämlich auf die Schlacht von Harmagedon,
der in den Versen Sach 14,12-16 dann noch konkreter ausgeführt wird.
(Siehe auch Kapitel 07: "Die Schlacht von Harmagedon".)
Und der HERR wird ausziehen und kämpfen gegen diese Heiden.
Sach 14,3 Und der HERR wird ausziehen und kämpfen gegen diese Heiden, wie
er zu kämpfen pflegt am Tage der Schlacht. Sach 14, 3;
Im Buch Joel haben wir dann eine ganz ähnliche Konstellation. Einerseits der Hinweis auf die
Sammlung der heidnischen Heere und andererseits die Prophezeiung, dass der Herr mit seinen "Starken" den
heiligen Krieg gegen sie führen wird.
Weil sie mein Volk unter die Heiden zerstreut und sich in mein Land geteilt haben.
Joel 4,1 Denn siehe, in jenen Tagen und zur selben Zeit, da ich das Geschick
Judas und Jerusalems wenden werde, 4,2 will ich alle Heiden zusammenbringen und will sie ins Tal Joschafat
hinabführen und will dort mit ihnen rechten wegen meines Volks und meines Erbteils Israel, weil sie es unter
die Heiden zerstreut und sich in mein Land geteilt haben; 4,3 sie haben das Los um mein Volk geworfen und
haben Knaben für eine Hure hingegeben und Mädchen für Wein verkauft und vertrunken. Joel 4, 1- 3;
Und auch hier finden wir als Begründung für diese Kampfansage Gottes, die Besetzung des
Landes und die Zerstreuung des Volkes durch die Heiden. Wir erkennen hier aber zusätzlich noch ein weiteres
Detail über den Zeitpunkt dieses Ereignisses. "In jenen Tagen und zur selben Zeit, da ich das Geschick
Judas und Jerusalems wenden werde". Das heißt, Israel ist zum Zeitpunkt der Schlacht von Harmagedon noch in
der Welt zerstreut – und zwar nach der oben aufgezeigten Zerstreuung in der Endzeit – und die Sammlung und
Rückkehr des Volkes hat noch nicht stattgefunden.
Dies bestätigen uns auch die nächsten Verse.
Ihr habt die Leute von Juda und Jerusalem den Griechen verkauft.
Joel 4,4 Und ihr aus Tyrus und Sidon und aus allen Gebieten der Philister, was
habt ihr mit mir zu tun? Wollt ihr es mir heimzahlen? Wohlan, zahlt es mir heim, so will ich es euch eilends
und bald heimzahlen auf euren Kopf.
4,5 Mein Silber und Gold habt ihr genommen und meine schönen Kleinode in eure Tempel gebracht; 4,6 dazu
habt ihr auch die Leute von Juda und Jerusalem den Griechen verkauft, um sie weit weg von ihrem Lande zu
bringen.
4,7 Siehe, ich will sie kommen lassen aus dem Ort, wohin ihr sie verkauft habt, und will es euch heimzahlen
auf euren Kopf 4,8 und will nun eure Söhne und eure Töchter verkaufen in die Hand der Leute von Juda; die
sollen sie denen in Saba, einem Volk in fernen Landen, verkaufen; denn der HERR hat es geredet. Joel 4, 4- 8;
Bei der Interpretation dieser Prophezeiungen über die Eroberung und Zerstreuung Jerusalems
stellt sich naturgemäß immer wieder die Frage, ob es nicht eine andere Deutung dieser Schriftstellen gibt.
Das naheliegendste Argument ist ja eine Zuordnung dieser Aussagen auf eine der Eroberungen der Stadt in der
Geschichte. Wie jedoch eingangs ausgeführt, gibt es zu diesen Ereignissen wohl Prophezeiungen, und diese sind
auch zuordenbar. Dennoch bleiben Texte wie Lk 21,20-24 und Off 11,1-2 bei objektiver Betrachtung, als
Prophezeiungen für die Zukunft offen.
Der Versuch, die Zukunft zu antizipieren und in der Staatsgründung Israels im Jahre 1948 die
biblische "Sammlung" des Volkes Israel und seinen ewigen Bestand zu sehen, scheitert an der Realität. Man
müsste dann ja davon ausgehen, dass die Rückführung ab 1948 eine Erfüllung der Prophezeiung von Hes
39,27-29 und vieler anderer Schriftstellen wäre, wo es heißt:
Denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht der HERR.
Hes 39,26 Sie aber sollen ihre Schmach und alle ihre Sünde, mit der sie sich an
mir versündigt haben, vergessen, wenn sie nun sicher in ihrem Lande wohnen und niemand sie schreckt 39,27 und
ich sie aus den Völkern zurückgebracht und aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt und an ihnen vor
den Augen vieler Heiden gezeigt habe, dass ich heilig bin.
39,28 Dann werden sie erkennen, dass ich, der HERR, ihr Gott bin, der ich sie unter die Heiden weggeführt
habe und wieder in ihr Land sammle und nicht einen von ihnen dort zurücklasse. 39,29 Und ich will mein
Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen; denn ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen,
spricht Gott der HERR. Hes 39,26-29;
Nun würde aber doch wohl niemand, am wenigsten die Israelis selbst behaupten wollen, dass
bereits jetzt der Geist Gottes über das Volk Israel ausgegossen wäre. Korrupte Politiker, fanatische Siedler
und große Teile der Bevölkerung, welche weder an den Messias noch an den Gott ihrer Väter glauben,
widersprechen eindeutig dieser Annahme.
Daraus folgert aber zwangsläufig, dass die Staatsgründung im Jahre 1948 und die
anschließende und bis heute andauernde Rückkehr vieler Juden in den neuen Staat
Israel, keinesfalls jenes Ereignis war, welches die Schrift als die Rückkehr und
Sammlung des Volkes Israel prophezeit. Es war einzig und allein der Wille der
Menschen, der Zionisten Theodor Herzls, welche ihre Stunde gekommen wähnten, den Traum der Juden
von einem eigenen Staat zu erfüllen. Wie so oft in der Geschichte, hat dieses Volk nicht auf die Stimme
seines Gottes gehört und gewartet, sondern versucht, in dieser Zeit zu verwirklichen, was Gott für eine
spätere Zeit vorbehalten hat. Und wie so oft in der Geschichte, werden sie – nach den Prophezeiungen der
Schrift – daran scheitern
Es ist dieser Vorgang vergleichbar mit dem Attentat auf Hitler im Juli 1944. Die Gelegenheit war damals
günstig wie nie, das Vorhaben hätte – als die Befreiung von einem Tyrannen – auch vor der Geschichte seine
Rechtfertigung gefunden. Alles war genauestens geplant und bei einer erfolgreichen Durchführung wären die
Attentäter vor der ganzen Welt sicherlich als Befreier und Helden gefeiert worden. Doch Hitlers Zeit war noch
nicht gekommen. Und so mussten noch Millionen Menschen sterben, ehe diesem grauenvollen Treiben ein Ende
bereitet wurde.
Für Israel heißt dies jedoch – so schwer das auch zu akzeptieren ist -, dass sie durch die vorzeitige
Staatsgründung ihre nochmalige Zerstreuung möglicherweise selbst verschuldet haben. Die Prophezeiung von der
"Sammlung" kann ja nicht erfüllt werden, wenn sie – wie zur Zeit – schon in Israel gesammelt sind. Um
die Schriftworte von der "Sammlung" zu der von Gott bestimmten Zeit tatsächlich erfüllen zu können,
muss dieses Volk daher noch ein letztes Mal zerstreut werden, um dann von ihrem Gott aus der ganzen Welt
wieder eingesammelt und in ihr Land zurückgebracht zu werden. Dann – und erst dann – werden sie sich zu ihrem
Gott bekehren und er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen und sie werden sagen "Mein Gott" und Gott
wird sagen "Mein Volk".
Man muss sich hier natürlich auch die Frage stellen, warum gerade dieses Volk immer wieder in die Irre geht
und immer wieder die falschen Entscheidungen trifft. Schließlich ist es das "Volk Gottes", und vergleicht
man seine Geschichte mit der anderer Völker, so erkennt man, dass im Laufe der Jahrtausende keines so viel
Leiden erdulden musste wie Israel.
Auch wenn es gerade in unseren Tagen nicht sehr opportun erscheint, eine Antwort auf diese Frage in jener
Rolle zu suchen, welche das jüdische Volk in der Mitte seiner Geschichte bei der Verurteilung
seines Messias’ zum Tod am Kreuz spielte, seien hier die entsprechenden Bibelstellen zitiert:
Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!
Mt 27,23 Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie schrien aber noch mehr:
Lass ihn kreuzigen! 27,24 Als aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern das Getümmel immer
größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem
Blut; seht ihr zu!
27,25 Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!
27,26 Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt
werde. Mt 27,23-26;
Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!
Jh 19,12 Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber
schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn, wer sich zum König macht, der ist
gegen den Kaiser. 19,13 Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den
Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf hebräisch Gabbata. 19,14 Es war aber am
Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König!
19,15 Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!
Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser. 19,16 Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Jh 19,12-16;
(Siehe auch Diskurs 87: "Das Turiner Grabtuch.".)
Eine der grausamsten Demütigungen dieses Volkes war – neben dem Holocaust – jene unter der
Besatzung des Seleukidenkönigs Antiochus Epiphanes IV (175-164 v. Chr.). Die Qualen der Juden unter diesem
perversen Herrscher sind in den Makkabäerbriefen aufgezeichnet. Und ebendort, in 2. Mak 6,12-16, findet sich
auch ein Hinweis, der unser Verständnis für die Leiden des jüdischen Volkes erleichtern könnte.
Der Sinn der Leiden des jüdischen Volkes.
2Mak 6,12 Ich möchte aber hier den Leser ermahnen, sich durch diesen Jammer
nicht entmutigen zu lassen, sondern zu bedenken, dass unserm Volk Strafen nicht zum Verderben, sondern zur
Erziehung widerfahren. 6,13 Denn das ist ein Zeichen großer Gnade, wenn Gott die Sünder nicht lange Zeit
gewähren lässt, sondern sie bald der Strafe anheimgibt.
6,14 Denn unser Herrscher sieht uns nicht so langmütig zu wie den andern Völkern, die er hingehen lässt,
bis sie das Maß ihrer Sünden erfüllt haben, und sie dann bestraft; sondern er wehrt uns, dass wir es
nicht so weit treiben mit unsern Sünden und er uns zuletzt vernichtend bestrafen müsste.
6,15 Deshalb nimmt er seine Barmherzigkeit nie ganz von uns; und wenn er uns durch ein Unglück erzieht,
lässt er doch sein Volk nie im Stich. 6,16 Das sei gesagt, damit wir daran denken. 2Mak 6,12-16;
Nach dieser Aussage eines gläubigen Israeliten sollte man dem Volk Israel wünschen, dass die
Erziehung durch ihren Gott dazu führt, dass sie endlich auf diesen ihren Gott hören und aufhören,
eigenmächtig zu handeln.
Damit aber zurück zu unserem eigentlichen Thema, dem Schicksal Jerusalems in der Endzeit. Im AT haben wir
noch weitere Texte über einen Untergang Jerusalems. Allerdings müssen wir unterscheiden zwischen jenen
Aussagen, in welchen Jerusalem bzw. Zion "in Trümmern" geschildert wird und anderen. Dass Jerusalem zu
Beginn des Millenniums, am Anfang der Herrschaft des Herrn, in Trümmern liegt, hat seine Ursache nicht in der
Zerstörung der Stadt durch die Heiden, sondern ist eine Folge des weltweiten Erdbebens am Tag des Herrn bei
der Umgestaltung von Himmel und Erde. Im Gegensatz zur restlichen Oberfläche des Planeten wird zwar der Berg
Zion "fest stehen, höher als alle Berge und über die Hügel erhaben" (Mi 4,1), doch die Gebäude,
Häuser und Mauern Jerusalems werden diesen gewaltigen Erschütterungen nicht standhalten und einstürzen.
Der HERR tröstet Zion, er tröstet alle ihre Trümmer.
Jes 51,3 Ja, der HERR tröstet Zion, er tröstet alle ihre Trümmer und
macht ihre Wüste wie Eden und ihr dürres Land wie den Garten des HERRN, dass man Wonne und Freude darin
findet, Dank und Lobgesang. 51,4 Merkt auf mich, ihr Völker, und ihr Menschen, hört mir zu! Denn Weisung
wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen. Jes 51, 3- 4 ;
Seid fröhlich ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk erlöst.
Jes 52,7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da
Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
52,8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn
der HERR nach Zion zurückkehrt. 52,9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems;
denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Jes 52, 7- 9;
Zum Zeitpunkt da der Herr nach Zion zurückkehrt, um sein Volk zu trösten und Jerusalem zu
erlösen, wird die Stadt also in Trümmern liegen. (Siehe auch Jes 61,4; Hes 36,9.33; Ps 102,15)
(Siehe auch Kapitel 10: "Das Millennium".)
Die Prophezeiungen auf die Eroberung und Vertreibung Jerusalems in der Endzeit beinhalten aber
auch gleichzeitig die Verheißung der Errettung.
Jerusalem hat den Kelch des Zornes Gottes geleert, es soll ihn nicht mehr trinken.
Jes 51,17 Werde wach, werde wach, steh auf, Jerusalem, die du getrunken hast von
der Hand des HERRN den Kelch seines Grimmes! Den Taumelkelch hast du ausgetrunken, den Becher geleert.
51,18 Es war niemand von allen Söhnen, die sie geboren hat, der sie leitete, niemand von allen Söhnen, die
sie erzogen hat, der sie bei der Hand nahm.
51,19 Dies beides ist dir begegnet – wer trug Leid um dich? -: Verwüstung und Schaden, Hunger und Schwert; -
wer hat dich getröstet? 51,20 Deine Söhne lagen auf allen Gassen verschmachtet wie ein Hirsch im Netz,
getroffen vom Zorn des HERRN und vom Schelten deines Gottes. 51,21 Darum höre dies, du Elende, die du
trunken bist, doch nicht von Wein!
51,22 So spricht dein Herrscher, der HERR, und dein Gott, der die Sache seines Volks führt: Siehe, ich
nehme den Taumelkelch aus deiner Hand, den Becher meines Grimmes. Du sollst ihn nicht mehr trinken, 51,23 sondern
ich will ihn deinen Peinigern in die Hand geben, die zu dir sprachen: Wirf dich nieder, dass wir
darüberhin gehen! Und du machtest deinen Rücken dem Erdboden gleich und wie eine Gasse, dass man darüberhin
laufe. Jes 51,17-23;
Diese Zerstreuung, dieser "Taumelkelch" ist also die letzte Prüfung für die Israeliten.
Danach wird der Becher des Grimmes Gottes aus ihrer der Hand genommen und ihren Peinigern übergeben.
Schließlich haben wir bei Jeremia noch einen Hinweis auf diese letzte Trübsal Israels.
Es ist eine Zeit der Angst für Jakob; doch soll ihm daraus geholfen werden.
Jer 30,4 Und dies sind die Worte, die der HERR redete über Israel und Juda. 30,5
So spricht der HERR: Wir hören ein Geschrei des Schreckens; nur Furcht ist da und kein Friede. 30,6 Forschet
doch und sehet, ob dort Männer gebären! Wie kommt es denn, dass ich sehe, wie alle Männer ihre Hände an
die Hüften halten wie Frauen in Kindsnöten und alle Angesichter so bleich sind? 30,7 Wehe, es ist ein
gewaltiger Tag, und seinesgleichen ist nicht gewesen, und es ist eine Zeit der Angst für Jakob; doch soll ihm
daraus geholfen werden.
30,8 Es soll aber geschehen zu dieser Zeit, spricht der HERR Zebaoth, dass ich das Joch auf deinem Nacken
zerbrechen will und deine Bande zerreißen. Sie werden nicht mehr Fremden dienen, 30,9 sondern dem HERRN,
ihrem Gott, und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will. Jer 30, 4- 9;
Kurze Zeit haben unsere Widersacher dein Heiligtum zertreten.
Jes 63,18 Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre
Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. 63,19 Wir sind geworden wie solche, über die du niemals
herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde. Ach dass du den Himmel zerrissest und führest
herab, dass die Berge vor dir zerflössen. Jes 63,18-19;
Auch in der obigen Schriftstelle – Jes 63,18-19 – wird davon gesprochen, dass das Heiligtum
zertreten und "dein heiliges Volk vertrieben" wird. Außerdem heißt es, dass dieser Zustand nur "kurze
Zeit" dauern wird. Diese Angabe lässt sich gut mit den zweiundvierzig Monaten aus Off 11,2 in Einklang
bringen. Und die Bitte des Propheten "dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor
dir zerflössen" wird der Herr in dieser Zeit dann auch sehr bald erfüllen. Dreieinhalb Jahre später, nach
der Großen Trübsal und der Schlacht von Harmagedon, wird der Herr bei der siebenten Schale des Zorns
tatsächlich den Himmel zerreißen, herabfahren und die Berge werden vor ihm zerfließen wie Wachs und die
Täler werden erhöht werden.
(Siehe auch Kapitel 08: "Die Umgestaltung von Himmel und Erde".)
Damit haben wir auch eine Zusammenfassung für "die Tage der Vergeltung":
- Jerusalem wird in der Mitte der siebzigsten Jahrwoche von den Heiden belagert und erobert
- das Volk wird zum Teil getötet, zum Teil weggeführt oder vertrieben
- die Heiden werden die Stadt "zertreten"
- der Tempel selbst wird entweiht
- dieser Zustand wird nur kurze Zeit – 3 1/2 Jahre – andauern (bis die Zeiten der
Heiden erfüllt sind)
- dann wird der Herr das Strafgericht über Himmel und Erde (Tag des Herrn) ergehen lassen.